Seit Längerem wundere ich mich über die teils sehr kreative Verwendung der Vergleichspartikel des Komparativs „als“ und „wie“ oder gar „als wie“. Obwohl es eine grammatikalische Norm gibt, scheint der Großteil der Bevölkerung damit herum zu jonglieren, wie es ihm bzw. ihr beliebt.
Besonders in der gesprochenen Sprache hört man ja alle Varianten! Ich bin aus Wien, wie ist es bei euch? Wird eine Variante gehäuft verwendet?
Gibt es bei euch wenigstens so etwas wie eine „inoffizielle regionale Regelung“? Oder spricht und schreibt jede/r, wie er will?
Grüß Dich Gott!
Noch wundersamer finde ich, wenn jemand nach der „grammatischen Norm“ der Schriftsprache spricht (ganz zu Schweigen von der Bühnenaussprache). Sprachen sind lebendig und Umgangssprachen, Dialekte und Mundarten beleben den Geist, vor allem wenn sie parallel beherrscht werden. Normierungsbedürfnisse erscheinen mir da sehr sehr fragwürdig.
Darüberhinaus gibt es meines Wissens nach auch kein gesetzliche Pflicht zur Orthographie. Andererseits lassen mangelnde Fähigkeiten in der Schriftsprache manchmal unliebsame Schlüsse über intellektuelle Kapazitäten zu. Wer auf sowas nicht angewiesen ist, ist auch in dieser Hinsicht ein freier Mensch!
Gruß
r
Tach,
Obwohl es eine grammatikalische Norm
gibt,
Norm? Es gibt eine Regel, daß beim Positiv ‚wie‘ steht und beim Komperativ ‚als‘
Besonders in der gesprochenen Sprache hört man ja alle
Varianten! Ich bin aus Wien, wie ist es bei euch? Wird eine
Variante gehäuft verwendet?
Als und wie ist erst relativ kurz geregelt und Goethe mischte noch recht unbeschwert.
Das widerspiegelt sich dann auch in der Volkssprache.
Wobei die ‚Verwirrung‘ üblicherweise nur beim Komperativ zu finden ist, beim Positiv wird doch meist ‚wie‘ verwendet.
Gandalf
Hallo,
„der Hans isch größer wie der Fritz“ ist vollkommen korrektes Schwäbisch.
„der Hans isch größer als der Fritz“ kennzeichnet mehr den Schwaben, der krampfhaft hochdeutsch schwätzen, äääh reden will.
Und der Schwabe, wo sich da nicht einig ist (das „wo“ hab ich jetzt absichtlich eingebaut), der sagt dann auch mal als wie.
Insgesamt scheint die Verwendung von wie statt als eher im süddeutschen Raum anzutreffen sein.
Das mag schlechtes deutsch sein, aber es ist korrektes und gutes Schwäbisch. Und da die Grenzen zwischen Dialekt und Sprche fließend sind, kann man hier davon sprechen, dass die meisten Deutschen zweisprachig aufwachsen.
Und Dialekt und damit schlechtes deutsch zu sprechen, das sind Gefühle, wo man nicht beschreiben kann, um es mit dem berühmten schwäbischen Philosophen Jürgen Klinsmann zu sagen.
Gruß
Lawrence
Danke lawrence!
Im Schwäbischen ist also die Verwendung von „wie“ im Komparativ „üblich“…
Bei uns in Wien befürchte ich, ist es sogar „als wie“…
Gibt es noch „regionale Häufungen“?
Hallo,
ganz hoch im Norden (50 km bis Dänemark) verwendet man am liebsten beide zusammen :o)
Also : ich bin schlauer als wie du…
oder auf gut norddeutsch
ich bin plietscher as wie du! * :o) *
Aber hier gibt man ja auch Butter bei die Fische…
Liebe Grüße Yvisa
Hallo,
Das hat mich auch schon länger interessiert, das Thema, würde da gerne mal eine statistische Verteilungskarte sehen.
Gibt es noch „regionale Häufungen“?
Hier in Leipzig sagen die meisten Menschen heute wohl „größer als“, das im Standarddeutschen falsche „größer wie“ höre ich hier vor allem von älteren Menschen, z.B. meiner Omi.
Könnte also sein, dass der obersächsische Sprachraum ebenfalls die Komparation mit „wie“ gebildet hat. Leider ist unser schöner Dialekt sehr stark vom Standarddeutschen zersetzt. Da das Obersächsische zu den hochdeutschen Dialekten gehört, könnte das deinen Eindruck, dass „größer wie“ v.A. im Süden vorkommt, bestätigen.
Grüße,
- André
Moin,
Gibt es noch „regionale Häufungen“?
in den Rheinischen Dialekten wird als und wie auch gerne nach Belieben genutzt. Auch die Kombination ‚als wie‘, häufig ‚alstwie‘ gesprochen ist geläufig.
Gandalf
Hallo,
Gibt es bei euch wenigstens so etwas wie eine
„inoffizielle regionale Regelung“? Oder spricht und schreibt
jede/r, wie er will?
Hier in der Gegend wird „als“ im Sinne von"immer" gebraucht. („Als fällt mir de Hut vom Kopp“.) Da das Wort „als“ somit belegt ist, bleibt nur noch die Verwendung von „wie“ zum Vergleichen übrig.
Ehrlich gesagt hab ich mir nie was dabei gedacht, das war im Dialekt eben so; es mußte erst ein ostfriesischer Kollege kommen, der mich darauf aufmerksam gemacht hat.
Gruß
Jörg Zabel
Hiho,
bei dieser Information wäre ein Hinweis nützlich, wo die angezogene Gegend liegt.
„Als“ = „immer“ ist mir aus dem Grenzgebiet zwischen Hessen und Thüringen (konkret: Mochdels hinner Bäwer) erinnerlich, aber damals hatten die Postleitzahlen noch vier Ziffern, und das heutige Leitgebiet 3xxxx ist ziemlich riesig.
Schöne Grüße
MM
Hallo,
bei dieser Information wäre ein Hinweis nützlich, wo die
angezogene Gegend liegt.
Bitte sehr.
Gemeint war „mitten in Hessen“.
Der Satz „Als fällt mer de Hut vom Kopp“ wird gerne in der Anekdote als Besipiel für Namensgebung und Aussprache der oberhessischen Stadt Alsfeld heran gezogen. (Man spricht es nicht „Ahls-feld“ aus.)
Gruß
Jörg Zabel
Servus,
sozusagen mittenmang -
Die Nordgrenze für dieses „als“ dürfte etwa Eichenberg sein, die Südgrenze wäre ganz spannend. Im „Schmelztiegel“ Frankfurt hab ichs vereinzelt gehört, im rheinhessischen Fränkisch kommt es wohl auch vor.
Bei den Riedochsen, die zwar grad noch Hessisch reden, scheint es mir nicht in Gebrauch zu sein.
Die Gegend Grand-Geraux - Bensheim wär interessant, darauf abzuklopfen.
Schöne Grüße
MM
Hallo,
Im „Schmelztiegel“ Frankfurt
hab ichs vereinzelt gehört,
Es ist zu bedenken daß - wie in jeder anderen Metropole - die Frankfurter nicht immer aus Frankfurt gebürtig sind. Die Großstädte sollten bei diesen dialektsichen Berachtungen ausgeklammert werden.
Vielleicht sollte man mal prüfen, ob Wolf Schmidt als „Babba Hesselbach“ oder auch Liesel Christ und andere Volksschauspieler es in ihren Stücken benutzt haben.
Gruß
Jörg Zabel
Hallo,
ja, haben sie.
Von denen habe ich’s nämlich gelernt.
LG
Hallo,
dieses als wird in Südbaden im Sinne von auch/eigentlich/aber verwendet.
Zum Beispiel: „Das ist als richtig“
Gruß Lawrence
Hallo,
dieses als wird in Südbaden im Sinne von auch/eigentlich/aber
verwendet.Zum Beispiel: „Das ist als richtig“
Ich bin ein Laie, und ich hab grad die Idee, daß dieses „als“ von ganz woanders herkommt. Sollte es möglicherweise die Kunzform von „allseits“ oder einem ähnlichen Wort sein?
Gruß
Jörg Zabel
Moin!
War das nicht eher mit Adversativ und Komparativ?
Adversativ (Gegensatz): größer als
Komparativ (Vergleich): genauso schön wie
So hab ich als im tiefsten Dialekt aufgewachsene Badnerin direkt an der Grenze zum schwäbischen Sprachraum die Unterscheidung gelernt. Wir Badner aus dem südrheinfränkischen Sprachgebiet können nämlich naturgemäß als und wie nicht unterscheiden und müssen uns das normalerweise erst per grammatikalischer Regel aneignen
„Als“ benutzen wir auch für „manchmal“: I geh als aa schwimme. D’Hilde isch als aa ä bissl dabbich.
Grüße
Sarah
Hallo,
Die Nordgrenze für dieses „als“ dürfte etwa Eichenberg sein,
die Südgrenze wäre ganz spannend. Im „Schmelztiegel“ Frankfurt
hab ichs vereinzelt gehört, im rheinhessischen Fränkisch kommt
es wohl auch vor.Bei den Riedochsen, die zwar grad noch Hessisch reden,
scheint es mir nicht in Gebrauch zu sein.
Im „Datterich“ scheint es auch benutzt worden zu sein.
Demnach müsste die Grenze südlicher als/wie Darmstadt liegen.
Gruß
Jörg Zabel