Bienen - Sterben

Ist das hier im Forum schon ein Thema?

Wird das Problem unterschaetzt??

Bin heute erstmals „wirklich“ auf das Thema gestossen:

http://www.heise.de/tp/artikel/40/40350/1.html

Servus,

wenn Dich das Thema interessiert, informierst Du Dich besser aus anderen Quellen. Der verlinkte Artikel ist dafür eher wenig geeignet.

Varroa destructor, im Lauf der 1970er Jahre erstmals in größerem Umfang in D aufgetreten, wird bereits seit Anfang der 1980er Jahre mit unterschiedlichem Erfolg bekämpft; sie stellt zwar ein Problem für Imker dar, aber kein unlösbares.

Transhumanz ist in der Imkerei schon seit Jahrhunderten üblich; die Bienenvölker werden dabei übrigens nicht „herumgekarrt“, wie bei Heise zu lesen, sondern sorgsam transportiert.

Auch die Verwendung von Bienenvölkern zur Bestäubung von Obst- und Gemüsekulturen, die bei dieser Funktion „verbraucht“ werden, ist als Technik mindestens vierzig Jahre alt. Diese Technik wird überall verwendet, wo Insektizidbehandlungen von Kulturen die Bienen schwächen und auf längere Sicht absterben lassen. Sie ist ethisch sicherlich zweifelhaft, führt aber nicht zu einem Rückgang der Bienenpopulation, wenn an den Orten, von denen die Völker zum Bestäuben herangeholt werden, genügend neue Völker heranwachsen.

Eine wichtige Rolle beim Rückgang der Bienenpopulationen in den zurückliegenden Jahren können die Insektizide Clothianidin, Imidacloprid und Thiametoxam (Neonicotinoide) spielen. Derzeit hat Frankreich die Zulassung für das Mittel „Cruiser“ (Thiamethoxam) bereits zurückgezogen, weitere Rücknahmen von Zulassungen von Mitteln aus dieser Wirkstoffgruppe werden in der EU noch folgen.

Ertragsrückgänge im Obst- und Gemüsebau wegen ausbleibender Bestäubung durch Bienen sind derzeit in D nicht zu beobachten - die Funktion der weniger werdenden Honigbienen wird durch andere Bienenarten und sonstige Insekten wahrgenommen.

Dass ausgerechnet in der VR China, einem der bedeutendsten Apfelproduzenten und dem bedeutendsten Apfelexporteur der Welt, Ertragseinbußen wegen ausbleibender Bestäubung tatenlos hingenommen würden, ist völlig unwahrscheinlich; dass dort bei regional immer noch extrem niedrigen Löhnen und außerhalb des industrialisierten Küstenstreifens sehr hoher verdeckter Arbeitslosigkeit manuell bestäubt wird, durchaus plausibel.

Das soll jetzt alles nicht bedeuten, dass der Rückgang der Honigbienenpopulation kein Thema wäre, mit dem zu beschäftigen es nicht wert wäre. Aber auf der von Dir gegebenen Grundlage kann dabei nichts mit Hand und Fuß herauskommen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hi,

nur mal so als (ketzerischer) Gedanke eingeflochten:

Vielleicht leiden die Bienenvölker ja auch darunter, dass Ihnen im Zuge der Imkerei Jahr für Jahr Honigvorräte entzogen und durch Zuckersirup ersetzt werden. Honig soll ja gesund sein; vielleicht nicht nur für Menschen sondern auch für Bienen.

Hat mal jemand versucht, Honigbienen nur als Bestäuber zu halten und keinen Honig zu ernten? Vielleicht wären die so gehaltenen Völker ja widerstandsfähiger gegen Varroa-Milbe und Insektizide.

Das war jetzt schon dreimal „vielleicht“, und ich gebe zu, dass ich zu dem Thema nicht vorrecherchiert habe. Aber vielleicht weiß ja jemand mehr …

Freundliche Grüße

Martin

Ist das hier im Forum schon ein Thema?

Sieh einmal im Archiv nach.

Wird das Problem unterschaetzt??

„Kommt darauf an.“

Bin heute erstmals „wirklich“ auf das Thema gestossen:

Habe schon lange darauf gewartet, daß du endlich auf das Thema stößt.

Hallo Martin,

Vielleicht leiden die Bienenvölker ja auch darunter, dass
Ihnen im Zuge der Imkerei Jahr für Jahr Honigvorräte entzogen
und durch Zuckersirup ersetzt werden.

Es ist zwar nicht die Regel, aber es gibt durchaus Imker, die ihre Völker überhaupt nicht zufüttern und trotzdem dreißig kg Honig und mehr von jedem Volk schleudern können. Honigbienen wurden zwar weniger intensiv züchterisch bearbeitet als z.B. Hausrinder, aber sie sind wahrscheinlich schon länger domestiziert als diese, und ihre Eigenschaften sind ebenfalls weit von denen der Wildformen entfernt: Sie sammeln viel mehr als sie brauchen - der Vorrat, den man ihnen lassen (bzw. ersetzen) muss, ist von Art zu Art und auch zwischen den Rassen unterschiedlich, aber alle Arten und Rassen von Honigbienen haben „etwas übrig“. Die Zufütterung ist übrigens im Vergleich zur Geschichte der Imkerei (nicht nur der Wildbeuterei) eine sehr junge Technik - vor ca. 1820-1850 war daran überhaupt nicht zu denken, weil es keinen billig verfügbaren Zucker gab. Ihre wichtigsten Entwicklungsschritte hat die Imkerei ohne Zufütterung gemacht.

Hat mal jemand versucht, Honigbienen nur als Bestäuber zu
halten und keinen Honig zu ernten?

Für diesen Zweck braucht man Bienen nicht zu halten, sondern es genügt, ihnen möglichst früh und ganzjährig (auch außerhalb der Zeiten von Obst-, Raps-, Sonnenblumen- und Gemüseblüte) ausreichende Trachten und vor allem Nistmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen bzw. diese nicht zu dezimieren, wo sie „von sich aus“ vorkommen. Sehr gut geeignet sind hier viele Arten von Mauerbienen und Sandbienen, die bereits jetzt den „Job“ von Honigbienen übernehmen, wo diese rar sind.

Vielleicht wären die so gehaltenen Völker ja widerstandsfähiger gegen Varroa-Milbe und Insektizide.

In Frankreich wurde beobachtet, dass die Wirkung von Neonicotinoiden in einigem Umfang darin besteht, dass die Bienen nicht unmittelbar geschwächt werden oder sterben, sondern darin, dass sie das Orientierungsvermögen verlieren und ihre Völker nicht mehr finden (bzw. umgekehrt die Trachten nicht finden, die ihnen von Kolleginnen mitgeteilt wurden). Gegen diesen Effekt sind Solitärbienen, die keine Brutpflege betreiben, widerstandsfähiger, weil für sie die Orientierung weniger lebenswichtig ist als für Honigbienen.

Varroa destructor ist hoch spezialisiert und befällt nur sehr wenige Bienenarten; aber auch bei den Honigbienen gibt es Unterschiede: Es gibt vielversprechende Ansätze, der Varroa züchterisch zu begegnen, die freilich ein wenig gebremst werden, wenn sich Imker mit Inbrunst dem „Glaubenskrieg“ Carnica vs. Buckfast widmen und dabei lebenswichtige Zuchtziele und Möglichkeiten aus den Augen verlieren.

Schöne Grüße

Martin

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Vielleicht leiden die Bienenvölker ja auch darunter, dass
Ihnen im Zuge der Imkerei Jahr für Jahr Honigvorräte entzogen
und durch Zuckersirup ersetzt werden.:
Hat mal jemand versucht, Honigbienen nur als Bestäuber zu
halten und keinen Honig zu ernten? Vielleicht wären die so
gehaltenen Völker ja widerstandsfähiger gegen Varroa-Milbe und
Insektizide.

Das ist doch ein Ansatz, den zu untersuchen sich lohnen würde. Es gibt so viele Forschungsprojekte zum Bienensterben, dass man vielleicht den einfachsten Ansatz vergisst. Wenn man noch vor 200 Jahren nicht zugefüttert hat und die Bienenvölker dennoch stabil waren, sagt das nichts über die damaligen und heutigen Umweltbedingungen.
Udo Becker

Servus,

heutige Bedingungen sind ca. 30 - 55 kg Honig von einem Volk und Fütterung von 10 - 25 kg pro Volk.

Es gibt eine wesentliche Veränderung in diesem Zusammenhang, die ist allerdings auch schon ungefähr hundert Jahre her: Buckfast-Bienen überwintern mit ziemlich starken Völkern, benötigen also im Herbst eine ziemlich umfangreiche Fütterung für den Winter; andererseits bringen sie auch recht hohe Erträge, so dass unterm Strich stehen bleibt: Ein Bienenvolk bringt mehr Honig ein, als es selbst benötigt; auch Imker, die trotz der guten Gründe für die Winterfütterung nicht zufüttern, können Honig schleudern.

Freilich ist das sehr in Bausch und Bogen jetzt - es gibt Honige, die schaden können, wenn man sie dem Volk lässt, z.B. Waldhonig. Aber die Vorstellung, Honigbienen brächten nur den Honig ein, den sie selber brauchen, ist jedenfalls nicht zutreffend.

Was übrigens die angesprochenen Umweltbedingungen betrifft: Die Honigerträge haben im Lauf der zurückliegenden 200 Jahre keineswegs abgenommen, ganz im Gegenteil. Es ist noch gar nicht so lange her, dass 50 kg vom Volk als eine Art Idealziel galten.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

1 Like

Schau mal den Film „more than honey“ Ich habe bisher nur Ausschnitte gesehen. Ist aber sehr informativ. Der Regisseur ist selbst in China etc gewesen und hat dort recherchiert.

Hallo Dagmar,

ist der Inhalt dieses Films geheim?

Falls nicht, wäre es hübsch, wenn Du die wesentlichen Thesen zu dem Thema, die der Regisseur vertritt, und die Belege, die er dazu gibt, kurz skizziertest.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Ihr Nutzen jedenfalls:

http://science.orf.at/stories/1729436/