Hallo, Alraune
Daher kommen nun auch Antworten in anderer Form.
Für Dich und Denis möchte ich kurz die Sache näher erläutern:
Holunder (sambucus nigra), im Volksmund auch „Flieder“ genannt
gilt als „heilige Pflanze“, weil er eine vielfältige
Heilwirkung hat. Im Gegensatz dazu eignet er sich allerdings
auch wunderbar zum „Übertragen“ von Krankheiten. Er galt
früher bei den Bauern als „lebendige Hausapotheke“, wurde auch
als Schutz gegen Hexerei und Zauber in Stall und Haus
eingesetzt. Der Holunder durfte nicht mutwillig beschädigt
werden, da demjenigen sonst Unheil oder gar Tod drohte.
Also wenn die Eingeweihten hier oft und gerne kleine Anekdoten und Schwänke zur Untermauerung Ihrer Thesen erzählen , wird mir selbiges doch auch mal erlaubt sein: Als ich etwa 6 Jahre alt war, zogen wir in ein ein Mietshaus, das auf einer alten Kleingartenkolonie errichtet war. Dahinter lag eine wahre Wildnis aus Pflaumen- Birnen- UND Holunderbäumen. Du kannst Dir nicht vorstellen, was eine Horde von Viertelwüchsigen innerhalb weniger Sommer in einem Holunderdickicht anzurichten vermag (eigentlich nicht viel: er kommt jedes Jahr wieder). Es ist für ein Kind eine absolut faszinierende Erfahrung, die Rinde abzuziehen, das glatte Holz zu erfühlen, und schliesslich das weiche Mark herauszukratzen. Damals wussten wir natürlich nicht, dass wir mit dieser Schändung unsere Todesurteile unterschrieben, aber - wie soll ich es sagen:
Ich lebe noch.
Weitere Eigenschaften könnte ich noch weiter fortsetzen, denke
aber, es beantwortet Deine / Denis’s Frage/Feststellung.
Abschließend noch der Hinweis, daß die für den Menschen so
nützliche Kraft des Holunders zu dem Bauernspruch führte: „Vor
dem Holunder muß man den Hut abnehmen“. Dies zeigt, mit
welcher Ehrfurcht man dieser Pflanze begegnen sollte.
Jetzt hast Du aber verheimlicht, dass er sogar vor Blitzen schützt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Holunder#Volk…
Ist doch prima - auch wenn ICH zu diesem Zweck (ganz und gar in meinem physikalischen Weltbild gefangen) einen Faradaykäfig bevorzuge.
Ich will das alles nicht lächerlich machen, und gebe gerne zu, dass ich HEUTE natürlich nicht mehr als Rowdy mit dem Messer durch die Büsche springe. Das hat aber eher mit allgemeiner „Ehrfurcht“ vor dem Leben zu tun, die ich prinzipiell jedem Erwachsenen unterstelle - und an die man deswegen eigentlich nicht appellieren braucht.
Aber ein paar Gedanken treiben mich doch noch um: Du schriebst weiter oben:
Der Holunder durfte nicht mutwillig beschädigt
werden, da demjenigen sonst Unheil oder gar Tod drohte.
Durfte? Ist das heute nicht mehr so schlimm? Ist es am Ende wie mit der Fluchmail: Trifft es am Ende nur den, der daran glaubt? Und noch etwas: Fällt das innerlich gemurmelte: „Vergib mir, aber ich schneide Dir jetzt gleich was ab“ NICHT unter „mutwillig“? ICH glaube jedenfalls, hinter so einer Formulierung Vorsatz zu erkennen. Oder gilt dann der medizinische Notfall als mildernder Umstand?
Was ist mit heiligen Pflanzen anderer Völker? Fällt „das Böse“ nur auf den indonesischen Sägenmann (welcher sich AUCH in einer Notlage befindet - er will AUCH nur seine Familie durchbringen), oder sollte der Besitzer von „Tropenholz“ auch mit gesenktem Haupt durch die Gegend laufen? (natürlich sollte er das: der wilde Holzschlag in den Tropen ist ein sehr ernstes Problem - aber darauf spielte ich nicht an)
Verzeih mir - das sind eine Menge Fragen. Das dahinterliegende Gedankengut interessiert mich aber wirklich.
Nun soll ja an jeder Legende irgendwas dran sein, aber: DARAN …
„Der unangenehme Geruch des Laubes soll daher kommen, dass sich Judas an einem Holunderbaum erhängt hat.“
…glaubt doch hoffentlich niemand, oder? ;o)
Womit wir beim nächsten Problem wären: WER entscheidet, was stimmt - und was nicht?
Viele neugierige Grüsse!
Denis