Bikuspide Aortenklappe und Aortaerweiterung

Liebe/-r Experte/-in

Bei mir wurde letztes Jahr eine bikuspide Aortenklappe festgestellt, wie auch eine absteigende Aorta mit 38mm.
Dieses Jahr bin ich zur Kontrolle (mit Echokardiografie) und es ist stabil geblieben.
Der Arzt meinte nur, dass ich jährlich zur Kontrolle soll und Hau-Ruck-Sport wie Squash, Boxen etc sein lassen sollte (was ich eh noch nie betrieben habe).
Nach dem Arztbesuch habe ich mich jedoch gefragt, ob man denn auch etwas „gutes“ tun kann, oder gibt es nur Sachen die man vermeiden sollte, nichts aber was behilflich ist?
Gibt es sonst noch Hinweise von Ihnen vielleicht, auf was ich Acht geben sollte? Oder was ich tun sollte?
Ich bin männlich, 29 Jahre alt, 78kg, 1,86m, ewiger Nichtraucher und mein Durchschnittsblutdruck liegt um die 12:8, Ruhepuls meist zwischen 50-70.

Herzlichen Dank für Ihre Zeit,

beste Grüße

Alex

Hallo Alex,
zunächst einmal handelt es sich bei der bikuspiden Aortenklappe um einer der häufigsten angeborenen „Herz-Anomalien“(ca. 1-2% der Bevölkerung). Häufig bleibt diese Anomalie symmptomlos, es kann aber durchaus zu Verkalkungen und Undichtigkeit der Aortenklappe kommen. Zusätzlich kann es auf Grund des Klappenfehlers zu Aussackung der Aorta (Hauptschlagader)kommen.
Was kannst du tun? Gesunder Lebensstiel, also nicht rauchen, Cholesterinarme Kost, wenig Stress, regelmäßig Sport (eher Ausdauersport wie z.B. Schwimmen, entspanntes Fahrradfahren, entspanntes Joggen etc.), eher kein Leistungssport. Man sollte auf seinen Blutdruck achten (120/75mmHg ist der optimale Blutdruck), der Herzfrequenz sollte nicht Dauerhaft erhöht sein (>80 Schläge pro Minute). Optimale Therapie von Risikoerkrankungen (Z.B. Zuckererkrankung, Erhöhte Cholesterin und Blut-Fettwerte etc.). Selbstverständlich solltest du dich regelmäßig fachkardiologisch untersuchen lassen (Ultraschall vom Herzen ist essentiell z.B. 1x im Jahr oder im fortgeschrittenen Alter halbjährlich). Man sollte auf Symptome wie Leistungsknick, Belastungs- Luftnot (z.B: nach 2 Etagen Treppensteigen ist man aus der Puste) achten.
Was jedoch wichtig ist, ist dass man bei operativen Maßnahme (auch Zahn- Op´s) eine prophylaktische Antibiotika- Behandlung bekommt, da das Risiko einer bakteriellen Herzklappenentzündung bei dir leicht erhöht ist. Alles in Allem solltest du dir nicht zu viele Sorgen machen.
Ich hoffe es ist eine kleine Hilfe gewesen.
Schönen Gruß

Hallo

Gleich vorne weg: Danke für die Hilfe und die Antwort.

Undicht ist bislang nichts, laut Kardiologe „fließt kein Blut zurück“. Und es gibt auch keine Aussackungen der Aorta. In dem Bereich soweit alles ok, bis auf die 2 Klappen und den Durchschnitt von 38mm.

Der gesunde Lebensstil, das müsste klappen, da ich nicht rauche, ein Cholesterin-Wert liegt um die 190 und Leistungssport tue ich auch nicht.
Blutdruck liegt meist zwischen 11/7 und max 13/9 -> im Durchschnitt habe ich 12/8.

Fragen meinerseits: Herzfrequenz = Puls?
Und was heißt: „Optimale Therapie von Risikoerkrankungen (Z.B. Zuckererkrankung, Erhöhte Cholesterin und Blut-Fettwerte etc.).“ ?
Kann man statistisch sagen, ob man im Laufe des Lebens eher operiert wird als nicht? Ob es eher zu Problemen kommt als dass es symptomlos verläuft?

Nochmals danke und beste Grüße!

Lieber Alex,

ein solcher Rat aus der Ferne ist schwierig, deshalb nur einige allgemeine Kommentare. Du hast bestimmt schon Wikipedia bemüht, falls nicht, wäre http://de.wikipedia.org/wiki/Angeborene_Aortenstenos… der noch am ehesten passende Link.

Die bikuspide Aortenklappe ist eine nicht gerade seltene Fehlbildung einer Herzklappe. Sie kann bis ins Alter völlig symptomlos bleiben, ist aber meines Wissens die häufigste Ursache für eine Aortenklappenverengung bei jungen Leuten. Falls die Klappe nicht (relevant) verengt ist, wird sie auch nicht therapiert. Im anderen Fall wäre die Klappenoperation die Therapie der Wahl (falls nötig, nicht zu lange warten!).

Vergesellschaftet mit einer bikuspiden Aortenklappe kann eine Erweiterung der Aorta auftreten, die sich auch im Lauf der Jahre entwickeln kann. Außerdem muss man einmalig eine umschriebene Verengung der Aorta in ihrem absteigenden Anteil (Aortenisthmusstenose, siehe Wikipedia) ausschließen, die ebenfalls mit bikuspiden Aortenklappen vergesellschaftet sein kann.

Deine Grunddaten (schlank, Nichtraucher, normaler Blutdruck) sprechen für Dich. Den Blutdruck solltest Du regelmäßig (z.B. halbjährlich) kontrollieren, falls erhöhte Werte (>130/80) auftreten, sollte der Bluthochdruck zeitig und konsequent behandelt werden. Sport, v.a. Ausdauersport ist sinnvoll, andere Sportarten mit kurzzeitigen Druckanstiegen im Brustkorb (Kraftsport, Gewichtheben, Boxen usw.) gelten als möglicherweise riskant.

„Gutes“ tun: hier gelten die üblichen Ratschläge für ein gesundes Leben, Gewicht halten, regelmäßige Bewegung, Blutdruck beachten usw. um das zusätzliche Risiko bei einer evtl. sich entwickelnden Aortenklappenverengung gering zu halten. Zur Rückbildung bringen kann man die Veränderung nicht.

Die Prognose ist insgesamt nicht schlecht. Wenn sich die Klappe relevant verengt, kann sie mit guten Ergebnissen operiert werden, andernfalls muss bis auf regelmäßige Kontrollen nichts gemacht werden.

Alles Gute, ich hoffe, die Informationen helfen,

Johannes

Hallo

Herzlichen Dank für die nette und ausführliche Antwort.
Ja, bei Wikipedia war ich bereits. Dennoch danke für den direkten Link.

Wie gesagt, wurde bei mir die bikuspide Aortenklappe festgestellt, wie auch eine Erweiterung der Aorta auf 38mm. Diese ist gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben und es gibt auch sonst keine Anormalien wie Aussackungen oder ähnlichem, an der Aorta.

Als Kraftsport mache ich an sich nur Kieser-Training. Falls Ihnen das ein Begriff sein sollte. Da ist allerdings kein Gewichtheben oder ähnliches dabei. Ich hoffe das ist dennoch ok für mich?

Bei mir scheint ja (bislang) keine Klappenverengung vorzuliegen, da der Arzt meinte, es wäre bis auf die 2 Klappen und den 38mm alles ok. Man müsste es nur im Auge behalten.

Ich werde in Zukunft schauen, dass ich wieder öfter joggen gehe, um Ausdauersport zu betreiben.
Herzlichen Dank für Ihre Antwort.

Beste Grüße und baldiges Wochenende.

Hallo,
sorry ich dachte ich hätte geantwortet.
Also „gesund“ leben ist hier die Devise.
Regelmäßige Kontrollen (jährlich), auf Dauer kommt es wahscheilich zu einer Einengung (Vernarbung, Verkalkung) durch die Druckbelastung im den Klappensegeln.
Mehr geht nicht.
LG

Hallo Apollo__13

Herzlichen Dank für die Antwort.
Gesund leben habe ich noch immer und werde es auch weiterhin.
Regelmäßige Kontrollen stehen ebenfalls jährlich an.
Und so wie es klingt, werde ich vermutlich irgendwann einmal unter’s Messer müssen?
Und wie ist das „Mehr geht nicht“ zu verstehen?

Danke, beste Grüße!

Hallo zurück,
mit gesund leben meine ich, die Ernährung (v.A. Übergewicht, Diabetes vermeiden), regelmäßige Ausdauerbelastung (3 x 1 h /Woche, ein guter Richtwert ist der Ruhepuls, und der rasche Pulsrückgang nach der Belastung ohne Medikamente), Stress vermeiden (sich keinen Stress machen oder Strategien zur Stressreduktion entwickel).
Aufgrund der Erweiterung der Aorta sind tonische starke Belastungen zu vermeiden (Kraftsport).
Im Laufe des Lebens wird es wahrscheinlich mal auf eine OP hinauslaufen. Den individuellen Verlauf kann niemand vorhersehen und darauf warten sollte man auch nicht. Es gibt kein Mittel oder Verfahren den natürlichen Verlauf zu verhindern, aber durch Vermeiden von hohem Blutdruck, hohem Zucker und ungünstigen Cholesterinwerten lässt sich der Fortschritt wohl reduzieren. Die vielen anderen genetischen Komponenten, die wir nicht kennen, können wir auch nicht beeinflussen.
Stress ist ein wichtiger Faktor, der all die genannten Faktoren ungünstig beeinflusst und somit ist die Stressreduktion die solide Basis für ein gesundes Leben. Auch die Sorge vor den Folgen einer Disposition ist Stress; darum „mehr geht nicht“…
LG

1 Like

Erneutes Hallo

und Danke für die erneut tolle Antwort.
Die Ernährung war und ist bei mir schon immer mehr als gesund. Mein momentaner BMI liegt bei 22.7.
Regelmäßige Ausdauerbelastung hatte ich letztes Jahr bereits angefangen während ein paar Monaten, wo ich aber momentan passen muss wegen einer Muskelverletzung der Wade. Aber das wird auch wieder in Angriff genommen sobald möglich.
Stress war bis letztes Jahr noch nie mein Fall. Jedoch war ich ein Jahr lang gestresst wegen psychosomatischen Problemen. Dies ist aber nun gottseidank überstanden, dennoch mache ich auch weiterhin die sogenannte progressive Muskelentspannung als Uebung. Danach ist mein Blutdruck meist bei 11/7. Normal bei 12/8.
Ruhepuls wie gerschrieben meist zwischen 50-70.
Zum Kraftsport, da mache ich seit Anfang des Jahres nun Kiesertraining. Mein Kardiologe meinte dies wäre ok. Habe diesbezüglich auch beim Brustdrücken das Gewicht reduziert und mache die Uebung meinen Umständen angepasst. Ist ja auch kein freies Bankdrücken, wie man es von den Fitnessstudios gewöhnt ist.
Der von Ihnen noch erwähnte Cholesterinwert ist ebenfalls ok (lag vor ein paar Jahren bei 170, nun um die 190) und somit muss ich momentan einfach nur hoffen, dass ich all meine guten Werte halten kann.
Ich bin ja erst fast 30 und wenn dann in 10/20/30 Jahren mal eine OP sein muss, wer weiss wie weit die Technik bis dahin schon wieder ist.
Ich bleibe gesund, versuche den Stress zu minimieren und sage herzlichsten Dank für Ihre Ratschläge.
„Mehr geht nicht“ - alles klar! :smile:

Beste Grüße zurück!