Betriebsrat im Rollenkonflikt wegen gleichzeitiger Führungsaufgabe?

Liebe Forums-Mitglieder,

ich muss im Zuge einer Masterarbeit eine Umfrage durchführen und das Konfliktpotenzial von Betriebsräten in Führungspositionen zu untersuchen. Konkret geht es derum, Personen zu finden, die Erfahrung mit dieser Situation haben. Das heißt, es können sowohl BR-Mitglieder, Geschäftsführer oder auch alle anderen Mitarbeiter, die so eine Situation oder Konstellation erlebt haben, als Auskunftspartei genommen werden.
Ich suche aber nicht nur Personen, die sich zu einem ca. einstündigen Interview zur Verfügung stellen würden, sondern auch:

Vorschläge für Fragen, die auf das Thema Betriebsrat im Rollenkonflikt Bezug nehmen.
Welche Fragen würdet ihr interessant finden, welche Fragen würdet ihr in einem Interview gerne beantworten?
Achtung: es geht nicht darum, euch zu interviewen!
Es geht darum, den Fragenkatalog zu erstellen!

Vielen Dank für JEDEN Input!

Harry.

Hallo

Könnten Mitarbeiter in Führungspositionen überhaupt Mitglieder der BR sein? Sie gelten nach dem Betriebsverfassungsgesetz jedenfalls nicht als Mitarbeiter, Absatz (3):
https://www.gesetze-im-internet.de/betrvg/__5.html
Oder ist dieses Gesetz nicht mehr gültig?

Viele Grüße

hallo,

die wenigsten „Führungskräfte“ sind auch ausdrücklich leitende Angestellte im recht engen Sinn des § 5 Abs. 4 BetrVG. Bei uns zB sind das weniger als 10%.

&Tschüß
Wolfgang

1 Like

Führungsposition ist ja keine gesetzliche Definition. Warum sollte also ein Abteilungsleiter, Disponent, etc. kein BR sein können?

1 Like

Hallo Harry,

Das scheint eine interessante und spannende Sache zu sein.
Aber bevor sich hier jemand Gedanken macht, die Du nicht mehr brauchst, weil Du sie schon hast, solltest Du hier - bevor es los geht - erst einmal die Fragen einstellen, die Du Dir schon gemacht hast. Damit zeigst Du die Richtung auf, in die es gehen soll und gibst auch Anregungen für Ergänzungen und Verbesserungen. Ausserdem braucht dann niemand mehr „das Rad neu zu erfinden“.
Also: Stell einfach mal den Entwurf Deines schon bestehenden Fragenkatalogs ein und die Gedanken, die Du Dir dazu gemacht hast.

Ich warte jetzt mal ganz gespannt auf Deinen Beitrag zur Ergänzung Deiner Frage. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass es zu Deiner Masterarbeit nicht schon erste Entwürfe gibt.

Gruß
Jörg Zabel

Hallo,

keine Frage, aber ein wichtiger Punkt, der sicher nicht wenige Arbeitnehmer betrifft:
Vielleicht kannst Du ja eine Frage daraus formulieren.

Mein Abteilungsleiter und damit direkter Vorgesetzter ist auch im BR. - Ich würde diesen aber in der Funktion als BR-Mitglied niemals ansprechen, da bei mir immer ein Gefühl der Befangenheit mitschwingen würde.

Ro

Hallo Ronny,

vielen Dank für deine Antwort, die die erste verwertbare war!
Und ich denke, sie war besonders hilfreich, weil ich den Umstand der Befangenheit gar nicht berücksichtigt hätte. Das war in meinem Denkmuster nicht drin!
Falls dir noch etwas dazu einfällt, vielleicht auch eine Situation aus der Vergangenheit, lass es mich bitte wissen.
Du kannst mir gerne auch direkt auf meine E-Mail-Adresse schreiben:
[email protected]

Danke,
Harry.

Hallo Jörg,

ich habe noch keine Fragen, die ich hier einstellen könnte. Alles, was ich bisher formuliert hatte, geht eher in die „allgemeine“ Richtung. Umso wichtiger wäre es eben für mich, zusätzlichen Input von außen zu bekommen.
Es ist im Übrigen verdammt schwer zu Interviewpartnern zu kommen. Das stellt sich im Moment als zusätzliche, nicht eingeplante Hürde heraus!

Harry.

Hallo,

Bitte nicht böse sein, aber sowas habe ich erwartet. Es liest sich für mich wie „macht mal bitte meine Arbeit“.

Stimmt.
Als ich es gelesen habe, dachte ich auch „wie soll er da an Gesprächspartner kommen?“.

Gruß
Jörg Zabel

Ich bin dir nicht böse, ich frage mich nur, was du mit deiner Kritik bewirken möchtest.
Ich hätte eigentlich Hilfe gesucht, Unterstützung. Würde ich die Meinung eines Moralapostels suchen, würde ich in die Kirche gehen. Tu ich aber nicht …

Hallo,

und auch hier wieder: es muß nicht schaden, sich bei den Themen, zu denen man sich zu Wort meldet, auszukennen. Dies betrifft auch, aber nicht nur, rechtliche Themen. Wobei in dem von Dir genannten Paragraphen schon steht, warum Dein Einwand nicht berechtigt ist, denn die wenigstens Führungskräfte in Unternehmen sind zur (Zitat) „selbständigen Einstellung und Entlassung von (…) Arbeitnehmern berechtigt“.

Gruß
C.

Hallo

Auf meine Frage, oder meinetwegen meinen Einwand, hatte ich bereits zwei Antworten erhalten. Es ist durchaus nicht nötig, dass du eine dritte Antwort gleichen Inhalts, nur in herabsetzendem Ton, hinzufügst.

In dem Paragraphen steht doch nicht, dass die wenigsten Führungskräfte zur selbständigen Einstellung und Entlassung von Arbeitnehmern berechtigt sind.

MfG

PS: Du musst mir jetzt nicht erklären, was in dem Paragraphen steht.

Es freut mich ja für euch, dass ihr euch so munter austauscht, aber darf ich an meine ursprüngliche Frage erinnern?
Nur für den Fall, dass jemand dazu eine Meinung, Antwort, Anregung hätte …

Ich frage mich welche Antworten/Fragen du noch suchst ?

Es gibt für eine Führungskraft im BR vor allem den EINEN zentralen Rollenkonflikt:

dass man als Führungskraft die Interessen der Firma vertreten und durchsetzen muss - und als BR die Interessen des Mitarbeiters

und die stehen sich mitunter diametral gegenüber

  • wenn ich als Führungskraft einen Mitarbeiter sanktionieren muss/soll/will komme ich selber in einen Interessenskonflikt, weil ich zeitgleich als BR im Interesse des Mitarbeiters denken und handeln und Sanktionierungen abwenden sollte

  • will ich als Führungskraft einen Mitarbeiter aus meiner persönlichen Sicht zu Recht befördern, unterstütze das zusätzlich in meiner Eigenschaft als BR und meine Geschäftsleitung sagt „nein“ … was mache ich dann? Ich sollte/muss als Führungskraft die Entscheidung der Geschäftsleitung akzeptieren, als BR sollte/muss ich auf die Barrikaden gehen …

Das ist DER Grund weswegen sich zB Führungskräfte bei uns im Haus gar nicht erst zur Wahl aufstellen lassen … weil sie in ganz vielen Angelegenheiten schlichtweg befangen wären und entweder den einen oder den anderen Job nicht „gut“ machen könnten - mit den entsprechenden Konsequenzen.

Gruß h.

Anscheinend schon. Oder aber, Du hast noch nie in einem größeren Betrieb gearbeitet. Andernfalls wüßtest Du, daß eben nicht jede Führungskraft die notwendigen Berechtigungen besitzt, die dazu führen, daß sie als leitender Angestellter gilt.

Hallo Hexerl,

vielen Dank für deine Antwort!
Natürlich kann man auch nur EINE FRage stellen: Gibt es ein Problem?
Aber mein Zugang wäre halt, dass ich auch möglichen Interviewpartnern mehr heraushole, wenn ich die richtigen (Detail-)Fragen stelle.
Diese wieder würde ich leichter finden, wenn ich eben von Betroffenen dazu ein wenig Ezzes bekäme.
Beispiel:
Ich weiß noch, wie … damals …
Bei uns war …
Ich wollte …
Unser Betriebsrat hat …

Harry.

Hallo,
ich sehe das Thema ziemlich ähnlich wie Hexerl. Seit einigen Jahren bin ich im BR unserer Firma. Geschäftsführer hat es in diesem BR nie gegeben, insbes. als diese - in unserer Firma wie wohl in den moisten - leitende Angestellte im Sinne BetrVG sind.
Das „höchste der Gefühle“ ist eine Position als Handlungsbevollmächtigter ohne Personalverantwortung. D.h., hier gibt es dann keinen Konflikt im Sinne der von Hexerl aufgelisteten Themen.
Bisher habe ich von keinem BR Mitglied gehört, welches eine höhere Rolle in einer Firma eingenommen hat. Die leitenden Angestellten die für die Kollegen kämpfen woollen finden sich dann im SALA wieder (Sprecherausschuss der leitenden Angestellten).
Insofern sehe auch ich ein Problem geeignete Interviewpartner zu finden, da verantwortungsvolle LA und/oder BR Mitglieder diesen Rollenkonflikt hoffentlich vermeiden warden.
Ein BR Kollege hat z.B. mal seinen Hut genommen, da er von einer Beförderung (über HV) ausging.
Gruß
Nita

Hallo Nita,

das wäre genau die Art von Antwort, die ich gesucht hätte.
Und der seinen Hut nehmende Kollege ein idealer Interviewpartner.
So einfach wär`s :smile:

Harry.

Hi,
also erst Mal: was heisst hier: das wäre die Antwort die du suchen würdest… Hast sie doch von mir dann bekommen! :wink:
Und wieso wäre der BR Kollege der den Hut nahm der ideale Interviewpartner? Deine Überschrift lautet doch: Rollenkonflikt wegen gleichzeitiger Führungsverantwortung. Das fand ja hier gar nicht statt.
Aber okay, der ist jetzt sowieso nicht mehr hier, daher…
Gruß
Nita

Du hast recht, das war unpräzise …
Also das wäre die Art von Antwort, die ich mir auch von anderen gewünscht hätte!

Was das Interview angeht: ich würde jeden Gesprächspartner nehmen, der irgendetwas Vernünftiges zum Thema sagen kann. Also auch jene, die den Hut genommen haben, weil sie es gar nicht riskiert haben.

Ich vermute, dass manche von den Lesern automatisch an Großbetriebe denken. Bei mir ist es umgekehrt, ich denke eher an KMU - und da ist die gleichzeitige Ausübung von BR und Führungsfunktion nicht ganz so abwegig.
Paradebeispiel: der Disponent MUSS einen Auftrag erfüllen, aber das ist nur mit Arbeitszeitüberschreitung des Kollegen möglich …