Hallo Simsy Mone,
ich sehe schon, das wird eine Grundsatzdiskussion .
Und wenn einer genauso irgendwelche Matheformeln auswendig
gelernt hätte?
Das ist ja auch richtig. Man lernt Matheformeln auswendig, um Aufgaben damit zu lösen. Die Kunst besteht darin, zu wissen, mit welcher Formel man welche Aufgabe lösen kann.
Nichts verstanden, aber so viel verschiedene
Aufgabenstellungen auswendig gelernt,
Das ist eigentlich so gut wie unmöglich. Viele Matheaufgaben sind so komplex, dass kleine Veränderungen - z.B. in Textaufgaben zu Stochastik o.ä. - bereits alles zusammenbrechen lassen können, wenn man nichts verstanden hat und damit auch nicht weiß, was man hier jetzt zusätzlich berücksichtigen muss. Natürlich gibt es Aufgabentypen, die immer gleich sind, z.B. Nullstellenberechnung. Aber hier muss man ja auch ansatzweise verstanden haben, was man tun muss, denn es ist ja unmöglich, sämtliche Funktionen auswendig zu lernen. Da wäre es dann vielleicht doch ratsam, die Zeit lieber darin zu investieren, sich mit dem Stoff auseinanderzusetzen.
Der würde auch eine 5
kriegen?
Da man in Mathe sowieso nicht drum herum kommt, den Mist auch halbwegs zu verstehen, wohl sowieso.
Aber angenommen einer lernt tatsächlich Antworten auswendig, theoretisch ja.
Nochmal: ich verstehe schon, was Du meinst. Du findest es unfair, dass jemand eine schlechte Note bekommt, weil er etwas gelernt hat. Aber es kommt eben immer drauf an, WAS man lernt. Und wenn nunmal die Aufgabe ist, zu zeigen, das man etwas verstanden hat, dann erfüllt man diese Aufgabe nicht, wenn man ausschließlich reproduziert.
Das ist ja nicht die Forderung der Lehrer sondern der Sinn einer eutsch-Klausur.
Das ist einfach eine fixe Idee einer Pädagogik von vor 50
Jahren.
Da gab es irgendwann so eine pädagogische Strömung, dass man
die Kinder so wenig wie möglich beeinflussen soll.
Da hat man
sie dann mehr oder weniger sich selber überlassen und sich
nicht mehr die Mühe gemacht, ihnen was beizubringen
Das was Du meinst hat nichts mit der Aufgabe von Deutschaufsätzen zu tun. Das bezieht sich auf den Unterrichtsstil allgmein. Wie gesagt, ich glaube - ohne Dir zu nahe treten zu wollen - dass Du nicht ganz verstehst, was mit „eigene Texte schreiben“ gemeint ist. Es geht nicht darum, dass man Dich Dir selbst überlässt, so nach dem Motto „so, Thema ist Faust, lies das Buch und mach Dir mal Gedanken, ich rauch solange eine“. Natürlich sollten Dir (im besten Fall) die Methoden vermittelt werden, mit dem Du den Text hinsichtlich der Aufgabenstellung bearbeiten kannst.
diese
Laisse-Faire-Geschichte, die zu 70 % aus Faulheit der
Erziehungspersonen bestand, und bei der es sehr schwer war für
die Kinder, was zu lernen, weil sie sich alles aus den Fingern
saugen mussten.
Naja, naja. Also erstmal: ich halte auch überhaupt nichts von laissez-faire. Das überfordert Kinder meiner Meinung nach. Aber mit Faulheit der Erziehungsperson hat das wohl eher weniger zu tun. Das war eben ein Strömung, von der man damals dachte, es wäre DIE Lösung. Alles Hippies . Wenn Du natürlich mit diesem Stil erzogen worden bist, dann weiß ich jetzt auch, woher Dein Frust kommt. Dann verstehe ich auch, warum Du „selbständig denken“ mit „sich selbst überlassen sein“ gleichsetzt und kann Deinen Standpunkt verstehen. In diesem Fall möchte man sich natürlich gewisse „Auffangnetze“ basteln, indem man Vorgefertigtes auswendig lernt, weil man einfach gar nicht weiß (weil nicht vermittelt bekommen), wie man an so etwas überhaupt selbständig rangeht. Wenn Du natürlich von Deinen Lehrern tatsächlich nichts vermittelt bekommen hast, was Dir hilft, ist das nicht der Sinn der Sache. Aber von diesem Laissez-Faire-Stil ist man ja inzwischen eigentlich auch wieder abgerückt.
Wenn die Schüler in ihren eigenen Gedanken unterstützt werden
sollen, braucht man individuelle Förderung, aber dafür sind
die Rahmenbedingungen überhaupt nicht gegeben.
Da hast Du allerdings recht!
Ich finde es absolut krank, bei der Beurteilung so eine
Gedankenspitzelei zu betreiben, ob einer was verstanden hat
oder nicht oder von selber drauf gekommen oder es nur
nachgeahmt hat,
Naja, eben schon, weil das genau das ist, worauf es ankommt, aber das habe ich ja nun schon ausreichend erörtert.
wo es völlig aussichtslos ist, dabei zu einem
gerechten Ergebnis zu kommen.
Doch, das gerechte Ergebnis ist: Schüler, der Stoff verstanden und damit Lernziel erreicht hat: 1-4. Schüler, der Stoff nicht verstanden und damit Lernziel nicht erreicht hat, sondern sich durch auswendig lernen ein bisschen drum rum mogeln will: 5-6.
Wenn einer nicht konkret abschreibt, dann soll man doch das
Ergebnis bewerten, wie es ist! Natürlich kann es sein, dass
einer gar nichts kann, nur gerade das, was im Examen
drankommt, und das hat er nur durch Zufall auswendig gelernt.
Aber das ist eben Glück! Wo will man denn die Grenze ziehen?
Also erstmal: Examensaufgaben oder auch Abituraufgaben, sind eigentlich mit reinem Auswendiglernen und nicht-verstehen nicht zu bewältigen. Natürlich braucht es auch eine ordentlich Portion reines Wissen, welches die Arbeitsgrundlage bildet. Wenn ich z.B. in die Interpretationsklausur Latein gehe, ist von mir z.B. gefordert, den vorliegenden Text - nehmen wir mal die Aeneis von Vergil - hinsichtlich seiner Gattung zu untersuchen. Dann könnte ich mich freuen, weil ich genau das ganz toll auswendig gelernt habe und dem Korrektor jetzt alles hinkotzen kann, was ich über das lateinische Epos weiß. Dumm nur, dass das nicht die Aufgabe ist. Die Aufgabe ist, u.a. Merkmale der Gattung im Text zu finden, ggf auch auf Parallelen zu Homer zu verweisen, etc.
Nochmal: Lernen - auch auswendig lernen - ist wichtig. Aber das was zählt ist eigentlich das, was darüber hinausgeht, nämlich das gelernte Wissen sinnvoll anzuwenden.
Polymnia (die wider Erwarten keine Deutschlehrerin ist
Dein Glück!!
Ohja, in der Tat . Ich und Deutsch? Never!
Liebe Grüße,
Polymnia