Hallo Volkan,
entschuldige daß ich mich erst heute auf deine Fragen melde,aber dieses Brett ging mir die letzten Tage völlig durch die Lappen.
Ich fahre seit 2002 den 3-Liter Lupo Turbodiesel fast ausnahmslos mit Biodiesel. Auch überwiegend im Winter und dies im hohen Schwarzwald da es seit Jahren auch wintertauglichen Biosprit gibt.Verbrauch: zwischen 2,7 - 3,3 Liter/100Km. Meine Söhne bringen s allerdings auch schon mal auf 3,5 Liter. Inzwischen hat das Auto fast 160000 Km drauf und es gab,- entgegen der Werkstattmeinung und der Befürchtungen gewisser Experten der Automobilclubs keinerlei Probleme. Auch die angebliche Leistungsminderung gegenüber „Normalem“ Diesel ist eine Mär und gehört ins Reich der Sagen. Auch unseren Golf 4 betanken wir genausolange mit Biodiesel. Auch dieser hat schon gut 120000 Km damit zurückgelegt,-ebenfalls ohne jegliche Motorprobleme. Im Gegenteil- der TÜV lobt die Abgaswerte beim Bio-Diesel immer weder aufs neue. Auch hier läßt sich keinerlei Leistungseinbuße feststellen. Allerdings bieten auch die Wolfsburger Autobauer (wohl aufgrund der vor Jahren sehr ausgiebigen Biodiesel-Befürchtungen o.g. Experten) mittlerweile keine hierfür zugelassenen Autos mehr von der Stange an. Nun muß ein extra Biodiesel-Kit mitbestellt werden, welches natürlich auch als „Extra“ berechnet wird. Angeblich war die Nachfrage nach biodieseltauglichen PKW zu gering. Tatsächlich war aber die Negativwerbung der eigenen Vertragshändler wohl effektiver! Dem 3-Liter Lupo mußte ich 100 Km hinterherfahren,- das achte VW-Haus bot mir schließlich einen an. Offiziell heißt es auch heute noch: Er wurde wegen fehlender Nachfrage aus dem Programm genommen. Würde gerne mal probieren, wieviele Golf-Interessenten so ne Tortur mit sich veranstalten ließen! Eventuell müßte man das VW-Aushängeschild dann auch zu den Akten legen. Weshalb ich konsequent Biodiesel fahre hat verschiedene Gründe: Da ist zum einen der Preis,- aktuell kostet er bei uns 92,5 Ct/l , gegenüber 1,15€ also schon eine gwisse Einsparung. Angefangen habe ich allerdings vor Jahren mit 68,5Ct! Die mittlerweile eingeführte Besteuerung trägt hier natürlich auch dazu bei.War aber auch zuvor schon deutlich teurer geworden,- Gründe hierfür konnte keiner nennen. Zum zweiten tanke ich diesen Stoff weil er aus unserer direkt benachbarten Ölmühle kommt. Also ein regionales Produkt mit wenig Transportaufwand. Die Bauern unserer Gegend fahren ihre Traktoren übrigens auch fast ausnahmslos mit dem eigens angebauten Raps-Diesel. Desweiteren bin ich seit jeher auf der Suche nach dem günstigsten und umweltverträglichsten Transportmittel. Auf dem Lande wohnend, kommt da schon einiges an Transport zusammen. Der leider nicht mehr gebaute Lupo ist diesbezüglich auch heute noch das Maß aller Dinge,- im Durchschnitt unter 3Liter Verbrauch bei einem Co2 ausstoß von 81g/Km. Partikelfilter solls demnächst auch geben. Damit nachgerüstet, müßten Sie für Ihn wohl die Eoro6-Zulassung kreieren! Aber so toll wird s schon nicht kommen…
Als Fazit: Ich verstehe im Nachhinein nicht, weshalb unsere Autobauer diesen Kraftstoff so stiefmütterlich behandelten. Daß er technisch ohne Probleme mit modernen Turbodiesel-Motoren in Einklang zu bringen ist, beweisen mittlerweile eine riesige Flotte von Anwendern. Auch das Tankstellennetz ist heute nicht mehr so dünn, wie noch vor Jahren. Vermutlich wollte man aber die nun eingeläutete Biodiesel-Beimischungspflicht mehr vorantreiben. Auch die Autolobby ist sich mittlerweile wohl nicht mehr so sicher, wie lange noch bezahlbares Öl auf unseren Märkten zu haben sein wird.
Zu deiner Frage, ob Biosprit ein Zukunftsmodell sein könnte,- daran glaube ich eher weniger. Zum einen gibt unser Planet die Flächen hierfür überhaupt nicht her, zum Anderen gehört die Zukunft eindeutig dem Elektromotor! Mein 3 Liter verbrauchendes Vehikel benötigt für meine 25000Km jährlich einen Hektar Rapsfeld. Die selbe Fläche mit Solarzellen heutiger Produktion belegt, würde ein Elektroauto derselben Leistung über 500000Km antreiben! Du siehst, der Verbrennungsmotor bringt auch nach über hundertjähriger Weiterentwicklung nur vergleichsweise beschämende Effizienzwerte,- ist somit sicherlich kein Zukunftsmodell mehr.Solange aber noch riesige Industriezweige mit Kolben, Zylindern, Ventilen, Pumpen, Anlassern, Katalysatoren, Auspuffanlagen, Kupplungen, Kurbelwellen, komplizierten Getrieben und Einspritzungen…und nicht zu vergessen dem aufwändigen Service dieser Antriebe gutes Geld verdienen, werden wir wohl noch auf deren Vermarktung warten müssen.
Derweil, sonnige Grüße aus dem Schwarzwald
Reinhard
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