Blauer Engel Altpapier

Hallo,

jedes Mal beim Kauf von Toilettenpapier stehe ich vor der Frage, was genau der Blaue Engel festlegt. Tut mir leid, das wird jetzt etwas länger…

Es gibt da das höfliche Papier in zartem Grauton mit Aufruck „keine Bleichmittel, keine Farbzusätze“ und Blauem Engel.

Dann gibt es billigere Eigenmarken in hellem Weiß ebenfalls mit Blauem Engel „100% Altpapier“, ohne extra Vermerk über Bleichung oder Nicht-Bleichung.

Hier habe ich gefunden:
"Bei der Herstellung dürfen nur Fabrikationshilfsstoffe eingesetzt werden, die in der XXXVI. Empfehlung für Papiere für Lebensmittelkontakt des Bundesinstituts für Risikobewertung angeführt sind.

Ferner legt der Blaue Engel maximale Schadstoffgehalte fest zum Beispiel für Formaldehyd und Pentachlorphenol. Der Einsatz von Chlor, halogenierten Bleichmitteln, optischen Aufhellern sowie biologisch schwer abbaubaren Komplexbildnern ist verboten. Gleiches gilt für Azofarbstoffe und weitere Farb- und Hilfsmittel, die als krebserzeugend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend eingestuft sind."

Lesen kann ich, verstehen nicht wirklich, weil ich nicht weiß, ob es noch andere, nicht verbotene Bleichmethoden gibt, die vielleicht trotzdem nachteilig sind. Werden nun in weißem Toilettenpapier (aus Altpapier) Bleichmittel eingesetzt oder nicht? Lohnt es sich, „höflich“ zu kaufen, oder zahle ich dabei nur den Namen?

Wenn jemand Fachkundiges mich da informieren kann, gibt es ein kräftiges DANKE!

Viele Grüße,

Jule

Hallo,

Lesen kann ich, verstehen nicht wirklich, weil ich nicht weiß,
ob es noch andere, nicht verbotene Bleichmethoden gibt, die
vielleicht trotzdem nachteilig sind. Werden nun in weißem
Toilettenpapier (aus Altpapier) Bleichmittel eingesetzt oder
nicht? Lohnt es sich, „höflich“ zu kaufen, oder zahle ich
dabei nur den Namen?

Chlor wird hierzulande ohnehin nicht mehr eingesetzt, auch nicht beim „Neupapier“.

Weißes Recycling- Papier ist stets gebleicht, wenn auch nicht mit Chlor, dann eben mit Chlordioxid oder Ozon oder Wasserstoffperoxid und was es da sonst noch gibt.

http://www.greenpeace.de/themen/waelder/papier/artik…

Gruß

Peter

Moin,

Lesen kann ich, verstehen nicht wirklich, weil ich nicht weiß,
ob es noch andere, nicht verbotene Bleichmethoden gibt, die
vielleicht trotzdem nachteilig sind. Werden nun in weißem
Toilettenpapier (aus Altpapier) Bleichmittel eingesetzt oder
nicht? Lohnt es sich, „höflich“ zu kaufen, oder zahle ich
dabei nur den Namen?

Altpapier wird normalerweise nicht gebleicht, sonder es wird ein Prozess durchgeführt, der sich Deinken nennt. (auf Deutsch Enttinten von Ink = Tinte/Tusche, Farbe allgemein)
Dabei werden die Farben, die beim Bedrucken des Papiers benutzt wurden von der Cellulose getrennt. Sehr viele, auch hochweiße Papiersorten können so erzeugt werden.
Die gräuliche Farbe des ‚Umweltpapiers‘ wird erhalten, indem der Prozess des Deinkens nicht so weit geführt wird, was schlichte Marketinggründe hat.

Gandalf

Moin,

mal aus Weißpigmentmachersicht, wenn hier jemand aus dem Tissue kommt, dann darf er gern Korrekturen vornehmen.

jedes Mal beim Kauf von Toilettenpapier stehe ich vor der
Frage, was genau der Blaue Engel festlegt.

Naja, so schwer ist es nicht.

Es gibt da das höfliche Papier in zartem Grauton mit Aufruck
„keine Bleichmittel, keine Farbzusätze“ und Blauem Engel.

Je nun, es fällt mir nicht schwer, das so zu glauben.
Man sieht´s an der Farbe und spürt es auch meist an der gelinde gesagt „minderen Papierqualität“ insbesondere der Naßfestigkeit und der Fasermischung

Dann gibt es billigere Eigenmarken in hellem Weiß ebenfalls
mit Blauem Engel „100% Altpapier“, ohne extra Vermerk über
Bleichung oder Nicht-Bleichung.

So, nochmal in Deinen Link, Stück für Stück.
„1. Hygienepapiere mit dem Umweltzeichen Blauer Engel (RAL-UZ 5) werden aus 100 % Altpapier gefertigt. Krepp-Toilettenpapiere enthalten ausschließlich Altpapierqualitäten der unteren, mittleren und Sondersorten. Alle anderen Hygieneprodukte müssen zu mindestens 60 % aus unteren, mittleren, krafthaltigen und Sondersorten bestehen.“
Will sagen: Altpapier ist nicht gleich ALtpapier.
Guckst du hier: http://www.zpk.ch/index.jsp?nodeId=10585
Die niederen Sorten sind kaum noch für höhere Aufgaben verwendbar - aus den Resten der Pizzaparty machst du nunmal keinen Steakteller…
Aber für´n Arsch taugen sie allemal :wink:)
„2. Bei der Herstellung dürfen nur Fabrikationshilfsstoffe eingesetzt werden, die in der XXXVI. Empfehlung für Papiere für Lebensmittelkontakt des Bundesinstituts für Risikobewertung angeführt sind.“
Das sind dann: http://www.zpk.ch/index.jsp?nodeId=10585
BfR XXXVI beschreibt Papier für Lebensmittelkontakt (Bsp.: Backpapier, Verpackungen etc.) und ist damit schon sehr restriktiv, oberhalb finden sich dann nur noch Lebensmittelzusatzstoffe oder Pharmataugliches. Nochmal plakativ: Das Papier für „unten“ darf nischt schlechter sein als das für „oben“, Servietten zum Beispiel.
„3. Ferner legt der Blaue Engel maximale Schadstoffgehalte fest zum Beispiel für Formaldehyd und Pentachlorphenol. Der Einsatz von Chlor, halogenierten Bleichmitteln, optischen Aufhellern sowie biologisch schwer abbaubaren Komplexbildnern ist verboten.“
OK, damit sind elementares Chlor und m.E. auch Chloroxide raus.
Außerdem die Aufheller und auch z.B. EDTA.

Lesen kann ich, verstehen nicht wirklich, weil ich nicht weiß,
ob es noch andere, nicht verbotene Bleichmethoden gibt, die
vielleicht trotzdem nachteilig sind. Werden nun in weißem
Toilettenpapier (aus Altpapier) Bleichmittel eingesetzt oder
nicht?

Man wird kaum umhin kommen.
Anbetracht der eingesetzten AP Qualitäten ist mit De-Inking allein der geforderte Weißgrad (Tappiweiße, Remission bei 457 nm) nicht zu machen, da FWAs verboten sind.
Mit entsprechend ausfewählten Aufhellern könnte man die Tappiweiße hinkriegen, aber der Farbort wäre deutlich im bläulichen - gäbe man dann etwas Gelb dazu würde sich der optische Eindruck von „Weiß“ erzielen lassen, man gewänne sogar etwas Opazität, aber das ist für Klopapier schlicht zu aufwendig.
Die Helligkeit (L*) ist ebenfalls schwer zu erreichen, die Farbneutralität im a* und b* schon gleich gar nicht.
Also wird man nach dem De-Inking milde Bleichen müssen, milde heißt: Ohne Chemikalien, die die ohnehin nur mittelprächtige Faserqualität nicht weiter zerstört. Zu kurze Fasern bedeuten vor allem schlechte Festigkeiten Also wird man mit geringen Zugaben H2O2 rangehen, was ökölogisch unbedenklich ist. Zum einen hinterläßt es keine Rückstände, zum anderen sind Papiermaschinen inzwischen zu > 98% geschlossene Kreisläufe. Das noch anfallende Abwasser wird dazu von der StaWa auch hinsichtlich CSB und BSB überwacht - es würde auffallen, wenn es plötzlich oxidierend wäre.

Mein Rat: Kaufe das, was deinem Allerwertesten gut tut und vor allem das, was man auch sparsam verwenden kann.
Bei manch einem achso umweltschonenden Produkt habe ich einen Haufen krauses Fasermaterial in der Hand, das beim Hingucken schon zerfällt und von dem ich das Mehrfache verbrauchen muß, wenn „der Erfolg nicht auf der Hand liegen soll“…

Gruß
RF

Hallo, ihr drei,

ich danke Euch!

Nachdem ich mich bemüht habe, alles zu verstehen :smile:, gehe ich mal davon aus, dass auch das „DANKE“ deinkt wird (denn soo grau ist es nicht), das andere zusätzlich mit H2O2 gebleicht - was aber nach RoyalFlush nicht weiter tragisch ist. Könnte höchstens ein etwas höherer Energieaufwand sein, aber ich vermute, das kann man vernachlässigen.

Mein zarter Allerwertester und ich kommen mit beiden Papieren zurecht, ich kann sie also beide kaufen. Vielleicht wechsel ich ab…

Viele Grüße,

Jule