Biogas und Erdgas - Preiskorrelation im Großhandel?

Hallo allerseits,

Es ist eine vermutlich recht simple Frage aus dem Skript eines Dozenten, auf die ich aber weder in seinem Skript noch nach einiger Google-Recherche keine Antwort finden konnte:

Korrelieren die Großhandelspreise für Erdgas und Biogas?

Vielen Dank im Voraus, und freundliche Grüße,
Baumschrat

weder in seinem Skript noch nach
einiger Google-Recherche keine Antwort finden konnte:

Was damit zusammenhängt, dass man die Antwort eigentlich durch Nachdenken beantworten können sollte. Womit sollte man später einmal seine Brötchen verdienen, wenn der geistige Mehrwert dem einer Google-Abfrage entspricht. Denn würde man statt einer teuren Arbeitskraft einfach eine Smartphone anstellen. Die Flatrate ist billiger.

Stichworte zur Lösung: Preis, Angebot, Substitution

Ciao, Allesquatsch

Dann beantworte mir die Frage doch mal mit bloßem Nachdenken!
Bin mal gespannt, ob Du auf das richtige Ergebnis kommst. :wink:

Kennst Du Dich überhaupt aus mit der Erzeugung/Einspeisung von Biogas und Erdgas?

Dann beantworte mir die Frage doch mal mit bloßem Nachdenken!
Bin mal gespannt, ob Du auf das richtige Ergebnis kommst. :wink:

Kennst Du Dich überhaupt aus mit der Erzeugung/Einspeisung von
Biogas und Erdgas?

Dass beide Stoffe hauptsächlich Methan sind, muss man gar nicht wissen. Es reicht, dass man weiß, das beide ins gleiche Gasnetz eingespeist werden können, schließlich kann ich (wie beim Strom) von örtlichen Anbieter „öko“ oder „fossil“ bestellen.
Die notwendige Erkenntnis: Biogas und Erdgas sind „Substitutionsgut“ (auch wenn der Fachbegriff http://de.wikipedia.org/wiki/Substitutionsgut zum Verständnis nicht bekannt sein muss)

Denn diesen Effekt kennt schließlich quasi jeder von den Tankstellen, dass die Preise gemeinsam (ggf. mit zeitlichem Versatz) rauf und runtergehen, weil ARAL-Sprit und ESSO-SPrit austauschbar sind.
Ggf. mit einem konstanten Unterschied von 1 Cent bei freien Tankstellen, aber das ist immer noch Korrelation.

Für Biogas/Erdgas gilt:
Sobald der Marktpreis beim dominierenden fossilen Erdgas steigt, können auch die Biogasbieter höhere Preise verlangen und umgekehrt bei sinkenden Preisen.

Was jetzt nicht mehr vom Dozenten gefragt war:
Wie stark die Korrelation der Preise sein, hängt natürlich vom jeweiligen Angebot der Substitutionsgüter ab.
In beiden Fällen lässt sich das Angebot steuern, weil es sich bei hohen Marktpreisen lohnt, auch schlechtere Lagerstellen zu auszubeuten und Pipelines zu weiteren Anbietern zu bauen bzw. mehr Abfallstoffe zur Biogasherstellung zu nutzen und mehr Biogas aufbereitet ins Erdgasnetz zu speisen.
Und dass der Dozent explizit noch Großhandel gesagt hat, hängt wohl damit zusammen, dass es hier nicht um Bauer Harms geht, der mit der Sch***e seiner Kühe die Gasheizung vom alleinstehenden Bauernhof betreibt und nicht am Erdgasnetz hängt.

Da war jetzt nichts von gegooglet.

Ciao, Allesquatsch

1 Like

Ok, die Antwort ergibt Sinn. Danke, Allesquatsch! :smile:

Nun ja, genau genommen wird ja nicht Biogas in das Gasnetz eingespeist, sondern nur aufbereitetes Bioerdgas. Dieses ist in der Tat ein Substitutionsgut für Erdgas, und so ist es logisch, dass es mit den Preisen für Erdgas korreliert. Wenn ich so darüber nachdenke, hast Du natürlich vollkommen recht, dass die Preise wahrscheinlich korrelieren, nur war ich nicht in der Lage, mir selbst ein Bild von der Realität zu machen, wie Du es anhand des Tankstellenvergleichs vollzogen hast.

Vielen Dank, und freundliche Grüße,
Baumschrat

Ergänzung
Wobei die Aufbereitung auch bei fossilem Erdgas notwendig ist (Trocknung, Abtrennung).
Wie bei den meisten gehandelten Naturprodukten gibt es halt einzuhaltende Spezifikationen, um einen vernünftigen Markt zu ermöglichen.
Dem Gasofen von Bauer Harms ist das wahrscheinlich egal.

Frageerweiterung kann das überhaupt kostengünstig getrennt werden ?
Die Frage der Aufarbeitung zu reinem Erdgas ist sehr interessant.

Bekanntlich besteht ja Biogas je nach Art des eingesetzten Substrats nur aus 50…65% reinem CH4 der Rest ist CO2 und ein kleiner Teil H2S (auch ein bißchen Restfeuchte).

Da wäre überhaupt die Frage ob das kostengünstig aufbereitet werden kann ums ins Erdgasnetz einzuspeisen.

Entschwefel (Clauss-Analage) ist ja recht einfach und schon ein ziemlich alter Hut und wird seit über 100Jahren auch bei der Entschwefelung von Erdgas eingesetzt.

Nun fragt sich doch pb das Entschwefeln auch bei mittlerer Betriebsgröße möglich ist…ich zähle mal auch die größten Biogasanlagen zu mittleren Betrieben.

Das noch kompliziertere dürfte doch die Fraktionierung des CO2 sein. Habe noch nie gehört daß das schon in mittlerer Anlagengröße gemacht werden kann.

Also das mit der Kopplung des Biogaspreises an den Erdgaspreis scheint doch eine sehr philosophische Frage zu sein weil es diesen Biogaspreis so wohl gar nicht gibt (oder gibts irgendwo ein EinspeiseNetz für Biogas…wenns sowas gäbe müßte auch permanent der Brennwert/Wobbezahl des eingespeisten Gases ermittelt werden).

Momentan sollte man sich eher mit der Frage beschäftigen wie weit regionale Erdgasmärkte zum HenryHub-Index (das wäre der weltweite Erdgasindex wie WTI bei Öl) korreliiert.