Bewertungsmaßstäbe Vokabeltests

Hallo zusammen ! :smile:

eigentlich nur durch die hier drunter gepostete Anfrage zu Englisch- Klassenarbeiten/ Gutachten fiel mir jetzt selber etwas ein, was ich mich schon eine ganze Weile frage. In den Antworten zu dieser anderen Anfrage kam ja auch schon einiges an Infos rüber, was die unterschiedliche „Schwere“ bzw. Bewertungsbedeutung von Inhalt, Rechtschreibung usw. angeht. Deshalb hier meine eigene Frage -
nur weil es mich rein persönlich einfach mal interessieren würde, wie Experten hier, die selbst als Lehrer unterrichten, das mit IHREN Bewertungen so halten…und ob die hier geschilderten „Bewertungsmaßstäbe“ (oder wie immer man das offiziell nennt) heutzutage vielleicht sogar einfach allgemein üblicher Standard sind.

Es geht um die schriftlichen u. bewerteten Vokabel-Überprüfungen eine 7.Klasse G8-Gymnasium (Hessen) in Französisch und Englisch. Im ersteren Fach wird regelmäßig (ca. alle 3-4 Wochen) ein Vokabeltest geschrieben, in Englisch sogar wöchentlich bis alle 10 Tage. In beiden Fällen werden diese Tests vorher angekündigt und dauern nur ein paar Minuten (also der Lehrer nennt z.B. 10-12 Begriffe auf Deutsch, die Schüler schreiben dann direkt die entsprechende engl./franz.Übersetzung dafür auf einen Zettel, der dann eingesammelt und bewertet wird; dann wird der normale Unterricht weitergemacht). Es sind also keine einstündigen „Klassenarbeiten“ o.s., sondern eher so ein kurzes schriftliches Überprüfen der Vokabel-Hausaufgaben der letzten Zeit.

Bei den abgefragten Vokabeln geht es dabei jeweils um die kompletten Vokabeln der „letzten“ Buch-Lerneinheit/Unit . Es werden also nicht nur Vokabeln aus dem „zuletzt bearbeiteten Text“ o.s. abgefragt, sondern querbeet z.B.aus den letzten acht Vokabelteil-Buchseiten des Lehrbuches.

Nun meine Frage (es sind zwei unterschiedliche Lehrer):
1.) In Französisch werden z.B. 12 deutsche Begriffe aus 8 Seiten Vokabeln ausgesucht. Der Schüler übersetzt und notiert direkt alle 12 franz.Vokabeln komplett (also keine ausgelassen), er übersetzt und schreibt sie „von den Buchstaben her“ auch alle korrekt… hat aber auf drei Vokabeln einen Accent-Fehler gemacht (1x den Accent nach links statt nach rechts gesetzt; 1x einen Accent vergessen; 1x einen Accent gesetzt, wo keiner hingehört).
Für alle drei Vokabeln gibt es bei der Bewertung null Punkte, so als hätte er gar nichts hingeschrieben. Gesamtbewertung: „9 von 12 Punkten = Note 4“.

(Dieses gilt übrigens nicht nur für einzelne Wörter, sondern auch für Redewendungen/ganze Sätze. Soll z.B.übersetzt werden: „Ich bin sehr müde“ und der Schüler übersetzt den Satz korrekt, schreibt aber bei „tres“ den Accent nicht drauf,bekommt er für diesen Satz Null Punkte,so als hätte er gar nichts hingeschrieben.)

2.) In Englisch ähnliche Situation: 12 deutsche Begriffe werden aus 8 Seiten Vokabeln ausgesucht. Die Schülerin übersetzt direkt , schreibt 11 Wörter hin, 2 davon mit Rechtschreibfehler (statt „-ious“ nur „-ius“ bzw. statt „-elves“ schreibt sie „-elfes“), und 1 Wort weiss sie gar nicht und lässt es frei.
Auch bei ihr das Gesamtergebnis:Alle drei Wörter werden mit „Null“ bewertet, ergibt „9 von 12 = Note 4“.

Also zusammengefasst: Bei Accent/Rechtschreibfehler Null Punkte und bei 75% „Richtigen“ jeweils die Note 4.
(Diese Note „zählt“ dann jeweils als „Hausaufgaben-Leistung“ für den jeweiligen Tag.)

Aus meiner eigenen Gymn.-Schulzeit weiss ich noch, dass Accent-Fehler mit „halbem Punkt“ bewertet wurden u. auch Rechtschreibfehler nur halb angerechnet wurden, wenn das „übersetzte“ Wort als solches ansonsten korrekt war. „Null Punkte“ gab es wirklich nur bei „Blanko“ (=komplettes Leerlassen) , bzw. wenn das Wort wirklich komplett falsch war (z.B. für Hund „cat“ statt „dog“ geschrieben wurde o.ä.)

Handhabt man das heutzutage bei Vokabeltests wirklich so anders, dass man bei 75% richtigen Ergebnissen nur eine 4 bekommt und dass so strikt „Null“ Punkte gegeben werden - oder ist das eher eine mehr „lokale Sache“ hier bei uns ?

Würde mich wirklich mal interessieren - daher vorab schon einmal vielen Dank ! :smile:

LG

Hallo,

die Tests sind angekündigt. Die Fragen sind vorher bekannt. Die Antworten sind vorher bekannt. Die „Aufgaben“ (Vokabeln) wurden vorher mehrfach im Unterricht verwendet. Der zu lernende Stoff ist sehr wenig. Vokabeln lernen ist jeden Tag Hausaufgabe (ich denke mal, pro Fach / pro Stunde durchschnittlich 5-10 Vokabeln). Daraus ergibt sich etwas, was bei euch so aussieht:

Handhabt man das heutzutage bei Vokabeltests wirklich so
anders, dass man bei 75% richtigen Ergebnissen nur eine 4
bekommt und dass so strikt „Null“ Punkte gegeben werden?

In Vokabeltests kann (aufgrund der eingangs beschriebenen Situation) auf gar keinen Fall eine Regelung wie „50% gewusst = Note 4“ greifen.
Wie die Notenvergabe genau erfolgt (ob mit % oder Fehler zählen oder …) ist unterschiedlich. (Ich mache es - bei mehr Vokabeln! - so: 1 Fehler = Note 1, 2 Fehler = Note 2, 3 Fehler = …)

Rechtschreibung ist wichtig. Dazu ein Beispiel aus einem echten Vokabeltest mit einer echten Schülerantwort. Wir haben ja gerade Winter, da passiert es durchaus, dass man mal ein winterliches Sportgerät mietet…
Die Schüler sollen übersetzen:„Ich möchten ihren besten Schlitten haben.“ (‚Schlitten‘ war als Vokabel zu lernen)
Antwort eines Schülers: „I want to have your best slut.“
Hätte dieser Schüler den Satz im „wirklichen“ Leben verwendet, hätte er sich wohl mindestens eine Ohrfeige eingefangen, manch eine/r hätte vielleicht auch die Polizei gerufen.
Warum?
‚Schlitten‘ heißt ‚sled‘.
‚slut‘ heißt ‚Schlampe‘ (im Sinne von ‚Nutte‘)
In der Schreibung sind die Wörter unterschiedlicher als in der Aussprache - dort unterscheiden sie sich fast nur in [e] bzw. [a].

Ein einziger Buchstabe kann viel ausmachen ( H aus oder M aus ist schon ein Unterschied). Deshalb ist ein voller Punktabzug gerechtfertigt.

Hi!

Die Schüler sollen übersetzen:„Ich möchten ihren besten
Schlitten haben.“ (‚Schlitten‘ war als Vokabel zu lernen)
Antwort eines Schülers: „I want to have your best slut.“
Hätte dieser Schüler den Satz im „wirklichen“ Leben verwendet,
hätte er sich wohl mindestens eine Ohrfeige eingefangen, manch
eine/r hätte vielleicht auch die Polizei gerufen.
Warum?
‚Schlitten‘ heißt ‚sled‘.
‚slut‘ heißt ‚Schlampe‘ (im Sinne von ‚Nutte‘)
In der Schreibung sind die Wörter unterschiedlicher als in der
Aussprache - dort unterscheiden sie sich fast nur in [e] bzw.
[a].

Ich weiss ja nicht was du da unterrichtest.

slut = Schlampe, es hat nichts mit Prostitution zu tun

sled = AE

Wir Briten sagen sledge.

Aber auch bei den Amis hört sich slut ganz anders an als sled.

Gruß

Hi,

sei froh, dass in der Jahrgangsstufe überhaupt noch solche Vokabeltests geschrieben werden, das sind geschenkte gute Noten, die Arbeiten lassen sich zu 100% vorbereiten. Ich schreibe heut eine Schulaufgabe im Anfangsunterricht Russisch, da müssen ganze Sätze übersetzt und ein Dialog erstellt werden, daher kommenca. 30% des Gesamtergebnisses - der REst ist Auswendiglernerei. Da müssen die Schüler 60% richtig machen, wenn sie eine 4 wollen.
Als ich noch am Gymnasium unterrichtet habe, war mit Vokabeltests spätestens Anfang 6. Klasse Schluss. Das wird heute eigentlich nciht mehr gemacht, denn Sprachunterricht sollte kommunikativ sein - die Schüler sollen lernen, in der Fremdsprache kommunikative Aufgaben zu lösen - wie erkläre ich meinem Gegenüber, dass …, wie finde ich irgendwas heraus, etc. Man wirft sich ja in einem Gespräch keine Wörter an den Kopf. Dass Vokabeln gelernt werden, wird vorausgesetzt. Wenn in der Schulaufgabe 2 in einer freien TExtproduktion (Brief schreiben, Meinungsäußerung) nicht auch die Vokabeln angewendet werden, die zwischen Schulaufgabe 1 und 2 drankamen, dann gibt es eben auf der sprachlichen seite maximal, mit viel gutem Willen, die Drei. Oder ne vier, je nachdem, wie mager es ausfällt.

Die Franzi

Seitdem ich mal einen Lehrer hatte, der mir immer (ich wollte es ja stur nicht einsehen) einen vollen Fehler gegeben hat, wenn ich „can’t“ geschrieben habe und das ja eigentlich „can not“ heissen würde, glaub ich ALLES in der Richtung!

Einziges Jahr, wo ich ne 5 in Englisch hatte…

Hallo,

Ich weiss ja nicht was du da unterrichtest.

In dem Schuljahr ist amerikanisches Englisch dran.

slut = Schlampe, es hat nichts mit Prostitution zu tun

doch, vielleicht nicht in „jedem Englisch“, aber grundsätzlich schon
siehe dict.leo.org: http://dict.leo.org/ende?lp=ende〈=de&searchLoc=0&cmp…
oder Wiktionary: http://en.wiktionary.org/wiki/slut
oder Merriam-Webster: http://www.merriam-webster.com/dictionary/slut

sled = AE
Wir Briten sagen sledge.

Aber auch bei den Amis hört sich slut ganz anders an als sled.

„Original“ ja, aber besagter Schüler hatte in dem Vokabeltest sich mehr oder weniger an die Aussprache erinnert und das Erinnerte so aufgeschrieben.
Die Aussprache von deutschen Schülern kann doch ganz schön abweichen. Der Unterschied zwischen dem [d] und [t] am Wortende verwischt, verbleibt zu wenig ([e] oder [a]), um den Unterschied deutlich zu machen. (In der von mir angerissenen Situation - eine Verleihstation im Wintersportgebiet - würde man hoffentlich das Richtige hineininterpretieren… besser wär’s aber, wenn man das Wort richtig lernt…)

Moin Melany,

diese von so manchen www-lern gepflegte Manie

Deine Frage

meine Antwort

mag ich absolut nicht, aber angesichts der Vielfalt Deiner Fragen mach ich es jetzt trotzdem mal

ob die hier geschilderten „Bewertungsmaßstäbe“
(oder wie immer man das
offiziell nennt) heutzutage vielleicht sogar einfach allgemein
üblicher Standard sind.

es gibt keine allgemein üblichen Standards für Vokabeltests

In beiden Fällen werden
diese Tests vorher angekündigt

Das ist nett von den Lehrern, aber Vokabeltests darf man auch unangekündigt schreiben (durfte man zumindest in Niedersachsen, als ich noch Lehrer war)

Bei den abgefragten Vokabeln geht es dabei jeweils um die
kompletten Vokabeln der „letzten“ Buch-Lerneinheit/Unit . Es
werden also nicht nur Vokabeln aus dem „zuletzt bearbeiteten
Text“ o.s. abgefragt, sondern querbeet z.B.aus den letzten
acht Vokabelteil-Buchseiten des Lehrbuches.

acht Vokabelteil-Buchseiten - das ist viel zuviel (es kommt natürlich auch auf das Layout der Seiten an)

1.) In Französisch …einen Accent-Fehler gemacht (1x den Accent
nach links statt nach rechts gesetzt; 1x einen Accent vergessen; 1x
einen Accent gesetzt, wo keiner hingehört).
Für alle drei Vokabeln gibt es bei der Bewertung null Punkte,
so als hätte er gar nichts hingeschrieben.
Gesamtbewertung: „9 von 12 Punkten = Note 4“.

Diese Beurteilung ist idiotisch! Als wohlmeinender Pauker kann man Akzentfehler korrigieren und nicht anrechnen; als strenger Pauker sollte man höchstens 1/2 oder gar nur 1/4 Punkt abziehen
(Falsche Akzente verfälschen im Frz. nur selten die Bedeutung; spontan fällt mir gerade „la même“ (dieselbe) und „la mémé“ (die Oma) ein. Bei dem Beispiel ändert sich außerdem noch die Aussprache).

(Dieses gilt übrigens nicht nur für einzelne Wörter, sondern
auch für Redewendungen/ganze Sätze. Soll z.B.übersetzt werden:
„Ich bin sehr müde“ und der Schüler übersetzt den Satz
korrekt, schreibt aber bei „tres“ den Accent nicht
drauf,bekommt er für diesen Satz Null Punkte,so als hätte er
gar nichts hingeschrieben.)

Das ist ober idiotisch! (falls es das überhaupt gibt)
Zur Bewertung im Englischen sag ich lieber nix, weil ich mich da nicht auskenne

bei 75% „Richtigen“ jeweils die Note 4.

Eine „4“ gab es bei mit mit 60% Richtigen

(Diese Note „zählt“ dann jeweils als „Hausaufgaben-Leistung“
für den jeweiligen Tag.)

Hausaufgaben durften in Niedersachsen nicht bewertet werten, und das ist auch gut so: der Eine hat einen Hausaufgabenhelfer zur Hand, die Andere nicht.
Ich habe die Ergebnisse von Vokabeltests immer in die mündliche Gesamtnote einfließen lassen.

Und außerdem bin ich der Meinung, dass man eine Menge Pauker auf den Mond schießen sollte.

Grüße
Pit

Hallo,

Seitdem ich mal einen Lehrer hatte, der mir immer (ich wollte
es ja stur nicht einsehen) einen vollen Fehler gegeben hat,
wenn ich „can’t“ geschrieben habe und das ja eigentlich „can
not“ heissen würde, glaub ich ALLES in der Richtung!

Besonders weil es eigentlich „cannot“ geschrieben wird.

Gruß
Elke

Siehste:

Gut das ich immer abgekürzt habe! :wink:

„That’s me sausage!“
Geisterkarle

Danke allen für Eure Meinungen und Beispiele usw.! :smile:

LG