Bin ich als Arbeitnehmer verpflichtet vom Chef gesetzte Fristen einzuhalten auch wenn ich dafür Überstunden machen müsste?

Mein Chef verlangt von mir regelmäßig, dass ich Fristen von Aufgaben einhalte deren Aufwand falsch eingeschätzt wurde. Ich arbeite als Werksstudent und habe einen Vertrag in dem eine einigermaßen feste Arbeitszeit pro Monat festgehalten ist. Da ich Student bin, kann ich natürlich nicht immer, sondern muss meine Arbeitszeiten an meinen Vorlesungen ausrichten. Außerdem arbeite ich von Zuhause aus. Seit einiger Zeit wird nun von mir verlangt, dass ich selbst eine Einschätzung abgebe wie lange bestimmte Aufgaben dauern werden. Da ich ja nun aber noch Student bin und keine Erfahrung damit habe, verschätze ich mich auch gelegentlich dabei. Aufgrund dieser Einschätzungen werden nun aber von meinem Chef sehr straffe Fristen gesetzt die keinerlei Verzögerung vorsehen. Verzögert sich die Arbeit aufgrund unvorhergesehener Umstände dann doch soll ich gezwungen werden alles andere (Studium etc.) liegen zu lassen und meine Frist zu erfüllen.
Erschwerend kommt hinzu, dass mir immer wieder andere Aufgaben zugewiesen werden die vorrangig behandelt werden sollen, die aber dann nicht bei den Fristen beachtet werden. Es wird so getan als hätte ich die volle Zeit für die erste Arbeit gehabt. Ständig wird mir gedroht, dass ich ja nicht genug machen würde und auch „mal“ Ausnahmen machen müsse, habe aber im gesamten letzten Jahr mehr als die vereinbarten Stunden gearbeitet. Ich weiss langsam wirklich nicht mehr weiter. Stehe kurz vor meinem Abschluss und brauche die Zeit für mein Studium, will aber nicht riskieren die Arbeit zu verlieren, da ich das Geld ja auch brauche, daher die Frage, wer wäre hier im Recht? Mein Chef oder ich? Dürfte er mich wegen nicht Erfüllung der Fristen entlassen?

Ich hoffe mir kann hier jemand helfen.

bist Du als „Werks“-Student eingestellt oder hast Du einen „Werkvertrag“?

Ob und unter welchen Bedingungen Dein Chef dich entlassen kann, ist wohl nur aus dem Vertrag ersichtlich.

mündliche bei Zuweisung der Aufgabe darauf hinweisen und dies schriftlich für Dich festhalten (Gedächtnisprotokoll direkt danach).

Häufig wird gerade bei Lernenden erwartet, dass zusätzliche Zeit zuhause investiert wird. Das Lesen eines µController-Handbuchs ausschließlich während der Arbeit (als Beispiel) ist für einen erfahrenen Entwickler ok und kurz, beim ersten Mal aber immens und kaum praktikabel. Es hängt also auch davon ab, ob Du stupide (Routine-)Arbeit machst, oder ob die Arbeit Dich bei Deinem Studium weiterbringt.

Seit wann haben Sklaven ( Werkstudenten) Rechte ?

bist Du als „Werks“-Student eingestellt oder hast Du einen „Werkvertrag“?

Da ist mir wohl ein „s“ zu viel in das Wort gerutscht, ich bin Werkstudent. Es handelt sich nicht um einen Werkvertrag, sondern um einen unbefristeten Arbeitsvertrag.

Häufig wird gerade bei Lernenden erwartet, dass zusätzliche Zeit zuhause investiert wird. Das Lesen eines µController-Handbuchs ausschließlich während der Arbeit (als Beispiel) ist für einen erfahrenen Entwickler ok und kurz, beim ersten Mal aber immens und kaum praktikabel. Es hängt also auch davon ab, ob Du stupide (Routine-)Arbeit machst, oder ob die Arbeit Dich bei Deinem Studium weiterbringt.

Es handelt sich eher um Routine-Aufgaben. Da diese aber im Bereich Softwareentwicklung liegen und ich halt einfach noch keine ausreichenden Erfahrungswerte habe, stimmen meine Prognosen gelegentlich nicht mit der Realität überein. Ich habe auch schon häufiger artikuliert, dass ich den Aufwand schlecht einschätzen kann, das will aber niemand hören.

Hi!

Ich mag jetzt etwas abschweifen, aber wie viele Std. pro Woche arbeitest Du?
Kommst Du mit den Überstunden auch nur eine Woche über die 20 Std.?

VG
Guido

Servus,

ersetze dieses:

durch eine realistische Einschätzung; wenn Dir das regelmäßig passiert, dass Du den Zeitaufwand zu optimistisch einschätzt, schlage jedesmal vorneweg dreißig Prozent drauf.

Von dem Zeitpunkt, zu dem Du lieferst, hängen im Projekt zich andere Dinge ab, und wenn der vorab im Projektablauf falsch berücksichtigt wird, kannst Du mit einer falschen Einschätzung Deiner Lieferung ganze Lawinen auslösen.

Niemand hat etwas davon, wenn Du die Zeit, die Du brauchst, vorab zu optimistisch kalkulierst: Du bekommst dafür keine Punkte im Himmel, eher im Gegenteil.

Schöne Grüße

MM

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Kommst Du mit den Überstunden auch nur eine Woche über die 20 Std.?

Im letzten halben Jahr war ich immer zwischen 80 und 120 Stunden im Monat, im Vertrag stehen 40-50.

Ich wollte eigentlich auf die WOCHENstunden hinaus, da man den studentischen Status (sv-rechtlich) verliert, wenn man außerhalb der vorlesungsfreien Zeit mehr als 20 Stunden (und da reicht es, wenn es in einer Woche mal passiert) arbeitet.

ersetze dieses:
[…]
durch eine realistische Einschätzung;

wenn das so einfach wäre, hätte ich nicht dieses Problem.

wenn Dir das regelmäßig passiert, dass Du den Zeitaufwand zu optimistisch einschätzt, schlage jedesmal vorneweg dreißig Prozent drauf.

Das Problem, dass ich habe, ist das ich bei diversen Aufgaben (die im Moment leider häufig sind) absolut nicht Einschätzen kann wie lange sie dauern, ich kann nur raten, da helfen oft auch die 30 % mehr nichts. Wenn sich zum Beispiel ein Fehler einschleicht den ich einfach nicht finde, verzögern sich Dinge teilweise drastisch. Dafür gibt es aber keinerlei Verständnis. ich wurde sogar schon einmal aufgefordert, Programmfehler unentgeltlich und natürlich ASAP zu beheben.

Vielleicht habe ich auch eine völlig falsche Vorstellung dessen wie es ablaufen müsste aber ich denke nicht, dass, vor allem im Bereich Softwareentwicklung, die sogenannten Bugs, auf eigene Kosten behoben werden müssen.

Ich wollte eigentlich auf die WOCHENstunden hinaus, da man den studentischen Status (sv-rechtlich) verliert, wenn man außerhalb der vorlesungsfreien Zeit mehr als 20 Stunden (und da reicht es, wenn es in einer Woche mal passiert) arbeitet.

Eigentlich tut das ja wirklich nichts zur Sache. Die meiste Zeit ist natürlich in den vorlesungsfreien Zeiten und ansonsten zu Zeiten an denen keine Vorlesungen stattfinden (Abends und am Wochenende) somit rechtlich unbedenklich.

OK - war halt der erste (und einfachste) Gedanke.

Da wir hier nicht von einem Praktikum sondern von einem Werkstudenten sprechen, steht auch das „Arbeiten gegen Geld“ und nicht der Berufsausbildungsgedanke im Vordergrund.

Deshalb muss man wissen, was vertraglich zum Arbeitsumfang vereinbart ist und ob evtl. eine Betriebsvereinbarung oder ein Tarifvertrag existiert, in der/dem die Pflicht zur Mehrarbeit geregelt ist.
Ansonsten wird es schwer mit der Beurteilung, ob das rechtlich in Ordnung ist oder nicht.

Servus,

ja, das ist schwierig, vorab einzuschätzen, wie lang etwas braucht. Hier vor meinem Fenster rödelt eine auf große Abbrucharbeiten spezialisierte Firma wie bescheuert sechs Tage in der Woche, weil sich jemand im Zeitbedarf verschätzt hatte - was ihm nicht vorzuwerfen ist, weil mit dem Abbruch von Stahlbeton von 1985, dazu noch aus einem öffentlichen Bauvorhaben, kaum Erfahrungswerte vorliegen. Warum und weshalb ist aber gleichgültig: Die Planung für die anschließenden Arbeiten ist im Kasten, und wenn man jetzt alles nochmal umkippt, wird das unbezahlbar. Sowas äußert sich dann in den Verträgen mit Konventionalstrafen (Pönalen) für die Überziehung von vereinbarten Terminen.

Das bedeutet freilich nicht, dass Du als Arbeitnehmer irgendwas

machen müsstest: Du hast Arbeitszeit zu liefern und wirst dafür bezahlt; wenn eine Aufgabe mehr Zeit braucht, musst Du eben auch mehr Geld dafür kriegen.

Schöne Grüße

MM

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Das ist für SW völlig normal, seit 60 Jahren bekannt und immer noch ein Problem.
a) „Software zu 90% fertig“ --> (dann fehlen ja nur noch die anderen 90%)

b)

  • 90% der veranschlagten Zeit braucht man für 90% der Funktionialität.
  • 90% der veranschlagten Zeit braucht man für 90% der noch fehlenden Funktionalität
  • 90% der veranschlagten Zeit …

Das Problem ist in der Regel nicht zu knappe Zeit, sondern dass man die Zeit zu optimistisch ausfüllt und diese dann am Ende knapp wird.

Wenn Du (als Beispiel) 3 Wochen Zeit für ein Projekt angibst und keinerlei Dokumente / Berichte / Prüfungen etc. erstellen musst (also quasi nur programmieren), dann
a) muss die Programmierung in mindestens 1/3 der Zeit (1Woche) machbar sein
b) darfst Du nicht nach 2 Tagen in die Verlegenheit kommen zu sagen: Ach ja, dass wäre schön, dass mach ich gleich mit.
Wenn Du Dich völlig vertan hast, lieferst Du nach 3 Wochen Flickwerk ab. Wenn es gut läuft, machst Du das bei b) ab der zweiten Wochen und lieferst wirklich geniale Dinge ab.

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