Beziehung zwischen Subjektivität und Objektivität

Hallo zusammen,

welche Beziehung besteht zwischen Subjektivität und Objektivität? Stehen sie zueinander in einer Art Reihenfolge oder sind beides Gegensätze?

Welcher Bereich der Philosophie befasst sich mit solchen Fragen?

Vielen Dank für Eure Einschätzungen.

Grüße _ mki _

Zunächst eine Gegenfrage…
Hi,

was ist denn Objektivität und was ist Subjektivität?
Definiere die beiden Dinge einmal.

Welcher Teil der Philosophie sich damit befasst, kann ich dir leider nicht aus dem Stehgreif sagen.

Gruß Hanzo

Hallo,

welche Beziehung besteht zwischen Subjektivität und
Objektivität? Stehen sie zueinander in einer Art Reihenfolge
oder sind beides Gegensätze?

willst du unsere subjektive Meinung
hören? :smile:
Nicht alle Philosophen sehen hier einen Gegensatz,
Schelling z.B. verbindet beide zum Absoluten.
Soziologen wie Luhmann zwei gleiche Dinge
auf unterschiedlichen Ebenen. Was mir die
Begriffe verständlicher gemacht hat, war
die „Einführung in die Philosophie“ von
Karl Jaspers:

http://www.amazon.de/Einf%C3%BChrung-die-Philosophie…

Dieser spricht von der Subjekt-Objekt-Spaltung.

Welcher Bereich der Philosophie befasst sich mit solchen
Fragen?

Erkenntnistheorie, analytische Sprachtheorie aber
bestimmt auch Metaphysik. Ich meine, seit Descartes
berühmtem „Ich denke, also bin ich“ befasst sich
die Philosophie mit diesem Thema. Du kannst das
weiterverfolgen von Kant bis Wittgenstein oder
dem kritischen Rationalismus.
Die Frage dürfte eine der meistgestellten in der
neuzeitlichen Philosophie sein. Hier eine
treffende Antwort zu geben erscheint mir
aussichtslos! :wink: Wenn du googelst wirst du
bestimmt zigtausend Links erhalten!

Aber wahrscheinlich weiß ein Experte hier besser
zu antworten.

Gruß
Treo

Hallo,

es gibt verschiedene Ansätze, die Subjekt und Objekt verschieden definieren. Ganz allgemein kann man sagen, dass Dualismen (oder Subjekt-Objekt-Dichotomie) in der Wissenschaft recht beliebt.

In der Erkenntnistheorie hast du das Subjekt als Geist und das Objekt als die Welt/Dinge. Hier können sich dann weiterführende Probleme anschließen, wie beispielsweise die Frage, ob Der Geist Objektivität überhaupt wahrnehmen kann, oder sich seine Welt konstruiert…

In der Techniksoziologie/Technikphilosophie gibt es ebenfalls den Unterschied von Subjekt und Objekt. Wobei hier die Gesellschaft den subjektiven Bereich ausmacht und Naturwissenschaften und Technik den objektiven Bereich. Dies führt den weiterführend zu Theorien wie dem Technikdeterminismus oder dem Sozialdeterminismus.
Wobei man hier sagen muss, dass neuere Ansätze den Dualismus vermeiden und neue (und interessante) Wege gehen (siehe z.B. Latour oder Callon).

Auch im medienwissenschaftlichen Bereich finden sich Dualismen wie etwa der von Kunst und Technik. Inwieweit man heir von Subjekt und Objekt sprechen kann, weiß ich aber nicht.

Dies soll nur ein grober Überblick sein und ich habe auch sehr viel vereinfacht. Ich hoffe hier auf Nachsicht :wink:
Bei Bedarf oder Interesse kann man ja das eine oder andere vertiefen.

Es grüßt
Bob

Hallo mki,

Meiner Meinung nach sind auch die „objektiven Betrachtungen“ in unserer Welt „subjektiv gefärbt“. Menschlich eben!
Man müsste schon ausserhalb unseres menschlichen Universums stehen um klarer zu sehen.
Mit Gruss: harta

Ja Hanzo,

Subjektivität hat mit empfinden zu tun, Objektivität mit erkennen.

Grüße mki

Ja Harta,

menschliche Betrachtungen; das ist es, was mir zu Deinen Bezeichnungen objektive Betrachtung und menschliche Einfärbung einfällt, Erkenntnisse unter dem Aspekt der ´Gebotenheit´ zu bewerten. Richtig?

Grüße _ mki _

Hallo Bob,

bitte um Nachsicht, wenn ich mir diesen Satz herausgreife:
„die Frage, ob Der Geist Objektivität überhaupt wahrnehmen kann, oder sich seine Welt konstruiert…“

Das dürfte sich beantwortet haben, wenn man den Physiker zuschaut, und ihre Erfolge bei der Erforschung der Mikrowelt würdigt.

Hat sich doch manches bestätigt, was ursprünglich nur eine Gedankenkonstruktion war. In sofern wäre Subjektivität überhaupt erst die Voraussetzung für Objektivität.

Grüße mki

Hallo Treomeran,

Die Frage dürfte eine der meistgestellten in der
neuzeitlichen Philosophie sein. Hier eine
treffende Antwort zu geben erscheint mir
aussichtslos! :wink:

Es gibt keine treffende Antwort. Jede Antwort wird mal mehr und mal weniger eine Näherung sein.

Respekt vor jedem Ansatz.

Grüße mki

Hallo!

Es ist richtig, dass sich an dieser Frage die Philosophie von den Einzelwissenschaften unterscheidet, wenn sie diese generelle Frage stellt, die eines der Hauptprobleme ist in der Philosophie.

Ich will ein praktisches Beispiel geben aus der Sicht eines Mannes, der fünfzig Jahre lang der Papst des Managements war für Amerika und Europa. Ich meine den Ösi-Amerikaner (österreichischer Herkunft) Prof. Peter F. Drucker. Ich nehme diesen Mann als Beispiel, weil wir von ihm etwas über die ökonomische und politische Praxis lernen können und weil seine Welt-Anschauung(!) nicht nur ausschließlich aus rein sprachlichen Konstrukten besteht im „linguistic turn“, wie ihn leider immer noch die Mehrheit heutiger (Schul-!) Philosophen vertritt, sondern weil dieser Mann sowohl mehrere US-Regierungen beriet als auch die größten Wirtschaftskonzerne der Welt, die sich seinen Rat viel Geld kosten ließen (Honorar für Beratungen bis zu 25000 US-Dollar pro Tag!). Der Papst des Managements zeigt uns in wenigen beiläufigen Nebensätzen, nach welchen Philosophen er sich selbst orientrierte. Ich zitiere ihn aus einem seiner letzten großen Werke, kurz vor seinem Tod, als alter, weiser, lebenserfahrener fast Hundertjähriger:

„Darüber, was wir wissen können und wie wir es wissen, gibt es so viele Theorien, wie es Metaphysiker gab und gibt, von Plato 400 v. Chr., bis zu Ludwig Wittgenstein und Karl Popper… Seit Platos Zeiten aber gibt es im Westen - und ungefähr ähnlich lange auch im Osten - nur zwei Theorien über die Bedeutung und die Funktion des Wissens. SOKRATES, der weise Sprecher in Platos Dialogen, vertritt die Auffassung, die einzige Funktion des Wissens sei die Selbsterkenntnis, also das intellektuellle, moralische und geistige Wachstum eines Menschen. Sein fähigster Gegenspieler ist der brilliante und gelehrte PROTAGORAS. Er sieht den Zweck des Wissens darin, den Menschen effektiv zu machen, indem er verstehen lernt, was er sagen soll und wie er es sagen soll.“ (Heraushebungen im Original von Peter F. Drucker: „Die postkapitalistische Gesellschaft“, Eccon Verlag 1993).

Bezogen auf das Problem der Subjektivität und Objektivität ist die Letztere von der Ersteren jedoch gar nicht zu trennen. Ich will ein praktisches Beispiel geben. Als ich vor 21 Jahren auf die hinterste Insel der „alten Welt“ zog (hier lag früher der Null-Meridian und vor der Entdeckung Amerikas galt diese Insel offiziell als das Ende der Welt, man befürchtete, dass, wer sich weiter als 1000 Meter über die schroffen schwarzen Vulkanfelsen hinaus aufs freie Meer hinaus wagte, unweigerlich von der „Scheibe“ stürzen würde, direkt hinein in die Hölle), gab es keinen einzigen Wurm wo ich wohne und keinen aktiven Vulkan.

Diese hinterste Insel am „Arsch der Welt“, wie die Spanier sagen, war für meine Isebill, die von dieser versteckten geheimnisvollen und damals noch weitgehend unbekannten Insel mit ihrer gigantischen Natur magisch angezogen wurde, ein „letztes Paradies“, sie flog damals alleine auf diese Hinterweltinsel, verliebte sich in die gigantische urige Natur und kaufte dort spontan ein Anwesen (alles ohne mich!). Seitdem lebe ich hier so zusagen „schicksalsbestimmt“ von meiner Isebill auf dieser Insel, wo die Spanier einst ihre Gefangenen verbannten.

Der Vulkan ist objektiv erforsch- und kommunizierbar, aber ebenso, wie die schwarzen Würmer, UNBESIEGBAR! Subjektiv hingegen ist das Interesse der Wissenschaftler am jeweiligen Forschungsgegenstand, der auch existiert, wenn es keine Wissenschaft und Philosophie geben würde, das heißt: Die schwarzen Würmer hätten sich auch ohne die Wissenschaft schneeballartig über die ganze Insel vermehrt und der Vulkan wäre auch ohne die Wissenschaft ausgebrochen. Da jedoch kein echter Wissenschaftler ohne intellektuelles Interesse ist, kann die OBJEKTIVITÄT nicht unabhängig der SUBJEKTIVITÄT der Wissenschaftler gedacht werden (vgl. Prof. Michael Stocker in dem Buch der deutschen Philosophin Prof. Sabine A. Döring mit dem Titel „Philosophie der Gefühle“).

SUBJEKTIVITÄT ist eine Empfindungsqualität in Beziehung zur realen Welt und kann deshalb wissenschaftlich erforscht werden (vgl. Prof. Thomas Nagel „Wie ist es eine Fledermaus zu sein“ in dem Buch des US-Physikers Prof. Douglas Hofstadter und des US-Philosophen Prof. Daniel Dennett mit dem Titel „Einsicht ins Ich“ sowie QUALIA bei Wikipedia).

CJW

Hallo!

Ich beziehe es mal auf die Erkenntnistheorie. Wenn ich versuche, die Adjektive „objektiv“ und „subjektiv“ mit einem Subjektiv (Wortspiel nicht beabsichtigt) zu verknüpfen, stelle ich fest, dass die beiden sich beide nicht mit den gleichen Wörtern kombinieren kann:

Eine Tatsache ist immer objektiv, nie subjektiv.
Eine Meinung ist immer subjektiv, nie objektiv.

Demnach ist „objektiv“ alles, was unabhängig vom Subjekt (also von dem einzelnen denkenden und fühlenden Menschen ist). Wie kann ein Einzelner aber erkennen, was objektiv ist? Dazu gibt es zwei Wege: Entweder ich frage einfach viele Subjekte, was sie davon halten. Die Schnittmenge aller Äußerungen ist das, was für alle gleichermaßen gilt, also die Objektivität. (Allerdings hat das einen kleinen Haken: Um auf diese Weise wirkliche Objektivität zu erreichen, müsste ich unendlich viele Menschen befragen. Bei einer endlichen Anzahl von Menschen bleibt immer eine gewisse "Restsubjektivität übrig).

Die andere Art von Objektivität erreicht man, indem man allgemein gültige Regeln (Axiome) formuliert und diese Regeln konsequent anwendet. So funktionieren die Mathematik und die Logik, die mit Recht als das objektivste überhaupt gelten. In der Rechtssprechung hätte man gerne einen ähnlichen Mechanismus, weil wir Gerechtigkeit oft mit Objektivität verbinden. Allerdings gelingt das nicht ganz und vielleicht ist das Ziel auch verfehlt, denn der Objektivität fehlt die Menschlichkeit.

Michael

PS: http://radiopannen.de/ Links unten „subjektiv“ aus Suchbegriff eingeben, auf „Play“ drücken, zuhören und verstehen!

Hey,

es scheint, dass du auf objektives und subjektives Wissen hinaus möchtest.
Das, was ich meine ist eine kategorialer Unterschied. Eine objektive Welt (z.B. bei Kant das Ding an sich) wird hier der subjektiven Welt (alles vom Menschen wahrgenommene und verarbeitete) gegenübergestellt. Hier muss es nicht verwundern, wenn der Mensch zu Erkenntnissen kommt, die nützlich und richtig gelten. Man könnte quasi innerhalb des vom Menschen verarbeiteten (also der subjektiven Welt) eine neue Spaltung von subjektiv und objektiv vornehmen, womit wir dann bei dem Punkt wären, von dem ich vermute, dass er dich interessiert.
Was ich also meine ist folgendes: Innerhalb der menschlichen Wahrnehmung kann die Wissenschaft zu Ergebnissen kommen, die man objektiv nennt…siehe dein Physiker-Beispiel. Es kann aber auch subjektives Wissen z.B. in Form von Meinungen oder individuellen Überzeugungen geben. Dies schließt aber nicht aus - und das ist ein Kernpunkt der Erkenntnistheorie -, dass es eine objektive Welt gibt, die nicht objektiv wahrgenommen werden kann. Trotz dieser Annahme ist es möglich, dass alles funktioniert.

Noch ein anderer Punkt zu deinem Beispiel. Man kann es zwar als Totschlag-Argument bezeichnen, ich will es trotzdem mal nennen, vielleicht ist es ja hilfreich: Früher wurde angenommen, dass die Sonne sich um die Erde dreht. Dies galt nach heutigen Maßstäben als eine objektive Erkenntnis. Es hat sich jedoch, wie wir alle wissen, herausgestellt, dass die Erde sich um die Sonne dreht. Es ist also durchaus möglich, dass objektives Wissen plötzlich falsch (also subjektiv??) sein kann. Dies aber nur zur Ergänzung.

Grüß
Bob

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Hallo Michael,

wenn Deine Meinung immer subjektiv wäre, wie jetzt zum Beispiel, würde ich kaum verstehen können, was Du meinst. Von daher dürfte eine Meinung bloß unterschiedliche Qualität haben. Subjektiv oder ojektiv.

Das Wort ´Tatsache´, dürfte auch schon ausreichen. Die vorangestellte Formulierung „objektiv“ halte ich bloß für eine verdrechselte Hervorhebung.

Wie
kann ein Einzelner aber erkennen, was objektiv ist?

Durch Irrtum oder Beweisführung.

In
der Rechtssprechung…

Da ist das Ziel Rechtsfriede im Sinne von Verlässlichkeit, Waffengleichheit und Schadensausgleich.

fehlt die
Menschlichkeit.

Was heisst das schon. Darunter versteht jeder was anderes.

Erst mal vielen Dank und

schönen Gruß mki

Hallo Claus,

Da jedoch kein
echter Wissenschaftler ohne intellektuelles Interesse ist,
kann _ die OBJEKTIVITÄT nicht unabhängig der SUBJEKTIVITÄT _ der
Wissenschaftler gedacht werden (vgl. Prof. Michael Stocker in
dem Buch der deutschen Philosophin Prof. Sabine A. Döring mit
dem Titel „Philosophie der Gefühle“).

SUBJEKTIVITÄT ist eine Empfindungsqualität in Beziehung zur
realen Welt und kann deshalb wissenschaftlich erforscht werden
(vgl. Prof. Thomas Nagel „Wie ist es eine Fledermaus zu sein“
in dem Buch des US-Physikers Prof. Douglas Hofstadter und des
US-Philosophen Prof. Daniel Dennett mit dem Titel „Einsicht
ins Ich“ sowie QUALIA bei Wikipedia).

Vielen Daaaank!

Grüße mki

P.S.: Das fett Hervorgehobene ist von mir!

Vielen Dank, Bob,

Tatsache ist danach, dass sich in keinem Fall wirklich sagen lässt, wann wir objektiv sind und wann nicht. Hoffnungslos.

Sternverdächtig. :smile:

Grüße _ mki _

Hallo!

wenn Deine Meinung immer subjektiv wäre, wie jetzt zum
Beispiel, würde ich kaum verstehen können, was Du meinst. Von
daher dürfte eine Meinung bloß unterschiedliche Qualität
haben. Subjektiv oder ojektiv.

Meine Meinung ist immer subjektiv. Es kann aber sein, dass meine Subjektive Meinung mit einer objektiven Tatsache übereinstimmt. Ich hoffe sogar, dass das meistens der Fall ist. Aber sicher sein kann ich mir da nie.

Vielleicht wird es klarer, wenn man die Wörter „subjektiv“ und „objektiv“ nicht adjektivisch sondern adverbial verwendet:

Eine Aussage kann subjektiv richtig oder falsch sein.
Sie kann auch objektiv richtig oder falsch sein.

Der erste Satz bezieht sich auf meine individuelle Meinung zu dem Thema, der zweite auf die tatsächliche Wirklichkeit.

Das Wort ´Tatsache´, dürfte auch schon ausreichen. Die
vorangestellte Formulierung „objektiv“ halte ich bloß für eine
verdrechselte Hervorhebung.

Das stimmt.

fehlt die
Menschlichkeit.

Was heisst das schon. Darunter versteht jeder was anderes.

Eben.

Michael

Hi!

Eine andere Art von Objektivität erreicht man, indem man
allgemein gültige Regeln (Axiome) formuliert und diese Regeln
konsequent anwendet.

Nun Regel und Axiome sind ja keinesfalls gleich.
Alle formale Systeme haben mindestens einen Axiom(egal wie willkürlich gewählt) und Regeln und eine Sprache in der die Regel formuliert sind (triplet)

So funktionieren die Mathematik und die
Logik, die mit Recht als das objektivste überhaupt gelten.

Seit wann???:smile:

Formale Systeme kümmern sich nicht um Objektivität. Können sogar ohne Probleme gegeneinander widersprechen no Problem.

Für Objektivität haben wir notwendige Kriterien nicht aber ausreichenden.
Notwendigster ist Invarianz.

Gruß

Balázs