Blase bei Aktien und Immobilien aufgrund großer Geldmenge?

Hallo,

als Laie verfolge ich die Wirtschaftsberichterstattung. Dort war öfter die Rede davon, dass die EZB bzw. die Notenbanken allgemein Geld in den Markt gepumpt haben, also die Geldmenge vergrößert. Und dass sich dies bisher nicht als Inflation ausgewirkt habe, weil das Geld nicht bei Alltags-Gütern nachfragewirksam geworden sei, bei Anlagen wie Aktien oder Immobilien. Und tatsächlich sind die Preise für Aktien und Immobilien (in Großstädten) ja stark gestiegen die letzten Jahre.

Jetzt frage ich mich, ob das bedeutet, dass es eine Blase bei Aktien und Immobilien gibt, eine künstliche Aufblähung der Preise. Und ob dann, wenn die Notenbanken die Geldmenge wieder verkleinern, aus dieser Blase die Luft entweicht (statt zu platzen, wie es bei einer der sonst üblichen Blasen passiert). Was meint Ihr?

Gruß
Mike

Gennerel ist das möglich. Allerdings kann das Platzen einer Preisblase auch andere Auslöser haben. Es muss nur etwas passieren, dass den Preis einer Sache senkt und am Markt den Eindruck erzeugt, dass das Nachhaltig ist.
Beim deutschen Immobilienmarkt reicht da z.B. eine bessere Investitionsmöglichkeit im Ausland (z.B. durch die Aktionen andere Zentralbanken), die viele ausländische Investoren und deren Geld abzieht.
Wenn dann die Immobilien unter den Wert fallen mit dem sie noch beliehen sind, geht das drame los.
Was Untergangspropheten oft verschweigen:
Es kann aber auch immernoch alles gut gehen, dazu muss sich der Preis welcher in einer Blasenbildung entstanden ist einfach stabiel bleiben bis die Reallität nachgezohgen hat.

Aha, das setzt das alte Denken voraus, dass alle Preise immer steigen, muessen und werden. Das will die Zentralbank, schafft es ueber viele Jahre aber nicht. Deshalb waere ich vorsichtig mit der Annahme, die alten Zustaende von vor 20 oder 10 Jahren koennten wiederkommen.
Gruss Helmut

Hallo,

durch das viele, billige Geld haben sich die Notenbanken sozusagen selbst entmachtet. Unrentable Firmen und Banken werden künstlich am Leben erhalten, und durch die Einführung von Negativzinsen müssen praktisch die Gläubiger die Schulden ihrer Schuldner abbezahlen. Da ist die Flucht in Immobilien doch nur logisch. Das ist einfach absurd, und es scheint keinen Ausweg zu geben. Jetzt wird über Helikoptergeld nachgedacht. Die Notenbanken wissen einfach nicht mehr, wie sie aus dem künstlich aufgeblähten Geld-Universum die Luft wieder ablassen können, ohne die Weltwirtschaft komplett an die Wand zu fahren. Alles, was zur Zeit unternommen wird, hat nur aufschiebende Wirkung, ist aber keine Lösung des Problems. Aber wie eine Lösung aussieht, weiß zur Zeit wohl niemand, weder in der Politik noch bei den Notenbanken.

Hallo,

wir befinden uns in etwa dort, wo wir 2006/2007 standen, nur daß a) die Lage an den Immobilien- und Aktienmärkten noch nicht so übertrieben ist wie damals und b) die Risiken nicht so versteckt sind bzw. weiterverteilt wurden wie das damals der Fall war. Der entscheidende Unterschied ist aber, daß sich die größte Blase im Bereich der Staatsanleihen gebildet hat. Durch die niedrigen Zinsen sind die Kurse der Staatsanleihen entsprechend hoch - und das, obwohl die Verschuldung der großen Industrienationen heute viel höher (im Verhältnis zur Wirtschaftskraft) ist als noch vor zehn Jahren (dies nicht zuletzt bedingt durch die Folge der letzten Blase).

Natürlich ist es theoretisch, die Luft ohne Knall aus dem System zu lassen, d.h. die massiven Übertreibungen vorsichtig und stetig abzubauen. Tatsächlich ist das aber in der Vergangenheit noch nie gelungen. Hinzu kommt, daß die Erkenntnis, daß es eben eine solche Blase gibt, noch nicht allzu weit verbreitet. Entsprechendes Handeln setzt aber Erkenntnis voraus.

Wie ich schon seit rd. acht Jahren schreibe, kann eine Krise, die durch zu viel zu billiges entstanden ist, nicht durch noch mehr noch billigeres Geld beseitigt werden. Vielmehr führt jede Verzögerung des Sturzes dazu, daß dieser höher ausfällt.

Auch (d.h. wie im Vorfeld des Immobiliencrashs) hat auch in diesem Fall wieder die Politik versagt bzw. die Krise durch gut gemeintes Verhalten selbst verursacht. Was seinerzeit Greenspan veranstaltet, um die Wirtschaft in den USA nach dem Platzen der dotcom-Blase am Laufen zu halten, praktizieren die großen Notenbanken seit dem Platzen der Immobilienblase 2007: man kübelt billiges Geld in den Markt in der Hoffnung, die Markteilnehmer würden durch kreditfinanzierten Konsum die Wirtschaft ankurbeln.

In diesem Fall sind die Marktteilnehmer die Kapitalanleger und der Konsum findet in Form von Käufen von Anleihen, Immobilien und Staatsanleihen (deren Erlös wieder zu Staatsausgaben genutzt wird) statt. Das Ergebnis ist das gleiche wie vor zehn Jahren: es entsteht eine (noch größere) Schuldenblase und die einzige Kraft, die sie vom Platzen abhält, ist die stetige Geldzufuhr durch die Notenbanken.

Seiner wurde das Problem verschärft durch sog. carry trades. d.h. man nahm kurzfristig billiges Geld auf und steckte es in besser rentierliche, langfristige Anlagen. Als sich langsam die Erkenntnis durchsetzte, daß diese langfristigen Anlagen doch nicht ihr Geld wert waren, wurden Gelder abgezogen bzw. die Papiere unverkäuflich. Gleichzeitig brach der (kurzfristige) Geldmarkt zusammen, d.h. die Schuldner hatten auf einmal Schwierigkeiten, sich immer wieder kurzfristiges Geld zu beschaffen. Die Konsequenz waren Zusammenbrüche von Schattenbanken, Banken, Zweckgesellschaften und anderen Finanzintermediären, die sich kurzfristig verschuldet hatten und nun auf wertlosen Papieren und Krediten saßen bzw. sitzenblieben, die sie eigentlich nur durchhandeln bzw. verbriefen und durchhandeln wollten.

Sobald den Anlegern klar wird, daß auch eine Staatsanleihe Deutschlands, der USA usw. nicht absolut sicher ist und eine Verzinsung von teilweise unter 0 Prozent dafür keine akzeptable Verzinsung darstellt und gleichzeitig den Anlegern dämmert, daß die Preise von Immobilien und Aktien vielleicht doch etwas übertrieben sind, wird die Sache ins Rutschen kommen.

Das, was das bisher verhindert hat, sind zwei einfache Sachverhalte: erstens kommt das billige Geld derzeit nicht vom Markt, sondern von den Notenbanken (ein Ende ist also nicht absehbar) und zweitens gibt es keine sichereren Alternativen als genau die Staatsanleihen, die das Problem darstellen. Meine Phantasie reicht im Moment nicht aus, um einen potentiellen Auslöser für das Platzen der Blase zu benennen, aber eines ist sicher: sie wird Platzen.

Das Volumen an Staatsanleihen übersteigt das Volumen an Subprime & Co.-Papieren erheblich, insofern darf man getrost davon ausgehen, daß das Platzen dieser Blase weitaus spektakulärer wird als das Platzen der Immobilienblase in den USA.

Gruß
C.

Und was empfiehlst du dem Kleinanleger?

Wie wird der Crash denn aussehen, wenn er kommt? Kommt dann ein Währungsschnitt?

Ja, etwas in dieser Richtung wird wohl passieren. George Sorros hat bereits reagiert. Er hat seinen Aktienbestand um ungefähr 35% reduziert und ist massiv in den Goldmarkt eingestiegen. Sowohl tatsächlich als auch hochspekulativ über Optionen mit Laufzeiten bis zum nächsten Frühjahr. Da die Geldmarktkrise nicht nur den Euro, sondern auch den Dollar, Yen und Renminbi betrifft, ist es schwer Alternativen zu finden. Gold ist auf jeden Fall eine Möglichkeit, ich persönlich habe mein Geld in Kryptowährungen (Bitcoin und Ethereum) angelegt.

Nein ein kleien senkung oder Stagnation der Preise langt aus, damit durch die Inflation der Reale wert nachzieht.

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Es hat wenig Zweck, sich nun voll und ganz auf den Untergang des Abendlandes einzustellen, sich irgendwo in den Bergen einen Bunker zu graben oder auf Selbstversorgung umzustellen, wie das in Europa und den USA schon so einige gemacht haben. Bis zum Platzen der Blase geht das Leben ganz normal weiter und auch das Platzen der Blase wird längere Zeit in Anspruch nehmen, wie es auch bei der Subprime-Krise nicht von jetzt auf gleich ging, bis die Kurse in den Keller rauschten, Lehman Brothers pleite war oder Islands Banken nicht mehr auszahlen konnten. Je nachdem, was man als den Höhepunkt der damaligen Krise bezeichnet, gab es schon einzelne Marktteilnehmer bzw. Analysten, die vor den Entwicklungen mehrere Jahre zuvor warnten (und damit meine ich nicht die Leute, die seit Jahr und Tag diffus für einem Kollaps warnen wie Otte und Konsorten). Auch für den unbedarften Kleinanleger gab es hinreichende Warnsignale wie auch schon einige Jahre zuvor beim Platzen der dotcom-Blase. Dazu gehört allerdings zugegebenermaßen ein gewisses Maß an Selbstreflektion bzgl. des eigenen Verhaltens und ein interessierter Blick auf die aktuellen Entwicklungen an den Märkten.

Wie dem auch sei: bis es so weit ist, hat es wenig Sinn, all sein Geld in Saatgut und EPAs zu investieren, seinen Arbeitsvertrag zu kündigen und den Kopf in den Sand zu stecken. Rein aus Anlagesicht kann man sich natürlich den Spaß machen, verstärkt in Gold und Silber zu investieren (und sich zuvor das notwendige Wissen anzueignen), auf einen fallenden BUND-Future zu setzen oder kistenweise harten (weil platzsparend) Alkohol zu bunkern.

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Daran würde ich mich gerne beteiligen. Nenne mir doch bitte ein paar Unternehmensanleihen, die negativ rentieren bzw. einen negativen Nominalzins aufweisen. Die paar Kreditinstitute, die bei größeren Guthaben von Unternehmenskunden für die Verwahrung Geld verlangen, kann ich leider nicht gelten lassen, weil es genug Kreditinstitute gibt, bei denen das nicht der Fall ist.

Wird es Dir nicht langsam langweilig, meine Artikel abzuwerten, nur weil ich Deine ständigen Werbesendungen zum Thema Bitcoin nicht unkommentiert stehen lasse?

durch welche Inflation?
Wir haben keine Inflation, oder weshalb strengt sich die EZB so an, mit Milliarden die vorhandene Geldwertstabilitaet ausserhalb ihrer Aufgabe vielleicht doch zu durchbrechen in zwei Prozent Inflation, bisher ohne Wirkung.

Die Flucht in Immobilien gibt aber nur scheinbar Sicherheit.
Im Fall einer Teilenteignung der Konten, sind im zweiten Schritt Zwangshypotheken nich auszuschliessen…