Betrugsvorwurf wie kann ich mich wehren?

Hi

Ich hatte durchweg gute Deutschlehrer, bis zum Gymnasium, Deutsch LK.
Plötzlich musste man der Lehrerin nach dem Mund schreiben, jede Interpretation, die nicht genau ihrer entsprach, wurde mit 4 oder schlechter bewertet. Da wäre so ein Auswendiglernen genau das richtige gewesen… auch nicht pädagogisch sinnvoll.

lg
Kate

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Hallo Polymnia!

Anderes Beispiel: die Aufgabe bei einer Latein-Schulaufgabe ist es, den Text selbständig zu übersetzen, in dem man gelerntes Wissen bezüglich Grammatik und Vokabeln sinnvoll anwendet.
Jemand lernt nun für eine Lateinschulaufgabe die Reclam-Übersetzung des Textes auswendig, von dem er vermutet, dass er dran kommt. Er liefert somit eine fehlerfreie Übersetzung, obwohl er vom Text gerademal „Daedalus“ verstanden hat. Er hat zwar auch etwas gelernt, aber das eigentliche Lernziel nicht erreicht. Und Letzteres wird ja eigentlich benotet, nicht das Ergebnis an sich.
In diesem Fall würde ich vielleicht noch eine 5 geben, um den Lernaufwand anzuerkennen. Ein 4 würde ich nicht geben, denn das hieße ja, dass der Schüler hinsichtlich der Aufgabe (=Gelerntes anwenden) eine ausreichende Leistung erbracht hätte.

Und wenn einer genauso irgendwelche Matheformeln auswendig gelernt hätte? Nichts verstanden, aber so viel verschiedene Aufgabenstellungen auswendig gelernt, dass er in der Klausur meistens die richtigen Formeln benutzt? Der würde auch eine 5 kriegen?

Das kann doch wohl nicht sein!

Tut mir leid, aber ich ärgere mich immer noch über diese Lehrer-Forderung, immer etwas Eigenes zu schreiben.

Das ist ja nicht die Forderung der Lehrer sondern der Sinn einer Deutsch-Klausur.

Das ist einfach eine fixe Idee einer Pädagogik von vor 50 Jahren.
Da gab es irgendwann so eine pädagogische Strömung, dass man die Kinder so wenig wie möglich beeinflussen soll. Da hat man sie dann mehr oder weniger sich selber überlassen und sich nicht mehr die Mühe gemacht, ihnen was beizubringen, diese Laisse-Faire-Geschichte, die zu 70 % aus Faulheit der Erziehungspersonen bestand, und bei der es sehr schwer war für die Kinder, was zu lernen, weil sie sich alles aus den Fingern saugen mussten.

Wenn man 30 Leuten was beibringen will, muss man denen auf möglichst interessante Weise etwas vormachen, was manche verstehen, manche nachahmen und auswendig lernen, manche weder noch oder von beidem was.

Wenn die Schüler in ihren eigenen Gedanken unterstützt werden sollen, braucht man individuelle Förderung, aber dafür sind die Rahmenbedingungen überhaupt nicht gegeben.

Ich finde es absolut krank, bei der Beurteilung so eine Gedankenspitzelei zu betreiben, ob einer was verstanden hat oder nicht oder von selber drauf gekommen oder es nur nachgeahmt hat, wo es völlig aussichtslos ist, dabei zu einem gerechten Ergebnis zu kommen.

Wenn einer nicht konkret abschreibt, dann soll man doch das Ergebnis bewerten, wie es ist! Natürlich kann es sein, dass einer gar nichts kann, nur gerade das, was im Examen drankommt, und das hat er nur durch Zufall auswendig gelernt. Aber das ist eben Glück! Wo will man denn die Grenze ziehen?

Polymnia (die wider Erwarten keine Deutschlehrerin ist

Dein Glück!! :wink:

Viele Grüße

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Wenn die Interpretation der Schülerin nicht so eingeleuchtet
hätte, dann hätte sie sie sich auch nicht so gut gemerkt. Sie
hat sie verinnerlicht und konnte sie daraufhin ‚aus dem FF‘.
Das ist doch absoluter Quatsch, das schlecht zu benoten.

Nein, ganz und gar nicht. Übertragen wir das ganze auf den Kunstunterricht: die Schüler bekommen die Aufgabe, eine Stadtszene zu zeichnen - Häuser, Menschen, vielleicht Autos. Alle kreieren ein eigens erdachtes Bild - nur ein Schüler nicht: der hat aus dem Gedächtnis eine 1:1-Kopie eines großen Meisters nachgezeichnet.

Das ist natürlich schön, aber die Aufgabe war eine andere. Die Schüler sollten eine eigene Leistung hervorbringen, die über die reine Erinnerung hinausgeht. Die eben eigene Ansätze und Gedanken mit grundsätzlichen Techniken verbindet, nicht einfach nur reproduziert.

Es ist nun einmal so, dass in Fächern wie Deutsch nicht nur trocken das Wort bewertet wird, was auf dem Papier steht. Es wird auch die Leistung dahinter bewertet - und die ist gerade in höheren Stufen in den Anforderungen eben anspruchsvoller als auswendig gelerntes niederzuschreiben.

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Äh, du weißt, was ein Dativ ist? Oder ist das Ironie?

Ah, entschuldigung. Diesen Satz habe ich tatsächlich falsch verstanden. Grundsätzlich weiß ich natürlich was ein Dativ ist, nämlich dem Genitiv sein Tod. In diesem Fall war es aber wohl eher anders herum :smile:.

Hallo Simsy Mone,

ich sehe schon, das wird eine Grundsatzdiskussion :smile:.

Und wenn einer genauso irgendwelche Matheformeln auswendig
gelernt hätte?

Das ist ja auch richtig. Man lernt Matheformeln auswendig, um Aufgaben damit zu lösen. Die Kunst besteht darin, zu wissen, mit welcher Formel man welche Aufgabe lösen kann.

Nichts verstanden, aber so viel verschiedene
Aufgabenstellungen auswendig gelernt,

Das ist eigentlich so gut wie unmöglich. Viele Matheaufgaben sind so komplex, dass kleine Veränderungen - z.B. in Textaufgaben zu Stochastik o.ä. - bereits alles zusammenbrechen lassen können, wenn man nichts verstanden hat und damit auch nicht weiß, was man hier jetzt zusätzlich berücksichtigen muss. Natürlich gibt es Aufgabentypen, die immer gleich sind, z.B. Nullstellenberechnung. Aber hier muss man ja auch ansatzweise verstanden haben, was man tun muss, denn es ist ja unmöglich, sämtliche Funktionen auswendig zu lernen. Da wäre es dann vielleicht doch ratsam, die Zeit lieber darin zu investieren, sich mit dem Stoff auseinanderzusetzen.

Der würde auch eine 5
kriegen?

Da man in Mathe sowieso nicht drum herum kommt, den Mist auch halbwegs zu verstehen, wohl sowieso.
Aber angenommen einer lernt tatsächlich Antworten auswendig, theoretisch ja.
Nochmal: ich verstehe schon, was Du meinst. Du findest es unfair, dass jemand eine schlechte Note bekommt, weil er etwas gelernt hat. Aber es kommt eben immer drauf an, WAS man lernt. Und wenn nunmal die Aufgabe ist, zu zeigen, das man etwas verstanden hat, dann erfüllt man diese Aufgabe nicht, wenn man ausschließlich reproduziert.

Das ist ja nicht die Forderung der Lehrer sondern der Sinn einer :smiley:eutsch-Klausur.

Das ist einfach eine fixe Idee einer Pädagogik von vor 50
Jahren.
Da gab es irgendwann so eine pädagogische Strömung, dass man
die Kinder so wenig wie möglich beeinflussen soll.
Da hat man
sie dann mehr oder weniger sich selber überlassen und sich
nicht mehr die Mühe gemacht, ihnen was beizubringen

Das was Du meinst hat nichts mit der Aufgabe von Deutschaufsätzen zu tun. Das bezieht sich auf den Unterrichtsstil allgmein. Wie gesagt, ich glaube - ohne Dir zu nahe treten zu wollen - dass Du nicht ganz verstehst, was mit „eigene Texte schreiben“ gemeint ist. Es geht nicht darum, dass man Dich Dir selbst überlässt, so nach dem Motto „so, Thema ist Faust, lies das Buch und mach Dir mal Gedanken, ich rauch solange eine“. Natürlich sollten Dir (im besten Fall) die Methoden vermittelt werden, mit dem Du den Text hinsichtlich der Aufgabenstellung bearbeiten kannst.

diese
Laisse-Faire-Geschichte, die zu 70 % aus Faulheit der
Erziehungspersonen bestand, und bei der es sehr schwer war für
die Kinder, was zu lernen, weil sie sich alles aus den Fingern
saugen mussten.

Naja, naja. Also erstmal: ich halte auch überhaupt nichts von laissez-faire. Das überfordert Kinder meiner Meinung nach. Aber mit Faulheit der Erziehungsperson hat das wohl eher weniger zu tun. Das war eben ein Strömung, von der man damals dachte, es wäre DIE Lösung. Alles Hippies :smile:. Wenn Du natürlich mit diesem Stil erzogen worden bist, dann weiß ich jetzt auch, woher Dein Frust kommt. Dann verstehe ich auch, warum Du „selbständig denken“ mit „sich selbst überlassen sein“ gleichsetzt und kann Deinen Standpunkt verstehen. In diesem Fall möchte man sich natürlich gewisse „Auffangnetze“ basteln, indem man Vorgefertigtes auswendig lernt, weil man einfach gar nicht weiß (weil nicht vermittelt bekommen), wie man an so etwas überhaupt selbständig rangeht. Wenn Du natürlich von Deinen Lehrern tatsächlich nichts vermittelt bekommen hast, was Dir hilft, ist das nicht der Sinn der Sache. Aber von diesem Laissez-Faire-Stil ist man ja inzwischen eigentlich auch wieder abgerückt.

Wenn die Schüler in ihren eigenen Gedanken unterstützt werden
sollen, braucht man individuelle Förderung, aber dafür sind
die Rahmenbedingungen überhaupt nicht gegeben.

Da hast Du allerdings recht!

Ich finde es absolut krank, bei der Beurteilung so eine
Gedankenspitzelei zu betreiben, ob einer was verstanden hat
oder nicht oder von selber drauf gekommen oder es nur
nachgeahmt hat,

Naja, eben schon, weil das genau das ist, worauf es ankommt, aber das habe ich ja nun schon ausreichend erörtert.

wo es völlig aussichtslos ist, dabei zu einem
gerechten Ergebnis zu kommen.

Doch, das gerechte Ergebnis ist: Schüler, der Stoff verstanden und damit Lernziel erreicht hat: 1-4. Schüler, der Stoff nicht verstanden und damit Lernziel nicht erreicht hat, sondern sich durch auswendig lernen ein bisschen drum rum mogeln will: 5-6.

Wenn einer nicht konkret abschreibt, dann soll man doch das
Ergebnis bewerten, wie es ist! Natürlich kann es sein, dass
einer gar nichts kann, nur gerade das, was im Examen
drankommt, und das hat er nur durch Zufall auswendig gelernt.
Aber das ist eben Glück! Wo will man denn die Grenze ziehen?

Also erstmal: Examensaufgaben oder auch Abituraufgaben, sind eigentlich mit reinem Auswendiglernen und nicht-verstehen nicht zu bewältigen. Natürlich braucht es auch eine ordentlich Portion reines Wissen, welches die Arbeitsgrundlage bildet. Wenn ich z.B. in die Interpretationsklausur Latein gehe, ist von mir z.B. gefordert, den vorliegenden Text - nehmen wir mal die Aeneis von Vergil - hinsichtlich seiner Gattung zu untersuchen. Dann könnte ich mich freuen, weil ich genau das ganz toll auswendig gelernt habe und dem Korrektor jetzt alles hinkotzen kann, was ich über das lateinische Epos weiß. Dumm nur, dass das nicht die Aufgabe ist. Die Aufgabe ist, u.a. Merkmale der Gattung im Text zu finden, ggf auch auf Parallelen zu Homer zu verweisen, etc.

Nochmal: Lernen - auch auswendig lernen - ist wichtig. Aber das was zählt ist eigentlich das, was darüber hinausgeht, nämlich das gelernte Wissen sinnvoll anzuwenden.

Polymnia (die wider Erwarten keine Deutschlehrerin ist

Dein Glück!! :wink:

Ohja, in der Tat :smile:. Ich und Deutsch? Never!

Liebe Grüße,
Polymnia

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Hallo,
wenn du auf die Klausur so perfekt verbereitet warst, wird es dir doch ein Leichtes sein, in einer mündlichen Zusatzprüfung noch einmal aus dem Stegreif über das Thema zu referieren? Wäre das nicht ein Vorschlag?
Ich jedenfalls an Stelle deiner Lehrerin hätte in der nächsten Stunde nach der Klausur genau das von dir verlangt.
Gruß Orchidee

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Hi,

meist ist man froh, wenn die Schüler die eingeübten Wege kennen und anwenden können.

endlich habe ich den gemeinsamen Nenner von naturwissenschaftlichem und geisteswissenschaftlichem Unterricht gefunden :smile::smile:

die Franzi

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Ob ich aus dem Internet abschreibe oder auswendig lerne… Da fällt mir nur das Wort " Plagiat" ein.

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Ugh.

SO sieht dein Text aus:

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Und das ist eine Zumutung.

Aga,
CBB