Bildung durch Wiki, google & co?

Hallo,

neulich hat sich eine Diskussion darüber entwickelt, ob Wiki, google & co dazu geeignet sind, sich Bildung anzueignen.

Meine Meinung dazu ist, dass entsprechende Recherchen im Internet sehr wohl dafür gut sind, schnelle Informationen, Erklärungen bzw. Antworten zu bestimmten Themenbereichen zu erhalten, nicht aber, um das, was ich unter Bildung verstehe, zu erreichen. Bildung ist für mich komplexer als die reine Aufzählung von Fakten.

Was nützt es mir (als ein Beispiel, wenn ich bei Wiki alles über H.Hesse lese - seine Biografie und welche Bücher er geschrieben hat, wenn ich selbst kein einziges Buch von ihm lese?

Würde mich interessieren, wie ihr das seht - und hoffe, dass ich mit „Kultur allgemein“ das richtige Brett erwischt habe.

Gruß,
Anja

Hallo Anja,

kurz gefasst:
Bildung ist mehr als Wissen.
Wissenslücken kann man mit dem Internet leichter und schneller schließen als früher.

Bildung bedeutet darüber hinaus eine „Charakterformung“, eine „Veredelung“ des Menschen, eine Erweiterung seiner geistigen und emotionalen Fähigkeiten. Bildung befähigt zu einer „tugendhaften“ Lebensführung aus Einsicht in übergeordnete, den persönlichen Nutzen übersteigende Zusammenhänge. Dazu sind komplexe Erfahrungen nötig, nicht nur das Lesen, sondern auch Begegnungen, Reisen, praktisches Tun, tiefgreifende Erlebnisse, die den ganzen Menschen in Körper, Seele und Geist erfassen.

Freundliche Grüße
rotmarder

Hallo,

vielleicht ist die Frage unabsichtlich so weit gefasst, aber „Wiki, google & co“ gibt deutlich mehr her, als mancher glaubt.

Meiner Meinung nach ist es möglich, seinen Bildungsstand allein durchs Internet zu verbessern. Es steht für mich ausser Frage, dass das allein durch Onlinelexika (wie Wikipedia, was Du vermutlich mit „Wiki“ meinst) nicht geht. Allerdings geht das auch mit Papierlexika alleine nicht. Über Google dagegen lassen sich viele frei verfügbare Texte finden (speziell Fachliteratur, aber auch „Klassiker“), oder man findet einen Onlineshop, der Bücher, Musik, etc. auch digital anbietet.

Meine Gegenfrage ist nun: Was gehört für Dich noch dazu, um sich weiterzubilden?

Grüsse
d.

Hi

Selbstverständlich kann man sich über das Internet Bildung aneignen. Der Knackpunkt ist, dass man auch wissen muss, wie.

Dank Wikipedia kann man sich ein gutes Allgemeinwissen aneigenen und gar so schrecklich wie behauptet ist es auch nicht denn es gibt den Kontrolleffekt, wie er auch bei wissenschaftlichen Zeitschriften auftritt. Dies hat aber die selben Nachteile: Themen, wo es nur 2-3 Spezialisten zu gibt oder für die sich zu wenig interessiert wird, florieren mit wildesten Theorien und Fehlinformationen, weil es keiner kontrolliert.
Ein anderes Problem ist, dass natürlich auch fehl-repariert wird.
Zum Beispiel werden die Artikel über chinesische Dinge, v.a. Länder, Städte und Politik, regelmäßig von Agenten überprüft und im Sinne der Regierung der VR China verändert. Wie oft das passiert hängt von der Wichtigkeit ab, das geht von alle 2-3 Monate bis alle zwei Tage (mit dem Phänomen beschäftigt sich meine Fakultät momentan, sehr interessant das alles). Oder Buddhismus, in der deutschen Wikipedia betreiben westliche Buddhisten geradezu Cyberterrorismus, weil sie meinen es besser zu wissen und somit verfälschen sie oft neutrale Artikel mit ihrer westlich-reflektierten pseudo-ursprünglichen Sichtweise.

Auf der anderen Seite ist der Vorteil des Internets, dass es viele Seiten gibt. Daher bevorzuge ich es gegenüber Fernsehnachrichten, denn Bias wird relativ wenn ich mir zu einer Nachricht 5-7 Artikel verschiedener Quellen durchlesen kann.
In geringrer Zahl gilt das auch für wissenschaftliche Artikel bis Fakten. Und natürlich: Ich habe per Google zugriff auf unzählige Bücher, EBooks, Zitationen (google scholar) etc. pp.

Das ist einfach unschlagbar. Für die Nutzung der Unibibliothek muss ich zahlen und für eine gute Stadtbibliothek sonstwohin. Im Internet bekommt man viele gute Informationsquellen günstiger.
Somit fällt das Selbststudium viel, viel einfacher. Nur muss ein Selbststudium genauso gewissenhaft durchgeführt werden wie ein normales, sonst endet man im Halbwissen.

lg
Kate

Hallo Anja!

Würde mich interessieren, wie ihr das seht - und hoffe, dass
ich mit „Kultur allgemein“ das richtige Brett erwischt habe.

Ich sehe das ganz ähnlich wie du. Klar ist es praktisch, jederzeit Informationen aus dem Netz zur Verfügung zu haben. Aber ich habe das bereits an mir selbst beobachten können, dass ich mir nicht mehr immer wirklich die Mühe mache, mir Dinge auch tatsächlich zu merken oder sie zu durchdenken. Resultat ist dann ein Flickenteppich aus Faktenwissen. Oder aber ein Flickenteppich aus dem Wissen, wo man im Netz etwas finden kann.

Nun habe ich noch die Zeit erlebt, in der es mir als Schülerin nicht möglich war, jederzeit auf das Instant-Wissen aus dem Netz zurückgreifen zu können. Ich musste mich also noch selbst mit Problemen oder Büchern oder…auseinandersetzen.
Wenn ich jedoch meine Schüler heutzutage sehe: zu jedem Thema gibt es Zusammenfassungen, Ausarbeitungen, Lösungen im Netz. Das nimmt den Schülern das Denken ab, was für mich jedoch unabdingbare Grundvoraussetzung von Bildung ist.

Gruß
Dine

Wissen != Bildung

Moin,

Wissen != Bildung

wie kommst Du auf dieses dünne Brett?

Gandalf

Na dann eben Bildung > Wissen.

Für bloßes Wissen reicht das Hirn. Bildung braucht auch noch das Herz.

Hi!

Für bloßes Wissen reicht das Hirn. Bildung braucht auch noch
das Herz.

Na, dann vergiss´ aber die Hand nicht, sonst dreht sich der gute alte Pestalozzi im Grabe…
http://www.philognosie.net/index.php/article/article…

Gruß
Dine

Das hast Du vorzüglich beschrieben,
rotmarder,
das bestätigt mir, dass Wissen allein nicht dazu fähig ist, den Menschen zu bilden. Danke!

Gruß an alle,

Anja

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Mißverständis?
Hallo Gandalf,

Wissen != Bildung

wie kommst Du auf dieses dünne Brett?

Ich stimm der obigen Gleichung zu unter der Voraussetzung das mit != der Opererator „ist ungleich“ gemeint ist.

http://de.wikipedia.org/wiki/!%3D

Gruß
Carlos

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Guten Tag,

Wissen != Bildung

mangels Wissens um die Sprache C(++) war mir dieser Vergleichoperator nicht bekannt und hielt es für einen Vertippser.
So muß ich meine Aussage natürlich relativieren, denn vollständig gehe ich auch mit Wissen um diesen Operator mit Deiner Aussage nicht d’acord.
Bis zu einem Gewissen Grad bedingen sich Wissen und Bildung einander.

Gandalf

Moin Carlos,

Danke für den Hinweis, denn diese Schreibweise war mir bisher nicht bekannt.

Gandalf

Hallo!
Aber sicher hilft Google, mit dem man ohnehin zunächst meist in der Wikipedia landet. Ist dir eine Sprachversion zu knapp oder ungenau, suchst du dir eine andere aus, etwa eine, die näher am Thema liegt (vorausgesetzt, deine Lesekenntnis der Sprache reicht aus). Noch mehr hilft es, selber einen Artikel zu schreiben und zu versuchen, dort eigene Akzente zu setzen, vgl. etwa http://bar.wikipedia.org/wiki/Paraguay_(Staat) zu Paraguay mit der Betonung des Guaraní.
Gruß
Sepp

Hallo Anja,

neulich hat sich eine Diskussion darüber entwickelt, ob Wiki,
google & co dazu geeignet sind, sich Bildung anzueignen.

Ich möchte jetzt gar nicht im Detail den Bildungsbegriff diskutieren, sondern eher zur Fragestellung, ob und inwieweit man sich Wissen aus Wiki, google und Co erschließen kann, eingehen.

Meine Meinung dazu ist, dass entsprechende Recherchen im
Internet sehr wohl dafür gut sind, schnelle Informationen,

ich stimme Dir beim Punkt „schnelle Informationen“ voll zu, also wenn es um bestimmte Fakten geht, wie eine Verkehrsverbindung, das Auffinden einer Straße in einer Stadt bzw. ähnliches.

Erklärungen bzw. Antworten zu bestimmten Themenbereichen zu
erhalten,

und schon da wird es schwieriger. Wenn Du soviel Vorwissen hast, um einordnen zu können, was da geschrieben wird, ja - ansonsten nicht unbedingt. Es wäre zu fragen, wer mit welchem Interesse welche Informationen zur Verfügung stellt. Und da ist das Internet als demokratisches Medium durchaus auch manipulierbar (Firmen, die ihre Standpunkte zu ihren Produkten verdeckt als „objektive Info“ unters Volk bringen).

Aber so weit brauchen wir gar nicht gehen. Wenn ich mir anschaue, was im Internet - auch und gerade in der deutschsprachigen Wiki.pedia zu jüdischen Themen zu lesen ist, dann ist das teilweise bodenlos.

Man bekommt dann immer wieder gesagt, ja dann mach(t) es besser. Tragt Euer Wissen und Eure Infos ein. Nur - das wird nicht gewünscht und wird gelöscht. Die Wikipedia repräsentiert also - zumindest im geisteswissenschaftlichen Bereich, denn in den Naturwissenschaften soll das anders sein - Mehrheitswissen bzw. die Bilder der Mehrheit zu etwas. Da setzen sich dann eben auch Fehlwahrnehmungen durch - und da haben schon unzählige Juden versucht sich abzuarbeiten. Von Angehörigen anderer Minderheiten weiß ich, dass die ähnlich frustriert sind.

Deshalb kursiert in manchen Kreisen ja auch die Rede von „Wikiblödia“.

nicht aber, um das, was ich unter Bildung verstehe,
zu erreichen. Bildung ist für mich komplexer als die reine
Aufzählung von Fakten.

Das obendrein. Ich denke ein solcher Bildungsanspruch läßt sich sowieso nicht virtuell realisieren und finde, wenn man um die Begrenzungen vom Internet weiß und damit bewußt umgeht (Medienpädagogik), dann kann und soll man es nutzen.

Was nützt es mir (als ein Beispiel, wenn ich bei Wiki
alles über H.Hesse lese - seine Biografie und welche Bücher er
geschrieben hat, wenn ich selbst kein einziges Buch von ihm
lese?

Das wäre nur ein Aspekt.

Viele Grüße

Iris

Hallo,

Man bekommt dann immer wieder gesagt, ja dann mach(t) es
besser. Tragt Euer Wissen und Eure Infos ein. Nur - das wird
nicht gewünscht und wird gelöscht. Die Wikipedia repräsentiert
also - zumindest im geisteswissenschaftlichen Bereich, denn in
den Naturwissenschaften soll das anders sein -
Mehrheitswissen bzw. die Bilder der Mehrheit zu etwas.
Da setzen sich dann eben auch Fehlwahrnehmungen durch

Ich stimme Dir zu, dass die Wikipedia sehr anfällig für Mehrheitswissen ist. Aber ist das denn bei Hardcopy-Wissen besser? Mehrheitsmeinungen stehen grundsätzlich im Vordergrund und sind leichter zu bekommen. Druckerzeugnisse und Fernsehbeiträge, denkst Du, die sind nicht voreingenommen?
Informationen müssen grundsätzlich gefiltert werden, und wer sich nur auf eine Quelle stützt, läuft grundsätzlich Gefahr, mit Fehlinformationen gefüttert zu werden. Das ist im Internet nicht anders als bei „Offlinemedien“.

nicht aber, um das, was ich unter Bildung verstehe,
zu erreichen. Bildung ist für mich komplexer als die reine
Aufzählung von Fakten.

Das obendrein. Ich denke ein solcher Bildungsanspruch läßt
sich sowieso nicht virtuell realisieren und finde, wenn man um
die Begrenzungen vom Internet weiß und damit bewußt umgeht
(Medienpädagogik), dann kann und soll man es nutzen.

„Ein solcher Bildungsanspruch“? Kannst Du das konkretisieren? Mehr als die reine Aufzählung von Fakten gibt es auch im Internet zur Genüge. Oder ist ein digital erhältliches Buch weniger wert als eines auf Papier? Der meiner Meinung nach grösste Vorteil von Papierbüchern ist, dass sie leichter zugänglich sind. Es gibt sicherlich schon viel Literatur rein online, aber ich denke, dass speziell die Bücher mit eher geringer Nachfrage oder andere Exoten leichter über (z.B.) Buchhandlungen zu haben sind als im Internet.
Auf der anderen Seite ist das Internet unersetzlich, wenn es um aktuelles Spezialwissen geht. Wenn ich überlege, ich müsste bei den Fachzeitschriften, die ich für meine Arbeit brauche, auf die Printausgabe warten, oder sogar so lange, bis irgendjemand ein Buch darüber veröffentlich, dann würde ich alt und grau werden. Oder zählt Spezialwissen nicht mehr zur Bildung?

Viele Grüsse
d.

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Hallo,

das ist doch das Problem, wir haben Zugriff auf immer mehr Informationen und die sind auch noch jederzeit verfügbar, so wie wir selbst.

Ich bezweifle, dass unser Gehirn derzeit damit fertig werden kann.

Mit Bildung hat das bestimmt nix zu tun, eher mit emotionalem- und Strahlenstress.

VG Tizia

Hallo,

dank Wiki, ist ja lustig!

VG Tizia

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Hallo !
Du hst es richtig erkannt !
Lesen bildet!

Hallo !
Bist du denn so bebildet?