Beurteilung Grundschule

Hallo,

bei uns gab es gestern Zeugnisse. Unsere Tochter geht in die 2. Klasse und hat gute Noten bekommen (Deutsch 1, Mathe und HSK 2).

Mit der Beurteilung kommen wir leider nicht richtig klar. Hier die Sätze, die Fragen aufwerfen:

„Sie bemüht sich, neue Aufgaben erst zu erfassen, bevor sie zu arbeiten beginnt.“ Für mich ist das eine positive Aussage. In einem Arbeitszeugnis bedeutet „bemüht sich“ jedoch nichts gutes. Wie muss ich das nun lesen? So wie es da steht oder wie bei einem Arbeitszeugnis?

Die andere Formulierung lautet:

„Bei der Wiedergabe von Gelerntem versucht sie Einzelheiten in Sinnzusammenhänge zu bringen.“ Was zum Teufel bedeutet das bzw. was ist ein Sinnzusammenhang?

Ich hoffe, Ihr könnt meine Fragen beantworten.

Vielen Dank.

Claudia

Hallo Claudia,

Schulzeugnisse sind so zu lesen, wie sie geschrieben sind - die „Codierungen“ aus Arbeitszeugnissen gelten hier nicht.

„Sie bemüht sich, neue Aufgaben erst zu erfassen, bevor sie zu
arbeiten beginnt.“ Für mich ist das eine positive Aussage. In
einem Arbeitszeugnis bedeutet „bemüht sich“ jedoch nichts
gutes. Wie muss ich das nun lesen? So wie es da steht oder wie
bei einem Arbeitszeugnis?

Dies bedeutet: Sie gibt sich dabei Mühe, neue Aufgaben erstmal durchzulesen - ab und zu gelingt es ihr aber nicht. Der Fokus ist hier aber klar darauf, dass sie sich anstrengt und dass es ihr zumeist gelingt.

„Bei der Wiedergabe von Gelerntem versucht sie Einzelheiten in
Sinnzusammenhänge zu bringen.“ Was zum Teufel bedeutet das
bzw. was ist ein Sinnzusammenhang?

Das klingt sehr positiv :smile:
Es bedeutet, dass sie Gelerntes in einen Kontext setzen kann und nicht alles einzeln sieht. Ein Beispiel wäre hierfür: Sie hätte z.B. gelernt, dass Autofahren aufgrund der Abgase umweltschädlich ist, in einem anderen Zusammenhang erfährt sie, dass Elektroautos entwickelt werden und keine Abgase haben -> sie bringt dies in einen Zusammenhang und schlussfolgert, dass man Elektroautos aufgrund der Umwelt baut.
„Versucht“ heißt hier auch wieder: Sie macht es, aber nicht immer und nicht immer „perfekt“.

Viele Grüße,
Nina

Hallo,
ein Grundschulezeugnis ist kein Arbeitszeugnis!

„Sie bemüht sich, neue Aufgaben erst zu erfassen, bevor sie zu
arbeiten beginnt.“ Für mich ist das eine positive Aussage. In
einem Arbeitszeugnis bedeutet „bemüht sich“ jedoch nichts
gutes. Wie muss ich das nun lesen? So wie es da steht oder wie
bei einem Arbeitszeugnis?

Sie denkt nach, bevor sie anfängt - legt also nicht ziel- und planlos los => positiv

Die andere Formulierung lautet:

„Bei der Wiedergabe von Gelerntem versucht sie Einzelheiten in
Sinnzusammenhänge zu bringen.“ Was zum Teufel bedeutet das
bzw. was ist ein Sinnzusammenhang?

Toll - sie kann denken! Sie gibt nicht nur einfach Auswendiggelerntes wieder, sondern versucht, die Zusammenhänge zu erfassen und darzulegen.

VG
bini

Halllo,

Schulzeugnisse sind so zu lesen, wie sie geschrieben sind -
die „Codierungen“ aus Arbeitszeugnissen gelten hier nicht.

Stimmt.

„Sie bemüht sich, neue Aufgaben erst zu erfassen, bevor sie zu
arbeiten beginnt.“ Für mich ist das eine positive Aussage. In
einem Arbeitszeugnis bedeutet „bemüht sich“ jedoch nichts
gutes. Wie muss ich das nun lesen? So wie es da steht oder wie
bei einem Arbeitszeugnis?

Wo liest du, dass es ihr nicht immer gelingt?
Ich lese nur: sie geht mit Planung an ihre Arbeiten heran --> 1. Lesen
2. Verstehen 3. Machen

Das klingt sehr positiv :smile:

Ja.
Den Rest lese ich auch so.

Gruß
Elke

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OT Elektroautos
Hallo Nina

dass Elektroautos entwickelt werden und keine Abgase haben

Das ist aber Quatsch.
Bei Herstellung von Strom entstehen eine Menge Abgase. Nur nicht da, wo das Auto fährt.

Viele Grüße

Hallo Simsy Mone,

dass Elektroautos entwickelt werden und keine Abgase haben

Das ist aber Quatsch.
Bei Herstellung von Strom entstehen eine Menge Abgase. Nur
nicht da, wo das Auto fährt.

natürlich ist das Quatsch (als Physikstudentin dürfte ich das wissen :wink:.
Es wäre aber für eine Grundschülerin - und darum geht es - eine logische Schlussfolgerung. Genau deshalb habe ich ein solches Beispiel für „Bei der Wiedergabe von Gelerntem versucht sie Einzelheiten in Sinnzusammenhänge zu bringen.“ genommen: Eine Schlussfolgerung auf dem Niveau einer Grundschülerin, und diese Schlussfolgerung muss natürlich nach Erwachsenenmaßstab nicht hundertprozentig richtig sein - aber auch eine „halbrichtige“ Schlussfolgerung zeigt Mitdenken. Sie versucht es - dabei passieren ihr natürlich auch Fehler.
Es noch genauer zu wissen bzw. zu kombinieren, wäre schon eher „Sie überblickt auch sehr komplexe Zusammenhänge“.

Viele Grüße
Nina

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Hey,

ich finde es ja nett (!!!), dass sich hier Physikerinnen und Sekretärinnen zu dem Zeugnis äußern, aber warum fragst Du denn nicht mal die Grundschullehrerin? Die kann Dir bestimmt differenziert zu dem Zeugnis Auskunft geben.

Könnte ich jedenfalls.

Herzliche Grüße!

Hallo Nina

Eine Schlussfolgerung auf dem Niveau einer Grundschülerin, und diese Schlussfolgerung muss natürlich nach Erwachsenenmaßstab nicht hundertprozentig richtig sein -

Die Schlussfolgerung muss sowieso nicht stimmen, wenn die Voraussetzungen nicht stimmen. - Du hattest geschrieben, dass sie evtl. in anderem Zusammenhang erfahren habe, dass E-Autos … keine Abgase haben. Das hat ihr (der fiktiven Schülerin) also ein Erwachsener, möglicherweise sogar der Lehrer erzählt!

Da aber auch dieser Lehrer fiktiv ist, muss man vielleicht nicht ewig darüber diskutieren … :smile:

Viele Grüße

Ja, das waren noch Zeiten, als eine 2 eine 2 war und eine 5 eine 5 und die Eltern wussten sofort, woran sie mit ihrem Kind waren.

Ich jedenfalls „darf“ immer die Grundschulbeurteilungen meiner Frau korrekturlesen und schreibe dann als Feedback die Zensur danaben, die sich meiner laienhaften Meinung nach dahinter verbirgt, damit sie weiß, ob sie es ungefähr richtig rübergebracht hat. Und die einschlägigen Zeugnisprogramme funktionieren so, dass der Nutzer eine Zensur eingibt und dann aus einem Menü dazu „passende“ Beurteilungssätze auswählen kann. Dabei muss er aber die alten Beurteilungen danebenliegen haben, damit er nicht jedesmal dasselbe schreibt. So ein Blödsinn…

Gruß
smalbop

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Grundschulzeugnisse wird man sicher nicht mit demselben Maß messen können wie Arbeitszeugnisse. Ich teile allerdings Deine Einschätzung, dass die Mitteilung, sie habe „sich bemüht“ bzw. „versucht“, zugleich die Botschaft enthält, dass sie damit nicht immer zum Erfolg gekommen ist. Wäre es ihr stets auch geglückt, so wäre z.B. „Bei der Wiedergabe von Gelerntem vermag sie Einzelheiten in Sinnzusammenhänge zu bringen“ o.ä. die naheliegendere Formulierung gewesen.

Ob die erwähnten Aussagen für ein Kind im zweiten Grundschuljahr nicht nur positiv, sondern auch negativ sind, kann ich nicht beurteilen.

In jedem Fall aber kann ein Gespräch mit dem Lehrer nicht schaden, in dem man sich die Formulierungen einmal kurz erläutern läßt. Vielleicht steckt ja doch mehr dahinter, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.

„Bei der Wiedergabe von Gelerntem versucht sie Einzelheiten in
Sinnzusammenhänge zu bringen.“ Was zum Teufel bedeutet das
bzw. was ist ein Sinnzusammenhang?

Ich verstehe das dahin, dass sie Gelerntes nicht einfach nur stumpf nachplappert, sondern - zwar nicht immer, aber in Einzelfällen - sachliche Zusammenhänge erkennen kann bzw. abstrahieren kann.

ich finde es ja nett (!!!), dass sich hier Physikerinnen und
Sekretärinnen zu dem Zeugnis äußern, …

Das mag daran liegen, dass es hier in erster Linie um schlichtes Leseverstehen und nicht um Entschlüsselung irgendeiner Symbol- oder Geheimsprache geht. Und die Fähigkeit zum Leseverstehen ist prinzipiell jedem gegeben, der der deutschen Sprache mächtig ist - gleichgültig ob Sekretärin oder Physikerin.

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Da aber auch dieser Lehrer fiktiv ist, muss man vielleicht
nicht ewig darüber diskutieren … :smile:

Dafür sollte man das Wort „vielleicht“ streichen.

Grüße aus Wien
Helmut

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Die „Sorge“ kann ich bei den anscheinend guten Noten nicht ganz nachvollziehen…denn im Kontext finde ich die Wahl der Formulierung äußerst positiv.

Die guten Noten zeigen mir im Hinblick auf die Beurteilung, dass nicht nur die intelektuellen Fähigkeiten, sondern auch Motivation und Einsatz (das Kind ist bemüht) - sowie die Fähigkeit, diese Dinge auch im Kontext einer gleichaltrigen Gruppe zeigen zu können - und somit emotionale und soziale Kompetenzen von der Lehrerin wahrgenommen und wertgeschätzt werden.

Diese Wertschätzung hat - sofern die Eltern sie nicht durch Vergleiche mit Arbeitszeugnissen oder „typischen Floskeln“ der Erwachsenenwelt (die dem Kind sicher nicht bewusst sind) relativieren - sicherlich eine positive Auswirkung auf das Lernverhalten und die Lernsozialisation (im Hinblick auf Lernfreude, Motivation, Zielstrebigkeit etc.) des Kindes als irgendwelche Zahlen (Noten).

Ungeschickte Formulierung!
Hallo Bel,

ich vermute angesichts der guten Zensuren eine ungeschickte Formulierung der Lehrerin. Vielleicht sollte ihr mal jemand sagen, dass Formulierungen wie „bemüht sich“, „versucht“ missverständlich sind!

Am besten durch ein Gespräch (im freundlichen Ton) klären!

Gruß!
Karl

Wieso denn?
Hallo,

die Formulierung „bemüht sich“ oder „versucht“ impliziert nur dann Negatives, wenn man davon ausgeht, dass eigentlich alles gelingen müsste und das Kind alles schon können muss.

Ein Kind in den ersten Klassen (natürlich auch später noch) ist aber am Lernen und am Probieren und Sich-Üben. Ist doch toll, wenn sie sich daran probiert, Sinnzusammenhänge zu finden und zu formulieren. Dass sie das versucht, ist aus meiner Sicht positiv.

Ich finde es gerade für Schulkinder wichtig, dass Fehler oder etwas noch nicht ganz Gelingendes nicht etwas Peinliches sind (das man mit Floskeln umschreiben müsste), sondern dass es zum Lernen dazu gehört, sich an etwas zu probieren, das man noch nicht kann, und dass sie gar nicht immer alles richtig machen müssen.

Schadet uns Erwachsenen nämlich auch nicht, diese Einstellung - und hilft übrigens auch, zu Fehlern stehen zu können.

Das musste mal raus.

Schönen Gruß,

Jule

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Hallo,

meine Güte - wenn ich sehe was hier drüber diskutiert wird über so eine Grundschulbewertung! Zumal diese sich für mich wirklich nicht schlecht anhört. Ich denke einfach mal wenn wirklich etwas mit eurer Tochter nicht ok wäre würde die Lehrerin euch direkt drauf ansprechen!

Wenn ich an meine Beurteilungen aus Grundschulzeiten denke hätte aus mir niemals etwas werden dürfen… Oder zumindest nur etwas sehr chaotisches, unorganisiertes und total mathe - ungeeignetes.

Und trotzdem hab ich mein Leben auf die Reihe gekriegt! Und bevor sich jetzt hier aufgeregt wird: JA, ich habe auch ein Kind. Und ich habe mir fest vorgenommen das nicht alles so extrem zu sehen wie manche der über-über-übervorsichtigen Eltern heutzutage (sorry an die die sich hier angesprochen fühlen.)

Gruß