Bezeichnung keltischer Siedlungen!

Hallo,

muss mich wg. eiens Referats mit keltischen Siedlungen beschäftigen, genauer gesagt mit der Ehrenbürg bei Forchheim. Nun ist das mit den Bezeichnungen erstmal alles recht verwirrend. In einem Buch wird sie eine „befestigte Zentralsiedlung“ genannt, aber dazu findet sich sonst nichts mehr. „Fürstensitze“ dagegen gibt es zuhauf, aber da scheint die Ehrenbürg nicht dazu zu gehören. Dann bin ich noch über „befestigte Höhensiedlungen“ gestolpert, aber auch nicht im Zusammenhang mit der Ehrenbürg.

Wenn man sich die „Definitionen“ so durchliest hört sich das erstmal alles ganz gleich an. Wo liegt also der Unterschied, was für Literatur könnt ihr mir empfehlen??

Hallo Arsenio,

die Verwirrung rührt daher, dass in der Archäologie nichts klar definiert werden kann. Von den „Kelten“ sind keine Texte, keine Schrift überliefert worden. Aber sie finden erwähnung in Texten der Römer. D.h. alle Annahmen basieren auf Daten von archäologischen Ausgrabungen der matriellen Kultur. Diese matriellen Hinterlassenschaften der Kelten werden als latènezeitlich bezeichne. In Wiki ist diese Literaturangabe:
Ich vermute, das ist die aktuellste Publikation darüber:

Björn-Uwe Abels: Die Ehrenbürg bei Forchheim, die frühlatènezeitliche Mittelpunktsiedlung Nordostbayerns. In: Jörg Biel u.a. (Hrsg.): Frühkeltische Fürstensitze. Älteste Städte und Herrschaftszentren nördlich der Alpen? Internationaler Workshop zur keltischen Archäologie in Eberdingen-Hochdorf, 12. und 13. September 2003 (Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg; Bd. 51). Stuttgart 2005, ISBN 3-927714-79-8 Buch anschauen, S. 42–47.

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Je nachdem welche Bezeichnung du wählst, wählst du auch eine bestimmte Perspektive. Die Bezeichnung an sich ist meist schon Gegenstand archäologischer Forschung:
Ein „Fürstensitz“ hat eine klare politische Dimension. Diese ist aber meistens eine Interpretation, die aufgrund der archäologischen Funde und Befunde bewiesen werden muss. Diese bezeichnung ist althergebracht, wisseschaftlich richtig wäre sie natürlich nur wenn man beweisen könnte, dass eine politische Figur mit dem Titel „Fürst“ ihren Hauptsitz in dieser Siedlung hat.
Eine „Zentralsiedlung“ ist ein Begriff aus der Geographie und hängt mit der „central place theory“ von Walter Christaller zusammen. Ein interessanter Begriff der der Siedlung eine bestimmte Funktion innerhalb eines Siedlungssystems zuschreibt. Aber auch hierfür muss man geeignete arch. Indikatoren finden, wie zum Beispiel die Siedlungsgrösse.
„befestigte Höhensiedlung“ spielt stark auf den militärischen Charakter einer Siedlung hin, eine Stadtmauer oder Wall auf einem geographisch erhöhten Gebiet. Ob der milit.
Zweck dabei wirklich im Mittelpunkt steht, oder ob prestige und Herrschaftslegitimation wichtiger waren ist fraglich.

Gruß
Max

Ebenso Hallo :smile:
Folgendes Buch ist recht gut:

Björn-Uwe Abels „Die Ehrenbürg“ Geologie - Archäologie - Volkskunde. Herausgegeben vom Förderkreis Kaiserpfalz e.V. und vom Kulturamt des Landkreises Forchheim, 2009,über 100 Seiten ISBN 978-3-9811274-5-4 Buch anschauen

empfehle Dir auch Dich, vielleicht zuvor, mit dem Ehrenbürg-Gymnasium in Forchheim in Verbindung zu setzen. Die befassen sich meines Wissens nach intensiv mit Walberla und müssten auf dem neuesten Stand sein, auch was die Namensherkunft betrifft.
Alles Liebe
Hardy

Hallo arsenio,

mein Fachgebiet ist die Steinzeit. Die Kelten gehören nicht mehr dazu. Insofern kann ich dir leider nicht weiter helfen.

demandt, kelten in deutschland kann ich dir empfehlen.
die kelten sind kein „volk“ wie das wort heute gebraucht wird. es bestand damals kein zusammengehörigkeitsgefühl. einzelnen stämme die in einem bestimmten teil europas zur eisenzeit lebten werden heute einfach als „die kelten“ bezeichnet.
befestigte höhensiedlungen der kelten gibt es oft (z.b. auf dem heiligenberg bei heidelberg).
was die ehrenbürg ist weiß ich nicht, das klingt einfach wie ein eigenname, ich glaube nicht das ein ehrenbürg eine eigene art von dorf war.
alexander demandt ist echt gut, oder einfach mal kelten in deutschland googlen, da müsste eine menge kommen.
liebe grüße
sonnenscheinchen

Hallo,

das Problem liegt in der Vermischung verschiedener Definitionsebenen. „Fürstensitz“ ist eigentlich eine soziologische Kategorie. Es gab einmal den Versuch eines Kriterienkataloges, der aber nicht mehr so gesehen wird:

  1. innere Struktur der Siedlung: Es müssen eine Burg und eine Unterstadt vorhanden sein; 2. Funde: Es muss Importware (z. B. Weinamphoren aus Massilia, attische schwarzfigurige Keramik) vor Ort gefunden worden sein; 3. Grabhügel: In der nächsten Umgebung muss sich mindestens ein ‚fürstlicher‘ Grabhügel befinden

Beim Begriff „befestigte Zentralsiedlung“ wird neben der Bauweise auch eine Funktion genannt. Eine „Zentralsiedlung“ hat eine überörtliche Bedeutung, es muss zu ihr gehörige weitere Siedlungen geben.

„Befestigte Höhensiedlung“ ist ein recht neutraler Begriff, der nur etwas über Lage und Bauweise (Befestigung), aber nichts über Nutzung oder Bewohner aussagt. Mit diesem Begriff liegt man nicht falsch. Die beiden anderen Begriffe müssen mit Argumenten belegt werden, sonst spiegeln sie etwa vor, das man womöglich gar nicht weiß.
Viele Grüße, Stefan Fassbinder

Danke dir, deine Ausführungen haben das Problem wirklich schön erklärt und dargestellt!

Gruß,

Danke :smile:

Gruß,

Trotzdem danke fürs Antworten.

Gruß,

Hallo arsenio,

mein Fachgebiet ist die Steinzeit. Die Kelten gehören nicht
mehr dazu. Insofern kann ich dir leider nicht weiter helfen.

Das Buch hatte ich dann auch gefunden, hat sich wirklcih als sehr hilfreich erwiesen. Danke!

Gruß,

Danke für die schnelle und ausführliche Antwort.
Gruß,

Hallo Arsenio
Ich habe die Anfrage erst jetzt realisiert.
Meine Einbindung in den www.HAselburg.de -Verein hat mich die letzten Monate etwas in Anspruch genommen, aber nun ist unser Römerfest hervorragend gelaufen und für dieses Jahr Geschichte.
Zum Thema Ehrenbürg kann ich nur das wiedergeben,was ich aus diversen Büchern entliehen habe.
1.Fürstensitze waren dauernd bewohnt und in sofern eine Vorstufe einer Stadt.
2. Opidien, die man mehr hat als allgemein Bekannt, waren meist nur Fliehburgen, die nur im Falle eines Angriffes oder der Vermutung eines Solchen aufgesucht wurden.
3. Die Ehrenbürg ist alleine durch ihre Geografie eine Pendant zur Yps und brachte alle Notwendigkeiten wie hohes Plateau mit leicht verteidigbaren Abhängen, die durch Holz - Erde - Mauern bis zu 10 Metern verfestigt wurden und so für die damalige Zeit nur schwer zu überwinden waren, ideal.
Was ich nicht weis ist das vorhanden sein von Quellen oder Zisternen, ohne die eine lägere Belagerung nicht zu überstehen war.
5. Die Größe der benutzten Anlage war ausschlag gebend, ob es für eine dauernde Besiedlung als Stadt Platz bot und in der schweren Gemeinschaftsleistung, die das Erstellen einer oft riesigen Stadtmauer ja dastellt, sich auch lohnte. Will heisen der wachsenden Bevölkerung auch zuküftig Raum bot.
6. Überwiegend ländlicher Karakter der Besiedlung - wie er eigendlich in der Keltenzeit üblich war - bedurfte meist nur eines relativ kleinen Opidums, so das es; außer den Menschen, auch noch dem wertvollen Vieh, das einen guten Teil des Überlebenspotenzials dastellte, Schutz und Wasser bot.
Dies mal vorab. Ich hoffe oich komme nicht schon zu spät mit dem versuch behilflich zu sein.
Mit freundschaftlichem Gruß
Adam Hartmann