Bitte

Hallo Leute,

ich grüble gerade darüber nach, wie man in meinem Dialekt „bitte“ sagt und finde nichts.

Es gibt:
„Donn misch ens dat Bier!“ - „Gib mir mal das Bier!“

Und die höflischere Form:
„Deese misch ens dat Bier?“ - „Gibst du mir mal das Bier?“

Aber mir fällt keine Form für „bitte“ ein.
„Bedde“ kommt dem am nächsten, aber das heißt „beten“.

Wie ist das in anderen Dialekten? Und wissen Rheinländer vielleicht doch noch eine Form von „bitte“?

Gruß!

Horst

owT

Hallo Horst,

Aber mir fällt keine Form für „bitte“ ein.
„Bedde“ kommt dem am nächsten, aber das heißt „beten“.

kahste mischens bidde de Zang jeve?

So ungefähr würde ich es schreiben.

Gandalf

Hallo Horst,

da fällt mir auf daß

kahste mischens bidde de Zang jeve?

eher schon eine Imperativform ist, die man höchstens zu Gleichgestellten oder Untergebenen spricht

Kahste misch bidde de Zang jeve

ist eher eine höfliche Form

Gandalf

Wie ist das in anderen Dialekten?

Hallo!
Wir Bairisch-Sprecher stehen ja im Ruf einer gewissen Ruppigkeit.
Aber wir haben sehr differenzierte Möglichkeiten, eine Bitte zu äußern. Das geschieht zunächst durch den Gebrauch des Konjunktivs.
Beispiel: Bitte, reiche mir die Zange!

Kunnts d / Taatsd ma die Zang gebm / ummaglanga!
(Könntest du / tätest [=würdest] du …)

Wenns d ma die Zang ummaglangatst.
(Wenn du mir … herüberreichtest)

Noch etwas zurückhaltender durch Zusatz von „eppa“(etwa):
Wenns d ma ebba die Zang umaglangatst.

Wenn etwas eigentlich schon Erwartetes nicht geschieht:
Kunnts d ma eppa do(ch ( no(ch ) die Zang ummaglanga?
Wenns d ma ebba do no die Zang ummaglangast!

Im Arbeitsleben, d. h. für unser Beispiel, schon viel zu höflich wäre: Gib ma bittschön die Zang umma!

Unwillige Reaktion auf Versäumtes sind dann Formulierungen mit dem Zusatz „i bitt di recht schön“ (mit Betonung auf „recht“).

Ich wäre dankbar für die Mitteilungen weiterer bairischer Höflichkeitsfloskeln.

Gruß!
Hannes

Servus Hannes,

Ich wäre dankbar für die Mitteilungen weiterer bairischer
Höflichkeitsfloskeln.

Hängt auch vom Bittsteller ab.

Ein mir bekannter Handwerker sagt statt

Im Arbeitsleben, d. h. für unser Beispiel, schon viel zu
höflich wäre: Gib ma bittschön die Zang umma!

normalerweise: (Sagen stimmt nicht ganz, vielmehr brüllt er es):

DE ZANG!!! ZEFIX!!!

Wenn er dann mal sagt(!): Zang! (Man beachte die Groß/Kleinschreibung und die Anzahl der Ausrufezeichen), dann meint er „Reich mir mal bitte die Zange“.

Gruß
Horst

Schwäbisch
Hallo!

„Bidde“ gibt es zwar im Schwäbischen schon, aber ich glaube, dass es nicht ursprünglich im Dialekt gebräuchlich war.

Bitten können unterschiedlich umschrieben werden:

„Sei so guat ond gib mr amol des Bier!“
(Sei so gut und gib mir bitte (eigentlich: „einmal“) das Bier."

„Komm, gib mr amol des Bier!“

Oder beides: „Komm, sei so guat ond…“

Häufig wird aus der Bitte eine Frage im Konjunktiv:

„Dätsch mr amol des Bier geba?“ (Würdest Du mir…)
„Kentsch mr amol des Bier geba?“ (Könntest Du mir…)

Häufig wird die Frage dann auch noch verneint (was am Inhalt nichts ändert):

„Kentsch mr edd des Bier geba?“ (Könntest Du mir nicht…)

ein Klassiker:
„Dätsch mr edd dr Abrad ra dra?“
(Würdest Du mir nicht den Apparat herunter tragen?).

Sehr schwäbisch: Der schwäbische Imperativ:
„Mr sodd gao gao.“
(Wörtlich: Man sollte bald gehen. Sinngemäß: Beeile Dich! Ich will JETZT gehen!)

Michael

Grüß Euch,
Ihr habt ja jetzt sowieso schon ziemlich ausführlich die
Frage beantwortet. Oft wird in den bairischen Mundarten die
Bitte umschrieben, aber ansonsten sagt man bittschön statt
bitte, wobei das „schön“ regional etwas unterschiedlich
ausgesprochen wird (schee, scheen, schian…)
=>
Kannts’d ma de Zanga (bittscheen (amoi)) ummaglanga/gebm?

Sagt man im Schwäbischen oder im Alemannischen auch eher
„bittscheen“ statt „bitte“?
Servus,
Roland

Hallo, Michael!

„Bidde“ gibt es zwar im Schwäbischen schon, aber ich glaube,
dass es nicht ursprünglich im Dialekt gebräuchlich war.

Bitten können unterschiedlich umschrieben werden:

„Sei so guat ond gib mr amol des Bier!“
(Sei so gut und gib mir bitte (eigentlich: „einmal“) das
Bier."

„Komm, gib mr amol des Bier!“

Oder beides: „Komm, sei so guat ond…“

Häufig wird aus der Bitte eine Frage im Konjunktiv:

„Dätsch mr amol des Bier geba?“ (Würdest Du mir…)

Manchmal wird „dätsch“ oder „däädsch“ auch zu einer Person, nämlich jemandem, der seine Mitmenschen des öfteren um kleine Gefälligkeiten bittet. So ist ein Bekannter meines Vaters ein echter Däädsch (obwohl eigentlich kein Schwabe, sondern gebürtiger Österreicher):
„Däädsch mer net beim Epfel ratoa helfa?“ (Würdest du mir bei der Apfelernte helfen?)
„Däädsch mer helfa mei Dach richta?“ (Würdest Du mir bei der Reparatur meines Daches helfen?)

„Kentsch mr amol des Bier geba?“ (Könntest Du mir…)

Häufig wird die Frage dann auch noch verneint (was am Inhalt
nichts ändert):

„Kentsch mr edd des Bier geba?“ (Könntest Du mir nicht…)

ein Klassiker:
„Dätsch mr edd dr Abrad ra dra?“
(Würdest Du mir nicht den Apparat herunter tragen?).

Sehr schwäbisch: Der schwäbische Imperativ:
„Mr sodd gao gao.“
(Wörtlich: Man sollte bald gehen. Sinngemäß: Beeile Dich! Ich
will JETZT gehen!)

Und wenn nach all den freundlichen Aufforderungen noch keine Reaktion erfolgt, wird der Schwabe nachdrücklich:
„Eds mach, daß’d mer des Bier brengsch!“ (Jetzt sieh zu, daß du mir das Bier bringst.)

Hast Deinen „Petershagen“ gut gelesen, großes Lob!

Grüßle
Regina

1 Like

Hast Deinen „Petershagen“ gut gelesen, großes Lob!

Kenn’ ich gar nicht. Wer oder was ist das?

Hallo Horst.

ich grüble gerade darüber nach, wie man in meinem Dialekt
„bitte“ sagt und finde nichts.

Es gibt:
„Donn misch ens dat Bier!“ - „Gib mir mal das Bier!“

Das hört sich eher nach Raum Düsseldorf an!

Für Köln gilt u.a.:
‚Bes esu jood un (dunn irjendjet)‘ = Sei so gut und (tue irgendwas),
‚Sid esu jood un (dood irjendjet)‘ = Sind Sie so gut und (tun Sie irgendwas).
Oder die Konjunktivform:
‚Künnste ens, künnten se ens …), Könntest Du mal, Könnten Sie mal…‘

Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

Hallo!

Wolf-Henning Petershagen ist (trotz seines nordischen Namens) ein Ulmer Redakteur und Kulturwissenschaftler
http://www.faz.net/s/RubF6A452617926496F97AD85DF21E9…
der mehrere äußerst unterhaltsame und lehrreiche Bücher über die Eigenheiten und Skurrilitäten der schwäbischen Sprache sowie über die Herkunft von schwäbischen Nachnamen und Ortschaften geschrieben hat.

Seine Hauptwerke (in denen auch u.a. die verschiedenen Formen der schwäbischen Höflichkeit, wie Du sie erwähntest, gesammelt sind):
„Schwäbisch für Besserwisser“
„Schwäbisch für Durchblicker“
Gerade habe ich zu meiner großen Freude festgestellt, daß es einen dritten Band gibt: „Schwäbisch für Superschlaue“
„Die Wahrheit über Deppenhausen“ (über Ortsnamen)
„Maier, Jauch & Eisele“ (über schwäbicshe Familiennamen)

Grüßle
Regina

Hallo Horst.
Nordwestschweiz:
Bisch so guet und gisch mer s Bier!
Ich weiss nicht, ob die Jungen das noch so sagen
Erich