Bierverkostung - Reihenfolge?

Liebe Jünger von Goccus und Bacchus,

hier stehen zwölf Flaschen verschiedener deutscher Biere, die ich für einen Freund in Frankreich zu einem Degustationspaket zusammengestellt habe. Ich möchte dabei die einzelnen Fläschlein kurz kommentieren und dabei drei Folgen von jeweils vier Flaschen zur Degustation vorschlagen.

Die Weizenreihe ist klar, die geht vom Trockenen zum Süßen und steigt vom Kristallweizen zum Hefeweizen Dunkel an.

Bei der Export-Reihe bin ich mir unschlüssig, wo ich das Eibauer Schwarzbier hintun soll, das am ehesten in diese Reihe passt. Kann das am Anfang einer Reihe stehen, die dem Stammwürzegehalt nach steigt (Augustiner Helles - Mönchshof Landbier - Schmucker Märzen), oder stehlen die Röstmalzaromen den Hellen die Schau?

Meine eigentliche Frage bezieht sich aber darauf, wo in der Pilsreihe ich Jever unterbringen sollte: Wenn ich nach Hopfen steigere, steht es am Ende; aber ich habe den Eindruck, dass es dann gegen die stärker malzbetonten süddeutschen und sächsischen Pilsner (Welde N° 1, Radeberger, Heidelberger Klosterhof) trotz seines éclat d’houblon eher schmal herauskommt. Hat es einen Wert, auch hier vom Trockenen zum Süßen zu gehen und das Jever Pils an den Anfang der Reihe zu stellen, oder treten dann nach der wuchtigen Hopfenpackung die anderen in den Hintergrund?

Über Vorschläge freut sich

Dä Blumepeder

Guten Tag Blumepeder,

Chapeau!

Ich dachte gerade, ich sehe nicht recht: Dä Blumepeder, der sonst immer sehr gute, sachliche, fachgerechte Hinweise gibt, an denen man nicht rütteln kann - der fragt mal was! Und ich meinte schon, er wüsste alles!

Zu dem aufgeworfenen Problem kann ich vielleicht nicht viel beitragen - da ich als Diabetiker kaum noch Bier trinken soll. Allerdings hatten wir neulich zum Grünkohl (wie hier im Forum angefragt) Jever Pils getrunken.

Der französische Freund muss wohl auch ein Gourmet sein, wenn es sich solchermaßen mit deutschen Bieren beschäftigen will.

Also ich würde das Jever Pils an den Anfang der Pils-Reihe stellen nach der Regel bei Weinen: die lieblichen nach den strengen/trockenen.

Oder noch besser: warum nicht selbst probieren - zumindest das Jever und noch eines der anderen, die zur Auswahl stehen.

Wie sagen man in England? „The proof of the pudding is - eating ist.“

Na denn Prosit.
Ich verfolge sehr gespannt weitere Stellungnahmen.

Gruß Walter VB

Hallo,

bei der Whisky-Verkostung, der ich letztens beiwohnen durfte (und wo ich noch immer auf das Bild von dem sich unter den Flaschen biegenden Tisch warte!), haben sich die Anwesenden unter anderem und neben anderem auch quer durch die Landschaften gesoffengekostet. Kann man das bei Bier auch?

LG Barbara
(steht tierisch auf das billigste tschechische Schwarzbier, das es in einem bestimmten Nachtverkauf in DD zu haben gibt)

Nord-Süd-Gefälle im Hopfen
Hallo Barbara,

Kann man das bei Bier auch?

können kann man sicher, aber das Ergebnis ist unter Umständen nicht so berauschgeisternd. Bei Wein, wo es öfter dazu kommt, dass man eine Reihe verschiedener nacheinander probiert, gibt es ziemlich eine ziemlich feste Reihenfolge - Walter hat das bereits geschrieben: Wenn man einen furztrockenen Silvaner nach einem Chardonnay mit bissel Restsüße probiert, wird er unweigerlich flach und banal schmecken, und wenn man noch vorher einen Frühburgunder im Mund hatte, merkt man auch schon vom Chardonnay nicht viel: Puristen sehen es bereits als Frevel an, überhaupt bei der gleichen Probe Rote und Weiße zu haben.

Bei Whisky habe ich keine Ahnung, aber mir kommt es auch da vor, als würde man z.B. mit einer Reihe Lagavulin - Dalwhinnie - Aberlour mit dem Lagavulin die beiden anderen erschlagen (falls man mit einem Torfbrikett jemanden erschlagen kann). Da kommt es mir ziemlich komplex vor, eine geeignete Reihenfolge einzuhalten, weil eine Steigerung in Richtung fruchtig, eine Steigerung in Richtung rauchig und eine Steigerung in Richtung torfig einander zuwider laufen können - vielleicht ist es deswegen angebracht, „wild“ zu verkosten, weil sonst zu viele Dimensionen gleichzeitig berücksichtigt werden müssten.

Nun, und mit Bier hab ich noch nie eine Probe am eigenen Leib gemacht - wenn ich zum Essen Bier trinke, habe ich normalerweise schon eine Vorstellung, welches passen könnte, aber dann ist es halt immer bloß eines auf einmal. Bei den genannten Pilsen ist das Jever zwar deutlich stärker und herber gehopft als die anderen genannten, aber im Malz eher zurückhaltend. Und jetzt weiß ich halt nicht recht, was ich meinem Freund da an die Hand geben soll.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo Martin,

wie beim Wein:

trocken vor lieblich/edelsüß

d. h.:

hopfenbetont (Jever und andere Biere nach Pilsner Art) an den Anfang, dabei Jever (1), Dithmarscher(3). Flensburger (2) und Königs (4) an den Anfang der Pilsreihe.

malzige Biere: nach Hopfenbetonung absteigend (viel Hopfen zuerst)

Falls dabei: Rauchbiere (Schlenkerla o. ä.) ganz an den Anfang noch vor dem Pils.

Ich wünsche gutes Gelingen!

Herzliche Grüße

Helmut

Hallo Walter,

Der französische Freund muss wohl auch ein Gourmet sein, wenn
es sich solchermaßen mit deutschen Bieren beschäftigen will.

nun, er ist in Orange geboren, also sozusagen mit Gigondas, Vacqueyras und Châteauneuf-du-Pape in der Nuckelflasche geeicht :wink:. Die im deutsch-französischen Zusammenhang nahe liegende Idee eines „Degustationspakets“ für Bier kommt von mir, D. ist da mehr „terre à terre“, und als Teil der kleinen radikalen Minderheit der französischen Protestanten zwar nicht grade ein Feind irdischer Genüsse, aber stets bereit, schon die gute Absicht eines anderen zu würdigen, auch wenn sie im Ergebnis vielleicht daneben geht: Er kann sich an allem freuen, was er von jemand anderem bekommt - wenn man ihm was gibt, muss man schon selber sehen, dass das auch gut ist - für ihn ist es immer gut.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Guten Abend Trutz,

Hallo Martin,

wie beim Wein:

wer um Himmels willen ist in dieser illustren Gourmet-Gesellschaft denn auf einmal Martin???

Wir wollten hier doch über Blumenpeder’s interessante Frage nach Bier diskutieren!?!?!?

Gespannt auf weitere Anregungen / Niweise

Gruß Walter VB

Klarnamen und so - off topic
Servus,

wer um Himmels willen ist in dieser illustren
Gourmet-Gesellschaft denn auf einmal Martin???

hier - bei der Arbeit! Ich habe hier früher einige Jahre lang unter meinem Klarnamen geschrieben; die „Alten“ kennen mich noch als MM.

Das kommt aus der Zeit, als hier nicht bloß viel unter Klarnamen geschrieben wurde, sondern auch die meisten Visitenkarten in einer Weise ausgefüllt waren, dass man sich das virtuelle Gegenüber ziemlich gut vorstellen konnte - sei es als reale, sei es als erdachte Person. Die Geschäftspolitik des aktuellen Betreibers dieses Forums hat dem ein zügiges Ende bereitet: Jeder, der hier allzuviel von sich persönlich preisgibt, muss damit rechnen, als detailliertes Profil im unersättlichen Pansen von Facebook zu landen.

Schöne Grüße

MM

2 Like

Hallo Helmut,

das ist ein guter Plan, glaub ich.

Jetzt bin ich bloß froh, dass ich das obergärige Bier mit Elsässer Strisselhopfe, das Welde im Frühjahr 2012 eine Weile gemacht hat, nicht zwischen den anderen unterbringen muss: Das entfaltete in der Nase ein enormes Hopfenbukett, kam dann aber auf Elsässisch mit einem ganz gemütlichen, runden, malzigen Körper hinterdrein…

Bloß mit dem Eibauer Schwarzbier muss ich noch ein paar Flaschen lang experimentieren. Mit Hopfen hat es wenig im Sinn, aber nach einem Schluck Hellem oder Märzen steht es merkwürdig fad da, obwohl es für sich alleine leckere Röstaromen hat; kann auch an der niedrigen Stammwürze liegen, es hat im Ergebnis grade mal 4,3 Umdrehungen.

Ich glaub, ich lasse das am Anfang der Export-Reihe stehen, analog zu der Pole Position, die Du für Schlenkerla empfiehlst.

Und dann könnt ich ja einmal Nachschauen fahren, ob in Eibau am Waldkretscham noch das geschmiedete Gitter an der Tür ist, das mein Opa als Gesellenstück gemacht hat - zu HO-Zeiten war es die ganze Zeit noch da. Wahrscheinlich gibts den Waldkretscham jetzt maximal noch als Pizzabringdienst oder sowas, wer hat in Eibau noch Geld, um in den Kretscham zu gehen - aber das gehört woandersten hin, jetzt ist erstmal wissenschaftliche Arbeit angesagt, zwei Flaschen sind noch da -

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin,

Du mußt gar nicht unbequem reisen - nimm doch einfach die Google-Bildersuche mit den Stichworten „Waldwirtschaft“ „Waldkretscham“ „Walddorf“ - da wirst Du sogar auf dem heutigen Stande fündig…

Nebenbei gesagt:

Ihr da unten südlich des Mains seid ja nicht nur des Paradieses eigener Wein-, sondern auch Biergarten…

Franken + Schwaben (Niederbayern nicht zu vergessen)…

Was habt Ihr’s gut!!!

Andereiner muß sich hier in der Heide mühsam des Internets bedienen, um die Labetrünke an die Haustür zu bekommen…

Aber es gibt ja - Gambrinus sei’s gedankt - nun auch Versandhändler, die Auswahlkartons aus einem riesigen Angebot traditioneller Brauereien zusammenstellen…

Na denn Prost!!!

Nebenbei die zweite:

Biere mit mehr oder weniger stark ausgeprägten Röst- und Raucharomen sind eigentlich wieder eine Kategorie für sich. Ist nur eines in der Probe - immer am Anfang. Bei mehreren: Sortierung nach Aromaintensität aufsteigend - aber auch am Anfang vor allen anderen Bieren.

Herzliche Grüße

Helmut

Hallo Helmut,

Und dann könnt ich ja einmal Nachschauen fahren, ob in Eibau
am Waldkretscham noch das geschmiedete Gitter an der Tür ist,
das mein Opa als Gesellenstück gemacht hat - zu HO-Zeiten war
es die ganze Zeit noch da. Wahrscheinlich gibts den
Waldkretscham jetzt maximal noch als Pizzabringdienst oder
sowas, wer hat in Eibau noch Geld, um in den Kretscham zu
gehen - aber das gehört woandersten hin

Schöne Grüße

MM

Moin MM,

Und jetzt weiß ich halt nicht recht, was ich
meinem Freund da an die Hand geben soll.

Ne Flasche Bier? Oder hast du es dir anders überlegt?
Bier wird aus der Flasche getrunken und nicht aus dem Glas!

Gruß
Claude

was für eine wunderschöne Frage!
just so…
J.

und Antwort:smile:)
LG.J.

Bier darf Eisenbahnfahren
Salut Claude,

Ne Flasche Bier? Oder hast du es dir anders überlegt?

eben habe ich auf der Basis der hier gefundenen Unterstützung eine hübsche Anleitung zur Probe der zwölf Biere in angemessener Reihenfolge verfasst, ganz cartesianisch in drei Untergruppen zu je vieren gegliedert.

Auch das Format der Tannenzäpfle-Flasche, die dafür

Bier wird aus der Flasche getrunken und nicht aus dem Glas!

gemacht ist, ist unter anderem darin erläutert, und das besondere Verhalten der Weizenbiere, das es ganz unsinnig macht, sie aus der Flasche trinken zu wollen. Außerdem gibt es noch einen kleinen historischen Exkurs zu dem Thema, warum nach 1945 „Lagerbier“ bloß noch bei Augustiner so heißt, und sonst generell in „Export“ umgetauft wurde, und die Erklärung des Namens „Birgit Kraft“ für die Frau vom Rothaus-Etikett, und zum Thema Radeberger eine Erläuterung, was im Realsozialismus „Bückware“ war (und dabei extra „se baisser“ mit zwei s geschrieben!). Und ich habe bei der Gelegenheit gelernt, dass Vitamin E bei Nachbars tocophérol heißt. Zum Schluss musste ich noch meine gestrenge Lektorin davon überzeugen, dass in „Jever - c’est le Noord“ die zwei o Absicht sind und so stehen bleiben sollen.

Jetzt sollte bloß noch die Post mitspielen. D.s deutsche Gattin behauptet, die Zusteller würden nie die rue de l’Etang finden, und es sei daher unmöglich, ihr etwas mit der Post zu schicken, aber ich glaube das nicht.

Schöne Grüße

MM

Hinnerm Kupper - off topic
Ei Hallo,

„Waldkretscham“ „Walddorf“ - da wirst Du sogar auf dem
heutigen Stande fündig…

immerhin gibt es den Waldkretscham noch, und inzwischen scheint seine Karte sogar deutlich über Soljanka und Bockwurst mit Kartoffelsalat hinauszugehen; man kann die Eingangstür nicht so klar erkennen, aber es scheint, das Gitter hinge auch noch.

Was die Leute dort wohl tun, seit die Webstühle verstummt sind? Vom Schwarzbiermachen kann wohl keine Handvoll Leute leben.

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin,

wahrscheinlich renn’ ich offene Türen ein „grins“ - aber Wikipedia ist da durchaus ausführlich auskunftsbereit:

http://de.wikipedia.org/wiki/Eibau

Herzliche Grüße

Helmut

Ei Hallo,

Was die Leute dort wohl tun, seit die Webstühle verstummt
sind? Vom Schwarzbiermachen kann wohl keine Handvoll Leute
leben.

Schöne Grüße

MM

Gloria mundi - noch mehr ot
Hallo Helmut,

es ist ungefähr so, wie ichs mir gedacht habe.

Milchwirtschaft kann man auch bei einer Genossenschaft, die auf der Grundlage der seinerzeit technisch sehr gut ausgestatteten Eibauer LPG arbeiten kann, nicht grad als Existenzgrundlage bezeichnen. Die Altersrenten dürften nicht ganz schlecht sein - die Webereien in Wuldorf und Eiwau arbeiteten im Dreischichtbetrieb zusammen mit der Kottmarbleiche zu annähernd 100% für den Export in die BRD -, aber ewig halten die Renten auch nicht.

Und danach macht der Letzte das Licht aus; schade eigentlich - die lochstreifengesteuerten halbautomatischen Damastwebstühle der Oberlausitz waren auch so ein Stück „Made in Germany“; à propos Esskultur: Die letzten Damastservietten aus Oberoderwitz, die ich seit Ende der 1990er in täglichem Gebrauch habe, haben Chancen, mich zu überleben. Für so ein Tuch darf man in Pakistan noch ein bissel üben.

Nu is aber gut, bevor man uns schasst.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

Jetzt sollte bloß noch die Post mitspielen. D.s deutsche
Gattin behauptet, die Zusteller würden nie die rue de l’Etang
finden, und es sei daher unmöglich, ihr etwas mit der Post zu
schicken, aber ich glaube das nicht.

Das mit der Strasse finden ist ein secudaeres Probblem, achte aber darauf, das das Bier noch nicht zu nahe am Verfallsdatum ist. Meine Erfahrung mit Paketen nach F, sind nicht so wirkich positiv, da kanns auch mal 3 Wochen dauern.

Tschau
Peter

La Poste und der je-m’en-foutisme
Hallo Peter,

seit der „prise en charge“ an der plateforme est am 26.03. ist Ruhe eingekehrt. Immerhin hat La Poste die Sendung identifizierbar übernommen, das ist schon was: Ich war etwas beunruhigt, als ich auf dem ausgedruckten Etikett der Deutschen Post den Fettdruck von „Traiter comme abandonné“ wahrgenommen habe.

Und wenn dann mal jemand Zeit hat, das Teil weiter zu behandeln und zur plateforme centre weiterzutransportieren, gehts bis Cavaillon wieder recht flott. Cavaillon-Orange muss dann halt irgendwie bewältigt werden - es ist aber noch genug Zeit bis zur Streik-Saison im September. Falls der Weg von Cavaillon nach Orange nicht aus Rationalisierungsgründen über St.-Yrieix-la-Perche geht, sollten die fünfzig Kilometer keine unüberwindliche Distanz darstellen.

Rund drei Monate, bis die ersten Flaschen sich dem Verfallsdatum nähern - schon ein paar Wochen vor Verfall verlieren sich die Aromen. Schaunwermal.

Vor dem inneren Auge habe ich immer noch eine Szene aus dem früheren Brotteaux-Bahnhof in Lyon aus den 1970er Jahren, als Post noch von Schnellzügen und Rapides mitgenommen wurde: Da wurde Post in einem langen Zug von ungefähr acht Karren auf den Bahnsteig gebracht, und der letzte Karren geriet auf dem schienengleichen Übergang über ein Gleis ins Hüpfen, so dass ein Postsack von oben genau auf eine der Schienen plumpste. Der Fahrer der Zugmaschine merkte das, hielt kurz inne, schaute nach hinten, entschloss sich dann zu einem Achselzucken und fuhr weiter. Wenige Minuten später fuhr ein Turbotrain ein und verteilte den Inhalt des Postsacks in alle Richtungen…

Aber grosso modo ist sie schon zuverlässig, La Poste.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder