Bitte um Erklärung des Josephspfennig

Hallo Phili,

bei Zinseszinsen wird auch der „gewonnene“ Zins mit verzinst. Aber vielleicht hilft ein Beispiel besser:
Gehen wir bei hundert Euro Kapital bei drei Jahren von einer Verzinsung zu 10% (rechnet sich leichter) aus:

Einfache Verzinsung:
Jahr 1: 100 + 10% = 110,00
Jahr 2: 100 + 10% + 10 = 120,00
Jahr 3: 100 + 10% + 20 = 130,00

Zinseszins:
Jahr 1: 100 + 10% = 110,00
Jahr 2: (100 + 10) + 10% = 121,00
Jahr 3: (100 + 10 + 11) + 10% = 133,10

man sieht also, das mit Zinseszins das Kapital schneller wächst. Anfänglich ist der Unterschied nicht wirklich groß. Aber wenn man dann 2000 Jahre zu Grunde legt, merkt man sehr deutlich, was das für einen Unterschied macht.

Und zu den Sonnen: Dies soll nur versinnbildlichen, welchen enormen Einfluss der Zinseszins hat. In Wikipedia wird ja auch alternativ in Erden umgerechnet…

Hoffe das hilft etwas.

Warum dieser Effekt aber wichtig für das Funktionieren der Weltwirtschaft sein soll, kann ich nicht erklären…

fg

Dirk_P

Hey Leute!
Ich habe mit einem Freund darüber geredet wie überhaupt die Weltwirtschaft funktionieren kann.
Es ging dabei um Zinsen u.a. und er meinte ich sollte mir dazu den Josephspfennig anschauen.
Irgendwie versteh ich den aber nicht ganz…

Warum ist der Gewinn mit Zinseszins so riesig und mit normalen Zinsen nur so gering? Und was haben Sonnen damit zu tun?

Hallo

Zinseszins ist normaler Zins und wird bei jedem verzinsten Konto von jedem Geldinstitut in Anrechnung gebracht.

Nehmen wir an, Du würdest 100€ zu 5% (war mal realistisch, ist heute aber illusorisch) bei jährlicher Verzinsung anlegen. Dann hast Du nach einem Jahr 105,00€ auf dem Konto. Diese 105€ werden im nächsten Jahr wieder mit 5% verzinst. Dann hast Du am Ende des Jahres 110.25€ (und nicht nur 110,00€) auf dem Konto. Im Jahr darauf wären das schon 115.76€ (kaufmännisch gerundet), im Jahr darauf schon 121.55€.

Wenn Du diese Verzinsung mit „einfacher Verzinsung“, also ohne Zinseszins, erreichen wolltest, so hättest Du das Geld mit 5,3875% anlegen müssen. Du siehst also: Die Verzinsung wächst, je länger Du das Geld auf dem Konto lässt, immer stärker an und würde nach den angenommenen 200 Jahren eine „astronomische“ Höhe erreichen.

Ich gehe davon aus, dass Du bei Wikipedia nachgelesen hast? Dort ist im Beispiel im Jahre 0 ein Eurocent (den es damals noch nicht gab) zu 5% angelegt worden. Das Kapital wäre am Ende des Jahres 2000 auf
23.911.022.046.136.200.000.000.000.000.000.000.000.000 € angewachsen.

Wenn Du Dir diese Zahl anschaust, ist das für Dich nur eine (lange) Reihe von Ziffern, die Dir nichts sagt.

Deshalb hat der Verfasser diese Summe einmal in Gold umgerechnet. Für diese Summe hätte man theoretisch am 25.12.200 zu dem damals geltenden Goldkurs von 295,63 € für die Feinunze Gold ungefähr 1.265.187 Sonnen aus purem Gold kaufen können.

Ich weiß nicht wie groß die Masse des schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße ist, aber sie könnte in dieser Größenordnung liegen.

Also ebenfalls nicht wirklich vorstellbar.

Noch Fragen?
merimies

#Korrektur#

Da sollte eigentlich 2000 Jahre stehen, nach 200 Jahren könnte man die Summe zwar „beachtlich“, aber noch nicht „astronomisch“ nennen.

Ich habe mir mal eine EXCEL Tabelle eingerichtet (geht ja binnen knapp 3 Minuten) und habe folgende Werte herausbekommen:

Nach 10 Jahren 162,89 €
Nach 15 Jahren 207,89 €, also eine Verdoppelung des Kapitals.
Nach 100 Jahren 13.150,13 €
Nach 200 Jahren 1.729.258,08 €

Und da sage noch einer: Sparen bringt nix.

Gruß merimies

1 Like

Hallo,

die Frage ist ja, legt man Geld an und „verzinsetzinset“ es oder investiert man das Geld. Dafür sollte dann die Investition ja mindestens genau soviel „Gewinn“ erwirtschaften, wie das Geld durch Zinsenszinsen, als Beispiel hier die Dividenden bei Aktien.

Grüße

Hallo,

Das wird Deinem Freund genauso gehen. Ansonsten hätte er Dir das mit der Weltwirtschaft zu erklären versucht, anstatt auf den Josephspfennig zu verweisen.

Liegt schlicht an der Berechnung. Der kleine Haken dabei ist, dass die Mathematik keine Naturwissenschaft ist. Während sich also in der Natur zwar Hasen wie die Hasen vermehren, werden sie es dabei nie in die Nähe einer Sonnenmasse bringen können. In der Mathematik ist das problemlos möglich. Damit kann man alles ausrechnen, was man will. Es ist sogar möglich, dass -4 Leute im Bus sitzen, wenn von den 3 Insassen 7 aussteigen. Ich kann also beliebige Dinge berechnen, es kommt immer irgendeine Zahl raus.
Ich kann also davon ausgehen, dass ich immer 5% bekomme, dass keine Inflation herrscht, dass durch keine schicksalhaften Ereignisse Vermögen vernichtet wird etc. pp. und kann mir die schönsten Summen ausrechnen. Mit Gewinn haben die nichts zu tun.

Grüße

Hallo,

Ist doch egal. Das sind nur unterschiedliche Begriffe. Der eine investiert in Aktien, der anderen legt sein Geld in Aktien an. Und selbst bei einer Geldanlage bei einer Bank, investiert die das Geld wiederum woanders. Und wenn dann Josephs Schuldner im Jahr 2 insolvent geworden wäre, dann wäre es auch nichts mit den vielen Sonnen in Gold geworden.

Grüße