Was aber hat er wohl dabei gedacht?
Soll die Drohung Nicht-Christen zum Übertritt bewegen?
Sollen sie, wenn sie das nicht tun, ausgerottet werden?
Oder ist er einfach nur streng gläubig und meint es „nur“
religiös?
Ich hätte gerne einige Argumente.
Was für Argumente willst Du denn, solche die sagen „Christentum ist doof“ oder solche, die verständlich machen, was Billy Graham antreibt?
Wenn Du dir das Christentum (und die meisten anderen Religionen) auf einer gewissen Flughöhe anschaust, dann handelt es sich um ein Weltbild, das nicht nur die Existenz Gottes ernst nimmt, sondern obendrein auch noch aussagt, dass die Menschen nicht so sind, wie Gott es eigentlich wollte.
Es werden aber Wege angeboten, diesen Bruch in der Beziehung zu überbrücken. Doch längst nicht alle Menschen machen von diesem Angebot Gebrauch. Da Gott - per definition - nicht einfach nur der nette (oder böse) Nachbar von nebenan ist, sondern unsere Existenz an sich begründet, treibt und sichert, bedeutet ein Abkoppeln von dem, der unser Leben überhaupt erst ermöglicht, ein Ende des Lebens. So etwa, als würde man sich weigern zu atmen.
Diese Schlußfolgerungen haben unsere Altvorderen in der in ihrer Zeit typischen Denkweise in einer sehr aktiven Weise verstanden. Gott vernichtet seine Feinde. Die Gottesvorstellung entsprach dabei der eines mächtigen Königs, der, um seinen Machtanspruch zu sichern, seine Feinde ausrottet. Dieses Gottesbild kommt im alten Testament ziemlich klar zum Ausdruck und findet seinen Niederschlag auch in der Offenbarung des Johannes, die sehr dicht am AT gedacht wurde. Im übrigen NT findet die Gottesvorstellung von Gott dem liebenden Vater viel stärker seinen Niederschlag.
Heutzutage ist das Gottesbild in der Regel weniger matialisch - zumindest im Westen, wo man Mord und Totschlag zwar macht (Irak-Krieg usw.) aber dies unter dem Mäntelchen des Humanismus verbrämen muss. Deswegen liegt uns Christen das Vater Bild immer noch, das Königs Bild aber nicht mehr.
Eine Ausnahme bilden die radikalen Christen der USA, zu denen Billy Graham gehört. Hier ist das Königs-Bild noch völlig normal und auch das aktive Beseitigen der Gegner Gottes durch Gott noch eine beliebte Kategorie. Und auch die mittelalterliche Methode des Missionierens durch Drohung ist noch beliebt und daher die Aussagen von Billy Graham.
Ich habe bisher betont, dass es sich um Gottesbilder handelt, also um menschliche Vorstellungen darüber, wie Gott ist. Wie Gott wirklich ist, wissen weder Billy Graham noch ich. Ein Mensch kann nur von dem berichten, was er erfahren hat und ich habe Gott liebend und helfend erfahren, nicht tötend. Daher habe ich auch meine Probleme mit den Vorstellungen des AT.
Allerdings werfe ich Billy Graham auch vor, dass er eine mittelalterliche Missionsmethode anwendet. Menschen überzeugt man mit Liebe, nicht mit Drohung.
Auch wenn man vor der Aussage nicht weglaufen soll, dass Menschen, die ihren Glauben nicht an den hängen, der Leben gibt, ihr Leben verlieren werden, so ist es keineswegs die einzig mögliche Vorstellung, dass das Gott durch aktives Töten macht. Meine Vorstellung ist vielmehr, dass Gott versucht zu retten, was zu retten ist, es aber Menschen gibt, die lieber im Nichts vergehen als sich retten zu lassen.
Doch Menschen wie Billy Graham, die an der Wörtlichkeit der Bibel hängen, müssen auch die Weltanschauungen der Menschen vor 2000 Jahre übernehmen. Insofern: Ja, Billy Graham meint es ernst. Ob man das sympatisch findet oder nicht, sei dahingestellt. Die eigentliche Frage, die sich auch unabhängig vom Billy Graham stellt, ist, ob man über das, was das Leben ausmacht und begründet, überhaupt nachdenken will.
Gruß
Thomas