Bildungs-Radikalkur in Deutschland

Hallo ihr da draussen,

in der letzten Spiegel-Online-Ausgabe vom 28.11.2001 gab es einen Artikel, in der von einer Bildungs-Radikalkur die Rede war. Unter anderem wurde in diesem Artikel gefordert, dass jedes Klassenzimmer einen Internetanschluss erhalten soll, die Kinder im Kindergarten schon Englisch lernen sollten, eine Ganztagesschule flächendeckend eingerichtet werden sollte usw.
Wer den Artikel nochmals gerne lesen möchte kann das hier tun: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,1701…

Meiner Meinung nach sind diese Reformansätze nicht schlecht und erstrebenswert, gehen aber m.E. an den eigentlichen Grundproblemen des Deutschen Bildungssystems bzw. der deutschen Bildungspolitik vorbei. Das ist eher ein Herumdoktorn (weiss nicht wie das richtig geschrieben wird) an Symptomen statt an den Wurzeln.

Meiner Meinung müssten erstmal an folgenden Punkten die Reformen ansetzen:

  1. Vereinheitlichung der Lehrerausbildung in Deutschland (‚offene Grenzen‘)
  2. Anpassung aller Lehrpläne in allen Bundesländern
  3. weniger Bürokratie, mehr Eigenständigkeit und Handlungskompetenzen der Gemeinden bei der Einstellung der Lehrer und nicht ‚Zuweisung von den Schulämtern‘.
  4. Verkleinerung der Klassen (ab 25 Schülern den Teiler ansetzen) -> damit alternierten Unterricht mit jeweils der Hälfte der Klasse einführen (funktioniert in der Deutsch-Schweiz hervorragend) -> Unterrichtsqualität steigt eher.
  5. Abschaffung des Beamtentums bei Lehrern, dadurch a) mehr Flexibilität der Lehrer auch in anderen Berufen reinzuschnuppern und b) Gewährleistung, dass junge, ideenreiche, hochmotivierte Lehrkräfte die Schule modernisieren.

Freue mich auf eine sachliche Diskussion :smile:)

Grüsse

Matthias

Kluft zwischen Politik und Betroffene
Hallo Matthias,

Würden die Arbeitsvoraussetzungen für die Lehrer allein das Bildungssystem in den Schulen ändern? Eher nur mittelbar, nach meiner Meinung. Nichtsdestoweniger finde ich Deine Vorschläge in Bezug auf die Reformvorschläge für die Lehrerschaft gut.

Ich bin mir nicht so sicher, ob es tatsächlich Sinn macht, den Kindern in der ersten Klasse schon Englisch beizubringen. Es mag sein, dass so ein kleiner Kopf enorm aufnahmefähig ist, lernen kann wie nie wieder. Aber in Anbetracht dessen, dass meistens die Jungens gerade in den ersten Klassen damit zu kämpfen haben im Lesen und Schreiben mit den Mädchen Schritt zu halten, sollte die Idee genau überlegt sein. Ich sehe die Gefahr, dass mit einem Fach mehr wieder Zeit für die anderen Fächer verloren gehen, dass die Kinder, die sich mit Lesen, Schreiben, Rechnen schwer tun (die Diskrepanzen zwischen den Kindern sind doch noch groß in den ersten beiden Jahren) noch mehr leisten müssen statt wollen. Ob dann nicht Englisch das Faß zum Überlaufen bringt von wegen Frust und Schulunlust?

Auch sehe ich die vielen Tage Ferien im Schuljahr nicht ein. Wäre es nicht besser, die Kinder hätten mehr Schultage und somit mehr Zeit zum Üben und zum Lernen?

Besser wäre es die Lehrer so auszubilden, die Lehrpläne so großzügig zu gestalten, die Klassengrößen so gering zu halten, dass sie wesentlich individueller auf die Lernschwächen der Einzelnen eingehen können. In unserer Nachbarschule sind 30 Kinder in einer 2.Klasse, mit Legasthenikern, Verhaltensauffälligen, vielen Ausländerkindern, individuelle Abstürze aufgrund von Entwicklungsschüben. Mit solcher Klasse ist schon der normale Schulablauf nicht möglich. (dein Vorschlag mit den kleinen Klassen halte ich für elementar)

Ich habe den Eindruck, dass es eine Verständnisklufft zwischen den Bildungspolitikern (mit dem Druck der Erwartungen durch Wirtschaft und Vorbilder aus dem Ausland) und den tatsächlich Betroffenen (Lehrer, Eltern, Schüler) gibt. Es wird mit Reformen an einem Patienten herumgedoktert, der an vielen Zipperlein leidet, der eigentlich nur durch einen besseren Lebenswandel wieder munter wird, nicht mit irgendwelchen Zutaten (hier eine neue Sprache, da eine längere Betreuung der Kinder). Die Zutaten sind doch erst interessant, wenn unser Schulsystem auch wirklich stabil genug ist für solche Innovationen.

viele Grüße
Claudia

Hallo Claudia,

ich glaube auch nicht, dass…

die Arbeitsvoraussetzungen für die Lehrer allein das
Bildungssystem in den Schulen ändern.

Was ich aber eher glaube ist, dass erst durch eine Reform an der Basis - bei den Lehrerarbeitsvoraussetzungen - erst die anderen Reformen (Englisch im KIGA, Internetanschluss…) so richtig stabil laufen werden… Wie du schon sagtest, bringt es nichts, auf ein marodes System sogenannte „Neuerungen“ zu installieren, weil diese durch die Bedingungen im maroden Schulsystem (Bürokratie, schlechte Lehrereinstellungsspolitik, Lehrermangel) gar nicht fruchten werden können…

Nichtsdestoweniger finde ich Deine Vorschläge
in Bezug auf die Reformvorschläge für die Lehrerschaft gut.

Diese Vorschläge habe ich jetzt nur machen können, weil ein Grossteil dieser Ideen bereits in einigen Teilen der Deutschschweiz mit Erfolg laufen und ich dadurch hier viel bessere Arbeitsbedingungen habe… sicher gibt es auch hier und da im System einige Sachen, dir mir nicht behagen… aber im Grossen und Ganzen bin ich sehr zufrieden :smile:))

Ich bin mir nicht so sicher, ob es tatsächlich Sinn macht, den
Kindern in der ersten Klasse schon Englisch beizubringen. Es
mag sein, dass so ein kleiner Kopf enorm aufnahmefähig ist,
lernen kann wie nie wieder. Aber in Anbetracht dessen, dass
meistens die Jungens gerade in den ersten Klassen damit zu
kämpfen haben im Lesen und Schreiben mit den Mädchen Schritt
zu halten, sollte die Idee genau überlegt sein. Ich sehe die
Gefahr, dass mit einem Fach mehr wieder Zeit für die anderen
Fächer verloren gehen, dass die Kinder, die sich mit Lesen,
Schreiben, Rechnen schwer tun (die Diskrepanzen zwischen den
Kindern sind doch noch groß in den ersten beiden Jahren) noch
mehr leisten müssen statt wollen. Ob dann nicht Englisch das
Faß zum Überlaufen bringt von wegen Frust und Schulunlust?

Es werden wohl Fächerstunden abgezogen werden müssen, um Englisch zu integrieren… ich sehe aber noch ein anderes Problem dabei: in vielen Grossstädten (sorry wegen dem ss - die Schweizer kennen kein ß) gibt es Grundschulen mit einem hohen Ausländeranteil mit bis zu 80%. Von diesen Ausländern können viele nicht mal die deutsche Sprache gut sprechen und jetzt sollen, müssen sie sogar noch eine für sie weitere Fremdsprache lernen? Da sehe ich einen Haufen ungelöster Probleme, die nicht mal angedacht worden sind, von unseren Herren und Frauen Bildungsministern.

Auch sehe ich die vielen Tage Ferien im Schuljahr nicht ein.
Wäre es nicht besser, die Kinder hätten mehr Schultage und
somit mehr Zeit zum Üben und zum Lernen?

Sehe ich im Grunde auch so, du wirst aber mit diesen Vorschlägen bei einem Grossteil der Lehrer- und Elternschaft auf taube Ohren stossen… garantiert…

Besser wäre es die Lehrer so auszubilden, die Lehrpläne so
großzügig zu gestalten, die Klassengrößen so gering zu halten,
dass sie wesentlich individueller auf die Lernschwächen der
Einzelnen eingehen können.

Das gehört beispielsweise im Kanton Luzern schon zum Standard :smile:) Auch werden hier alternierte Klassen geführt, also nur an bestimmten Tagen in der Woche die Hälfte der Klasse… dieses Arbeiten ist viel besser und einfacher… das „geniesse“ ich förmlich…

In unserer Nachbarschule sind 30
Kinder in einer 2.Klasse, mit Legasthenikern,
Verhaltensauffälligen, vielen Ausländerkindern, individuelle
Abstürze aufgrund von Entwicklungsschüben. Mit solcher Klasse
ist schon der normale Schulablauf nicht möglich. (dein
Vorschlag mit den kleinen Klassen halte ich für elementar)

Siehe oben… *gg*

Ich habe den Eindruck, dass es eine Verständnisklufft zwischen
den Bildungspolitikern (mit dem Druck der Erwartungen durch
Wirtschaft und Vorbilder aus dem Ausland) und den tatsächlich
Betroffenen (Lehrer, Eltern, Schüler) gibt.

Das Problem liegt meines Erachtens in der Struktur des Schulsystems. Es ist hochgradig bürokratisch und in den oberen Gremien sitzen Menschen, die wenig oder nichts mehr mit dem eigentlichen Schulleben zu tun haben und je weiter einer von denen oben sitzt desto weniger hat er Kontakt zur Basis. Aber genau diese Stellung wird von vielen ausgenutzt als Rechtfertigung, dass sie „alles besser wissen“ und die da „unten“ keine Ahnung haben bzw. nicht „aufmüpfen“ sollen, weil sie durch ihren Beamtenstatus zur Loyalität zum Staat verpflichtet sind. Und das ist genau das, was aufgebrochen werden müsste… denn durch ein „von oben“ gesteuertes System ist schwerfällig und überhaupt nicht offen für Reformen. Wenn man den einzelnen Schulen oder Gemeinden mehr Entscheidungsfreiheit und Kompetenzen zur Lehrereinstellung gibt, wenn man innerhalb der Schulen mehr qualitätsorientiert arbeitet (wie das hier in der Schweiz üblich ist), dann sind die „aufgepfropften“ Reformen wie im Spiegel-Artikel tragfähig. Aber solange altgediente Herren und Damen in Schulamtssesseln sitzen und über junge, dynamische Lehrer urteilen, selbst aber seit Jahren nicht mehr Unterricht gehalten haben, dann ist eine Reform von „unten“ nicht möglich.

Es wird mit Reformen an einem Patienten herumgedoktert, der an :vielen Zipperlein leidet, der eigentlich nur durch einen :besseren Lebenswandel wieder munter wird, nicht mit :irgendwelchen Zutaten (hier eine neue Sprache, da eine längere :Betreuung der Kinder). Die Zutaten sind doch erst interessant, :wenn unser Schulsystem auch wirklich stabil genug ist für :solche Innovationen.

Das kann man als Fazit so stehen lassen :smile:))

Grüsse

Matthias

Hallo!
Nur mal ganz kurz: was soll das mit Englisch bringen? Die meisten SchülerInnen können bis Klasse 10 kein Deutsch - Rechtschreibung ist ihnen einfach nicht beizubringen, was u.a. m.E.darin begründet liegt, dass zu viel Englisch an unseren Schulen unterrichtet wird.
Mehr Deutsch und Mathe, dafür Englisch als absolutes Minimum - das wäre realitätsnah, denn 80 Prozent der GS SchülerInnen können in der 10. Klasse immer noch keinen selbständigen Satz in Englisch herausbringen, geschweige denn einen fehlerfrei geschriebenen in Deutsch. Dann lieber eine Sprache, nämlich unsere, besser!
MLG
HG

Englisch in der Grundschule
Hallo Henning,
die Diskussion mit dem „Englisch in der Grundschule“ hat m.E. zwei Gründe:
1.) Aus lernpsychologischen Gründen lernen Grundschüler auf spielerische Art und Weise eher eine Fremdsprache - auf die Methode eben, wie sie ihre eigene Muttersprache lernen: nämlich durch Hören und Nachsprechen. Grundschüler sind dafür noch nicht so eingeschränkt und lernen recht schnell.
2.) Da die „halbe Welt“ Englisch spricht, müssten auch die Grundschüler - so die Bildungsminister - im Sinne der Globalisierung eine Fremdsprache lernen.

Nur mal ganz kurz: was soll das mit Englisch bringen? Die
meisten SchülerInnen können bis Klasse 10 kein Deutsch -
Rechtschreibung ist ihnen einfach nicht beizubringen, was u.a.
m.E.darin begründet liegt, dass zu viel Englisch an unseren
Schulen unterrichtet wird.

Da hast du Recht… und vor allem geht es darum, wie (also Methodik) Englisch unterrichtet wird… ich habe es beispielsweise gemerkt, als ich mal in Schottland war, dass man eine Fremdsprache nur dann lernt, wenn man sie „lebt und spricht“, nicht wenn man Grammatik und Vokabeln noch und nöcher paukt…

Gegen Fremdsprachen im GS-Unterricht habe ich nichts, ich mache es sogar mittlerweile, aber nicht so, dass die Schüler Vokabeln pauken müssen und es richtig sprechen, sondern auf spielerische Art und Weise - und sie haben Spass daran!

In Waldorfschulen beispielsweise (auch wenn ich sonst gegen diese Pädagogik bin) wird ab der 1. Klasse Englisch und Französisch unterrichtet… und wenn diese Schüler später mal eine Regelschule besuchen (was durchaus vorkommen kann), haben sie auf der sprachlichen Ebene viel mehr drauf, als „Regelschüler“… das ist erwiesen.

Die Hauptproblematik m.E. sehe ich darin, dass wir in vielen Schulen einen hohen Ausländeranteil haben, die dann noch zusätzlich eine Fremdsprache lernen müssen.

Grüsse

Matthias

Hallo Henning,
die Diskussion mit dem „Englisch in der Grundschule“ hat m.E.
zwei Gründe:
1.) Aus lernpsychologischen Gründen lernen Grundschüler auf
spielerische Art und Weise eher eine Fremdsprache - auf die
Methode eben, wie sie ihre eigene Muttersprache lernen:
nämlich durch Hören und Nachsprechen. Grundschüler sind dafür
noch nicht so eingeschränkt und lernen recht schnell.

Stimme Dir im Prinzip zu,aber nur, wenn Deutsch nicht auf der Strecke bleibt.

2.) Da die „halbe Welt“ Englisch spricht, müssten auch die
Grundschüler - so die Bildungsminister - im Sinne der
Globalisierung eine Fremdsprache lernen.

Na ja.Es gibt eine Menge anderer Sprachen, auch Deutsch, die von nicht viel weniger Menschen gesprochen werden. Ich persönlich habe einfach eine Aversion gegen diese Sprache, da würde ich, wenn ich wählen könnte, eher Russisch oder Französisch wählen - mit Franz kommt man übrigens in vielen arabischen Staaten weiter als mit Englisch.

ABER:
der eigentliche Haken liegt ja wieder an den Richtlinien.
Anstatt dass die SS lernen, mit einer Fremdsprache spielerisch umzugehen und diese im Alltag anzuwenden, werden stor grammatikalisch Regeln gepaukt, die die meisten 3 Wochen später bereits vergessen haben.
Das spricht für Deine Idee des Grundschullernens.

Bis dann mal.
Ach ja: hast Du Kontakt mit SS der Klassen 9 und 10? Es ist ehrlich zum heulen, was die sowohl in Englisch als auch in Deutsch können /nicht können.

MLG
Henning

Hallo Henning,

1.) Aus lernpsychologischen Gründen lernen Grundschüler auf
spielerische Art und Weise eher eine Fremdsprache - auf die
Methode eben, wie sie ihre eigene Muttersprache lernen:
nämlich durch Hören und Nachsprechen. Grundschüler sind dafür
noch nicht so eingeschränkt und lernen recht schnell.

Stimme Dir im Prinzip zu,aber nur, wenn Deutsch nicht auf der
Strecke bleibt.

Wenn es wahr wird, dann wird wohl im Schuljahr 2002/2003 in Baden-Württemberg ab der 1. Klasse Englisch Pflichtfach - wahrscheinlich zu Lasten eines anderen Faches, das wohl hoffentlich nicht Deutsch sein wird.

ABER:
der eigentliche Haken liegt ja wieder an den Richtlinien.
Anstatt dass die SS lernen, mit einer Fremdsprache spielerisch
umzugehen und diese im Alltag anzuwenden, werden stor
grammatikalisch Regeln gepaukt, die die meisten 3 Wochen
später bereits vergessen haben.

Da sprichst du das Kernproblem des Fremdsprachenlernens in der Schule an… die Didaktik und Methodik ist vollkommen veraltet… und die Freude, eine Fremdsprache zu sprechen, geht verloren, wenn man ständig Grammatik hineinpauken muss, die beispielsweise ein Engländer ja auch nicht komplett kennt…

Ach ja: hast Du Kontakt mit SS der Klassen 9 und 10? Es ist
ehrlich zum heulen, was die sowohl in Englisch als auch in
Deutsch können /nicht können.

Nö, aber ich kanns mir vorstellen… aber woher kommt das? Was verbreiten die Medien beispielsweise für eine Sprache? Eine auf kurze Stichworte reduzierte „Kunstsprache“, Anglizismen in der deutschen Sprache etc. und wie leicht übernehmen konsumorientierte Jugendliche diese ins Unterbewusstsein auf…

Bis bald

Matthias

Hallo Matthias!
Mir fällt nichts mehr ein, hast in allem Recht.
Ach ja: beherrschst Du schon die neue deutsche Rechtschreibung?
Ich noch nicht so ganz.
Schöne Adventszeit noch,
MLG in die Schweiz
Henning

Dt. Rechtschreibung
Hallo Henning,

oh ich weiss nicht ob ich in allem Recht habe… ist nur meine Meinung zu dem Thema :smile:))

Ach ja: beherrschst Du schon die neue deutsche
Rechtschreibung? Ich noch nicht so ganz.

Ich auch nicht, ich probiere es einfach… und ich denke mal, dass es stimmt… die Schweizer kennen übrigens das ß überhaupt nicht… so ist das viel einfacher *gg*

Wünsche dir auch noch ne schöne Adventszeit.

Grüsse in die Heimat

Matthias

Bildungsreform, keinen Phrasen-Rundumschlag
hallo Matthias,

finde auch: die dort veröffentlichen Missstände sind ganz ernst! erst sein wenigen monaten gibt es einen deutlichen umschwung in der deutschen bildungspolitik und es wird endlich wieder diskutiert. deshalb hier gern auch mein senf zu deinen vorschlägen. kernthese: hier mischt sich vernünftiges mit unsinnigem.

Meiner Meinung müssten erstmal an folgenden Punkten die
Reformen ansetzen:

  1. Vereinheitlichung der Lehrerausbildung in Deutschland
    („offene Grenzen“)
  2. Anpassung aller Lehrpläne in allen Bundesländern

wären eine hilfe, der kern des problems liegt aber woanders.

  1. weniger Bürokratie,

sagt sich immer leicht, sagt fast nie wirklich etwas.

mehr Eigenständigkeit und

Handlungskompetenzen der Gemeinden bei der Einstellung der
Lehrer und nicht „Zuweisung von den Schulämtern“.

nach meiner erfahrung sind die gemeinden nicht viel kompetenter. kommt aber immer auf die gesamteinbettung dann der jeweiligen organisation an. letztlich geht auch dies am problem vorbei.

  1. Verkleinerung der Klassen (ab 25 Schülern den Teiler
    ansetzen) -> damit alternierten Unterricht mit jeweils der
    Hälfte der Klasse einführen (funktioniert in der
    Deutsch-Schweiz hervorragend) -> Unterrichtsqualität steigt
    eher.

wichtiger punkt.

  1. Abschaffung des Beamtentums bei Lehrern, dadurch a) mehr
    Flexibilität der Lehrer auch in anderen Berufen
    reinzuschnuppern und b) Gewährleistung, dass junge,
    ideenreiche, hochmotivierte Lehrkräfte die Schule
    modernisieren.

im prinzip richtig, nur müsste dann aus finanziellen gründen das deutsche sozialversicherungssystem mitreformiert werden. eher
geht ein elefant auf ein schülerklo.

War da nicht noch was mit internetanschluss in jedem klassenzimmer?

die häufigste forderung der möchtegernbildungspolitiker wird in keiner weise durch die wiederholung richtiger.

  1. weil die computer in den klassenzimmern die pausen nicht überleben.
  2. weil sie im unterricht nicht sinnvoll zu verwenden sind (wie soll ein einzelner schüler am computer etwas tun, während die anderen im stoff weiterkommen?) viel hilfreicher wären computerräume, die technisch wirklich sinnvoll ausgestattet wären
    und die auch regelmäßig aktualisiert würden, ohne dass es die fachschaft mathe an so einer schule regelmässig die ferien kostet. und wo es wirklich und wahrhaftig genug funktionierende computer für j e d e n schüler und jede schülerin einer klasse gäbe. ist selbst für bestberufene schulen ein wunschtraum.

nächster schritt wären sinnvolle computerprogramme für die einzelnen fächer. denn computerei an sich ist ja wohl kein sinnvolles lernziel, bezweifle, ob man das überhaupt lehren kann.
aber es gibt ja sehr oft noch nicht einmal anständige bücher.

und was auch nicht schlecht wäre: computerprogramme, die lehrern wirklich in der täglichen arbeit helfen würden, zum beispiel, die den stupiden verwaltungskram effektiv erleichern würden. damit könnten tausende von lehrern motiviert werden, die hemmschwelle zu überwinden; sie könnten diese motivation an schüler weitergeben. aber die idee wird zum beispiel an meiner schule als reines ketzertum verstanden.

jede schule wurstelt mit selbstgestrickten progrämmchen vor sich hin. an meiner zum beispiel funktioniert der zeugnisdruck nur auf einem uralten äpple in der physik, der ausdiesem grund gehütet wird wie der jeep des direktors. mir völlig unverständlich, warum es da nicht schon längst ein vom kumist professionell erarbeitetes programm gibt. wieviel zeit und energie auf diese kleinschulische weise verschleudert wird!

ein weiterer vorschlag ist: die kinder sollten eher mit dem lernen anfangen. englisch im kindergarten undsofort.

in der tat fangen englische und französische kinder eher mit dem lernen an. im prinzip gibt es im kindergarten gute möglichkeiten der frühförderung, die oft auch bereits genutzt wird. ist aber auch eine frage der finanzierung: bildungs- und förderkindergärten sind teurer als verwahranstalten. meine meinung dazu: bei der familienpolitischen diskussion wird gerne fiktiv geld an die familien verteilt. dieses ist viel besser in kindergärten und anderen förder- und spielinitiativen für kinder aufgehoben. da würde es gezielt für den ausgleich der benannten, höchst verschiedenen defizite bei den kindern eingesetzt werden können. das würde vor allem auch den frauen ermöglichen, zu arbeiten und damit die finanzielle und psychische misere entscheidend mildern, die gerade menschen mit höherem bildungsabschluss davon abhält, überhaupt erst kinder zu bekommen. also man würde mehrere fliegen mit einer klappe schlagen. aber das will man nicht. denn die arbeitsmarktpolitik in deutschland ist keine arbeits-förderungspolitik, sondern eine stellen-freihaltepolitik. und frauen, die sich allein zu hause um ein kind kümmern, besetzen keine stelle. die politik denkt: prima, wieder eine arbeitslose weniger. nur die fatale auswirkung auf die kinder und die frauen und die familien und nicht zuletzt auch auf die sozialen sicherungssysteme (denn letztlich fehlt eben doch das geld, das diese unfreiwillig kinder betütelnden frauen nicht in renten-,kranken- usw.-versicherung einzahlen)wird nicht bedacht…das hatten wir schon.

dasselbe gilt letztlich für die ganztagsschule. denn diese fehlt in deutschland und genau auch das geht nur auf dem rücken letztlich der frauen. hausaufgaben sind in den familien ein riesenproblem (hatten wir neulich auf diesem brett), sie werden nicht gemacht und nicht selten von den lehrern auch unsinnig gestellt. die mütter werdens schon richten. die mütter tuns und die kinder lernen nix. ein teufelskreis. hausaufgaben sind gemacht von der halbtagsschule.

es liegt aber auch an der überfrachtung der schule, einmal mit lernstoff, vor allem aber mit allgemeinen erziehungsaufgaben.
also von gesundheitserziehung (ernährung, zähneputzen, sucht- und aidsprophylaxe) zu verkehrserziehung und umwelterziehung und toleranzerziehung und und und. grade dafür bräuchte man auch die ganztagsschule. nachmittags können die schüler gern dann kochen lernen und fahrradfahren und so. die halbtagsschule wird verwässert und überfordert mit den ganzen anderen sachen, obwohl diese anliegen alle vollkommen berechtigt sind.

bei den schulen jedoch in deutschland, die ganztagsschulen sind, klappt es allerdings noch weniger. denn dort kann man bis zur neunten klasse gar nicht oder nur im extremfall durchfallen. es gibt dort kaum eine möglichkeit, aus einem bestimmten verhalten von schülern irgendwelche ernsthaften konsequenzen zu ziehen - das heißt, die schüler können dort überhaupt nicht erzogen und zu leistung angehalten werden. sie lernen nicht, dass es sich lohnt zu lernen. und das hat auch auswirkungen mindestens auf die haupt- und realschulen. die preise werden verdorben, das system schwächelt eben an seinem schwächsten glied. dies geht zurück auf eine grundsätzlich verkehrte integrationsideologie aus den siebziger jahren, die zum glück im rahmen der gegenwärtigen bildungspolitischen diskussion kaum mehr eine rolle spielt. hier liegt eine große chance. denn diese entwicklungen werden langsam, sehr langsam, zurückgedreht. viel wichtiger ist dies als der allgegenwärtige computer in jedem klassenzimmer.

wichtiger auch als das englisch in kindergarten und grundschule. denn dieser vorschlag ist vor allem auf dem hintergrund der sprachentwicklungsforschung berechtigt, hat jedoch nur am rande etwas mit allgemeiner leistungssteierung an der schule zu tun. hier kommt sehr viel auf das wann und wie dieses sprachenlernens zu tun, und ganz schnell sind wir wieder beim thema ganztagsschule und förderkindergarten, siehe oben.

so, das war lang.
die meinung der anderen dazu interessiert mich sehr
danke im voraus,
juliane

Hallo Juliane,

ein weiterer vorschlag ist: die kinder sollten eher mit dem
lernen anfangen. englisch im kindergarten undsofort.

Hast Du Dir mal die Frage gestellt, dass auch irgendwann auch einmal Schluß sein sollte?
Die Kinder sollen dieses und jenes noch zusätzlich erlernen (möglichst nebenher und spielend). Manches mal denke ich wirklich, Leute die mit solchen Vorschlägen kommen, die schauen durch eine sehr stark getönte Brille!
Vor vielen Jahren kam man zu der Erkenntnis, dass man die Schulen auf dem Land nicht mehr benötige. Sie wurden geschlossen. Heute hat man überfüllte Klassen und man wünscht sich die Zwergschulen wieder zurück (was mancher Orts auch wieder eingeführt wurde).
Dann kam jemand auf die Idee, dass man eine neue Schriftform benötige. Heute wird an jeder Schule so geschrieben, wie es die Schule für richtig hält und dieses führt zu Schriftbildern, die man zeitweise nicht mehr lesen kann.
Dann stürzte man sich auf die Rechtschreibung, eine neue mußte her. Tja, bis heute ist das ein mittleres Chaos und ein Ende ist nicht anzusehen.

Ehe man sich nun daran macht, den Kindern noch mehr aufzubürden, sollte man erst einmal schauen, dass die Kinder mit dem heute geforderten zurecht kommen. Nicht jedes Kind ist eine Intelligenzbestie und nicht jedes Kind lernt spielend.
Zudem gibt es genug ausländische Kinder die erst einmal die deutsche Sprache lernen müssen!

Wohin soll denn dieser Lernwahnsinn noch führen?
Man könnte meinen, dass unsere Bildungsministerin zu lange in der Sonne gelegen hat und sich dabei den Verstand verbraten hat.

Man kann nichts neues fordern, solange alles andere nicht funktioniert, denn man tut den Kindern keinen Gefallen damit.
Aber wenn bestimmte Eltern das wirklich wollen, dann sollte man ihnen diese Möglichkeit geben, allerdings sollen diese dann auch die Kosten für dieses zusätzliche Lernen selber tragen!

MfG Userine

Ganztagesschule
Hallo,

meint ihr nicht auch, dass durch Zwangs-Ganztagsschule viel verloren geht?
Nachmittags kein Unterricht, sondern „Freizeit in der Schule“ - okay, wenn das Kind Hobbies hat, zu denen sich auch andere finden (Theater, Musik, Handarbeit, Basteln, Sport, Natur, Computer…)
Aber etwas außergewöhnlichere Hobbies (Chinesisch lernen, abstrakte Malerei, Geige lernen, Bücher schreiben, Interesse für Astrophysik, richtig Programmieren (nicht nur das bisschen Informatikkurs…) - die werden dann schnell untergehen.
Manche Hobbies, vor allem die „außergewöhnlichen“, gibt man ja auch nicht soooo gerne vor der ganzen Klasse zu, weil man da ja schnell als „Spinner“ abgetan wird…

Vor allem Hochbegabte, die in der Schule unterfordert sind und sich so sehr auf einen fordernden Nachmittag freuen (ich spreche da aus eigener Erfahrung…) werden darunter sehr leiden.

Die OPTION „Ganztagsschule“ an sich finde ich schon gut, weil ja immerhin bei vielen Kindern den ganzen Tag niemand zu Hause ist.
Aber wenn die Eltern nicht möchten, dass das Kind zur „Nachmittagsschule“ geht, dann sollte dies doch bitte abwählbar sein! (Immerhin gibt es ja z.B. auch Kinder, bei denen die Nachmittagsbetreuung optimal gesichert ist, weil z.B. ein Elternteil immer zu Hause ist oder das Kind zu einer/m Verwandten gehen kann.)

Gruß,
Nina

Hallo Matthias,

Dein Artikel ist interessant. Gestern abend 02.12.2001 wurde bei Sabine Christiansen genau diese Themen diskutiert.

Es wurde auch ganz deutlich gesagt, dass eine Reform nicht durchführbar ist. Warum??

Die Meinung ging dahin, dass dann die Reformer sich selbst reformieren müssten. D. h. weniger Beamte, weniger Aufsichtsbehörden, weniger Kontrolle. Dadurch würden viele Posten in Staat (Gemeinden, Länder und Bund) wegfallen. Einerseits mehr Arbeitslosigkeit produziert werden und andererseits rationalisiert sich keiner selbst weg.

So ist das.

Es wurde auch diskutiert, warum bei uns der Mittelstand wegbricht, der doch die meisten Arbeitsplätze schafft. Hier wurden die gesetzlichen Vorschriften genannt.

Ein Wirtschaftsmanager sagte: „Ein Gastgewerbe beginnen nur noch Türken, weil diese die Gewerbeordnung nicht lesen können.“ Das Zitat ist zwar etwas unmoralisch, triff aber den Kern der Sache. Wer die Gewerbeordnung einmal richtig liest, der bekommt wirklich Angst. Mit diesem Gesetzt steht der Unternehmer mit einem Bein immer in Konflikt.

Das heisst hier muss nicht nur eine Bildungsreform stattfinden, sondern eine Reform unseres ganzen Rechtsstaaates.

Gruss Bernhard

Hallo Juliane,

  1. weniger Bürokratie,

sagt sich immer leicht, sagt fast nie wirklich etwas.

Hmmmm … Du erwartest also im Ernst dass sich das Schulsystem als Bestandteil der Sozial- und Bildungsbürokratie von selbst reformiert?

Warum sollte sie das tun?

Es gibt doch keinerlei Anlass (im Sinne von Handlungsdruck) dazu. Die Verantwortlichen sind unkündbar, nnicht abwählbar, haften nicht persönlich für ihre Entscheidungen und müssen sich für Fehler nicht rechtfertigen.

nach meiner erfahrung sind die gemeinden nicht viel
kompetenter. kommt aber immer auf die gesamteinbettung dann
der jeweiligen organisation an. letztlich geht auch dies am
problem vorbei.

Kompetenter sind sie nicht.

Aber „näher dran“ am Problem. Die Eltern sitzen mit im Gemeinderat bzw. wählen diesen. Oder sind Nachbarn der Entscheidungsverantwortlichen.

Zwei „meiner“ Gemeinderäte wohnen gleich die Straße runter. Verstecken können die sich nicht. Und Gemeinderatstagungen und - beschlüsse sind öffentlich. Im Hinterbüro was ausbrüten und durchdrücken wie in vielen Behörden üblich läuft da nicht.

  1. Verkleinerung der Klassen

wichtiger punkt.

Sehe ich auch so.

  1. Abschaffung des Beamtentums bei Lehrern, dadurch a) mehr
    Flexibilität der Lehrer auch in anderen Berufen
    reinzuschnuppern und b) Gewährleistung, dass junge,
    ideenreiche, hochmotivierte Lehrkräfte die Schule
    modernisieren.

im prinzip richtig, nur müsste dann aus finanziellen gründen
das deutsche sozialversicherungssystem mitreformiert werden.
eher geht ein elefant auf ein schülerklo.

Eine Reform des Sozialversicherungssystems ist für die Umstellung der Schulen auf Betrieb durch Angestellte nicht nötig.

Als die Post vom Beamtentum abging mussten die SVen ja auch nicht umgestrickt werden. Wieso also hierbei?

in der tat fangen englische und französische kinder eher mit
dem lernen an. im prinzip gibt es im kindergarten gute
möglichkeiten der frühförderung, die oft auch bereits genutzt
wird. ist aber auch eine frage der finanzierung: bildungs- und
förderkindergärten sind teurer als verwahranstalten. meine
meinung dazu: bei der familienpolitischen diskussion wird
gerne fiktiv geld an die familien verteilt. dieses ist viel
besser in kindergärten und anderen förder- und
spielinitiativen für kinder aufgehoben.

d’Accord!

es liegt aber auch an der überfrachtung der schule, einmal mit
lernstoff, vor allem aber mit allgemeinen erziehungsaufgaben.

Letztlich könnte man auch sagen es wird zuviel gemacht und zuwenig gedacht bei uns. Zuviel New Work, Kinder großziehen wollen und Karriere machen wollen gleichzeitig, am besten auch im Urlaub noch mit Handy und Laptop Probleme anderer Leute lösen und nebenbei das Baby wickeln und im Online-Lernkurs blättern.

Und sich dann wundern wenn man rascher altert, psychisch am Stock geht und nichts mehr auf die Reihe bringt.

„Wer schneller lebt der stirbt auch früher“ (Hans-Peter Zimmermann)

Vielleicht sollten wir alle generell mal von unserem „am liebsten alles sofort und gleichzeitig“-Trip runterkommen. Und entschleunigen. Dann würden sich etliche Probleme so gar nicht stellen.

Gruß,

Guido Strunck

hallo, ich bin neu in diesen foren und durchblicke noch nicht recht die abfolgen und die möglichkeiten der beteiligung.
ich bin lehrer und seit vielen jahren, gegen heftige gegenwehr an einer grunsätzlichen veränderung von schule.
das erschrecken über die verschiedenen studien PISA, TIMMS usw…
überrascht mich nicht. schaut mal als beitrag zur diskussion meine website http://www.rolf-robischon.de an. das gesamte bildungswesen wird sich um neue wortlaute und neue grundsätze kümmern müssen.
(hab ich alles richtig gemacht?)
gruß rolf robischon

Hallo ihr da draussen,

in der letzten Spiegel-Online-Ausgabe vom 28.11.2001 gab es
einen Artikel, in der von einer Bildungs-Radikalkur die Rede
war. Unter anderem wurde in diesem Artikel gefordert, dass
jedes Klassenzimmer einen Internetanschluss erhalten soll, die
Kinder im Kindergarten schon Englisch lernen sollten, eine
Ganztagesschule flächendeckend eingerichtet werden sollte usw.
Wer den Artikel nochmals gerne lesen möchte kann das hier tun:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,1701…

Meiner Meinung nach sind diese Reformansätze nicht schlecht
und erstrebenswert, gehen aber m.E. an den eigentlichen
Grundproblemen des Deutschen Bildungssystems bzw. der
deutschen Bildungspolitik vorbei. Das ist eher ein
Herumdoktorn (weiss nicht wie das richtig geschrieben wird) an
Symptomen statt an den Wurzeln.

Meiner Meinung müssten erstmal an folgenden Punkten die
Reformen ansetzen:

  1. Vereinheitlichung der Lehrerausbildung in Deutschland
    („offene Grenzen“)
  2. Anpassung aller Lehrpläne in allen Bundesländern
  3. weniger Bürokratie, mehr Eigenständigkeit und
    Handlungskompetenzen der Gemeinden bei der Einstellung der
    Lehrer und nicht „Zuweisung von den Schulämtern“.
  4. Verkleinerung der Klassen (ab 25 Schülern den Teiler
    ansetzen) -> damit alternierten Unterricht mit jeweils der
    Hälfte der Klasse einführen (funktioniert in der
    Deutsch-Schweiz hervorragend) -> Unterrichtsqualität steigt
    eher.
  5. Abschaffung des Beamtentums bei Lehrern, dadurch a) mehr
    Flexibilität der Lehrer auch in anderen Berufen
    reinzuschnuppern und b) Gewährleistung, dass junge,
    ideenreiche, hochmotivierte Lehrkräfte die Schule
    modernisieren.

Freue mich auf eine sachliche Diskussion :smile:)

Grüsse

Matthias

Du hast recht, Matthias. Aber es gibt noch ein paar andere Sachen außer denen, die du erwähnst. Okeh, das weißt du selbst.

Als Kind habe ich das Fach „Geschichte“ in der Schule immer gehaßt. Aber es lohnt sich, die Historie über die Entstehung der Schule nachzufahren, um zu sehen, in welch verkorkster Situation wir uns befinden.

Mit kollegialem Gruß

Jo Perrey OStR a. D.

Hallo ihr da draussen,

in der letzten Spiegel-Online-Ausgabe vom 28.11.2001 gab es
einen Artikel, in der von einer Bildungs-Radikalkur die Rede
war. Unter anderem wurde in diesem Artikel gefordert, dass
jedes Klassenzimmer einen Internetanschluss erhalten soll, die
Kinder im Kindergarten schon Englisch lernen sollten, eine
Ganztagesschule flächendeckend eingerichtet werden sollte usw.
Wer den Artikel nochmals gerne lesen möchte kann das hier tun:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,1701…

Meiner Meinung nach sind diese Reformansätze nicht schlecht
und erstrebenswert, gehen aber m.E. an den eigentlichen
Grundproblemen des Deutschen Bildungssystems bzw. der
deutschen Bildungspolitik vorbei. Das ist eher ein
Herumdoktorn (weiss nicht wie das richtig geschrieben wird) an
Symptomen statt an den Wurzeln.

Meiner Meinung müssten erstmal an folgenden Punkten die
Reformen ansetzen:

  1. Vereinheitlichung der Lehrerausbildung in Deutschland
    („offene Grenzen“)
  2. Anpassung aller Lehrpläne in allen Bundesländern
  3. weniger Bürokratie, mehr Eigenständigkeit und
    Handlungskompetenzen der Gemeinden bei der Einstellung der
    Lehrer und nicht „Zuweisung von den Schulämtern“.
  4. Verkleinerung der Klassen (ab 25 Schülern den Teiler
    ansetzen) -> damit alternierten Unterricht mit jeweils der
    Hälfte der Klasse einführen (funktioniert in der
    Deutsch-Schweiz hervorragend) -> Unterrichtsqualität steigt
    eher.
  5. Abschaffung des Beamtentums bei Lehrern, dadurch a) mehr
    Flexibilität der Lehrer auch in anderen Berufen
    reinzuschnuppern und b) Gewährleistung, dass junge,
    ideenreiche, hochmotivierte Lehrkräfte die Schule
    modernisieren.

Freue mich auf eine sachliche Diskussion :smile:)

Grüsse

Matthias

Hallo!
Meiner Meinung nach kommt noch als wesentlicher Punkt hinzu:
Veränderung der Ausbildung für Lehrer!
Ich habe zwar die Ausbildung an einer „Pädagogischen Akademie“ in Österreich gemacht, nehme aber an, dass es in Deutschland auch fehlt an folgenden Aspekten:
Wie vermittle ich emotionales und soziales Lernen?
Was kann der Lehrer bereits in der Grundschule tun zur Sucht-Prophylaxe(Wahrnehmen und Ausdrücken der eigenen Gefühle und Bedürfnisse; vom Ich über das Du zum Wir)?
Wie verbinde ich Gelerntes wirklich mit dem Leben des Schülers? (Motivation!)
Gesprächsführung! (Z.B.Wie führe ich ein konstruktives Gespräch mit Eltern, deren Kind Probleme hat, ohne die Eltern abzuwerten oder zu entmutigen?)
Wie erziehe ich zu Teamfähigkeit?
Wie vermittle ich Toleranz und Konfliktfähigkeit?

Dazu müssten Lehrer Übungs- und Reflexionsmöglichkeiten haben zu folgenden Punkten:
Eigene Teamfähigkeit;
Umgang mit Kritik;
Gesprächsführung (respektvoll, klar…);
eigenes Konfliktverhalten.

In Ländern, die bei „Pisa“ besser abgeschnitten haben, wie z.B. Finnland, gibt es viel mehr Kooperation zwischen Schule und Eltern. In Österreich wird diese Kooperation per Gesetz verordnet (Schulforum, Klassenforum). Das reicht aber absolut nicht, und Teamfähigkeit oder Gesprächsführung kann man nicht einfach per Gesetz vorschreiben, wenn sie nicht gelernt wurde.
Um einem Kind wirklich gerecht zu werden, besonders, wenn es aus der gewohnten Norm fällt, ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, dass Eltern, Lehrer und evtl. außerschuliche Fachleute zusammenwirken.

Schließlich bin ich der klaren Meinung, dass Lehrer ebenso wie Sozialarbeiter verpflichtend und in bezahlter Arbeitszeit Supervision bekommen sollten!

Grüße!
Ina B. Hallermann.

Hallo ihr da draussen,

in der letzten Spiegel-Online-Ausgabe vom 28.11.2001 gab es
einen Artikel, in der von einer Bildungs-Radikalkur die Rede
war. Unter anderem wurde in diesem Artikel gefordert, dass
jedes Klassenzimmer einen Internetanschluss erhalten soll, die
Kinder im Kindergarten schon Englisch lernen sollten, eine
Ganztagesschule flächendeckend eingerichtet werden sollte usw.
Wer den Artikel nochmals gerne lesen möchte kann das hier tun:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,1701…

Meiner Meinung nach sind diese Reformansätze nicht schlecht
und erstrebenswert, gehen aber m.E. an den eigentlichen
Grundproblemen des Deutschen Bildungssystems bzw. der
deutschen Bildungspolitik vorbei. Das ist eher ein
Herumdoktorn (weiss nicht wie das richtig geschrieben wird) an
Symptomen statt an den Wurzeln.

Meiner Meinung müssten erstmal an folgenden Punkten die
Reformen ansetzen:

  1. Vereinheitlichung der Lehrerausbildung in Deutschland
    („offene Grenzen“)
  2. Anpassung aller Lehrpläne in allen Bundesländern
  3. weniger Bürokratie, mehr Eigenständigkeit und
    Handlungskompetenzen der Gemeinden bei der Einstellung der
    Lehrer und nicht „Zuweisung von den Schulämtern“.
  4. Verkleinerung der Klassen (ab 25 Schülern den Teiler
    ansetzen) -> damit alternierten Unterricht mit jeweils der
    Hälfte der Klasse einführen (funktioniert in der
    Deutsch-Schweiz hervorragend) -> Unterrichtsqualität steigt
    eher.
  5. Abschaffung des Beamtentums bei Lehrern, dadurch a) mehr
    Flexibilität der Lehrer auch in anderen Berufen
    reinzuschnuppern und b) Gewährleistung, dass junge,
    ideenreiche, hochmotivierte Lehrkräfte die Schule
    modernisieren.

Freue mich auf eine sachliche Diskussion :smile:)

Grüsse

Matthias

Meiner Ansicht nach sollten schlicht und einfach die Lehrer
zu Fortbildungen verpflichtet werden, gerade auch die verbeamteten Lehrer. Die eine Hand weiß nicht was die andere Hand geseztlich bestimmt hat. Ein Lehrer meinte zu mir: Ist doch egal was die da oben bestimmen. Zum einen ändern die sowieso andauernd was und zum anderen machen sie es danach wieder rückgängig.

Während die Kinder immer mehr Prüfungen,
Kompetenzfähigkeiten
(klingt gut und neu und hätte viele Inhalte )
abverlangt werden, haben die Lehrer keine Ahnung. Sie sehen es nicht als Ihre Aufgabe die Kinder vorzubereiten (außer wenige engagierte L)

Eltern sollten mehr Möglichkeiten haben einzuschreiten
ein praktisches Beispiel:

Informatiklehrer in der 9 bis 13 Klasse unterrichtet ausschließlich Pascal. Gibt Hausaufgaben auf, die die Kinder nicht lösen können, da die Umgebung für Pascal nicht auf den neuen Rechnern installiert werden kann. Reaktion des Lehrer: Geht mich nichts an, sollen die sich einen Freak suchen. Kennen Sie den ? Nein, brauche ich auch nicht !

Das ist der Schulalltag auch an Gymnasien, völlig veraltetes „Wissen“ ohne Sinn und Verstand. Die KInder ziehen einfach ihre mangelhaften Noten ab. So weiß jeder Jugendliche: Informatik ist nicht mein Ding
Unglaublich, aber so wahr…

Hoffen wir auf die nächste Generation die zumindest nicht mehr von den 60 faulen verunsichert und verhunzt werden kann
Arme Reform, von Kompetenzen einiger fast Rentner Lehrern kann
da keine Rede sein. Wieso werden in neuen Bereichen nicht junge Lehrer eingesetzt.

Wie können Reformen ohne Kompetenzen und Gelder für die Fortbildungen umsetzbat sein ?

Grüße Susan

überleg mal,wer in den parlamenten sitzt und beschliesst—überwiegend lehrer----was willst du da anders erwarten!
du musst dich selbst um die erziehung deiner kinder kümmern oder das glück haben,dass diese ohne probleme die schule durchlaufen und auch im studium ihren weg machen.