Bestandsvermehrung bei ausgewilderten Hauspferden

Hallo,

meine Frage ist hypothetischer und etwas komplexerer Natur. Der Gedanke ist folgender:

Angenommen, eine Gruppe von 10 Hauspferden mittleren Alters, 5 Stuten und 5 Hengste, flüchtete in ein Wildreservat. Nahrung und Platz wären dort in jedem Fall ausreichend vorhanden. Es bestünde keine Gefahr durch Bejagung durch den Menschen, allerdings Raubtiere wie Wölfe und Großkatzen, daneben außerdem (Nahrungs-)Konkurrenz durch andere Tierherden. Wie schnell und umfangreich könnte sich die Pferdeherde zu diesen Bedingungen an die Wildnis anpassen und binnen 100-150 Jahren ihren Bestand vermehrt haben?

Danke für die Hilfe!

Hallo!

Hauspferd ist ja nicht gleich Hauspferd!!! Wirf doch mal einen Blick in die Pferderassen, dann wirst Du erkennen, dass es sehr unterschiedliche Pferde gibt. Ausserdem gibt es den Nord- und den Südtyp, der sich ganz unterschiedlich spezialisiert hat. Ein Vollblutaraber hätte wohl in Norwegen schlechtere Karten, genauso wie ein Norwegisches Fjordpferd in einer Wüste.

Wirklich ein sehr hypothetischer Ansatz!!!

Grüße

Da die Frage wahrlich hypothetisch ist, kann die Antwort nur genauso hypothetisch sein und sich, wenn überhaupt, in einem möglichen Resultat der Wahrscheinlichkeitsrealität nur annähern. Faktoren: welche genetisch qualitativen Veranlagungen werden sich weitervererben? Welcher Hengst wird von der Stutherde anerkannt und zur Deckung (wieviele Jahre?)zugelassen? Wie fruchtbar und aufnahmefreudig sind die Stuten? Welchen Einfluss hat das Klima auf die Aufzucht? Wie berechnest du den Einfluss der Wildtiere auf den Herdenbestand der Pferde? In einem Zeitrahmen von 100-150 Jahren musst du klimatische Änderungen einkalkulieren, genauso wie ev. strenge Winter oder Sommerdürren, die sich auf die Population auswirken. An welche Hauspferde denkst du? Isländer, Haflinger, deutsches Warmblut??? Wie degeneriert sind zum Zeitpunkt der Auswilderung die Pferde? Manche würden nicht einen Winter im Outback überleben! Wie soll die Verletzungsgefahr berechnet werden? Eine Phlegmone in freier Wildbahn ist ein Todesurteil für ein Pferd. Ich an deiner Stelle würde mich um bereits existierende Daten über Beobachtungen von Herden bemühen, da sie dir eine (aber auch nur mögliche) Tendenz der Vermehrung anzeigen. Alles Andere ist meiner Meinung nach ins Blaue gedacht …

LG Annette

Hallo Katja,

danke für den Hinweis! Ich versuche ein konkretes Beispiel zu geben: Den spanischen Konquistadoren entlief Anfang des 16. Jahrhunderts eine etwa eben so große Gruppe Berber wie oben beschrieben. Diese soll sich bis zum Ende des 19. Jahrhundert zu einer Population von rund 2 Mio. Tieren vermehrt und über ganz Nordamerika bis zu den Waldgebieten im Norden ausgebreitet haben, wobei im Laufe der Zeit weitere entlaufene Tiere hinzu gekommen sein sollen. Ich habe Bekannte mit Pferden, die sich absolut nicht vorstellen können, wie sich eine kleine Gruppe von Hauspferden - selbst unter angenommenen Idealbedingungen - in relativ kurzer Zeit derart stark vermehren und über ein solch gigantisches Gebiet verbreiten konnte. Ich möchte die Lehrmeinung nicht in Frage stellen, würde das Ganze aber gerne besser verstehen und nachvollziehen können.

Und jetzt wird es wohl mathematisch! :wink:

Die Mustangs stammen aber nicht nur von den Berbern ab. Da werden sicher immer wieder Pferde entlaufen sein und nicht nur einmalig eine Handvoll.

Aber eigentlich ist das doch ein mathematisches Problem oder nicht?! Man müsste das halt mal hochrechnen. 5 Stuten kriegen im Idealfall (für die Hochrechnung - nicht ideal für die Stute) fast jedes Jahr ein Fohlen. Das Ganze vielleicht so 10 Jahre lang. Die Hälfte der Fohlen ist weiblich und braucht vielleicht so 3-4 Jahre (ich weiss nicht, wann Wildpferde ihr erstes Fohlen bekommen) bis zum ersten Fohlen.

Da bleiben dann natürlich die Verluste unberücksichtigt, aber man bekommt ein Gefühl für die Anzahl.

Wenn man nach Vermehrung und Wildpferd googelt, scheint es aber schon so zu sein, als ob "Wild"pferde recht vermehrungsfreudig wären. :wink:

http://www.google.de/#hl=de&source=hp&q=wildpferde+v…

Viele Grüße
Katja

tjaa, da kann ich leider auch nicht weiterhelfen, weil ich weder von der Auswilderung noch der Bestandvermehrung Ahnung hab…

Tut mir leid, und viel Erfolg/Glück bei der Suche nachner hilfreicheren Antwort

Hallo und Guten Tag,
das ist nicht mein Fachgebiet. Trotzdem habe ich mich mal ein wenig hineingedacht. Platz und Nahrungsangebot regeln viel in der Natur allerdings wiedersprechen sich in meinen Augen die Vorgaben. Ein Reservat ist immer ein begrenzter Raum. Für die Freßkonkurenz könnten der Lebensraum günstiger sein z. B. verwertbarkeit/Pflanzenart oder Geographische Gegebenheiten. Zudem fehlen für meinen Geschmack die Klimazone, stehenes oder Flieswasser sowie die Art und Konditon der Hauspferde. Robuste oder Luxustier, Minni oder Riese. Ohne Huf kein Pferd. Sind vieleicht noch Orthopädische Eisen darauf die einfach problemlos rauswachsen - eigentlich nicht/oder.
Viel Spaß noch beim grübeln.

Die Pferdegruppe bräuchte sich vermutlich gar nicht großartig anzupassen und würde sofort mit der Vermehrung beginnen. Unter hiesigen Witterungsbedingungen würde ich von einer Fohlenvelustrate von ca. 30% zwischen dem ersten und 3. Lebensjahr ausgehen (abhängig natürlich von den Risiken des Habitats, Flüsse, Gewässerbeschaffenheit / Gefahr des Ertrinkens evtl. Berge oder sonstige geographische Herausforderungen)

Bei 5 gleichaltrigen Hengsten und 5 Stuten würde sich vermutlich einer der Hengste mit den Stuten davonmachen und die anderen würden eine Gruppe Junggesellentruppe bilden. Die Fohlen würden vermutlich zunächst bei der Gruppe mit den Stuten verbleiben und nach und nach würden die männlichen Tiere selbst Stuten um sich zu scharen bzw. als Junggesellen weiter zu leben.

Domestizierte Pferde sind größtenteils sehr gut in der Lage, genügend Futter und Wasserangebot vorausgesetzt, ohne menschliche Zuwendung zu überleben. Die Ausgangsgruppe ist recht klein (vor allem wenig Stuten) so dass ohne genetische Blutauffrischung von außen von einer erhöhten Sterblichkeit auszugehen ist durch Inzuchteffekte, die sich nach einigen Generationen ‚herausmendeln‘ dürften. Reicht?