Und das auch nur, weil Du nicht auf meine Erklärungen eingegangen bist, warum sowohl eine Lebensversicherung als auch ein Bausparvertrag auch bei der Finanzierung einer selbstgenutzten Immobilie sinnvoll sein können.
50.000 Euro–>500 Euro Abschlussentgelt, bei Zinsbindung zehn Jahre 50 Euro im Jahr. Bei 300 Euro monatlicher Ansparleistung gibt es über die ersten zehn Jahre bei 3,5% 7000 Euro Zinsen - also pro Jahr im Schnitt 580 Euro. Das war aber ohnehin nur ein sekundäres Argument und auch offensichtlich auf die Vergangenheit bezogen - also in etwa den Zeitraum ab 2011, als die Leute anfingen, in einem Niedrigzinsumfeld so sehr auf Kante genähte Immobilienfinanzierungen aufzunehmen, dass sie alle sinnvollen Produkte ablehnten, weil sie es ja alle besser wussten als die bezahlten Büttel von der Bank (bzw. Sparkasse).
Naja, außer uns. Wir haben 2020 einen Forward zu 0,9% als Anschlussfinanzierung für ein Darlehen, das noch bis Januar 2022 mit 3,35% lief, abgeschlossen, das angesparte Bausparguthaben zur Teiltilgung verwendet und nun tilgen unsere Mieter unseren Kredit wegen der ersparten Zinsen mit monatlich gut 700 Euro statt dass wir das Bausparguthaben monatlich mit 300 Euro aufstocken. Durch die Verrechnung des Guthabens mit dem Darlehen und die niedrigeren Zinsen hat sich natürlich der monatliche Steuervorteil von 150 Euro in eine monatliche Steuerlast von rd. 100 Euro verwandelt, aber dafür - wie gesagt - steigt unser Vermögen nun monatlich um 700 Euro.
Meine Frau, selber auch bei einer Bank beschäftigt, hat übrigens noch einen alten Bausparvertrag, bei dem Guthaben mit 3,5 oder 4% verzinst werden. Der Arbeitgeber zahlt schön 40 Euro monatlich darauf ein und als Azubine und Berufsanfängerin hat sie Arbeitnehmersparzulage und Wohnungsbauprämie obendrauf bekommen.
Den Forward für den Kredit für die selbstbewohnte Hütte haben wir vor vier Jahren abgeschlossen, wenn ich mich recht entsinne. Ich muss allerdings fairerweise einräumen, dass die Beratung der Dame von der Sparkasse da tatsächlich nicht ganz optimal war, weil sie nicht von sich aus darauf gekommen war, wie man in das Konstrukt trotz der kurzen Restlaufzeit bzw. des niedrigen Kreditbetrages noch ein Sonderkündigungsrecht reinbasteln konnte. Aber da hilft man dann ja als Kollege gerne weiter.
Kurz gesagt: wenn der Kellner auf Anfrage hin eine Flasche Wein zum Essen empfiehlt, kann man den natürlich als Büttel seines Chefs beschimpfen und verlangen, dass er statt des empfohlenen Tempranillos für 40 Euro gefälligst die Flasche den 9 Euro Grauburgunder-Hauswein zu den Lammkoteletts auf den Tisch stellen soll. Dann fühlt man sich im Recht und als erfolgreicher Kämpfer gegen die Bevormundung der Systemknechte und dass der Wein halt nicht recht passt, fällt einem spätestens nach der dritten Karaffe sowieso nicht mehr auf.
Wie gesagt: sowohl eine Lebensversicherung als auch ein Bausparvertrag können auch bei der Finanzierung einer selbstgenutzten Immobilie sinnvoll sein. Alleine der Umstand, dass diese Produkte sinnvoll sein können, ist schon Grund genug, auf diese hinzuweisen und wenn man berücksichtigt, dass Darlehensgeber im Beratungsgespräch eben auch auf Risiken hinweisen müssen (und Tod, Unfall und anderweitig bedingte Zahlungsunfähigkeit gehören eben dazu), haben diese Hinweise umso mehr ihre Berechtigung. Natürlich darf man die Produkte aus beliebigen Gründen auch ablehnen, aber den reinen Hinweis darauf als pure Profitorientierung und einseitige Beratung abzutun, geht völlig an der Sache vorbei.
Und noch ein Wort: in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis haben in den letzten 25 Jahren etliche Personen bzw. Familien Finanzierungen aufgenommen - in der Regel für die selbstgenutzte Finanzierung. Trotz des immer wiederholten Angebotes, wurde ich nur einziges mal danach gefragt, ob ich noch Hinweise oder Ratschläge habe oder mir die Vertragsentwürfe (Kauf und Kredit) mal anschauen könnte. Einmal. Den Leuten ist einfach nicht zu helfen. Aus irgendeinem Grund meinen die Leute bei Finanzfragen, sie wüssten selber schon am besten, was richtig und gut ist. Nicht nur einmal hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass das eher nicht so der Fall war und nicht nur einmal stellte sich heraus, dass sie besser gefahren wären, wenn sie auf die Leute bei der Bank gehört hätten. Aber natürlich kann man auf die Restschuldversicherung verzichten und natürlich kann man ein Nachrangdarlehen zu 9,9% Zinsen aufnehmen, wenn man nicht genug Eigenkapital hat und die Bude unbedingt wegen der anstehenden Renovierung zu 125% belasten will.