Blöde Berichterstattung in D?

Hallo!

Ich habe heute morgen im Fernsehen gehört und gesehen (Ferien sind toll, da kann man Fernsehen), dass 12.000 Verdächtige in Bezug auf Kinderpornographie momentan vom BKA beobachtet werden bzw. ermittelt worden sind.

Gerade in Bezug auf das Thema Internet und Kinderpornographie ist das für mich eine sehr erlösende Meldung (nicht in Bezug darauf, dass es so etwas überhaupt gibt).

Der Hintergrund ist: es wird ellenlang in Bezug auf die Aufzeichnungspflicht der Anbieter von Internetzugängen gesprochen, und in dem Zusammenhang immer nur mit der Möglichkeit, dass eventuell auch jemand, der illegal Musik oder Software klaut erwischt wird, gesprochen.

Dabei denke ich immer nur: meine Güte - gibt es denn nichts wichtigeres, was der Staat zu tun hat? Warum wollen die jetzt „Klein“-Kriminelle stellen, wo es soviel Elend gibt in der Welt?

Beim Thema Internetüberwachung (wie auch immer man zu den Thema stehen mag - ich persönlich glaube an maximale Freiheit bei minimaler Überwachung) denke ich aber immer (also wenn es sowas denn dann schon mal gibt), ja - da kann man viel machen: und zwar in Bezug auf die schlimmen Dinge!

Wirklich - ich freue mich über eine solche Meldung wie die heute morgen (Und verbinde damit ganz stark die Hoffnung, dass so etwas eingeschränkt wird).

Aber warum ist das so, dass dieses Thema z.B. in der Minderheit ist, während z.B. das Raubkopieren im Internet wie wild diskutiert wird?

Ist das eine falsche Form der Berichterstattung, d.h. eine Form, die die Schwerpunkte falsch setzt? Und wenn an meinem Eindruck was dran ist, wessen Versäumnis ist das? Die der Medien (Vielleicht verkauft sich Kinderpornographie nicht)? Oder die der eventuell medienscheuen Ermittlungsbehörden?

Oder ist es vielleicht wirklich so, dass Ressourcen völlig falsch kanalisiert werden?

Auf Meinungen sehr gespannt,

LG Patrick

[Vorratsdatenspeicherung]

gesprochen, und in dem Zusammenhang immer nur mit der
Möglichkeit, dass eventuell auch jemand, der illegal Musik
oder Software klaut erwischt wird, gesprochen.

Dabei denke ich immer nur: meine Güte - gibt es denn nichts
wichtigeres, was der Staat zu tun hat? Warum wollen die jetzt
„Klein“-Kriminelle stellen, wo es soviel Elend gibt in der
Welt?

1.) Weil die Musikindustrie den größten Terz von allen veranstaltet.

2.) Weil die Polizei nicht viel im Vorfeld berichtet, sondern erst danach.

3.) Weil die Datenschützer mehr Wirbel machen als der Schäuble und sich dabei der Bagatellen bedienen, denn mit schwerwiegenden Sachen wie Kinderpornos würden sie sich ja selber ins Knie schießen und ihre Argumente entkräften.

sowas denn dann schon mal gibt), ja - da kann man viel machen:
und zwar in Bezug auf die schlimmen Dinge!

Ja, das mag sein. Und mal völlig egal, wie ICH dazu stehe (ich vertete da auch eher Deine Meinung): Wenn so ein Instrument erst mal da ist, dauert es nicht lange, bis es missbraucht wird. Es wäre ja schon beinahe so weit gekommen, daß irgendwelche Lobbyisten durchgesetzt hätten, daß die Musikindustrie (Privatunternehmen!!!) Zugriff auf diese Daten hat. Zum Glück ist es nicht soweit gekommen. Aber wer garantiert mir denn, daß das nicht evtl. noch nachgeholt wird? Wer gibt dem Gesetzgeber das Recht zu bestimmen, daß meine intimsten und privatesten Daten an ein Privatunternehmen herausgegeben werden? Das kann ganz üble Stränge schlagen, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Nur soviel: Würde es Dir gefallen, wenn Du Sonntag morgen um 7 Uhr einen Anruf bekommst á la
„Sie haben sich gestern bei Amazon ein Album von Snoop Dogg angeschaut, darf ich Ihnen das zum Vorzugspreis anbieten?“
„Woher haben sie meine Nummer und woher wissen Sie das?!?“
„Och, sie waren 20 Minuten vorher in einer Tauschbörse unterwegs und wir haben überprüft, ob Sie vielleicht irgendwas illegales treiben.“

Wirklich - ich freue mich über eine solche Meldung wie die
heute morgen (Und verbinde damit ganz stark die Hoffnung, dass
so etwas eingeschränkt wird).

Dann wird Dich um so mehr enttäuschen, daß ich soeben in unserem Wochenblatt gelesen habe, daß der Großteil der ermittelten Personen nichts zu befürchten hat, weil kaum brauchbares Material zu Tage gefördert wurde.

Aber warum ist das so, dass dieses Thema z.B. in der
Minderheit ist, während z.B. das Raubkopieren im Internet wie
wild diskutiert wird?

Wie gesagt: Die Leute, die dieses Argument „brauchen“, schreien am lautesten.

Ist das eine falsche Form der Berichterstattung, d.h. eine
Form, die die Schwerpunkte falsch setzt? Und wenn an meinem
Eindruck was dran ist, wessen Versäumnis ist das? Die der
Medien (Vielleicht verkauft sich Kinderpornographie nicht)?

Das ist kein Versäumnis, das ist so gewollt. Berichterstattung ist niemals neutral, sondern versucht, im Volk eine Meinung zu propagieren. Besser: Zu BILDen, wie eine große Tages"zeitung" ja selber sagt… :smile: Hinter jedem Medium, sei es Zeitung, Fernsehen, Radio oder was auch immer, steckt immer eine gewisse Denkrichtung. Sei es der Springer-Verlag oder vielleicht sogar ein italienischer Fernsehsender, hinter welchem ein Politiker als „Chef“ steckt.

Oder die der eventuell medienscheuen Ermittlungsbehörden?

Das wohl auch.

Allerdings!
Hi,

Ich habe heute morgen im Fernsehen gehört und gesehen (Ferien
sind toll, da kann man Fernsehen), dass 12.000 Verdächtige in
Bezug auf Kinderpornographie momentan vom BKA beobachtet
werden bzw. ermittelt worden sind.

jaja…

Gerade in Bezug auf das Thema Internet und Kinderpornographie
ist das für mich eine sehr erlösende Meldung

Für mich irgendwie nur mit Einschränkung. Die Aktion war offenbar ein riesengroßer Flop (was mich nicht wundert), aber PR-technisch ziemlich gut (wundert mich auch nicht, und sieht man ja exemplarisch an Deiner Reaktion). Ich glaube, dass PR auch der Hauptzweck war, ganz genau wie auch damals die Sache mit den drei Deppen, die da nach vielen Monaten wegen Vorbereitung eines Anschlags hochgenommen wurden (auch so eine Farce).

Beim Thema Internetüberwachung (wie auch immer man zu den
Thema stehen mag - ich persönlich glaube an maximale Freiheit
bei minimaler Überwachung) denke ich aber immer (also wenn es
sowas denn dann schon mal gibt), ja - da kann man viel machen:
und zwar in Bezug auf die schlimmen Dinge!

Das ist ein Trugschluss. Unsere lieben Ermittlungsbehörden werden mit den zunehmenden Überwachungsmaßnahmen unschuldiger Bürger nicht einen Terroristen, nicht einen Kinderschänder und nicht einen Mafiosi hochnehmen.

Dafür sind diese Maßnahmen technisch überhaupt nicht geeignet, und darauf zielen sie ganz offensichtlich auch gar nicht ab. Sie setzen schlicht nicht an den Kommunikationswegen dieser Klientel an.

Aber warum ist das so, dass dieses Thema z.B. in der
Minderheit ist, während z.B. das Raubkopieren im Internet wie
wild diskutiert wird?

Es gibt keine „Raubkopien“, das vorneweg. Davon ab ist das leider genau DAS, worauf all die vielen Maßnahmen der Repression gegen den Normalbürger abzielen: Überwachung, Kontrolle, Freiheitsentzug, Gängelung, Kriminalisierung. Diese Maßnahmen bringen uns genau NULL Sicherheit, aber sie bringen der Staatsmacht ein ungeahntes Maß an Kontrolle über das Volk.

Oder ist es vielleicht wirklich so, dass Ressourcen völlig falsch kanalisiert werden?

Das hängt davon ab, was man als „falsch“ betrachtet. Das Ziel ist jedenfalls ohne jeden Zweifel nicht der Schwerverbrecher, DU bist das Ziel.

.m

1.) Weil die Musikindustrie den größten Terz von allen
veranstaltet.
2.) Weil die Polizei nicht viel im Vorfeld berichtet, sondern
erst danach.
3.) Weil die Datenschützer mehr Wirbel machen als der Schäuble
und sich dabei der Bagatellen bedienen, denn mit
schwerwiegenden Sachen wie Kinderpornos würden sie sich ja
selber ins Knie schießen und ihre Argumente entkräften.
Wer gibt dem Gesetzgeber das Recht zu bestimmen, daß meine
intimsten und privatesten Daten an ein Privatunternehmen
herausgegeben werden? Das kann ganz üble Stränge schlagen,
aber das würde hier den Rahmen sprengen. Nur soviel: Würde es
Dir gefallen, wenn Du Sonntag morgen um 7 Uhr einen Anruf
bekommst á la
„Sie haben sich gestern bei Amazon ein Album von Snoop Dogg
angeschaut, darf ich Ihnen das zum Vorzugspreis anbieten?“
„Woher haben sie meine Nummer und woher wissen Sie das?!?“
„Och, sie waren 20 Minuten vorher in einer Tauschbörse
unterwegs und wir haben überprüft, ob Sie vielleicht irgendwas
illegales treiben.“

Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie man von den Medien manipuliert werden kann.

Ein bißchen was zur Realität:
http://de.wikipedia.org/wiki/Richtlinie_%C3%BCber_di…

Bitte auch die weiterführenden Links beachten.

Gruß
Christian

Hallo!

Ich habe heute morgen im Fernsehen gehört und gesehen (Ferien
sind toll, da kann man Fernsehen), dass 12.000 Verdächtige in
Bezug auf Kinderpornographie momentan vom BKA beobachtet
werden bzw. ermittelt worden sind.

Ja, und die überwiegende Zahl der „Verdächtigen“ wird nicht weiterverfolgt, weil sie nicht mehr verdächtigt werden.

Gerade in Bezug auf das Thema Internet und Kinderpornographie
ist das für mich eine sehr erlösende Meldung (nicht in Bezug
darauf, dass es so etwas überhaupt gibt).
Wirklich - ich freue mich über eine solche Meldung wie die
heute morgen (Und verbinde damit ganz stark die Hoffnung, dass
so etwas eingeschränkt wird).

Diese Meldung vorschnell als „Erfolg“ zu bewerten: Hmm, einige Ermittler sehen das nicht ganz so rosig:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,525785,…

Aber warum ist das so, dass dieses Thema z.B. in der
Minderheit ist, während z.B. das Raubkopieren im Internet wie
wild diskutiert wird?

Vielleicht weil man das Gefühl hat, dass die Verhältnismässigkeit in zunehmendem Masse verloren geht: Niemand hat etwas dagegen, wenn Schwerkriminelle verfolgt und bestraft werden. Dafür gibt es sogar gewisse Einschränkungen der Grundrechte. Wenn diese aber benutzt werden, um „geringere“ (ich wills gar nicht verharmlosen!) Delikte in einem Abwasch mit zu erledigen, sollte man sich schon fragen, ob noch alles im grünen Bereich ist.

Ist das eine falsche Form der Berichterstattung, d.h. eine
Form, die die Schwerpunkte falsch setzt? Und wenn an meinem
Eindruck was dran ist, wessen Versäumnis ist das? Die der
Medien (Vielleicht verkauft sich Kinderpornographie nicht)?
Oder die der eventuell medienscheuen Ermittlungsbehörden?

Am Beispiel wird deutlich, dass sie sich eher zu weit aufgeplustert haben.

Viele Grüsse!

Denis

Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie man von den Medien
manipuliert werden kann.

Das ist doch blödsinn. Daß das absolut überzogen von mir dargestellt wurde, ist ja wohl klar. Ich habe lediglich ausgeführt, wie weit das gehen KANN. Und wenn einige Politiker aktuell sogar schon auf die Idee kamen, einigen Privatunternehmen Zugriff geben zu wollen, dann ist das für mich gar nicht mal so sehr weit hergeholt.

Und daß Punkt 1 und 2 absolut zutreffend sind, der Meinung bin ich immer noch. Die Polizei gibt nüchtern und trocken Auskunft, wenn denn mal irgendwas aufgeklärt wurde, die Industrie jedoch prescht nach vorne und macht Dampf (was auch logisch ist, denn das ist die erfolgversprechendste Art, seine Interessen durchzusetzen).

Was hat denn das mit Beeinflussung durch die Medien zu tun?!?

TKG - das geheimnisvolle Wesen
Die Medien und einige selbsternannte Kämpfer für die Rechte der gläsernen Menschen schüren seit Monaten Ängste und das sehr erfolgreich, wenn man die Zahl und den Artikel der Artikel zu dem Thema in den letzten Tagen dafür als Indiz wertet.

Genauso wenig, wie die Behörden ohne richterlichen Beschluß auf Kontostände oder Bewegungen zugreifen könne (auch eine beliebte Sage), werden bei der Vorratsdatenspeicherung (die ich im übrigen weder gutheiße noch für sinnvoll halte) übertragene Inhalte gespeichert, sondern vielmehr nur die Verbindungsdaten.

Insofern ist es wenig hilfreich, den etwas weniger informierten Menschen solche Flöhe überhaupt ins Ohr zu setzen. Wenn man sich dann nachstehender Formulierungen befleißigt, halte ich das sogar für gefährlich:
Es wäre ja schon beinahe so weit gekommen, daß irgendwelche Lobbyisten durchgesetzt hätten, daß die Musikindustrie (Privatunternehmen!!!) Zugriff auf diese Daten hat. Zum Glück ist es nicht soweit gekommen. Aber wer garantiert mir denn, daß das nicht evtl. noch nachgeholt wird? Wer gibt dem Gesetzgeber das Recht zu bestimmen, daß meine intimsten und privatesten Daten an ein Privatunternehmen herausgegeben werden?

Du vermittelst den Eindruck, als ob ernsthaft irgendjemand vorgehabt hätte, die Daten sang- und klanglos an ein beliebiges Plattenlabel weiterzugeben. Das ist mitnichten der Fall.

Die Empfehlung des Bundesrates, auf die Du Dich mutmaßlich beziehst, zielt jedoch darauf ab, die bereits heute bestehende Möglichkeit , in einem Zivilprozeß Verbindungsdaten heranziehen zu können, auch zukünftig beizubehalten. In der neuen Fassung des TKG steht nämlich, daß das nicht mehr möglich ist (Link dazu s.u.).

Während also bisher ein Zivilverfahren ausreichte, um die Daten als Beweismittel heranzuziehen, muß der Kläger stattdessen zukünftig Strafanzeige stellen. Das bedeutet, daß es nicht - wie bisher zuweilen geschehen - dabei bleibt, in einem Zivilverfahren zu Schadensersatz verurteilt zu werden, sondern daß der freiheitsliebende Filesharer stattdessen als erstes im Strafverfahren (denn dafür dürfen die Daten auch zukünftig noch bereitgestellt werden (§ 113b Nr. 1TKG n.F.)) zu einer Geldstrafe verurteilt wird und dann anschließend auf dieser Basis im nachfolgenden Zivilprozeß (der dann ohne die Daten auskommt) noch zusätzlich zu Schadensersatz.

Das, was Du also als Lobbyarbeit der Musikindustrie für die direkte Datenweitergabe bezeichnest, war vielmehr der Versuch des Bundesrates, ertappten Filesharern das Strafverfahren und die damit verbundene zusätzliche finanzielle Belastung zu ersparen.

Noch ein bißchen Lektüre:
http://www.bundesrat.de/cln_051/SharedDocs/Drucksach… (Stellungnahme des Bundesrates zum Entwurf des TKG n.F.)
http://www.gesetze-im-internet.de/tkg_2004/ (TKG alte Fassung)
http://www.bmj.bund.de/files/-/2047/RegE %20TK %DC.pdf (TKG neue Fassung)

Gruß
Christian

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]