Bin 12 und gebe Nachhilfe, habt ihr Tipps?

Hi Leute!

Ich bin erst 12 aber ich wurde kürzlich gebeten, einer Freundin meiner Schwester Nachhilfe in Deutsch
zu geben. Dieses Mädchen (ich werde jetzt auf keinen Fall ihren Namen nennen!) geht in die 3. Klasse und ist eine reine Sechser-Schülerin in Deutsch, was vor allem am Lehrer liegt. Aber…
naja, sie macht häufig solche Fehler wie diesen:

Mappe

  1. Doppelvokale vergisst sie immer: Mape
  2. Sie verwechselt bspw. p und b: Mabe
  3. Sie kann b und d nicht unterscheiden: Made

…oder sie schreibt solche Schörkel und ‚Hieroglyphen‘, dass man noch nicht einmal die einzelnen Buchstaben entziffern kann…!

Und da ich nun seit der 3. Klasse durchgängig eine 1 in Deutsch habe, meinte …s Mutter, ich sollte … doch Nachhilfe geben.
Das will ich auch gerne tun, denn ich will später sowieso mal Lehrerin werden und dann kann ich schon mal ‚üben‘… ;D

Ich hab’ da nur so ein klitzekleines Problem…:
WO SOLL ICH BLOß ANFANGEN???

Ich hab’ da ja schon ein paar Ideen, aber vielleicht habt ihr ja auch noch Tipps?

Danke schon mal im Vorraus,
K.

Hallo!

Erst ein mal meinen Respekt für Deinen Mut und Tatendrang! Ich kann hier keine Ferndiagnose stellen, aber das was Du schreibst, könnte darauf hindeuten, dass die Schülerin ein Problem hat, das Du auch mit noch so intensiver Nachhilfe nicht in den Griff bekommen wirst: Lese-Rechtschreib-Schwäche oder so.

Wahrscheinlich ist es daher besser, erst einmal zu schauen, was Spezialisten dazu sagen. Vielleicht gibt es an der Grundschule ja einen Beratungslehrer oder sonst jemand, der sich damit auskennt. Frag doch einfach mal einen Lehrer Deines Vertrauens, an wen man sich da wenden kann. Beim ersten Vorfühlen brauchst Du auch da keinen Namen zu nennen.

Gruß, Michael

Hi,

erstmal Respekt, junge Dame - das find ich richtig gut :smile: Wenn allerdings dieses Mädel auf „glatt 6“ steht im Unterricht und die Fehler wie von Dir beschrieben sind, scheint mir das ne Nummer zu gross für Dich zu sein. Will sagen: wahrscheinlich hat das Mädel Probleme (jemand hatte ja schon die Legasthenie angesprochen) die Du mit ein bisserl Nachhilfe nicht lösen kannst.

Um aber Deine Frage zu beantworten: Am besten redest erstmal mit der Mutter über Ziele, Umfang und Bezahlung. Und dann lässt Dir von dem Mädel erzählen, was sie so grad im Unterricht machen, eventuell guckst Dir mal Hausaufgaben durch oder Klassenarbeiten. Das dient dazu, rauszukriegen, was die genau machen und wo ihre Schwächen sind. Wichtig finde ich, dass Du die gleichen Begriffe wie der Lehrer verwendest, das heisst, wenn der von Tun-Wörtern redet und Du von Verben wird das eher schaden als nützen. Vielleicht kannst ja auch zusammen mit der Mutter von dem Mädel mal zu dem Lehrer gehen?

*wink*

Petzi

Hallo K.!

Ich finde es toll, dass Du schon Nachhilfe geben möchtest. Ich gehe auch nicht gleich davon aus, dass Deine zukünftige Schülerin an Legasthenie leidet. Es kann ja wirklich sein, dass sie einfach nie richtig gelernt hat zu schreiben.

Zu Deinem Beispiel: Übe ruhig mit ihr einzelne Wörter, bevor Du sie Texte schreiben lässt. Die „Fantasiewörter“, die sie produziert, solltest Du ihr so vorlesen, wie sie es geschrieben hat. Wenn sie also „Mape“ schreibt, dann sag ihr, dass da jetzt „Maaaaape“ steht. Finde heraus, ob sie (theoretisch) weiß, was sie anders machen muss, um den Selbstlaut / Vokal kurz zu machen. Wenn sie’s nicht weiß, erklär ihr, dass sie dann das p doppelt schreiben muss, und übe ähnliche Wörter (Hütte, Kappe, Bagger, Watte, Robbe, Wasser, Waffel u.s.w.). Die nächste Stufe wären dann die Wörter, wo man statt „zz“ und „kk“ eben „tz“ bzw. „ck“ schreibt (Zucker, lecker, Katze, Hitze …).
Auf diese Weise habe ich auch schreiben gelernt, weil meine Oma mir immer vorlas, wass ich da geschrieben habe.

Zu b/p/d: Hier könnten verschiedene Probleme vorliegen. Du musst erst einmal herausfinden, welches.

Fall 1: Die Schülerin hat tatsächlich Probleme, die entsprechenden Laute zu unterscheiden. Dann müsste dasselbe Problem bei g/k und d/t auftreten. Schreibt sie also mitunter „Frake“ statt „Frage“? Oder „krün“ statt „grün“? (Ich kenne sogar Menschen, die „krün“ und „praun“ genau so aussprechen!)
In diesem Fall musst Du mit ihr üben, die Laute zu unterscheiden. Übe sie am besten in Silben am Wortanfang, z.B. do/to bei „Dosen/tosen“, „Dorf/Torf“ etc. Lass sie solche Wörter vorlesen. Du kannst auch Wörter erfinden, z.B. „Demigul“ oder „Taffenkapp“ oder so ähnlich, dann hörst Du, ob sie den Unterschied verstanden hat.
Der nächste Schritt wäre dann, die entsprechenden Konsonanten im Wortinneren zu üben, also „leiten/leiden“ etc. Dies fällt vielen Schülern schwerer als die Unterscheidung am Wortanfang. Auch hier übst Du an Beispielwörtern, bis sie den Unterschied erkannt hat, und lässt sie evtl. Fantasiewörter lesen, die die geübten Laute enthalten.

Fall 2: Die Schülerin hat Probleme, weil die Buchstaben so ähnlich sind. Eventuell dreht sie auch andere Buchstaben einfach so um, z.B. R/Я, vielleicht auch M/W. Daher könnten dann auch die unverständlichen Schnörkel kommen. (Eventuell kommen die aber auch daher, dass sie besonders schön schreiben will, als malte sie den Text. Dann müsstest Du ihr erklären, dass es nicht auf die Schönheit ankommt, sondern darauf, dass die Buchstaben genau so aussehen, wie sie sie gelernt hat, damit auch andere Menschen sie wiedererkennen.)
Dann lass die Paare einfach erst einmal weg. Übe z.B. zuerst das b. Lass sie den Buchstaben erst einzeln schreiben, dann in Wörtern/Sätzen. Achte darauf, dass die Wörter (oder Sätze) zunächst kein d/p/q enthalten, um sie nicht zu verwirren.
Am nächsten Tag (am besten ist es wirklich, wenn Du oft mit ihr übst - lass nicht erst eine Woche verstreichen!) wiederholst Du erst das b, um zu sehen, ob sie es noch richtig herum schreibt. Dann übst Du das d - zunächst mit Wörtern, die kein b/p/q enthalten. Schließlich kombinierst Du beide Buchstaben, übst also Wörter, die b und d enthalten (aber nicht p/q), z.B. baden, droben, Radeberg, Strauchdiebin etc.
Schließlich übst Du das p allein, dann in Kombination zunächst mit dem b. (Wenn Fall 1 und Fall 2 gleichzeitig zutreffen, ist hier auch die Gelegenheit, den Unterschied in der Aussprache zu üben.) Dann übst Du Wörter, die p und d enthalten, und schließlich mischst Du alles.

Ich hoffe, das genügt erst einmal als Anregung. Ich bin sicher, wenn Du erst ein-/zweimal mit ihr geübt hast, fällt Dir auch selbst was ein. Ich wünsche Dir viel Erfolg.

Liebe Grüße
Immo

Hallo und danke für deine Tipps, haben echt geholfen, mir Sachen auszudenken.

K.

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Hallo Petzi, danke für deine Tipps. K.

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Hi Michael.
Ja, sllte ich vielleicht wirklich mal machen, danke. K.

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Bemerkenswert, was du da auf die Beine stellen willst. Aber ich würde dir abraten, da sich das total nach einer LRS ( Lese-Rechtschreib-Schwäche ) anhört.
Da ist es eigentlich an der Lehrerin, ein Überprüfungsverfahren durchzuführen. Jede Schule hat einen Lehrer, der dafür verantwortlich ist.
Gibt es keinen, sollte sich die Mutter des Mädchens an die Schulpsychologie wenden und sie testen lassen.
Bei uns gibt es dann spezielle LRS - Lehrgänge mit speziell geschultem Personal.
Wichtig ist auf jeden Fall, das die Schule sich kümmert, damit dem Mädchen geholfen werden kann. Wenn sie nämlich LRS hat und dieses anerkannt wird, kann sie von Zensuren in Deutsch befreit werden.
Trotzdem viel Erfolg, wenn du doch die Nachhilfe in Angriff nimmst.