Bewerbungsschreiben föj

Hallo, ich möchte mich zu einem FÖJ bewerben und habe eine Bewerbung verfasst. Vielleicht könnt ihr ja mal drüber lesen und mir sagen was ich noch verbessern muss.
Dankeschön :slight_smile:

Sehr geehrtes Team vom …
Schon seit meiner Kindheit liebe ich es mit Tieren zusammen zu sein. Mit der Zeit wurde mir immer klarer, dass ich auch in meinem späteren Leben unbedingt mit Tieren arbeiten möchte!
Ich bin 16 Jahre alt und besuche derzeit den Gymnasialzweig der KGS Ulrich v. Hutten in Halle-Saale. Vorrausichtlich erreiche ich dieses Jahr meinen erweiterten Realschulabschluss.
Bei meiner Suche nach einem geeigneten FÖJ-Platz stieß ich auf Ihren Tierpark und war sofort überzeugt. Mit Ihren Schaufütterungen und Ihrer Zoo Schule leisten Sie einen wertvollen Beitrag zu größerer Achtsamkeit im Umgang mit Tieren. Ich empfinde ein großes Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Tieren und unserer Umwelt und möchte dies durch ein FÖJ bei Ihnen zum Ausdruck bringen. Meinen Charakter beschreibe ich als zuverlässig, teamfähig und kooperativ. Neuen Herausforderungen begegne ich mit Freude, da sie eine gute Möglichkeit sind meine Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Außerdem bringe ich eine hohe Lernbereitschaft mit, besitze starkes Einfühlungsvermögen und arbeite sehr gerne an der frischen Luft.
Bei einem FÖJ bei Ihnen möchte ich mich selbst weiterentwickeln und einen Beitrag für Tiere und Umwelt leisten.
Ich danke Ihnen für die Sichtung meiner Unterlagen und würde mich sehr über eine Einladung zum Bewerbungsgespräch freuen.
Mit freundlichen Grüßen,
Julia …

Darf ich mal dumm fragen? Lernt Ihr sowas in der Schule nicht? Oder lernt Ihr das am Ende in der Schule, das genau so zu schreiben? Wie auch immer - das ist ein Beispiel wie man’s nicht macht :wink: Nun, Du bist 16, es geht um ein FÖJ - nicht um einen Marketing-Job, aber dennoch.

Konfuzius spricht: der Wurm muss dem Fische schmecken, nicht dem Angler. Will sagen: das ist schön, dass Du Gründe hast, warum Du „unbedingt mit Tieren“ arbeiten willst. Das interessiert aber das Team vom „…“ eher nicht. Die wollen wissen, was Du schon kannst. Beispiele hierfür sind:

  • Haustiere zuhause, um die Du Dich (ehrlich!) alleine gekümmert hast
  • ein Tierheim, in dem Du immer wieder aushilfst
  • die Nachbarsoma, deren Hund Du quasi täglich spazieren führst
  • die Igel-Aufpäppelstation bei der Du schon seit der Grundschule immer mithilfst
  • Dein Egagement in dieser oder jener Umweltschutzorganisation*
  • Deine Müllsammelaktion beim letzten Strand-Urlaub
  • Kindheit auf dem Bauernhof (Urlaub auf dem Bauernhof reicht nicht)
  • aktive Reiterkarriere
  • Teilnahme an einschlägigen AGs in der Schule (Schulgarten, Schulaquarium, Naturschutz etc.)
  • eventuell irgendwas zum Thema „körperliche Fitness“ (ich könnte mir vorstellen, dass ein FÖJ bei denen auch körperlich etwas anstrengend werden kann)

Vermutlich wirst Du von diesen Punkten nicht viele oder gar alle erfüllen, aber vielleicht ist doch der eine oder andere dabei. Dann erzähle davon „Seit zwei Jahren arbeite ich regelmäßig in den Schulferien im Tierheim in Dingsda, wo ich die Ställe ausmiste und mit den Hunden spazieren gehe“

Und last but not least: die wollen wissen von wann Du bei denen arbeiten wollen würdest. „Mein FÖJ würde ich gerne im August oder September 2023 beginnen“ Sorry, ich kenne mich da nicht aus, aber ich meine, da gibt’s verschiedene Dauer (6 Monate, 12 Monate etc.), oder?

Und falls Du tatsächlich schon irgendwelche einschlägigen Erfahrungen hast, könntest Du das als Referenz angeben „Gerne können Sie sich bei Herrn Hugo Susisson vom Tierheim in Dingsda über meine Arbeitsleitung erkundigen“ - ein formelles Zeugnis hielte ich für übertrieben, aber man korrigiere mich, wenn das inzwischen auch für derlei Dinge Standard ist.

Wenn Du noch Fragen hast, melde Dich gerne,

wink
Jana

*und damit meine ich weniger „war schonmal am Freitag beim Protestieren“ sondern mehr "helfe immer im Herbst beim Hecken pflanzen / Vögel zählen / was auch immer

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Naja, man weiss ja nicht, welchem Fisch der Wurm vorgesetzt wird; aber er wird schon wissen, bisschen Bewerbungblabla etc. …

Ich finde den Text nicht so schlecht, Referenzen wären halt wichtiger.

Das mit den Schaufütterungen würde ich rausstreichen, das klingt unseriös und naiv (so wie „ich gehe gerne in den Zoo, schaue den Tieren zu und würde sie gerne auch beruflich füttern und streicheln!“).

Viel Erfolg!:+1::+1:

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Jeder Tierpark muss sich aud deine Mitarbeit freuen. Was dir fehlt ist vermutlich Selbstbewusstsein. Aber es geht nicht um eine Führungsposition mit hohem Gehalt sondern um das FÖJ. Insofern ist deine Bewerbung voll in Ordnung. Wenn Du befürchtest, dass Du evtll eine Absage bekommen könntest, könntest Du noch andeuten, dass Du evtll bereit bist nach Ende des Jahres oder nach Ende deiner Ausbildung eine Stelle im Tiergarten anzustreben. Jeder Betrieb heute ist an guten und engagierten Mitarbeitern interessiert.
Udo Becker

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Ich habe diesen Einwand befürchtet und hatte das ja deswegen auch in der Einleitung erwähnt. Aber jetzt stell Dir mal vor, Du bist der Entscheider im Tierpark und kriegst sowohl die Bewerbung von Julia als auch die folgende von Susi, hättest aber nur einen Platz zu vergeben? Spasseshalber gingen wir davon aus, die Bewerbung ginge hierher: https://www.tierpark-petersberg.de (das war der einzige Tierpark um Halle rum der nicht der große Zoo ist, den ich auf die Schnelle gefunden habe).

Sehr geehrter Herr Becker,

nach meinem erweiterten Realschulabschluss am Gymnasialzweig der KGS Ulrich v. Hutten in Halle-Saale im Juni 2023 möchte ich gerne zum 1. August 2023 einen Bundesfreiwilligendienst in Ihrem Tierpark ableisten.

Natürlich kenne ich den Tierpark Petersberg seit meiner eigenen Kindheit und auch mit meinem vierjährigen Bruder war ich im letzten Sommer regelmäßig bei Ihnen zu Besuch. Besonders angetan hat es uns dabei das Muntjak „Charlie Braun“ sowie die Pustelschweine.

Durch den Bauernhof meiner Großeltern in Zella-Mehlis, wo ich fast jedes Jahr die großen Ferien verbringe, bin ich auch im Umgang mit Tieren (Kühe, Katzen und Hühner) geübt. Ich helfe dort regelmäßig beim Ausmisten sowie bei der Fütterung mit.

Zuhause haben wir einen golden Retriever sowie mehrere Kanarienvögel. Während wir uns die Betreuung des Hundes innerhalb der Familie teilen, bin ich seit meinem achten Lebensjahr für die Pflege der Kanarienvögel alleine verantwortlich.

Während der letzten Herbstferien habe ich beim lokalen Ortsverband des BUND bei der Aktion „Hecken statt Zocken“ mitgemacht und eine Woche lang im Naturschutzgebiet Dingsda Müll gesammelt sowie Hecken gepflanzt.

Im Rahmen der Umweltschutz-AG an meiner Schule habe ich während der letzten Projekttage mitgeholfen ein Insektenhotel aufzubauen und seitdem dokumentieren wir welche Bewohner dort leben.

Mein Hobby ist Reiten, ich habe seit zwei Jahren ein eigenes Pflegepferd und nehme auch in unserer Voltigiergruppe an Turnieren teil.

Ich freue mich auf eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch.

Mit freundlichen Grüßen,
Susi …

Disclaimer: diese Text habe ich auf die Schnelle mal eben hingeworfen, sicher muss man hier oder da noch feilen. Und mit noch größerer Sicherheit würde dieses Mega-Programm kein 16-jähriges Mädel packen :wink: Aber da Julia sich ja nun auch nimmer gerührt hat, gehe ich davon aus, dass das eh egal ist.

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Sorry, aber das Schreiben von Susi Sonnenschein finde ich dermaßen übertrieben und dick aufgetragen, dass ich sie sofort aussortieren würde…
Gruß
Tigger

Vielen Dank für die Rückmeldung. Wie würdest Du das denn schreiben? Bin sehr gespannt :wink:

Hallo @julia und herzlich willkommen bei w-w-w,

die Argumente der anderen hast Du schon gehört. Hier noch meine 5 ct.

Du solltest dringend ausführlicher beschreiben, mit welchen Tieren Du in welcher Beziehung zusammen bist. Denn aus diesem einen Satz wird die entscheidende Person nicht ablesen können, ob Du den Nachbarshund regelmäßig mal am Ohr kraulst, oder ob Ihr selbst Tiere habt, um die Du Dich (mit)kümmerst.

Ich besitze viel Sarkasmus und lese im „voraussichtlich“ sofort Selbstzweifel. Ich würde das in einen Satz mit Sicherheit verändern: nach dem Erreichen meines erweiterten Realschulabschlusses im Sommer diesen Jahres möchte ich…

Würde ich Dich zu einem Bewerbungsgespräch einladen, würde ich Dich fragen: was verstehen sie unter teamfähig? und was verstehen sie unter kooperativ?. Gerade das erste Adjektiv wird aus meiner Sicht in den letzten 30 Jahren inflationär benutzt und kaum jemand hat sich einen Kopf darüber gemacht, was das eigentlich bedeutet - was echte Teamfähigkeit ausmacht.

Geben die Beurteilungen und Zeugnisse Deiner Schule Dein Selbstbild wieder?

Bist Du selbstbewusst genug, um zu schreiben ich freue mich auf eine Einladung, um mich Ihnen persönlich vorstellen zu können?

Grüße
Pierre

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Die Frage ist SEHR berechtigt. Wir bekommen auch manchmal Anmeldungen, da steht im Lebenslauf „sehr gute Englischkenntnisse“, dann sehen wir das Zeugnis und darauf steht eine 4 oder bestenfalls noch eine 3.

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Ich verstehe ja @Christa s Einwand - aber Julia protzt ja gar nicht mit ihren Englisch- oder sonstigen Schulkenntnissen (wäre ja an dieser Stelle auch nicht gefragt oder nötig).

Aber @Pierre, mit welcher Art von Schul(!)zeugnissen sollte sie denn ihre Teamfähigkeit oder Kooperationsfähigkeit nachweisen? Das ginge mit Arbeitszeugnissen in irgendeiner Form und die wird sie vermutlich nicht haben - und meines Wissens kriegt man in der weiterführenden Schule keine textgebundenen Lehrerbeurteilungen mehr* . Alternativ kann sie halt nur solche wie die von mir erwähnten Beispiel anführen (wobei man natürlich trefflich eigene Hunde, Kanarienvögel und Projektthemen erfinden könnte, wenn man böse und verwerflich wäre, was wir aber hier mal komplett ausschließen…)

*Anmerkung für die Off-Topic-Liebhaber: ich bin sicher, dass es Schulen und Schulformen gibt, wo das gang und gäbe ist. Aber ich lese hier von einem handelsüblichen Gymnasium das eben mit dem Realschulabschluss verlassen werden soll

Jein. Auf den Schulzeugnissen gibt’s immer noch auch die Kopfnoten, also Arbeits- und Sozialverhalten.

Das würde unter Sozialverhalten zumindest ungefähr fallen. Wenn da aber auch noch Verspätungen oder unentschuldigte Fehlzeiten ausgewiesen werden, dann ist es mit der angepriesenen Zuverlässigkeit auch Essig. So ganz unnütz sind die Schulzeugnisse also nicht. :wink:

oder doch voraussichtlich mit dem erweiterten Realschulabschluss. :stuck_out_tongue:

Schreiben die Lehrer heute keine Zeugnisse mehr? Also per Text eine Einschätzung des Schülers? Gibt es nur noch Noten, die man wohl gut in eine Statistik pressen kann, aber nichts über den Menschen aussagen?

Bei meiner jetztigen Werkstudentin kann mich gerade nicht an die Zeugnisse erinnern. (Ich bin mir nicht sicher, ob ich es überhaupt gesehen habe.)

Also soweit ich das weiß gab’s zu meiner Zeit nur in der Grundschule diese wundervollen Zeugnisse „Klein-Jana bemüht sich jetzt etwas mehr, nicht dauernd böse und gemein zu den anderen Kindern zu sein. Manchmal hat sie jetzt auch ihre Bücher und Hefte dabei.“ Danach wurde alles in Noten gepresst. Wobei Christa ja die „Kopfnoten“ (Verhalten / Mitarbeit) erwähnt hat, aber die sagen ja nur was aus, wenn sei extrem schlecht sind. Und ich gehe weiter davon aus, dass unsere Julia ihr letztes Zeugnis eh beilegen wird (viel was anderes hat sie ja vermutlich auch nicht, was sie beilegen könnte).

Ein Bekannter - seines Zeichens Lehrer an einer Gesamtschule - klagte allerdings dieser Tage, dass er für „seine“ Schüler irgendwelche schriftlichen Beurteilungen produzieren muss. Aber das scheint mir mehr so zur Orientierung der Schüler zu sein und nicht so sehr „bewerbungstauglich“.

„mehr“? Wann war das an weiterführenden Regelschulen, außer an (integrierten/kooperativen/wasauchimmer) Gesamtschulen der Fall? Bzw. war das jemals der Fall?

Das ist immer noch so, aber ich glaube, bis maximal 2. Klasse.

Ja, dort gibt es die ersten 3-3,5 Jahre Lernentwicklungsberichte, die beinhalten eine Tabelle mit Kreuzchen und darunter noch einen längeren oder kürzeren Text, je nach Laune des Lehrers, der aber auch überwiegend aus Textbausteinen zusammengesetzt ist. Bei meiner Tochter gab’s die bis einschl. 1. Hj. 8. Klasse, an der anderen IGS nur 5.-7. Klasse, glaube ich. Aber Abschlusszeugnisse sind immer Notenzeugnisse.

Servus,

und die Standard-Anschreiben, die zu achtzig Prozent aus Füllstoff bestehen, den Du nach dem 77ten Lesen bereits auswendig herbeten kannst, packst Du auf Stapel A?

Das glaube ich Dir nicht.

Oder bist Du vielleicht gar kein Personaler?

Schöne Grüße

MM

Ich möchte ja nicht drängen, aber Deine harsche Kritik ganz ohne Verbesserungsvorschlag schmerzt mich doch. Darf ich auf eine tolle von Dir geschriebene Version hoffen? Büddddeee…

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