Bilanz des Scheiterns

Harald Mehdorn…
Verstehe überhaupt nicht, warum dieser sg. Manager überhaupt noch in irgendeinem Unternehmen eingestellt wird.
Heidelberg Druck hat er in die Pleite, nach kurzfristigen Erfolgen, geführt.
Deutsche Bahn hat er so kaputt gespart, dass Herr Grube alle Hände voll zu tun hat, um seine Personaleinsparungen im Zuge der Börsennotierung in irgend einer Form zu kompensieren.
Flughafen Berlin war die totale Pleite!
Air Berlin hängt am Tropf der Hauptaktionäre aus Arabien.

Es ist echt faszinierend, dass solch schillernde Karrieren heute möglich sind.
Während seines kompletten beruflichen Lebens verbrannte Erde hinterlassen und trotzdem erfolgreich. Ich habe das Gefühl, dass ich irgendetwas falsch gemacht habe in meinem Leben. Wahrscheinlich habe ich nicht global genug gedacht.

Data

Abgesehen davon, dass er Hartmut heißt…

… geht’s mir spätestens seit dem irritierenden BER-Personalkarussell genauso.
Wenn’s schiefgeht, übernimmt man eben die Verantwortung und tritt zurück - natürlich nicht ohne eine restlebensstandardsichernde Abfindung…

Gruß,

Kannitverstan

Oh Mann, mein Puls war gerade auf 180 und ich kenne einen Harald, den ich nicht leiden kann (@Metapher kann das bestimmt erklären, hihi).
Ich wollte den Artikel eigentlich schon lange schreiben, kurz nachdem AirBerlin um Staatsbürgschaften gebeten hat, hatte ihn dann wieder aus den Augen verloren. Hartmut Mehdorn begleitet mich auf die eine oder andere Weise schon mein Leben lang und immer geht’s um Existenzen. Das ist das, was mich ärgert.

Data

Hallo,

es gibt ein Buch, das die Situation bereits im Titel zusammen fasst: Nieten in Nadelstreifen (Günter Ogger) Kurz gesagt wird darin dargestellt, dass unsere „Elite“ eine sich selbst erhaltende Clique aus Freund- und Bekanntschaften ist (in den 1990ern gab es den Begriff der Seilschaften), die sich selbst und gegenseitig in hohe Posten hieven. Und vor allem passen sie auf, dass von unten niemand klügeres oder fähigeres nachrückt, der ihren eigenen Posten gefährden könnten. Und so kommt es wie es kommen muss, aus der einstigen wirtschaftlichen Elite von Machern ist heute eine unterdurchschnittliche, unbegabte und unamitionierte Gruppe von Sachverwaltern geworden.

Hartmut Mehdorn ist nur ein schlechtes Beispiel von vielen. Andere findest Du in der Geschichte der letzten 20-30 Jahre bei der Deutschen Bank, Volkswagen, Mercedes Benz, Karstadt, Märklin, AEG, Mannesmann …

Beide Unternehmungen waren schon gescheitert, als Mehdorn geholt wurde. Er hatte den Ruf eines Sanierers und man dachte, er könne alles wieder in Ordnung bringen. Richtig in die Sch… geritten hat er in Wahrheit kein Unternehmen. (Ich mag ihn auch deswegen, weil mir mal eine Bravo-Hits-CD geschenkt hat, aber das ist eine andere Geschichte).

Versuche, jeden Tag in deinem kleinen Aufgabengebiet ordentliche Arbeit zu leisten und kümmer’ dich nicht um andere. Und wenn du das geschafft hast, erzähl mir, wie.

das ist eben der Unterschied zwischen Manager und Unternehmer. Wenn ein Unternehmer mit seinem Unternehmen scheitert, trägt er persönlich die Konsequenzen. Ein Manager bekommt zur Belohnung eine Abfindung und sucht sich ein neues Unternehmen, in dem er mit fremdem Geld spielen kann.

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Das entscheidest nicht du sondern die Eigentümer der Unternehmen die ihn anstellen wollen.

Ich habe so ein bißchen den Eindruck, dass der kommt, wenn die Karre schon im Dreck steckt und es keine Garantie gibt, die wieder flott zu bekommen. Ist ein bißchen so wie beim Anwalt, der einen überführten Kinderschänder verteidigen soll. Da kann man im Grunde nicht verlieren. Wird der verurteilt und in den Knast geschickt, wird jeder sagen, da war nichts mehr zu holen, eben ein überführter Kinderschänder. Schafft er irgendwie, dass der Übeltäter zumindest nicht in den Knast kommt, ist er der Held.
So ähnlich ist das sicher bei Mehdorn. Der übernimmt inzwischen oft Jobs zu Zeitpunkten, wo der Zug schon abgefahren ist.
Auch Insolvenzverwalter haben beispielsweise Anspruch auf eine Vergütung, sind aber nicht schuld an der Insolvenz. Die vertreten da auch nicht vorrangig die Interessen des Pförtners, sondern die aller Leute, die offene Forderungen ans Unternehmen haben.
Die Eigentümer, die Mehdorn engagieren, hoffen da sicher manchmal auf Wunder. Letztlich ist dessen Engagement nur so eine Art offenes Eingestehen, dass der Karren ganz gehört im Dreck steckt. Und fast genauso oft wollen sie dann nicht alle notwendigen Entscheidungen in letzter Konsequenz mittragen oder aber es gelingt ihnen gar ihm die Schuld dafür zu geben, dass die Ziele von vornherein unrealistisch waren oder es so aussieht, er habe die Karre in den Dreck gefahren.
Das weiß der vielleicht sogar und ein nicht unerheblicher Teil der Vergütung ist dafür, dass er den Buhmann spielt. Die Eigentümer können sagen, das wollten wir so gar nicht, der ist schuld. Er nimmt das hin und kassiert die Entschädigung.

Die Heidelberger Druckmaschinen AG hat er an die Börse geführt, aber doch gewiß nicht in die Pleite.

Auch hier sieht die Lage bei nüchterner Betrachtung etwas anders aus. Als Mehdorn 1999 zur Deutschen Bahn kam, litt das Unternehmen immer noch unter den Folgen des jahrzehntelangen Daseins als Staatsbetrieb. Ob alle Maßnahmen goldrichtig waren, steht auf einem anderen Blatt. Allerdings ist das Thema Bahn auch etwas zu komplex, um es hier auf ein paar Zeilen abzuhandeln.

Mehdorn kam 2013 zu BER. Der Flugbetrieb hätte nach den ursprünglichen Planungen bereits 2011 aufgenommen werden sollen. Dafür, daß der Termin gerissen wurde, kann Mehdorn offensichtlich nichts.

Air Berlin war schon zum Zeitpunkt des Börsengangs (2006) offensichtlich (zumindest für jemanden, der Jahresabschlüsse zu lesen weiß) schwer angeschlagen. Das Unternehmen schreibt seit 2008 praktisch durchgängig (mit einem Jahr Ausnahme) Verluste. Mehdorn wurde 2009 geholt und hat mit der Kooperation mit Etihad die Pleite verhindert bzw. aufgeschoben.

Wie du siehst, sprechen schon die nackten Fakten gegen Deine These, Mehdorn sei für Krisen bei diversen Unternehmen verantwortlich.

Gruß
C.

Keine Sorge, das kann ich.

Ich wollte Deine Kompetenz nicht in Frage stellen, sondern damit lediglich meiner Verwunderung darüber zum Ausdruck verleihen, daß die Aktien überhaupt jemand gekauft hat bzw. im Anschluß darüber verwundert war, daß die Bude praktisch durchgängig Verluste geschrieben hat.

Das ist ein Allgemeinplatz. Je nach Rechtsform und Konstruktion verliert er damit sein Lebenswerk oder seine Kapitaleinlage oder auch sein persönliches Vermögen. Nicht umsonst gibt es so viele GmbHs, GmbH & Co. KGs und nicht börsennotierte Aktiengesellschaften. Auch die Unternehmer sehen es ungern, wenn sie neben dem Unternehmen auch ihr Privatvermögen verlieren.

Auch das ist ein Allgemeinplatz. Je nachdem, wie es zur wirtschaftlichen Schwäche bzw. zum wirtschaftlichen Scheitern des Unternehmens kam und welche Rolle der Manager dabei spielte, kann das auch bedeuten, daß der Manager keinen neuen Arbeitgeber findet und sich fürderhin als Berater oder Redner verdingen muß oder nur eine Anschlußbeschäftigung von eher untergeordneter Bedeutung findet.