Moin,
mal aus Weißpigmentmachersicht, wenn hier jemand aus dem Tissue kommt, dann darf er gern Korrekturen vornehmen.
jedes Mal beim Kauf von Toilettenpapier stehe ich vor der
Frage, was genau der Blaue Engel festlegt.
Naja, so schwer ist es nicht.
Es gibt da das höfliche Papier in zartem Grauton mit Aufruck
„keine Bleichmittel, keine Farbzusätze“ und Blauem Engel.
Je nun, es fällt mir nicht schwer, das so zu glauben.
Man sieht´s an der Farbe und spürt es auch meist an der gelinde gesagt „minderen Papierqualität“ insbesondere der Naßfestigkeit und der Fasermischung
Dann gibt es billigere Eigenmarken in hellem Weiß ebenfalls
mit Blauem Engel „100% Altpapier“, ohne extra Vermerk über
Bleichung oder Nicht-Bleichung.
So, nochmal in Deinen Link, Stück für Stück.
„1. Hygienepapiere mit dem Umweltzeichen Blauer Engel (RAL-UZ 5) werden aus 100 % Altpapier gefertigt. Krepp-Toilettenpapiere enthalten ausschließlich Altpapierqualitäten der unteren, mittleren und Sondersorten. Alle anderen Hygieneprodukte müssen zu mindestens 60 % aus unteren, mittleren, krafthaltigen und Sondersorten bestehen.“
Will sagen: Altpapier ist nicht gleich ALtpapier.
Guckst du hier: http://www.zpk.ch/index.jsp?nodeId=10585
Die niederen Sorten sind kaum noch für höhere Aufgaben verwendbar - aus den Resten der Pizzaparty machst du nunmal keinen Steakteller…
Aber für´n Arsch taugen sie allemal )
„2. Bei der Herstellung dürfen nur Fabrikationshilfsstoffe eingesetzt werden, die in der XXXVI. Empfehlung für Papiere für Lebensmittelkontakt des Bundesinstituts für Risikobewertung angeführt sind.“
Das sind dann: http://www.zpk.ch/index.jsp?nodeId=10585
BfR XXXVI beschreibt Papier für Lebensmittelkontakt (Bsp.: Backpapier, Verpackungen etc.) und ist damit schon sehr restriktiv, oberhalb finden sich dann nur noch Lebensmittelzusatzstoffe oder Pharmataugliches. Nochmal plakativ: Das Papier für „unten“ darf nischt schlechter sein als das für „oben“, Servietten zum Beispiel.
„3. Ferner legt der Blaue Engel maximale Schadstoffgehalte fest zum Beispiel für Formaldehyd und Pentachlorphenol. Der Einsatz von Chlor, halogenierten Bleichmitteln, optischen Aufhellern sowie biologisch schwer abbaubaren Komplexbildnern ist verboten.“
OK, damit sind elementares Chlor und m.E. auch Chloroxide raus.
Außerdem die Aufheller und auch z.B. EDTA.
Lesen kann ich, verstehen nicht wirklich, weil ich nicht weiß,
ob es noch andere, nicht verbotene Bleichmethoden gibt, die
vielleicht trotzdem nachteilig sind. Werden nun in weißem
Toilettenpapier (aus Altpapier) Bleichmittel eingesetzt oder
nicht?
Man wird kaum umhin kommen.
Anbetracht der eingesetzten AP Qualitäten ist mit De-Inking allein der geforderte Weißgrad (Tappiweiße, Remission bei 457 nm) nicht zu machen, da FWAs verboten sind.
Mit entsprechend ausfewählten Aufhellern könnte man die Tappiweiße hinkriegen, aber der Farbort wäre deutlich im bläulichen - gäbe man dann etwas Gelb dazu würde sich der optische Eindruck von „Weiß“ erzielen lassen, man gewänne sogar etwas Opazität, aber das ist für Klopapier schlicht zu aufwendig.
Die Helligkeit (L*) ist ebenfalls schwer zu erreichen, die Farbneutralität im a* und b* schon gleich gar nicht.
Also wird man nach dem De-Inking milde Bleichen müssen, milde heißt: Ohne Chemikalien, die die ohnehin nur mittelprächtige Faserqualität nicht weiter zerstört. Zu kurze Fasern bedeuten vor allem schlechte Festigkeiten Also wird man mit geringen Zugaben H2O2 rangehen, was ökölogisch unbedenklich ist. Zum einen hinterläßt es keine Rückstände, zum anderen sind Papiermaschinen inzwischen zu > 98% geschlossene Kreisläufe. Das noch anfallende Abwasser wird dazu von der StaWa auch hinsichtlich CSB und BSB überwacht - es würde auffallen, wenn es plötzlich oxidierend wäre.
Mein Rat: Kaufe das, was deinem Allerwertesten gut tut und vor allem das, was man auch sparsam verwenden kann.
Bei manch einem achso umweltschonenden Produkt habe ich einen Haufen krauses Fasermaterial in der Hand, das beim Hingucken schon zerfällt und von dem ich das Mehrfache verbrauchen muß, wenn „der Erfolg nicht auf der Hand liegen soll“…
Gruß
RF