Hallo,
ich glaube, ich habe das Problem gelöst.
wir haben doch über die Frage diskutiert, warum P(X ≤ 5) > P(X ≤ 50) wenn p = 0,6 und n = 10 bzw. 100. Am Ende war ich da stehen geblieben, dass sich die Verteilung bei größer werdendem n immer mehr um den Erwartungswert zusammenzieht, relativ zu n gesehen. Innerhalb von mü ± sigma liegen rund 68 % der Verteilungsfläche. Sigma wächst mit Wurzel(n), während der Erwartungswert mit n wächst. Im Beispiel liegt 5 innerhalb von sigma, 50 liegt aber außerhalb, weshalb alle Werte bis 50 ebenfalls außerhalb liegen und nicht viel von der Fläche abbekommen.
Damit verschob sich die Frage dahin, warum die Verteilung sich mit größer werdendem n um den EW zusammenschnürt. Das ist mir nun nach längerem Grübeln klar geworden.
Betrachten wir den Münzwurf. Wenn ich die Münze nur zweimal werfe und X die Anzahl von Kopf ist, dann ist E(X) = 1, aber die Wahrscheinlichkeiten für X = 0 und X = 2 sind durchaus beträchtlich (jeweils 25 %). Dabei liegt man 100 % unter oder über dem EW.
Werfen wir die Münze aber 100 mal, dann sind X = 0 und X = 100 so gut wie ausgeschlossen. Mit 98,2 % Wahrscheinlichkeit liegt man zwischen X = 40 und X = 60. Das liegt daran, dass es viel mehr Wege im Baumdiagramm oder auf dem Galton-Brett gibt, die in die Nähe von 50 führen. Es gibt rund 7 mal mehr Möglichkeiten zur 50 zu gelangen als es Möglichkeiten gibt, zur 40 zu gelangen. Bei 10 Würfen ist das Verhältnis 10C5 : 10C4 nur 1,2, was bedeutet, dass der Erwartungswert nicht viel besser dran ist als die relativ genauso weit entfernte Alternative.
Damit ist für mich nun einleuchtend, warum mit zunehmendem n der Erwartungswert immer stärker bevorzugt wird (an keiner Stelle wurden dazu relative Häufigkeiten bemüht, allein die Anzahl von Möglichkeiten spielen eine Rolle). Und daraus folgt, dass ein proportional gleich weit vom EW entferntes Ereignis mit zunehmendem n immer unwahrscheinlicher wird.
Entsprechend überrascht es auch nicht, dass in unserem Kugelbeispiel vom Anfang das Gegenteil gilt, wenn p = 0,4, nämlich: P(X ≤ 5) < P(X ≤ 50).
Schönen Gruß und danke für die Diskussion,
Tychhi