Hallo Katrin,
um ehrlich zu sein, kommt mir deine ganze Frage recht „komisch“ vor. Das kann natürlich auch daran liegen, dass es nicht leicht ist, sich in dich bzw. in euch reinzuversetzen. Deshalb hoffe ich, dass du nicht enttäuscht bist, ob des ziemlich geballten Uverständnisses hier. Vielleicht wäre es leichter, wenn du einfach manches noch genauer beschreibst. Ich kann mir eure „Beziehung“ noch gar nicht vorstellen.
Ich habe vor zwei Monaten einen sehr netten Mann kennen
gelernt. Nur schafft er es nicht ein Wochenende mal bei mir
bzw. bei sich zuhause zu bleiben.
Wie gut habt ihr euch in diesen zwei Monaten kennengelernt? Wie oft seht ihr euch? Was macht ihr zusammen? Worüber redet ihr?
Mir scheint es nicht ungewöhnlich, dass man nach zwei Monaten Bekanntschaft/Beziehung, noch kein ganzes Wochenende zusammen verbringt. Vielleicht ist das zwischen euch für ihn einfach noch nicht so fest… Und warum es dir offensichtlich richtig und wichtig erscheint, dass er auch mal ein Wochenende ganz allein daheim ist, versteh ich erst recht nicht.
Nun meine Frage, wie bekomme ich ihn dazu auch mal ein
Wochenende bei mir zu verbringen?
Hast du ihn denn mal gefragt? Ihn einfach (unverbindlich) eingeladen oder so? Wenn ja, was sagt er dazu? Wenn nein, warum nicht? (Dieses „Warum nicht?“ soll keine provokante Frage sein. Es kann gute Gründe geben, warum du ihn noch nicht gefragt hast, aber die wären hier m. E. wichtig, um dir einen Rat geben zu können.)
Vielleicht scheut er sich ja
in seiner Wohnung zu sein. Weil er sich dann einsam vorkommen
würde. Ich komme nicht so richtig an ihn ran, was das angeht.
Vielleicht stelle ich ihm auch die falschen Fragen, weil ich
da nicht zu viel Erfahrung mit solch einer Situation habe.
Einerseits will er ja seine eigene Familie gründen, aber
andererseits kommt er auch nicht auch seiner Routine raus.
Ich will ihn ja auch zu nix zwingen, er muss ja wollen.
Das und dein PS von weiter unten:
PS: Ich persönlich glaube ja dass er die Scheidung seiner
Eltern noch nicht verarbeitet hat und er sich deswegen so an
die „Ersatzfamilie“, die Freunde (Kumpel mit Frau und zwei
Kindern) hängt, wo er ja auch jedes WE zu sein scheint.
Mit welchen Fragen, komm ich so ein bisschen an seine
„Seelenwunden“ ran?
Kommt mir seehhr seltsam vor… Was bezweckst du mit diesen Fragen? Warum willst du an seine (vermeintlichen) „Seelenwunden“ heran? Warum psychologisierst du sein Verhalten so stark? Und was heißt denn, dass er ja eine Familie gründen will, aber nicht aus seiner Routine raus kommt? Dass man sich nach zwei Monaten schon über Familiengründung Gedanken macht, kommt mir reichlich verfrüht vor… Was willst und erwartest du denn von ihm?
Meines Erachtens ist es der Tod jeder Beziehung, wenn man in das Verhalten des anderen so unglaublich viel hineininterpretiert, wie du das tust. Noch dazu in der Form, dass du anscheinend meinst, ihn besser zu kennen, und zu verstehen, als er sich selbst und dich selbst damit zu einer Art „Retter“ machst. Wenn er für dich vor allem der ist, dem du helfen möchtest (aus seinem Leben das zu machen, was er sich wünscht z. B.), ist das meistens eine sehr schlechte Grundlage für eine Beziehung.
Wenn es dir allerdings nicht darum geht, ihn zu therapieren, sondern es um deine Wünsche, Bedürfnisse und Ängste geht. Dann ist das was anderes. (Nur schreibst du davon nichts.) Dann mach dir erst mal klar, was du dir wünschst oder was du befürchtest und wenn du denkst, dass es an der Zeit ist, dann sag ihm das auch. Aber nicht in der Form, wie du das oben darstellst, dass mit ihm was nicht stimmt, sondern aus der Perspektive deiner Wünsche.
Nicht, dass du es irgendwie komisch findest, dass er dauernd bei diesem Kumpel ist, sondern dass du dir mehr Zeit mit ihm wünscht und gern mal ein ganzes Wochenende mit ihm verbringen würdest. Und schon gar nicht finde ich es richtig, wenn du ihm vermittelst, dass er aus seiner Routine rauskommen muss, wenn er eine Familie gründen möchte. Erzähl ihm einfach (jetzt ist das vielleicht noch zu früh, aber das musst du wissen), wie du dir die Routine und den Alltag mit Familie vorstellst und frag ihn, ob das auch seinen Vorstellungen entspricht. Aber bitte nicht mit diesem missbilligenden Unterton, dass er sich dann aber „bessern“ muss.
Kurz: Erzähle von deinen Wünschen, Vorstellungen, Hoffnungen, Befürchtungen und Ängsten und frag ihn entsprechend nach seinen. Wenn es dir gelingt, seinen Wünschen gegenüber offen eingestellt zu sein und nicht deine als das Non-Plus-Ultra darzustellen, wird er sich auch leichter öffnen können und von sich reden, ganz ohne dass du bestimmte Fragen stellst, um an seine „Seelenwunden“ ranzukommen. Willst du seine Partnerin, oder seine Therapeutin sein?
Gruß
M.