Hallo,
zunächst mal muss man sagen, dass die WGs rechtlich bislang in vielen Bundesländern noch auf recht wackeligen Füßen stehen. Hier vor Ort musste eine Betreiberin gerade einige WGs schließen, weil man diese als Heim einstufte, für das dann das Heim-Gesetz gilt, dessen Anforderungen in der aktuellen Fassung (deren Bearbeitung ansteht) aber nicht erfüllt werden. D.h. hier trägt man aktuell ggf. schon mal ein grundsätzliches Risiko, einer Schließung.
Genau diese Umgehung der teil durchaus sinnvollen, teils aber auch im konkreten Fall vollkommen unsinnigen und überzogenen Anforderungen des Heim-Gesetzes ist aber der Grund für die Gründung von WGs. D.h. man spaltet das klassische Heimangebot dann eben auf in die Vermietung von Wohnraum, den Vertrag mit einem (theoretisch beliebigen, faktisch aber natürlich nur dem vom selben Betreiber angebotenen) Hauswirtschaftsdienst, den man in bestimmten, benötigten Komponenten buchen kann, und einen Vertrag (mit einem ebenso eher theoretisch möglichen beliebigen) Pflegedienst. Dadurch entsteht dann faktisch die Vollversorgung eines Heimes, ohne tatsächlich ein Heim zu betreiben (so hoffen es zumindest die Betreiber).
Da die Sache eben noch recht wackelig ist, halten sich bislang die großen Sozialverbände und gewerblichen Betreiber in diesem Bereich noch ziemlich zurück, und hat man es regelmäßig mit kleinen, lokal tätigen Betreibern zu tun. Und wie gut oder schlecht die arbeiten kann man noch weniger vorhersagen, als bei einem konkreten Heim eines größeren Betreibers.
Insoweit hilft nur die persönliche Inaugenscheinnahme, Sammlung von Erfahrungsberichten (was bei so kleinen Einrichtungen natürlich schwierig ist), …
An sich kann so eine WG durchaus eine bessere Alternative zu einem klassischen Heim sein, wenn sie sich z.B. auf bestimmte Krankheitsbilder, wie z.B. Demenz spezialisiert, und hierfür dann die entsprechende Einrichtung und Angebote bereit stellt. D.h. ich kenne WGs, die geschlossene Gärten mit Endlos-Wegen haben, deren Einrichtung im Sinne der Biographiearbeit im Stil der 50er gestaltet ist, und in denen konsequent biographiegerechte Beschäftigungsangebote gemacht werden. Angefangen von der Beteiligung der früher hauswirtschaftlich tätigen Bewohner an der Zubereitung der Mahlzeiten und der Pflege der Einrichtung, über gärtnerische Angebote, … bis hin zum Sortieren von „Post“, … Dabei ist die Kleinteiligkeit der Einrichtungen durchaus von Vorteil, und schafft bei Einbindung der Angehörigen eine familienähnliche Struktur. Und je nach finanziellen Möglichkeiten der Bewohner/Ausrichtung auf ein passendes wirtschaftliches Klientel können natürlich die Zimmer und Gemeinschaftseinrichtungen durchaus auch sehr großzügig ausfallen, und sogar mehr Komfort als ein Heim bieten.
Auf der anderen Seite muss man aber auch sehen, dass viele WGs als „billige Alternative“ zum Heim betrieben werden, was dann natürlich auch auf die Qualität, Ausstattung, … geht.
Zudem muss man sich natürlich damit anfreunden, im Falle des Falles drei Ansprechpartner zu haben, wenn einmal etwas nicht funktioniert, und die Möglichkeit des Wechsels von Hauswirtschafts- und Pflegedienst als eher theoretisch betrachten.
Gruß vom Wiz