Bewerbung zur Schöffenwahl

Hallo,

ist oder war hier jemand Schöffe?

Ich überlege momentan, mich zur Wahl zu bewerben.

Neben allgemeinen Erfahrungen interessiert mich zuerst das hier:
Ich könnte eine Präferenz „Amtsgericht Musterstadt“ oder „Landgericht Nachbarstadt“ wählen - verbunden mit dem Hinweis, dass dieser Wunsch nicht bindend sei.

Nun ist es aber so, dass der Amtsgerichtspräsident ein Ex-Kunde ist, mit dem wir im Streit auseinandergegangen sind. Dieser Person möchte ich nie wieder begegnen.

Hallo x-Strom,

die Aufgabe als Schöffe ist ein wirklich interessantes Ehrenamt und gibt einem einen Einblick in eine Welt mit der man als normaler Bürger eher selten zu tun hat.

Der Unterschied zwischen dem Amt beim Amtsgericht und beim Landgericht ist, dass die Prozesse beim Landgericht wesentlich umfangreicher sind als beim Amtsgericht.

Am Amtsgericht dauert der Prozess meist zwischen 1 und 3 Stunden, wohingegen beim Landgericht ein Prozess auch schonmal ein halbes Jahr oder länger dauern kann und man da regelmäßig sitzen muss.
Hinzu kommt natürlich auch die Fahrzeit zum Gericht, die beim Amtsgericht meist überschaubar ist, wohingegen das Landgericht meist ja in einer größeren Stadt in der Nähe liegt.

Zu unterscheiden ist auch ob man fester Schöffe oder Hilfsschöffe ist. Als fester Schöffe bekommt man 12 Termine pro Jahr (+ Fortsetzungsterminen) an denen Prozesse stattfinden sollen (kann natürlich auch mal ein Termin ausfallen wenn nichts ansteht), wohingegen der Hilfsschöffe ein Ersatzmann ist, der dann zum Zuge kommt wenn einer der festen Schöffen verhindert ist.

Maximal soll man zwei Amtszeiten machen, diese müssen aber nicht nur an einem Gericht sein.

Für das erste mal empfehle ich sehr das Schöffenamt am Amtsgericht, weil man sich dort mit überschaubaren Aufwand in das Thema einfinden kann. Wenn einem das gefällt kann man ja versuchen die folgenden Perioden beim Landgericht zu machen.

Bzgl. Deines Disputes mit Eurem Amtsgerichtpräsidenten kann ich Dir nur sagen, dass Du im normalen Alltag eigentlich nur mit Deinem Richter und den Leuten aus der Verwaltung zu tun.
Unseren Präsidenten habe ich bisher nur bei der Eröffnungsveranstaltung gesehen.
Deine Bitte ans Landgericht zu kommen, ist wie gesagt nur eine Bitte. Die Kommission die die Schöffen bestimmt, muss sich da nicht dran halten.

Ich hoffe das hilft Dir weiter.

Dein,
Ebenezer

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Hallo, auf dem Fragebogen (Bewerbung) mußt du ankreuzen, ob Landgericht oder Amtsgericht.
Es werden doppelt so viele Bewerber gesammelt und dann die benötigten ausgewählt.

Ich habe meine Bewerbung gestern abgegeben.

Ich kann meinem Vorredner nach Gesprächen mit Anwälten und Richtern nur beipflichten: der entscheidende Unterschied ist die Länge der Verfahren. Bei einem umfangreicheren Verfahren bist Du halt nicht mal alle paar Wochen für ein paar Stunden dran, sondern möglicherweise über Wochen und Monate immer wieder ganze Tage und das nur für ein Verfahren. Neben der reinen zeitlichen Komponente und dem Umstand, dass es halt auch nicht besonders spektakulär sein muss, sich über Wochen und Monaten mit dem immer gleichen Verfahren zu befassen, kommen auch finanzielle Aspekte ins Spiel. Es gibt ja Maximalsätze was die Aufwandsentschädigung angeht, die zwar nach Länge des Verfahrens gestaffelt sind, aber wenn es doof läuft, legst Du halt doch drauf. Ich persönlich habe den Vorteil, dass vom AG einfach Zeitgutschriften erhalte und so keine Einbußen hätte, aber das ist ja nicht bei jedem Angestellten so und erst recht nicht bei Selbständigen.

Gruß
C.

Ein wichtiger Unterschied liegt noch in der Art der Fälle, mit denen man es als Schöffe zu tun bekommt. Das Amtsgericht darf nicht auf eine höhere Strafe als vier Jahre Freiheitsstrafe erkennen. Mord und andere schwere Strafen werden als vor dem Landgericht angeklagt. Mit den weniger schweren Straftaten bekommt man es dort nur als Berufungsinstanz zu tun. Empfehlen kann ich die Schöffentätigkeit allemal. Dir und natürlich auch @C_Punkt viel Erfolg!

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@X_Strom, @C_Punkt und ich als Schöffen - wenn wir jetzt noch ein Berufsrichter finden könnten wir auf www unser eigenes Schöffengericht aufmachen… :joy:

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Linsengericht ginge auch. :innocent:

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Danke, aber ich hab schon gegessen. :grin:

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Wer spricht den vom Essen?

Linsengericht liegt zwischen Gelnhausen und Eidengesäß ost-nord-östlich von Hanau.

Schöne Grüße

MM

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Ich!

Was soll ich den mit ner Immobilie? Viel zu zäh…

Aber so langsam krieg ich wieder hunger.

Das Wetter passt jeden falls.

Also los! Beim Humpis gibt es bestimmt ab Sechse Ebbes…

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Ich fasse mal zusammen:

„Landgericht“: Mehr Aufwand, schwieriger, eventuell auch durch die Schwere der Taten psychisch belastender.

„Amtsgericht“: Überschaubarer, besser zu bewältigen.

Wäre da bloß nicht diese Person, die von mir Mitwirkung beim Versicherungsbetrug und der Steuerhinterziehung verlangt hatte und die nach meiner Ablehnung einfach mal die Zahlung einer Rechnung um 4000 DM kürzte (damals war ich gerade dabei die Firma meines Vaters zu übernehmen, welcher mir den dringenden Rat gab, bloß nicht zu versuchen, einen Prozess gegen einen Richter anzustreben).

Andererseits stand schon in meinem ersten Grundschulzeugnis, dass ich einen „starken Gerechtigkeitssinn“ habe. Dem stimme ich zu. Juristisch interessiert bin ich ebenfalls. Zu meinen Beweggründen gehört auch, dass angeblich extremistische Gruppen ihre Anhänger auffordern, sich doch als Schöffe zu bewerben. Da sollte man doch mit einer liberal-konserativ-sozialen Einstellung dagegen halten.
Meine Stadt informiert leider kaum über das Schöffenamt.

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Diese Seite kennst du (nicht)?

https://www.schoeffenwahl.de/

Ich habe da ein bischen herumgeklickt. Sie behandelt sehr ausführlich Fragen von Beamten im Zusammenhang mit der Wahl. Die Informationen für die Interessenten behandeln eher die formalen Gesichtspunkte, weniger „Aus dem Leben eines Schöffen“.

Es ist wie bei den Wahlhelfern: Ich kenne mindestens ein Dutzend Leute, die gut als Schöffe in Frage kämen - aber das als vollkommen abwegig bezeichnen.

Es gibt auch andere Laienrichter als Schöffen. Zum Beispiel am Sozialgericht, worüber @Albarracin vielleicht mehr erzählen möchte.

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