Liebe/-r wer-weiss-was Experte/-in,
ich bin Berufsschullehrerin und korrigiere die erste
Klassenarbeit im
Fach Deutsch in der ich, neben anderen Aufgaben, auch ein
Diktat
habe schreiben lassen.
Wozu das Diktat? Handelte es sich um gezielt vorbereitete Phänomene (z. B. Groß / Kleinschreibung bestimmter Worte)? Sonst ist das Ding für die Katz und sollte fairerweise nicht in die Wertung eingehen. Diktate sind DIE schwierigste Rechtschreibtestform, stellen wir das bitte mal klar. Als Verlegenheitstest, nur, um den Schülern mal wieder ihre mangelhaften Rechtschreibkenntnisse vor Augen zu führen, sind Diktate ungeeignet.
Wie kann die Korrektur des Diktats nun sinnvoll in die
Bewertung eingehen?
Darüber und über das Maß an (scheinbarer) Objektivität sind in der einschlägigen didaktischen Literatur tonnenweise Bücher verfaßt worden. Der Hinweis „Gewichtung schön hinprozentuieren, feddisch“ offenbart die Hilflosigkeit angesichts des Testgeschehens und dem Bemühen, eine faire Wertung zu vollziehen.
Meine Tendenz wäre, im Bereich des Diktats Positivkorrektur anzuwenden, d. h. - wie Sie vielleicht wissen - Korrektur, aber keine Fehlerwertung.
Im Grundsatz gilt: Input - Output. Was habe ich wirklich vermittelt und was kann ich realistischerweise erwarten?
Im übrigen wird es auf die übliche erbärmliche klasseninterne Wertung hinauslaufen. Nach all den Untersuchungen, die ich dazu gelesen habe, ist dies das klägliche Überbleibsel an Objektivität, was Ihnen zur Verfügung steht. Objektivität ist allerdings etwas anderes. ;-/
Ich dachte daran eine Punkteverteilung,
wie bei anderen Aufgaben, vorzunehmen. Das heißt, von den 97
Worten und Zeichensetzungen ziehe ich die Anzahl der
gemachten Fehler ab. Bspw. bei 10 Fehlern (Satzzeichen,
Rechtschreibung, Grammatik) hat man 87/97 Punkten erreicht.
Nice try würde der Engländer sagen. Zumindest muß man Ihnen den Willen zur Objektivität unterstellen. Daß allerdings die Schüler vorher unterrichtet waren, wie denn genau die Anforderungen sein würden und wie dann in der Folge gewertet werden würde, ist wohl eher Utopie. Oder?
Es handelt sich hier um das Manko an „Waffengleichheit“, was schon die ASchO gerechterweise einfordert. Im Grunde verfährt der Lehrer willkürlich - auch Sie selbst. Darüber müssen Sie sich im klaren sein. Inwieweit Sie damit leben können, ist Ihre Sache.
Morgen gebe ich die Klassenarbeit zurück.
Vielleicht sollten Sie sich noch einen Tag gönnen.
Mit kollegialem Gruß
jo perrey