Hallo, das ist ein ziemlich vielschichtiges Thema, das du ansprichst!
Hier eine Rückmeldung von der „anderen Seite“ (in meiner Klasse sind Kinder von 2-5)
Also, erstmal würde ich wenn mein Morgenkreis so langweilig ist, dass die Kinder (einige) was anderes machen, mal über den Inhalt nachdenken… (was passiert in dem Morgenkreis? Lieder und Fingerspiele? Berichte von 10 Kindern, was sie am Wochenende gemacht haben? mehr oder weniger langweilige Rituale? eine spannende Geschichte? wie lange dauert er? alles erfragen!!)
Stillsitzen ist kein Ziel an sich. Ich kann auch nicht gut stillsitzen, wenn ich nichts zu tun habe und es mich in den Fingern und Füssen juckt, aufzustehen
Allerdings können die meisten Kinder mit vier oder fünf ganz gut eine Weile (Viertelstunde oder mehr) konzentriert (und damit „still“) bleiben, wenn sie etwas interessiert. Ohne das (Kinder interessieren) geht es in Kiga und Vorschule sowieso nicht!
Eine Frage: schaut dein Sohn Fernsehen? Wenn ja, kann er dabei „stillsitzen“? und wie lange?
„Konzentration“ kann und sollte man auch in der Familie einüben, nein OHNE SCHULÜBUNGEN! einfach durch interessante Tätigkeiten: eine spannende Geschichte lesen (Bilderbuch), basteln (mit Ideen von den Grossen, und auch ganz frei, die meisten Kinder sind mit Feuereifer dabei), eine riesige Legostadt bauen, … und so wenig wie möglich Fernsehen (wenn kinder dabei stillsitzen, heisst das nicht, dass sie sich auf andere sachen dann gut konzentrieren können, im Gegenteil)
… schickt die
Lehrerin Kinder, die sich aus ihrer Sicht nicht angemessen
verhalten, in ein sogenanntes „Time out“ - auf einen Stuhl in
der Ecke.
Da wäre erstmal die Frage, was es heisst, sich nicht angemessen verhalten?
Bei uns ist zB verboten, das sehen auch alle ein, andere zu hauen, zu spucken,… und wenn ein Kind das doch macht, dann trenne ich es räumlich für eine kleine Zeitspanne von den anderen, es kann alleine etwas anderes machen. (ist das Timeout??)
Das wird ganz offiziel nicht als Strafe verkündet, sondern als Folge: um mit den anderen zusammensein zu können, muss man sich an die Regeln halten. Wenn man das nicht tut, kann man (einen Moment lang!) nicht bei den anderen sein. Das verstehen Kinder total gut… es schützt sie nämlich auch!
Wenn ein Kind einfach unaufmerksam ist, ist Strafe Quatsch (aber ich halte Strafe eh fûr un-sinnig)… eher das Programm überdenken, s.o. Ob Time-out was nützt, dazu gleich nach dem nächsten Zitat mehr:
Mein Sohn scheint auch, des öfteren dort
hingeschickt zu werden. So war er neulich während des
Morgenkreises wohl etwas lebhaft und saß nicht still auf dem
Boden. Er spielte mit einem anderen Kind und wurde deshalb in
das „Time out“ geschickt. Andere Situationen sind mir jetzt
nicht bekannt, da er mir diese nicht erzählen mag.
etwas lebhaft? was heisst das genau? (würde ich nachfragen! es ist ein grosser Unterschied, ob ein kind sich einfach nicht interessiert und nebenbei was anderes macht, oder gezielt versucht, Chaos zu verbreiten, ja, das gibt es beides) Frage auch nach den anderen Situationen, wenn Kinder die nicht erzählen wollen, hat das manchmal (!) einen Grund…
Bei gezielt Chaos verbreitenden Kindern kann es ganz sinnvoll sein, sie einen Moment aus der Gruppe zu schicken, wenn eine ganze Gruppe Kinder durchdreht gibt das nämlich schnell Anarchie (hast du schon mal mit 10 - 15 Kindern auf einmal etwas gemacht? das ist ganz anders als mit einem! Wenn da eines bei gemeinsamen Aktivitäten Grimassen schneidet, Sachen wirft, etc um die anderen zum Lachen zu bringen, das würde ich auch bei vierjährigen nicht durchgehen lassen! es gibt Zeiten zum Quatsch machen und Zeiten ohne, das können sie mit vier schon gut verstehen und respektieren.)
Ob es dann andere, sinnvollere Möglichkeiten gibt (woanders spielen lassen,…) kommt auf die verfügbaren Erwachsenen, die Räume,… an
Mir gefällt das überhaupt nicht und ich werde
hierzu in jedem Fall das Gespräch suchen.
Ein Tipp: gelassen bleiben, ruhig und freundlich erstmal von der Erzieherinnenseite alles wissen wollen, was dort passiert. Kinder erzählen selten alles und auch nicht unbedingt genau was passiert ist (das ist keine Kritik, ein Erfahrungswert), auch bei Erwachsenen gibt es immer zwei Versionen.
Wenn du in den Kiga gehst und sofort anfängst: das gefällt mir nicht, ist es schwieriger, eine Lösung zu finden…
Das heisst nicht, dass du nicht um Verständnis für dein Kind „werben“ kannst, das eben noch klein ist.
(Ich weiss auch, dass manchmal von knapp dreijährigen erwartet wird, sie sollen in einer Gruppe einer Geschichte zuhören, und die damit völlig überfordert sind - es gibt auch LehrerInnen, ErzieherInnen, die so unter Druck sind, dass sie übertreiben. Nur, geh nicht sofort davon aus, manchmal erscheint etwas anders als es ist)
Noch ein persönlicher Nachtrag: meine Grosse ist 6 und jetzt in der ersten Klasse in einer anderen Schule. Dort werden Kinder, die nicht brav sind (mit dem Nachbarn reden…) in die Ecke gestellt, ja , wie früher. Meiner ist das noch nicht passiert, da sie eher scheu ist. Ich hab ihr erklärt, was ich davon halte (nichts), aber dass die Lehrerin eben entscheidet, wie sie die Klasse organisiert - solange dabei niemand verletzt oder erniedrigt wird, und diese Lehrerin es eben so macht. Wenn ihr das passieren würde, mehrfach, wÜrde ich sicher auch das Gespräch suchen, einfach damit eine RÜckmeldung von Elternseite da ist. Aber ohne grosse Illusionen, dass sich dadurch was ändert
Das heisst: wenn du rausgefunden hast, dass da wirklich etwas zu streng läuft, kannst du auch dein Kind stark machen, eine Ungerechtigkeit hinzunehmen, wenn sie sich nicht ändern lässt. Ich denke nicht, dass es davon Schaden nimmt. (das klingt sicher sehr provozierend, aber sobald die Kinder woanders mit-erzogen werden, muss man sich mit anderen Erziehungsstilen abfinden, in bestimmten Grenzen natürlich)
wünsche ein gutes Gespräch!