Bewegen sich Tote?

Hallo!

Am Samstag ist meine Oma gestorben und am Sonntag abend war schon die Beerdigung. Vorher konnten wir uns sie noch den ganzen Tag lang im Sarg ansehen und uns verabschieden. Die ganze große Familie war da. Genauso, wie sie im Sarg lag, sah sie aus, wenn sie geschlafen hat. Nur war jetzt die Haut etwas gelblich. Halt in dieser komischen Farbe, die Verstorbene einige Stunden nach dem Tod haben.
Ich war mehrmals am Sarg, weil ich sie einfach immerwieder sehen wollte. Und manchmal sah es für mich so aus, als ob sie ganz kurz mit ihrem Mund gezuckt hätte. Mein Bruder hat angeblich gesehen, dass sie ihren Brustkorb bewegt hat. Die Ärzte(in Bosnien, wo sie auch begraben wurde) haben aber ihren Tod festgestellt, als sie am Samstag gekommen sind.

Wie kann das denn sein? Steigen irgendwelche Dämpfe auf? Zucken die Muskeln ein letztes Mal?
Ich denke mir manchmal, dass sie scheintot war. Ich weiß nicht, ob die Ärzte in Bosnien gut ausgebildet sind. Dann habe ich Angst, dass sie im Sarg unter der Erde aufwacht und dann qualvoll stirbt. In ihrem Haus wollte sie sich hinsetzen und ausruhen. Als sie sich hingesetzt hat, hat sie einmal eingeatmet und dann ist ihr Kopf langsam zur Seite gekippt. Wir sind froh, dass sie so in Ruhe gestorben ist und nicht an irgendeiner Krankheit.

Jetzt kann ich aber manchmal nicht daran aufhören zu denken, dass sie nur scheintot war. Kann mir bitte jemand das alles erklären? Ich krieg meinen Kopf nicht mehr frei.
Ich habe ihr Gesicht noch vor den Augen und denke manchmal daran, wie sie in ihrem Wohnzimmer oder auf der Terasse saß. Am Sarg konnte ich meine Tränen nicht unterdrücken. Und jetzt noch an diese Zuckungen zu denken gibt mir den Rest…

Lieber Marko,

Sie und Ihr Bruder haben Ihre Großmutter sehr geliebt.
Sie haben noch ihr Gesicht vor Augen und sehen sie noch im Wohnzimmer sitzen oder auf der Terrasse - alles noch ganz lebendige Erinnerungen an Ihre lebende Großmutter. So schnell will und kann unser Denken, Fühlen und Empfinden nicht erfassen, dass ein geliebter Mensch nicht mehr leben wird - dass Ihre Großmutter sich nicht mehr bewegen wird. In unseren Wünschen lassen wir es dann manchmal nicht zu - lassen wir es nicht zu, dass ein nahestehender Mensch gestorben ist. Erst allmählich können wir uns das Unbegreifliche (und das ist der Tod für uns) habhaft machen - nach und nach.
Lieber Marko, wenn ein bosnischer Arzt den Tod Ihrer Großmutter festgestellt hat, dann ist sie tot. Um das festzustellen, braucht man noch nicht einmal eine medizinische Ausbildung.
Es ist nun ein Stück Ihrer Trauerarbeit, den Tod Ihrer Großmutter zu akzeptieren und auch anzunehmen. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Bruder die Kraft dazu.

Liebe Grüße von Elke Janoff

Hallo!

Am Samstag ist meine Oma gestorben und am Sonntag abend war schon die Beerdigung. Vorher konnten wir uns sie noch den ganzen Tag lang im Sarg ansehen und uns verabschieden. Die ganze große Familie war da. Genauso, wie sie im Sarg lag, sah sie aus, wenn sie geschlafen hat. Nur war jetzt die Haut etwas gelblich. Halt in dieser komischen Farbe, die Verstorbene einige Stunden nach dem Tod haben.
Ich war mehrmals am Sarg, weil ich sie einfach immer wieder sehen wollte. Und manchmal sah es für mich so aus, als ob sie ganz kurz mit ihrem Mund gezuckt hätte. Mein Bruder hat angeblich gesehen, dass sie ihren Brustkorb bewegt hat. Die Ärzte(in Bosnien, wo sie auch begraben wurde) haben aber ihren Tod festgestellt, als sie am Samstag gekommen sind.
Wie kann das denn sein? Steigen irgendwelche Dämpfe auf?
Zucken die Muskeln ein letztes Mal?
Ich denke mir manchmal, dass sie scheintot war. Ich weiß
nicht, ob die Ärzte in Bosnien gut ausgebildet sind. Dann habe ich Angst, dass sie im Sarg unter der Erde aufwacht und dann qualvoll stirbt. In ihrem Haus wollte sie sich hinsetzen und ausruhen. Als sie sich hingesetzt hat, hat sie einmal eingeatmet und dann ist ihr Kopf langsam zur Seite gekippt.
Wir sind froh, dass sie so in Ruhe gestorben ist und nicht an irgendeiner Krankheit.
Jetzt kann ich aber manchmal nicht daran aufhören zu denken, dass sie nur scheintot war. Kann mir bitte jemand das alles erklären? Ich krieg meinen Kopf nicht mehr frei.
Ich habe ihr Gesicht noch vor den Augen und denke manchmal daran, wie sie in ihrem Wohnzimmer oder auf der Terasse saß.
Am Sarg konnte ich meine Tränen nicht unterdrücken. Und jetzt noch an diese Zuckungen zu denken gibt mir den Rest…

Hallo Marko,

die Leichenschau durch einen Arzt ist grundsätzlich sicher. Hier waren es ja sogar mehrere. Es gibt Merkmale an einen Leichnam, die sicher sind. Erst nachdem diese vorhanden sind, stellt der Arzt die Papier zur Überführung aus. Sollte der Leichnam nicht unverzüglich gekühlt worden sein, können Essensreste im Verdauungstrakt zu gehren beginnen. Hier können sich Geräusch bei der Entweichung, auch das Absenken des Brustraums kann sich dadurch ergeben. Gerüche entstehen. Nach einer bestimmten Zeit löst sich die Leichenstarre (nicht nach einem Tag). Hier kann es durch die Entspannung auch zu Veränderungen kommen. Der Mythos des Scheintots ist noch aus der Zeit, in der die Leichenschau keine gesetzliche Grundlage war. Heute gibt es in Deutschland Fristen (Beerdigung und Einäscherung frühestens nach 48 Stunden)und Gesetze. Den Scheintod kann es dadurch in Deutschland nicht geben.
Die gesetzliche Grundlage in Bosnien ist mir nicht bekannt. Hier wenden Sie sich bitte an das örtliche Ordnungsamt.

Ich hoffe ich konnte helfen.
Meine aufrichte Anteilnahme.

Ihr Ulrich Andrusch
GF
Günzburger Bestattungsdienst GmbH

Danke für die Antworten.
Also meine Oma starb am Samstag um etwa 17 Uhr. Der Arzt stellte am selben Tag vor 18 Uhr den Tod fest. (dort dauert es etwas länger, bis der Rettungsdienst da ist)
Sie wurde später mit dem Leichenwagen in ein anderes Haus wenige Autominuten weiter weggebracht. Dort blieb sie die Nacht über. Ich glaube, dass sie vorher noch ins Krankenhaus gebracht wurde. Ich weiß es nicht.
Am Sonntag konnten wir uns bis 16.30 Uhr von ihr am offenen Sarg verabschieden. Um 17 Uhr wurde sie begraben.

In Bosnien gibt es keine Leichenhäuser. Darum werden die Verstorbenen nach 24 Stunden begraben.

Meine Oma wurde garnicht gekühlt. Also kann wirklich das mit den Essensresten und der Absenkung des Brustraumes passieren.

Ich habe mir dann in der Trauer wirklich alles nur eingebildet. Es ist halt in den ersten Tagen ziemlich schwer. Vor allem, weil ich sie nur einmal im Jahr gesehen habe.

Vielen Dank. :smile:

Hallo!
Zunächst einmal möchte ich Ihnen meine Anteilnahme zu den kürzlichen Geschehnissen ausdrücken - Vielen Dank für die ausführliche Schilderung Ihrer Situation!

Ihre Frage „Bewegen sich Tote“ beantworte ich wie folgt:
…nein, in der Regel nicht!
Ein Arzt hat sicherlich die medizinische Ausbildung, den Tod eines Menschen 100%ig feststellen zu können - zudem gibt es auch unausweichliche, klare Anzeichen des Todes; Leichenflecke, die sich bereits in der ersten Stunde nach dem Ableben bilden - als auch die darauf langsam folgende Totenstarre sind zwei untrügliche Anzeichen des eingetretenen Todes - ob der Arzt nun aus Bosnien oder sonstwo herstammt hat sicher keinen Einfluss auf die Ausstellung eines solchen Dokumentes!
Ihre Empfindungen (…und auch die Ihres Bruders) zu den möglicherweise gesehenen Atembewegungen kann ich leider nur mutmaßlich beantworten:
Denken Sie selber einmal über die „besondere Schwere“ dieser sehr speziellen Situation nach - zudem waren Sie zu diesem Zeitpunkt auch noch in einer völligen „Ausnahmesituation“ und standen sicherlich für sich selbst in einer Art Schock-Situation in diesem Moment.
>>>kann es nicht auch einfach nur so auf Sie gewirkt haben?
…besonders junge Menschen - ich kann derzeit leider nicht die Altersklasse von ihrem Bruder, als auch von Ihnen einschätzen - steigern sich manchmal „mental“ in gerade solch einer Situation auch in Kleinigkeiten hinein, weil uns das Gehirn einen Streich spielt; die sogenannte „Endgültigkeit des Geschehenen“ nicht logisch erscheinen lässt und vorallem nicht akzeptieren mag…
Dies schließe ich übrigens daraus, das ihr Beider Wahrnehmungsempfinden zu diesem Zeitpunkt wohl ÄUßERST geschärft gewesen sein muss, da sie auch ganz besonders Gerüche und Hautverfärbungen wahrgenommen haben. Ihr Verhalten ist also zunächst einmal völlig normal!

Seien Sie also nochmals dessen versichert:
Kein Arzt der Welt unterschreibt einen Totenschein, wenn er den Tod nicht schlüssig feststellen kann!

Letztlich nehme ich einmal an, dass sich wahrscheinlich auch ein Bestattungsinstitut dort um die Vorbereitung und Aufbahrung/Einsargung der Verstorbenen gekümmert hat - bei der hygienischen Versorgung der Person wäre das „nichtvorhanden sein“ von Totenflecken/Totenstarre sicherlich irgendjemandem aufgefallen.

Etwas verwundert hat mich allerdings die Tatsache, dass bereits am nächsten Tag die Beerdigung stattgefunden haben soll. Ich kenne zwar nicht die dortigen Gesetze - oder die religiöse Zugehörigkeit Ihrer Familie - aber >zu Ihrer Information: Hier in Deutschland dürfte frühestens nach Ablauf von 72 Stunden eine Sargbeisetzung vorgenommen werden.
Dies würde mich -aus beruflichem Grund- dann doch noch einmal interessieren; schließlich möchte ich als Bestatter ja auch anderen Glaubensrichtungen die notwendige Unterstützung zuteil werden lassen.

Mein abschließender Rat:
Sprechen Sie doch zunächst mit Ihren Eltern, vielleicht auch dem Lebenspartner Ihrer Oma - oder auch mit den zur Verabschiedung anwesenden Familienmitgliedern > ich denke, von ALLEN Anwesenden hätte NIEMAND ein Begräbnis zugelassen, wenn es auch nur IRGENDEINEN ZWEIFEL am Tode Ihrer Oma gegeben hätte!

Ich hoffe, dass meine Stellungnahme Ihnen etwas behilflich ist und wünsche Ihnen ganz persönlich noch viel Kraft, um die für die Trauer notwendige Zeit zu überstehen.

Alles Liebe
Mathias

Hallo!

Danke für Ihre Antwort.
Solangsam kann ich mich beruhigen. Mein Bruder ist 25 Jahre und ich bin 16 Jahre alt. Wir sind alle katholisch.
Dass man in Bosnien, wo es viele verschiedene Religionen gibt, schon nach 24 Stunden bestattet, hat nichts mit der Religion zu tun. Es gibt nunmal keine oder kaum Leichenhäuser, in denen die Körper gekühlt werden können.
Darum werden sie eben nach 24 Stunden begraben. :wink:

Hallo,

bitte machen Sie sich keine Sorgen. Wenn der Tod noch nicht so lang eingetreten ist, entspannen sich noch die Muskeln, weiterhin entweichen dem Körper immernoch Dämpfe/Gase, die es so aussehen lassen, als hätte der Verstorbenen geatmet oder gar geseufzt. Auch die Haare (z. B. bei Männern der Bart) und auch die Fingernägel wachsen nach dem Tod noch weiter. Da Ihr die Verstorbene noch oft gesehen habt, ist Euch auch jede kleine Veränderung aufgefallen und Ihr habt vieles mitbekommen, was sonst nicht jedem sichtbar ist. Dennoch denke ich, dass Ihr keine Zweifel haben müsst, dass sie nicht definitiv verstorben ist. Darum gilt hier in Deutschland auch eine Regelung, die besagt, dass die Verstorbenen erst nach einer gewissen Frist zur Beisetzunbg freigegeben werden - nämlich um solche Zweifel bezüglich eines Scheintodes ausschliessen zu können.
Ich hoffe, ich konnte helfen und wünsche für die Zukunft viel Kraft und alles Gute.

Funeralia

Danke dir. :smile:
Ich habe mir am Sarg auch ein paar Mal gewünscht, dass sie jetzt sofort ihre Augen öffnet und aufsteht und alles nur ein Irrtum war. Ich fang seit gestern erst so langsam an, es zu realisieren…

In Bosnien würde es diese Regelung sicher auch geben, wenn es dort auch Leichenhäuser gäbe…