Bewertung einer Klassenarbeit in Deutsch

Liebe/-r wer-weiss-was Experte/-in,

ich bin Berufsschullehrerin und korrigiere die erste Klassenarbeit im
Fach Deutsch in der ich, neben anderen Aufgaben, auch ein Diktat
habe schreiben lassen.
Wie kann die Korrektur des Diktats nun sinnvoll in die Bewertung eingehen? Ich dachte daran eine Punkteverteilung, wie bei anderen Aufgaben, vorzunehmen. Das heißt, von den 97 Worten und Zeichensetzungen ziehe ich die Anzahl der
gemachten Fehler ab. Bspw. bei 10 Fehlern (Satzzeichen,
Rechtschreibung, Grammatik) hat man 87/97 Punkten erreicht.
Kennt Ihr dieses Problem? Wer kann sinnvoll einen Ratschlag geben?
Morgen gebe ich die Klassenarbeit zurück.

MfG
D. Grummel

Hab grade meine Frau (Deutsch im Gymnasium) interviewt. Die machts unabhängig von der Wortanzahl, also einfach z.B. drei Fehler 1, sieben Fehler 2, usw.

Die Staffelung könntest Du ja, sagt sie mit wissendem Lächeln, beim ersten Mal ein bisschen auf die Gesamtqualität Deiner Klasse abstimmen, damit nicht zu absurde Ergebnisse herauskämen. (Obwohl sie bei ihren lieben Kleinen natürlich auch am liebsten NUR Einser verteilen würde.)

Grüßle,
Philipp

Noch zur Ergänzung: das wär dann halt ne Teilnote, genauso Teilnoten für die anderen Aufgaben die du stellst, Gewichtung schön hinprozentuieren, feddisch.

Viel Spaß beim Zuendekorrigieren…

Liebe/-r wer-weiss-was Experte/-in,

ich bin Berufsschullehrerin und korrigiere die erste
Klassenarbeit im
Fach Deutsch in der ich, neben anderen Aufgaben, auch ein
Diktat
habe schreiben lassen.

Wozu das Diktat? Handelte es sich um gezielt vorbereitete Phänomene (z. B. Groß / Kleinschreibung bestimmter Worte)? Sonst ist das Ding für die Katz und sollte fairerweise nicht in die Wertung eingehen. Diktate sind DIE schwierigste Rechtschreibtestform, stellen wir das bitte mal klar. Als Verlegenheitstest, nur, um den Schülern mal wieder ihre mangelhaften Rechtschreibkenntnisse vor Augen zu führen, sind Diktate ungeeignet.

Wie kann die Korrektur des Diktats nun sinnvoll in die
Bewertung eingehen?

Darüber und über das Maß an (scheinbarer) Objektivität sind in der einschlägigen didaktischen Literatur tonnenweise Bücher verfaßt worden. Der Hinweis „Gewichtung schön hinprozentuieren, feddisch“ offenbart die Hilflosigkeit angesichts des Testgeschehens und dem Bemühen, eine faire Wertung zu vollziehen.
Meine Tendenz wäre, im Bereich des Diktats Positivkorrektur anzuwenden, d. h. - wie Sie vielleicht wissen - Korrektur, aber keine Fehlerwertung.

Im Grundsatz gilt: Input - Output. Was habe ich wirklich vermittelt und was kann ich realistischerweise erwarten?
Im übrigen wird es auf die übliche erbärmliche klasseninterne Wertung hinauslaufen. Nach all den Untersuchungen, die ich dazu gelesen habe, ist dies das klägliche Überbleibsel an Objektivität, was Ihnen zur Verfügung steht. Objektivität ist allerdings etwas anderes. ;-/

Ich dachte daran eine Punkteverteilung,

wie bei anderen Aufgaben, vorzunehmen. Das heißt, von den 97
Worten und Zeichensetzungen ziehe ich die Anzahl der
gemachten Fehler ab. Bspw. bei 10 Fehlern (Satzzeichen,
Rechtschreibung, Grammatik) hat man 87/97 Punkten erreicht.

Nice try würde der Engländer sagen. Zumindest muß man Ihnen den Willen zur Objektivität unterstellen. Daß allerdings die Schüler vorher unterrichtet waren, wie denn genau die Anforderungen sein würden und wie dann in der Folge gewertet werden würde, ist wohl eher Utopie. Oder?

Es handelt sich hier um das Manko an „Waffengleichheit“, was schon die ASchO gerechterweise einfordert. Im Grunde verfährt der Lehrer willkürlich - auch Sie selbst. Darüber müssen Sie sich im klaren sein. Inwieweit Sie damit leben können, ist Ihre Sache.

Morgen gebe ich die Klassenarbeit zurück.

Vielleicht sollten Sie sich noch einen Tag gönnen.

Mit kollegialem Gruß

jo perrey

Och, ich mochte imer Dikate…

Och, ich mochte imer Dikate…

Ich mochte auch imer Dikate.

Aber im Ernst: sie sind für’n Arsch. Oder akademisch ausgedrückt: sie sind das ungenaueste Testinstrument, um Rechtschreibung zu überprüfen.
Im Vordergrund steht die Faulheit des Lehrers, der sich keine geeigneteren Testmodelle einfallen läßt. Oder auch übernimmt. Der nicht merkt oder weiß, was er eigentlich testet.
Er testet nicht nur Rechtschreibung, sondern Rechtschreibung unter verschärften Bedingungen. Akustische Diskrimination, Ausfiltern von Störgeräuschen, Erkennen der personenspezifischen Satzmelodie des Vorlesenden, Unterscheiden von Wortgrenzen und Teilsatzgrenzen, Umsetzen der Hörvorlage in Schriftbild, Timing des Schreibvorganges in Abhängigkeit zum Hörvorgang etc. etc. Die Liste ist lang.

Wann lernen deutsche Lehrer, sich an die Bedürfnisse und Kapazitäten von Lernern anzupassen statt ständig draufzuhauen mit veralteten Testmethoden???

Gruß

jo perrey

Interessant, danke!
Ich lass mir den Artikel nochne Weile schmecken ohne offizielles Genörgel, deshalb mein „aber“ nur in Klammern.

(Diese Vielfalt von Dingen, die Diktate testen, trainieren sie ja dann auch. Und Noten und Tests sind, wenn ich so zurückdenke, doch eigentlich in der großen Mehrzahl der Fälle eher Entertainment, man lernt ja nicht notwendigerweise den Lernstoff (zum Beispiel bei Diktaten stattdessen schnelles Reagieren auf unterschiedliche Sprachmelodien etc.) sondern social skills und Lebensfähigkeit und Umgehenkönnen mit komischen Leuten…)

(Diese Vielfalt von Dingen, die Diktate testen, trainieren sie
ja dann auch. Und Noten und Tests sind, wenn ich so
zurückdenke, doch eigentlich in der großen Mehrzahl der Fälle
eher Entertainment, man lernt ja nicht notwendigerweise den
Lernstoff (zum Beispiel bei Diktaten stattdessen schnelles
Reagieren auf unterschiedliche Sprachmelodien etc.) sondern
social skills und Lebensfähigkeit und Umgehenkönnen mit
komischen Leuten…)

Hm!

Warum Diktat an Berufsschule?
Hallo Doris!

Bei der Notenfindung kann ich Dir nicht helfen, aber mich interessiert, warum an einer Berufsschule (noch) Diktate geschrieben werden.
Am Gymnasium unseres Sohnes fand das letzte Diktat in der Unterstufe, Klasse 5 oder 6, statt…

Angelika