Bewertung von 'Schmierblättern'

Kinder & Familie Kindererziehung
#1

Hallo!

Ich habe folgendes Problem:
Mein Nachhilfeschüler in Deutsch schreibt einen Aufsatz - Inhaltsangabe. Inhaltlich ist der Aufsatz eine 3, Rechtschreibung eine 4. Eine gute 4 als Endnote wäre einzusehen (und ein großer Fortschritt) gewesen.
Aber der Lehrer nimmt das Konzeptblatt mit in die Bewertung hinein. Die Schüler sollten den Text vorher strukturieren und Überschriften für die einzelnen Abschnitte aufschreiben. Mein Schützling hat immer arge Zeitprobleme beim Schreiben und notiert sich deshalb auf diesem Konzept immer nur Stichworte. Aber der Lehrer wollte das nicht so, wollte ausformulierte Überschriften, streicht jeden Fehler konsequent an. Fazit: 5-
In meiner Schulzeit lief es teilweise ähnlich. Ich habe mich immer sehr geärgert, wenn Lehrer nach Kurzreferaten meinen Stichpunktzettel in die Bewertung aufgenommen haben. Es ist doch meine Sache, was ich darauf schreibe und was ich einfach weiß, oder!? Ein einziger Lehrer sagte zu uns, er wolle die Zettel nicht sehen: Er merke, wenn wir sätzeweise ablesen würden, und ansonsten könnten wir unsere Zettel auf Chinesisch schreiben - es gehe ihn nichts an. Diese Einstellung teile ich.
Wie seht ihr das? Oder welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Ist es sinnvoll, das Konzept abzuwerten, obwohl die Reinschrift einen ganz anderen Charakter hat?

Liebe Grüße,
die Lidscha

#2

Hallo, Lidscha!

Ich bin absolut Deiner Meinung. Konzepte und Vorentwürfe sind ausschließlich lernpsychologischer Natur und haben weder mit Leistungsbereitschaft noch mit Leistungsfähigkeit zu tun.

Wenn der Lehrer nicht in der Lage ist, etwa bei einem Referat zu entscheiden, ob der Text nur abgelesen, mental gut vorbereitet oder auch wirklich durchdacht ist, spricht das gegen ihn; er hat aber immer noch die Möglichkeit, seine Bewertung durch Zusatzfragen abzusichern. Endgültig abwegig ist der Einbezug des Konzepts in dem von Dir geschilderten Fall. Da ist dann kein großer Schritt mehr hin zur Bewertung der Tagesklamotten …

Etwas anders liegt der Fall bei langfristigen Leistungsnachweisen wie Facharbeiten, bei denen die Rückkopplung mit dem Betreuer, Aspekte des Zeitmanagements oder der Materialeruierung eine (kleinere) Rolle für die Beurteilung spielen.

Mit bestem Gruß, Wolfgang Zimmermann

#3

Hi

Eigentlich bin ich auch der Meinung, das Schmierzettel nicht in die Wertung gehören und kenne es auch nicht anders. Allerdings müssen diese, wenn man sie denn mit abgeben muss, auch deutlich als solche gekennzeichnet sein.

Aber der Lehrer nimmt das Konzeptblatt mit in die Bewertung
hinein. Die Schüler sollten den Text vorher strukturieren und
Überschriften für die einzelnen Abschnitte aufschreiben. Mein
Schützling hat immer arge Zeitprobleme beim Schreiben und
notiert sich deshalb auf diesem Konzept immer nur Stichworte.
Aber der Lehrer wollte das nicht so, wollte ausformulierte
Überschriften, streicht jeden Fehler konsequent an. Fazit: 5-

Nun, wenn die Strukturierung und das Verfassen von Überschriften Teil der Klausuraufgabe war und dein Schüler nur Stichpunkte gemacht hat, dann hat er die Aufgabe nicht erfüllt und bekommt Punkte abgezogen bzw. nicht die volle Punktzahl für die Aufgabe angerechnet.
Dann muss er beim nächsten mal zusätzlich zu seinem Schmierzettel seine Gedanken noch mal ordentlich und ausführlicher aufschreiben, auch wenn man arge Zeitprobleme hat. Sowas muss man auch lernen.

In meiner Schulzeit lief es teilweise ähnlich. Ich habe mich
immer sehr geärgert, wenn Lehrer nach Kurzreferaten meinen
Stichpunktzettel in die Bewertung aufgenommen haben. Es ist
doch meine Sache, was ich darauf schreibe und was ich einfach
weiß, oder!? Ein einziger Lehrer sagte zu uns, er wolle die
Zettel nicht sehen: Er merke, wenn wir sätzeweise ablesen
würden, und ansonsten könnten wir unsere Zettel auf Chinesisch
schreiben - es gehe ihn nichts an. Diese Einstellung teile
ich.

Bei Referaten finde ich das auch etwas merkwürdig, allerdings, auch das strukturierte Zusammenfassen zu sinnvollen Stichpunkten muß man erstmal lernen, vielleicht wollte der Lehrer das damit bezwecken. Allerdings sollte der Umstand, das sowas in die Wertung eingeht, dann auch bekannt sein.

Gruß
diemaus

#4

hi,

ich finde, dass schmierzettel nur eine gedankenstütze sein sollen, somit sehr subjektiv und nicht zu bewerten. dein schützling wird quasi für seine zeiteinteilung bestraft, na super.
ähnlich ist es bei den referaten. eigentlich müsste ja dann gelten „je weniger gedankenstützen auf dem zettel, desto besser“. ehrlich mal. aussderdem sind ein gutes referat und ein leerer zettel und guter indikator dafür, dass man geschnitten hat, was man erzählt.

#5

Hallo Lidscha!

Ich habe folgendes Problem:
Mein Nachhilfeschüler in Deutsch schreibt einen Aufsatz -
Inhaltsangabe. Inhaltlich ist der Aufsatz eine 3,
Rechtschreibung eine 4. Eine gute 4 als Endnote wäre
einzusehen (und ein großer Fortschritt) gewesen.
Aber der Lehrer nimmt das Konzeptblatt mit in die Bewertung
hinein. Die Schüler sollten den Text vorher strukturieren und
Überschriften für die einzelnen Abschnitte aufschreiben. Mein
Schützling hat immer arge Zeitprobleme beim Schreiben und
notiert sich deshalb auf diesem Konzept immer nur Stichworte.

Habe ich das richtig verstanden, dass er seine Strukturierung also *nur* auf dem Schmierzettel hatte?

Aber der Lehrer wollte das nicht so, wollte ausformulierte
Überschriften, streicht jeden Fehler konsequent an. Fazit: 5-

Wenn zuvor feststeht, dass der Lehrer ausformulierte Überschriften FORDERT, ist das in meinen Augen eine Aufgabe, die der Schüler somit nicht erfüllt hat.

Und das zieht dann eine Abwertung nach sich.

Persönlich finde ich das Vorgehen menschlich nicht okay (weil er offenbar weiß, dass der Schüler Probleme mit der Zeit und Struktur hat), aber nur von der Bewertung her betrachtet ist wer wohl im Recht.

In meiner Schulzeit lief es teilweise ähnlich. Ich habe mich
immer sehr geärgert, wenn Lehrer nach Kurzreferaten meinen
Stichpunktzettel in die Bewertung aufgenommen haben. Es ist
doch meine Sache, was ich darauf schreibe und was ich einfach
weiß, oder!? Ein einziger Lehrer sagte zu uns, er wolle die
Zettel nicht sehen: Er merke, wenn wir sätzeweise ablesen
würden, und ansonsten könnten wir unsere Zettel auf Chinesisch
schreiben - es gehe ihn nichts an. Diese Einstellung teile
ich.
Wie seht ihr das? Oder welche Erfahrungen habt ihr damit
gemacht? Ist es sinnvoll, das Konzept abzuwerten, obwohl die
Reinschrift einen ganz anderen Charakter hat?

Wäre eine Struktur der Arbeit in der vom Lehrer geforderten Form denn ohne Abgabe des Zettels erkennbar gewesen?
MÜSSEN Schmierzettel bei diesem Lehrer mit abgegeben werden?

Bei mir (aber das ist schon eine Ewigkeit her) mussten sämtliche Zettel aus einer Arbeit mit abgegeben werden.
Und - oh Wunder - mitunter fand mein Mathelehrer darauf noch etwas, das mich vor einer 6 bewahrt hat!

Angelika

#6

Hallo, Lidscha und Angelika!

Die Antwort von Angelika lässt auch mich nochmals nachfragen:

Es ist natürlich eine völlig andere Situation, wenn beispielsweise eine Gliederung per se verlangt wurde. Freilich wäre dies bei einer Inhaltsangabe etwa in Bayern unüblich.

Wenn die Gliederung zur Aufgabenstellung gehört, hat sie nichts mit dem Konzept zu tun. Dann ist es vom Lehrer eher großzügig, sie überhaupt positiv in die Beurteilung einzubeziehen statt sie schlicht als nicht vorhanden zu bewerten.

Besten Gruß, Wolfgang Zimmermann

#7

Hallo,

meine Schulzeit habe ich zwar schon lange hinter mir und auch in einem anderen Land verbracht, dennoch kann ich mich an ähnliches Problem erinnern. Folgendes zu den Ergebnissen, vielleicht ist hier das auch so: Wird der Stichwortzettel mitbewertet, muss dies als klare Aufgabenstellung gelten. Das heißt irgendwo in der Aufgabenstellung vermerkt sein, sonst ist dies nicht zulässig. Persönlich finde ich so eine Bewertung nur gut für Schüler, die langsam sind und keine Reinschrift schaffen. Und wenn der Lehrer dann einen Blick zugunsten des Schülers hineinwirft, ist das lobenswert.

Es grüßt Phil