Hallo Jana,
dass Du so einen Total-Rundumschlag tust, nur weil Du selber
kein Ass warst, tut mir leid.
Es ist weder ein Rundumschlag noch bin/war ich die einzige, die so denkt.
Ich habe Sport in
der Schule regelrecht hassen gelernt.
Das finde ich total traurig. Aber Du beschreibst sehr
anschaulich, weshalb das so gekommen ist. Obwohl ich auch
sagen muss, dass Kinder, die nicht regelmäßig zum Toben auf
die Straße dürfen, weil es zu gefährlich ist, nicht
zwangsläufig unsportlich sind.
Das habe ich auch gar nicht behauptet. Ich habe doch gesagt, dass ich generell nicht sehr sportlich bin. Woran das liegt, ist eine andere Frage.
Das Angebot von Schulsport in Verbindung mit normaler
Ernährung daheim reicht eigentlich zu einer unauffälligen
Entwicklung eines Kindes im Grundschulalter aus. Das
klassische Austoben hat eher psychische Bedeutung.
Ob die drei Bewegung pro Woche ausreichen, wage ich nun wirklich zu bezweifeln…
Du
beschreibst das ja dann selber sehr schön, wenn Du von den
Mannschaftsaufstellungen sprichst u. ä. Aber das sind Kinder
untereinander auch in der Freizeit - sie wollen sich eine
Rangfolge in ihrer Gesellschaft erkämpfen. Ob in der Schule
oder im Freundeskreis.
Ja, klar, aber ich finde es nicht unbedingt erstrebenswert, das zu unterstützen. Ich spreche mich hiermit übrigens NICHT gegen Noten im Allgemeinen aus. Aber zum Sportunterricht sind nun mal alle Kinder verpflichtet. Auch die, denen es keinen Spaß macht. Und damit wird aus diesem Schulfach eine Art Vorführfach für Schlechte, die doppelt bestraft werden - durch Noten (die nicht einfach durch Fleiß zu verbessern sind) und (was oft viel schlimmer wiegt) durch Frust sowie Ablehnung durch andere. In meiner Freizeit könnte ich mir entweder eine totale Anfängergruppe im Mannschaftssport suchen, die in etwa meinem Niveau entspricht oder ich mache anderen Sport, der mir mehr Spaß macht und der besser klappt. In der Schule werde ich dazu gezwungen, mich hinzusetzen und schön brav in die Mannschaft wählen zu lassen - als letzte. Im Sportunterricht werden die unsportlichen Schüler richtiggehend vorgeführt. Das ist in anderen Fächern nicht in diesem Ausmaß üblich und im Normalfall kann man in „normalen“ Fächern seine Leistungen auch durch Fleiß verbessern.
Und dass er eine Mutter hat, die ihm genug Selbstvertrauen mit
auf den Weg gegeben hat, viele Dinge im Leben auszuprobieren
und sich nicht hinter aussagen zu verstecken wie „Das KANN ich
nicht!“
Das hat mit Sportlichkeit immer noch nichts zu tun. Ich habe in meinem Leben auch einige (sportliche) Dinge ausprobiert.
Jede Schule und sehr-sehr viele Kindergärten bieten - und das
ist nachweisbares Konzept - vielerlei Möglichkeiten an, dass
sich die Kinder sportlich betätigen.
Das finde ich gut. Solange niemand dazu gezwungen bzw. vorgeführt wird.
Aber wie ich schon erwähnte: Der
Sinn der Sache ist auch die Bewegung an sich, um seinen Körper
besser kennenzulernen, sich selbst, den eigenen Fähigkeiten zu
vertrauen, Leistungsfähigkeit einschätzen zu können.
Da stimme ich Dir zu. Aber eben das kann der Sportunterricht nicht leisten. Spaß macht es, das zu tun, was einem gefällt und was man einigermaßen kann bzw. wo man auf demselben Niveau wie die anderen ist.
Es gibt da einen gewissen Spielraum für den Lehrer. Und eine 3
in Sport wird keiner Karriere im Wege stehen. Ein total
unsportliches Kind, das trotzdem mitmacht und sich offen Mühe
gibt, wird keine schlechtere Note erhalten. Denn es ist gerade
in der Grundschule nicht nur die Leistung, die bewertet wird,
sondern 60 Prozent die Mitarbeit an sich.
Nun muss ich sagen, dass ich jetzt nicht von der Grundschule spreche (auch wenn ich Sport da bereits schrecklich fand), denn da fehlt mir z.T. die Erfahrung, da ich nur einen Teil meiner Grundschulzeit hier verbracht habe.
Und das mit den Benotungen hat sich in Umfragen an Berliner
Schulen unter sowohl Eltern als auch Kindern so
herausgestellt. In den zweiten Klassen wird ja immer
klassenweise entschieden, ob ab der 3. Klasse benotet werden
soll oder nicht. Und der Trend geht bei den Eltern zögerlich,
bei den Schülern absolut eindeutig hin zur Benotung! Das habe
ich mir also auch nicht einfach so ausgedacht.
Da will ich Dir auch gar nicht widersprechen. Wenn ich weiß, dass ich etwas kann, möchte ich natürlich auch, dass es bewertet wird. Und ich messe mich auch gerne mit anderen, wenn ich weiß, dass wir ungefähr auf demselben Level stehen. Doch das ist in einer Schulklasse nicht der Fall.
Siehe oben. In der Grundschule eine 4 oder 5 auf dem Zeugnis
heißt unweigerlich: Dieses Kind setzt sich mit verschränkten
Armen einfach in die Ecke und stellt auf stur! Jetzt mal mit
meinen unbedarften Worten gesprochen.
In der Grundschule vielleicht, später nicht. Später ist Sport - wie hier im Forum vor kurzem erwähnt wurde - sogar ein versetzungsrelevantes Fach!
Außerdem kann ich aus meiner eigenen Erfahrung als DDR-Kind
nur sagen: Das hier heute im Sportunterricht ist doch echter
Spaß und nicht annähernd Drill. Bei UNS war das wirkliche
Schikane. Da zählte tatsächlich NUR LEISTUNG. Vielleicht sehe
ich das deshalb auch etwas aus einem anderen Blickwinkel.
Dem will ich auch gar nicht widersprechen - ich finde sogar die Schule hier generell viel zu lasch. Nur frage ich mich, ob man den Nutzen davon, dass jemand gerade Volleyball, Basketball, Leichtathletik und Turnen gut kann, mit dem Nutzen guter Mathe- oder Geographiekenntnisse vergleichen kann. Und ob es insofern fair ist, wenn Sport als ein reguläres, versetzungsrelevantes Unterrichtsfach gehandhabt wird.
Ja, das wird wohl so sein. Aber das stellt für mich den Sport
im Allgemeinen nicht in Frage, sondern wirft dunkle Schatten
auf Eltern und Lehrer.
Für mich stellt das in Frage, ob die gegenwärtige Form, in der Sport in der Schule angeboten wird, sinnvoll ist. Was spricht dagegen, wenn Kinder Nachweise erbringen müssen, dass sie regelmäßig (im Verein o.ä.) Sport treiben? Und wenn die Schule verpflichtet ist, verschiedene Sport-AG’s anzubieten? Dann müsste zwar immer noch jedes Kind Sport treiben, aber es kann sich selbst aussuchen, welche Sportart(en) ihm zusagen und die Kinder können in einigermaßen leistungshomogenen Gruppen Sport treiben, was den Frust erheblich vermindern würde. Und da Sport sowieso schon meist auf Wettbewerb basiert, sehe ich hier den Sinn von Benotungen nicht.
Naja, es muss schon was angeboten werden, womit die MEHRZAHL
etwas anfangen kann, findest Du nicht? Warum haben Dich Deine
Eltern nicht außerhalb der Schule zum Tanzen gebracht?
Ich habe außerhalb der Schule getanzt. Es war aber nicht durchgehend möglich, da ich dazu ziemlich weit fahren musste, weil der Tanzverein in meiner Nähe aufgrund klammer Haushaltskasse meines Bezirks den Raum nicht mehr zur Verfügung hatte. Mal abgesehen davon, hätte ich nichts dagegen gehabt, auch im Schulsportunterricht zu tanzen. Und ich bin mir sicher, dass das sehr viele Mädchen und sogar einige Jungs gern machen würden (wir hatten das einen Semester lang in der Oberstufe im Angebot und es gab sogar viel zu viele Anmeldungen, sodass nicht alle, die wollten, das machen konnten).
Oder Schwimmen - aber bitte als
regulärer Sportunterricht ohne Leistungsdruck.
Schwimmunterricht ist während der gesamten 3. Klasse regulärer
Sportunterricht, und der Leistungsdruck ist da lediglich, dass
man nach einem Jahr im tiefen Wasser schwimmen kann. Das hat
noch jeder geschafft.
Ja, ein Jahr lang (ich glaube, es ist nicht mal überall so, dass es ein ganzes Jahr lang gemacht wird). Und dann?
Fitness für Kinder ist auch so ziemlich das Ungesündeste
überhaupt!
Das waren nur Beispiele, ich hätte Dir noch mehr Sportarten aufzählen können wie z.B. Tischtennis und Badminton, die sicherlich nicht ungesund sind.
Ich kann nur staunen und mich wundern. Wenn du nicht gerade
unter Adipositas gelitten hast, will ich nicht begreifen, wie
man bei so einer Bandbreite wirklich total und absolut
versagen kann. Die Beispiele sind IMHO abwechslungsreich
genug; der eine ist gut in Mannschaftssportarten, der andere
in Leichtathletik etc. Das sind doch völlig gegensätzliche
Anforderungen in diesen Sportarten *grübel*.
Nein, ich leide und litt nicht unter Adipositas. Interessanterweise waren die schlechtesten in Sport bei uns gerade diejenigen, die schlank bis sehr schlank waren. Außerdem kenne ich es aus Erfahrung auch so, dass die Mitschüler entweder generell gut in Sport waren (also in allen Sportarten mit geringen Schwankungen) oder generell schlecht.
Aber Sport ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens
und umfasst sehr viele Lebensbereiche, vor allem soziale
Kompetenzen. Deshalb gehört er genauso dazu wie Lesen,
Schreiben und Rechnen.
Das bezweifle ich gar nicht. Nur, während es wichtig ist zu überprüfen, ob ein Schüler gut rechnen und lesen kann, finde ich es weniger wichtig zu wissen, ob er gut Volleyball spielt. Solange er sich genügend sportlich betätigt, finde ich es nicht wichtig, ob er darin gut ist.
Meine Meinung jedenfalls. Und gar keine Frage, dass es an der
Umsetzung oftmals hapern dürfte. DAS finde ich bedauernswert.
Da stimme ich Dir zu. Auch die Ausgangsposterin hier hat ja nicht behauptet, Sport sei generell schlecht. Es geht nur darum, dass die momentane Umsetzung nicht optimal ist.
Gruß,
Anja