Hallo,liebe Experten!
„Wer weiss was“ bzgl.der Bewertung von Gruppenarbeiten an Schulen bzw. hat vielleicht einen „realistischen“ Tipp für die Kinder? Wäre dafür sehr dankbar!
An der Schule unseres Neffen (6.Kl. G8) wird in fast allen Fächern sehr eifrig Wert auf (bewertete) Gruppenarbeiten und -projekte gelegt… teils in einem Umfang,dass man sich schon gelegentlich fragt,ob es nicht vielleicht aus reiner „Zeitersparnis“ so gehandhabt wird (denn sechs Referate ,von je 5 Schülern gemeinsam bearbeitet, sind im Unterricht ja schneller vorgetragen und „durchgenommen“ als 30 Einzelreferate…)
Problematisch erscheint uns da teilweise aber die Bewertung solcher Gruppenarbeiten. Beispiel:Im Nebenfach Kunst wird ein ganzes Schulhalbjahr auf ein einziges, großes Projekt verwendet, das in Gruppen und mehreren Etappenschritten erledigt werden soll. Die Lehrerin hat die Gruppenzusammensetzungen bestimmt; die Kinder selbst mussten dann vorab festlegen,wer von ihnen (für das ganze Halbjahr „bindend“) welchen Teilbereich der Aufgaben übernimmt (also z.B. ein Schüler für Protokoll,Beschriften usw., ein Schüler für Materialfragen und -verwaltung usw., einer für die Entwürfe und Kopien, zwei Kinder für das Bauen und Kleben usw.)
Naturgemäß kommt das Getriebe aber ins Stocken,wenn EIN Rädchen aus dem Ganzen „ausschert“. Mal ganz von Krankheitstagen etc. abgesehen: Im konkreten Fall hatten Gruppenmitglieder von Anfang an keine große Lust auf das Projekt (bzw. es ist ihnen mittlerweile wohl langweilig geworden,immer an derselben Sache herumzumachen); dementsprechend ist auch die „Qualität“ , die sie in „ihrem“ vereinbarten Verantwortungsbereich liefern. Da werden verabredete Aufgaben „vergessen“ zu erledigen oder Materialien nicht mitgebracht, oder es wird einfach schlampig und inkorrekt gearbeitet. Es wird nicht nach den Entwürfen gearbeitet usw. (die die Lehrerin aber nachmisst und beim Endergebnis überprüft). Natürlich führt das zu großen Problemen und Streitereien innerhalb der Gruppe, da die „korrekt“ arbeitenden Mitglieder durch die (teils auch noch provokant kommentierten) Schlampereien ihrer Kollegen in ihrer eigenen Arbeit und im Ergebnis benachteiligt werden. Das führt zu ständiger Unruhe, wobei alle Beteiligten bereits schlechte Noten für Arbeits-und Sozialverhalten bekommen haben,weil sie „ständig herumdiskutieren und streiten“.-
Die einzelnen „Etappen“ des Projektes werden von der Lehrerin jeweils mit Gruppen-Noten bewertet, wobei sie hier eine „Gesamteindrucks-Note“ des Bauwerks vergibt und diese dann allen beteiligten Gruppenmitgliedern als Einzelnote einträgt. Zu Deutsch: Wenn drei Kinder der Gruppe „ihren“ Aufgabenteil wunderbar und korrekt erledigt haben, aber zwei Kollegen das Ganze regelrecht boykottieren, ergibt das ein Endergebnis-Bauwerk mit Note 5…und diese 5 bekommen dann alle fünf Kinder als Einzelnote eingetragen . Die „mitarbeitenden“ Kinder haben sich bei der Lehrerin darüber beschwert,weil sie das verständlicherweise ungerecht finden. Die Lehrerin argumentiert aber, es sei schließlich eine Gruppenarbeit und somit gälte die Gruppen-Note für alle Mitglieder. Wenn die Kinder mit der Arbeitsqualität ihrer Kollegen nicht zufrieden seien, müssten sie selber dafür sorgen,dass diese besser arbeiten und ihnen „mal den Kopf waschen“… und dadurch würde sich dann ja auch die Bewertung für alle anderen verbessern.-
Geht das nicht über den Rahmen der Möglichkeiten der Kinder hinaus?! Sie haben eindringlich mit den „Schlampern“ gesprochen, auch den Klassensprecher dazugebeten, ohne Ergebnis… Den beiden „Bremsern“ ist es egal - sie haben „keine Lust, für den Mist mehr als nötig zu machen“ und nehmen auch eine mögliche Zeugnis-Fünf in Kauf (weil sie dadurch nicht versetzungsgefährdet sind). Andere Gruppenmitglieder sind durch dieses Projekt aber mittlerweile bereits um 2-3 Noten abgesackt, und einer müsste mit einer Zeugnis-Fünf in Kunst sogar das Jahr wiederholen. Weil ja das ganze Halbjahr nur für dieses eine Projekt verwendet wird, haben sie also auch keine Möglichkeit, noch durch andere Arbeiten etwas auszugleichen und „herauszuholen“…das gesamte Halbjahr steht und fällt mit diesem Projekt und seinen Etappennoten. Man kann sich unschwer die Atmosphäre in dieser Gruppe vorstellen…und die Lehrerin ist lediglich genervt von dem „Theater“ und vergibt fast stündlich allen Gruppenmitgliedern schlechte Noten wegen ihrer „Streitereien“.
Frage: Ist so eine „Kollektiv-“ Bewertung überhaupt in Ordnung, und wäre es hier nicht Aufgabe der Lehrerin, zum einen die beiden „Null Bocker“ mal selber anzusprechen und zur Mitarbeit anzuhalten ,oder ansonsten zumindest bei der Bewertung zu differenzieren? Die anderen Kinder wissen nicht mehr, was sie sonst noch tun können und sind wegen der chronisch schlechten Noten natürlich enorm geladen und unter Druck…muss sich sowas erst bis zur Klassen-Keile hochbauschen?!
Vielen Dank für Eure Meinungen und vielleicht Tipps…
Lara