Hallo K.!
Ich finde es toll, dass Du schon Nachhilfe geben möchtest. Ich gehe auch nicht gleich davon aus, dass Deine zukünftige Schülerin an Legasthenie leidet. Es kann ja wirklich sein, dass sie einfach nie richtig gelernt hat zu schreiben.
Zu Deinem Beispiel: Übe ruhig mit ihr einzelne Wörter, bevor Du sie Texte schreiben lässt. Die „Fantasiewörter“, die sie produziert, solltest Du ihr so vorlesen, wie sie es geschrieben hat. Wenn sie also „Mape“ schreibt, dann sag ihr, dass da jetzt „Maaaaape“ steht. Finde heraus, ob sie (theoretisch) weiß, was sie anders machen muss, um den Selbstlaut / Vokal kurz zu machen. Wenn sie’s nicht weiß, erklär ihr, dass sie dann das p doppelt schreiben muss, und übe ähnliche Wörter (Hütte, Kappe, Bagger, Watte, Robbe, Wasser, Waffel u.s.w.). Die nächste Stufe wären dann die Wörter, wo man statt „zz“ und „kk“ eben „tz“ bzw. „ck“ schreibt (Zucker, lecker, Katze, Hitze …).
Auf diese Weise habe ich auch schreiben gelernt, weil meine Oma mir immer vorlas, wass ich da geschrieben habe.
Zu b/p/d: Hier könnten verschiedene Probleme vorliegen. Du musst erst einmal herausfinden, welches.
Fall 1: Die Schülerin hat tatsächlich Probleme, die entsprechenden Laute zu unterscheiden. Dann müsste dasselbe Problem bei g/k und d/t auftreten. Schreibt sie also mitunter „Frake“ statt „Frage“? Oder „krün“ statt „grün“? (Ich kenne sogar Menschen, die „krün“ und „praun“ genau so aussprechen!)
In diesem Fall musst Du mit ihr üben, die Laute zu unterscheiden. Übe sie am besten in Silben am Wortanfang, z.B. do/to bei „Dosen/tosen“, „Dorf/Torf“ etc. Lass sie solche Wörter vorlesen. Du kannst auch Wörter erfinden, z.B. „Demigul“ oder „Taffenkapp“ oder so ähnlich, dann hörst Du, ob sie den Unterschied verstanden hat.
Der nächste Schritt wäre dann, die entsprechenden Konsonanten im Wortinneren zu üben, also „leiten/leiden“ etc. Dies fällt vielen Schülern schwerer als die Unterscheidung am Wortanfang. Auch hier übst Du an Beispielwörtern, bis sie den Unterschied erkannt hat, und lässt sie evtl. Fantasiewörter lesen, die die geübten Laute enthalten.
Fall 2: Die Schülerin hat Probleme, weil die Buchstaben so ähnlich sind. Eventuell dreht sie auch andere Buchstaben einfach so um, z.B. R/Я, vielleicht auch M/W. Daher könnten dann auch die unverständlichen Schnörkel kommen. (Eventuell kommen die aber auch daher, dass sie besonders schön schreiben will, als malte sie den Text. Dann müsstest Du ihr erklären, dass es nicht auf die Schönheit ankommt, sondern darauf, dass die Buchstaben genau so aussehen, wie sie sie gelernt hat, damit auch andere Menschen sie wiedererkennen.)
Dann lass die Paare einfach erst einmal weg. Übe z.B. zuerst das b. Lass sie den Buchstaben erst einzeln schreiben, dann in Wörtern/Sätzen. Achte darauf, dass die Wörter (oder Sätze) zunächst kein d/p/q enthalten, um sie nicht zu verwirren.
Am nächsten Tag (am besten ist es wirklich, wenn Du oft mit ihr übst - lass nicht erst eine Woche verstreichen!) wiederholst Du erst das b, um zu sehen, ob sie es noch richtig herum schreibt. Dann übst Du das d - zunächst mit Wörtern, die kein b/p/q enthalten. Schließlich kombinierst Du beide Buchstaben, übst also Wörter, die b und d enthalten (aber nicht p/q), z.B. baden, droben, Radeberg, Strauchdiebin etc.
Schließlich übst Du das p allein, dann in Kombination zunächst mit dem b. (Wenn Fall 1 und Fall 2 gleichzeitig zutreffen, ist hier auch die Gelegenheit, den Unterschied in der Aussprache zu üben.) Dann übst Du Wörter, die p und d enthalten, und schließlich mischst Du alles.
Ich hoffe, das genügt erst einmal als Anregung. Ich bin sicher, wenn Du erst ein-/zweimal mit ihr geübt hast, fällt Dir auch selbst was ein. Ich wünsche Dir viel Erfolg.
Liebe Grüße
Immo