Biomasse macht Kasse

hallo,
wird durch den Anbau von Agrosprit übermäßig viel Pflanzen- und Insektenschutzmittel in der Landwirtschaft eingesetzt?
cu
Friedrich
PS:http://www.simplyscience.ch/fr/Portaldata/1/Resource…

Der olle Thünen und Kamerad Liebig
Servus,

nein, sondern immer die Mengen, die im betriebswirtschaftlichen Optimum liegen.

Einen übermäßigen Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, d.h. ein betriebswirtschaftliches Optimum, das weit oberhalb des volkswirtschaftlichen Optimums lag, gab es früher bei landwirtschaftlichen Produkten, die der Marktordnung unterlagen, wenn dafür Interventionspreise bezahlt wurden, die hoch über den Weltmarktpreisen lagen.

Mit mehr oder weniger zögerlicher Annäherung der Richtpreise innerhalb der EU an Weltmarktniveau ist der größte Teil dieser Probleme erledigt - das ist für die Landwirte insbesondere bei kleinen Betrieben, die man vor allem im Süden der gebrauchten Bundesländer findet, zwar überaus schmerzhaft, aber was die Intensität der Produktion betrifft, ein riesiger Fortschritt.

Am deutlichsten zeigt sich das am Einsatz von Stickstoffdünger, für dessen Produktion im Haber-Bosch-Verfahren dramatische Mengen an fossilen Energieträgern (in erster Linie Erdgas) verbraten werden.

Der Anbau von Raps, Zuckerrüben, Mais und Sudangras als „nachwachsende Rohstoffe“ für Agrardiesel und Agraralkohol ist zwar mit mehr oder weniger grausigen Umweltschäden verbunden, aber diese haben sehr wenig mit Pflanzenschutzmitteln zu tun. In erster Linie geht es dabei um Erosion von Ackerböden und Abbau von Dauerhumus. Die pure Energiebilanz ist bei den oben genannten Kulturen durchweg positiv.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo Blumepeder,
Warum sollten die Umweltschäden größer sein, wenn die Pflanzen für Agrardiesel verwendet werden als wenn sie zur Ernährung dienen?
Grüße Ingo

Mais, Raps und die Bodenfruchtbarkeit
Hi Ingo,

dem Boden ist es völlig schnurzpiepe, wozu die Pflanzen verwendet werden, die auf ihm angebaut werden.

Aber unter einer Fruchtfolge, die zu viel Mais, Sudangras und Raps enthält, kommt es im Vergleich zu den klassischen Getreidearten auf ungeeigneten Standorten zu heftiger Erosion (Wind und Wasser), außerdem zu einem dramatischen Abbau von Dauerhumus.

Noch wesentlich schlimmer ist der Maisanbau auf Flächen, die eigentlich nur für Grünland geeignet sind - vgl. die ruinierten Böden in den Mittelgebirgen, wo in der Zeit der hohen Interventionspreise für Milch und Butter bis ca. 1990 alles mit Mais bestellt wurde, was nicht gleich beim Pflügen schon davonschwamm.

Relativ weniger Schaden macht der Anbau von Stärkekartoffeln zur Verspritung, aber der ist im Vergleich zu Mais und Sudangras kaum konkurrenzfähig.

Völlig schleierhaft ist mir, warum es unter dem Einfluss der gestiegenen Nachfrage nach Agrarsprit bisher nicht zu einer starken Ausweitung des Anbaus von Topinambur gekommen ist. Das wäre eine im Vergleich zu den oben genannten noch beinahe harmlose Agrarsprit-Kultur.

  • Und bevor Du mir jetzt erzählst, dass in D Körnermais für die Verwertung in Lebensmitteln angebaut wird: Nein, wird er nicht. Die wenigen Gebiete, in denen Körnermais vom Klima her geht, produzieren Körnermais für die Geflügelmast - nicht für die unmittelbare Verarbeitung in der Lebensmittelindustrie.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

2 Like

Warum sollten die Umweltschäden größer sein, wenn die Pflanzen
für Agrardiesel verwendet werden als wenn sie zur Ernährung
dienen?

Ergänzend zu Blumepeders Beitrag könnte man noch den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln erwähnen, der bei der Lebensmittelproduktion aus nachvollziehbaren Gründen stärkeren Beschränkungen unterliegt. Davon abgesehen erfolgt der Anbau von Pflanzen für die Biokraftstoffherstellung nicht anstelle sondern zusätzlich zur Lebensmittelproduktion. Der Bedarf an Lebensmitteln sinkt ja schließlich nicht in dem Maße, wie der Einsatz von Biokraftstoff steigt. Tatsächlich wächst er sogar.