Außerdem möchte ich auf den Vergleich von Schröder und Merkel
eingehen.
Ich halte das für Unfug. In erster Linie ist die Politik die
Schröder betrieben hat und die die Merkel betreibt nicht zu
vergleichen. Merkel durchläuft primär Krisenzeiten,
Wirtschafts und Finanzkrisen, schnelles Handeln ist gefragt.
Und warum handelt sie dann nicht, sondern wartet, bis sich in der Bevölkerung bzw. international ein Konsens herauskristallisiert? Und zum Thema Krisen:
1998/1999: Kosovo-Krise/-Krieg
2001: Platzen der Dotcom-Blase
2002: Hochwasser Ostdeutschland
Das, was landläufig Eurokrise genannt wird, schwärt doch nur schon so lange vor sich hin, weil Deutschland so zögerlich agierte und dann immer wieder nachgab. Das ganze vor dem Hintergrund der LügePrämisse, daß Euro den Bach runtergeht, wenn Griechenland die Grätsche macht, die dann später auf „wenn der Euro vor die Wand fährt, ist Europa am Ende“ erweitert wurde, was am Ende nichts anderes heißt, als daß man Griechenland um jeden Preis zahlungsfähig halten will und zwar ohne das jemals zu begründen. Alternativlos halt.
Anders formuliert: nur, weil in die Amtszeit Merkels ein paar Probleme gefallen sind, heißt das nicht, daß sie auch nur ansatzweise zu deren Lösung beigetragen hat. Sie hat durch ihr beschriebenes Verhalten vielmehr dazu beigetragen, daß die Lösung verschleppt wurde und das Problem noch größer ist als vorher - nur daß kaum jemand darüber spricht.
Dazu kommt noch, das Merkel weit beschäftigter ist mit der
Außenpolitik (EU) als mit der Innenpolitik. Ich bin der
Meinung, dass die Merkelregierung uns sehr erfolgreich durch
die Krisenjahre gebracht hat und das ist mit Sicherheit eine
enorme Aufgabe gewesen.
Ich bin der Ansicht, daß das ganze Rumgeeiere eine totale Katastrophe war, die uns noch viel Geld kosten wird und den Euro auf eine Weise beschädigt hat bzw. beschädigen wird, gegen die der Austritt Griechenlands aus dem Euro ein Witz gewesen wäre.
Die einzigen Dinge, bei denen die Regierung tatsächlich eine Art Handlungsfähigkeit an den Tag gelegt war, war die Änderung des KWG im Hinblick auf die Abwicklung von Kreditinstituten und das Finanzmarktstabilisierungsgesetz. Ob letzteres am Ende so sinnvoll gewesen ist und ob es nicht besser gewesen wäre, ersteres vor letzterem in Kraft zu setzen, ist wieder eine ganz andere Frage.
So oder so: die vorstehenden Maßnahmen sind auf Steinbrücks Mist gewachsen. Merkels Beitrag bestand darin, ohne jegliche rechtliche Grundlage der Bevölkerung zu erzählen, daß die Einlagen in Deutschland sicher seien.
Außerdem finde ich es absolut unverständlich zu behaupten,
dass man Schröder sein Wagnis zur Veränderung positiv
anrechnen müsse. Bei aller Liebe, Veränderung ist kein
Privileg und auch keine Tugend. In der Politik geht es primär
darum, die Gesellschaft und Wirtschaft voran zu treiben und
daran ist Schröder gnadenlos gescheitert, um das noch nett
auszudrücken.
Da gehen unsere Meinungen wohl auseinander, um das noch nett auszudrücken. Und um das mal klarzustellen: ich habe mit der SPD nichts am Hut und würde die vermutlich (Stand heute) noch nicht einmal mit einer Waffe am Schädel wählen (gilt übrigens für alles, was aus der Abteilung grün-rot-dunkelrot kommt). Schröder selbst ist mir höchst unsympathisch, ich halte viele seiner Auftritte gerade zu Beginn und zum Ende seiner Amtszeit für höchst peinlich und seine Zweitverwendung nach der Politik für höchst zweifelhaft.
Dennoch hat er etwas getan, was seit Jahrzehnten in der deutschen Politik außer Mode war: das zu tun, was man für richtig hält und dabei nicht an die nächste Wahl zu denken. Frau Merkel denkt nicht einmal an die nächste Wahl, sondern an die nächste Umfrage und das führt dazu, daß sich in diesem Lande genau gar nichts tut. Die FDP, zuletzt unter Westerwelle und nun unter Rösler zur totalen Nutzlosigkeit verkommen, ist in der Hinsicht natürlich auch keine große Hilfe.
Das Problem ist letzten Endes, daß die Parteien in ihrem Handeln nicht dem entsprechen, was ihr eigener Anspruch an sich selbst ist (sprich: nicht ihrem Programm nach handeln). Ob sich nun der Anspruch überholt hat oder das Handeln falsch, steht auf einem anderen Blatt.
C.