Bloß nicht zu viele gute Schüler

Hi,

nun, nehmen wirt einfach mal als gegeben hin, dass das mit dem geld alles passt und faires Grundgehalt usw. Abzug für schlechte Leistung soll ja auch eine Strafe sein, in gewisser weise.

Das Problem mit dem Messen aber bleibt. Ich kann selbst in einer kleinen Klasse (letztes jahr hatte ich einmal 18 und einmal 19 Schüler) nicht jedem einzelnen absolut gerecht werden (selbst wenn ich die fähigkeit hätte, für jeden einzelnen die perfekte Stunde zu konzipieren, fehlte die Zeit, jeden individuell zu unterrichten. und wenn für jemanden zB Gruppenarbeit gut ist, müßte ich immer noch eine klassenzusammensetzung haben, in der ich dann 2-3 weitere Schüler mit exakt den gleichen Bedürfnissen - Vorkenntnisse, Arbeitsgeschwindigkeit, Lerntyp etc. - haben, sonst kann ich mein Optimum nicht erreichen). Und ich darf auch schüler nicht rausschmeißen, weil ich aus ihnen nicht mehr als ne 4 oder 5 oder 6 rauskriege und das meinen Schnitt senkt.
Ein Maurer kann einen Auftrag ablehnen, wenn er ihn zeitlich nicht schafft oder wenn seine Qualifikation nicht reicht. Ein fertig gebautes Haus kann eine perfekte Arbeit sein und dem Auftraggeber trotzdem nicht gefallen (kein Geld für den Maurer bzw. Minderung). Ich kann (nach modernen pädagogischen Ansichten) langweiligen, altmodischen Unterricht halten, und meine Schüler kommen trotzdem voller freude in meinen unterricht, lernen, und bekommen gute noten.

Eine Lehrprobe von mir, in der 7. Klasse. Ich hatte viel Lampenfieber und habe das meinen Schülern gesagt. In der Lehrprobenstunde kommen sie so nach und nach ins Zimmer (die Prüfungskommission sitzt schon hinten und guckt zu), und fast jeder bleibt kurz vorn bei mir stehen und guckt mich besorgt an, sagt, dass er mir die Daumen drückt, ich keine Angst haben muss, sie das schon mit mir schaffen oder fragt, ob ich sehr nervös bin. Die Stunde enthielt doll viel Methodenwechsel und bunte Bilder und verschiedene Übungen und Gruppenarbeit, und ich bekam eine 4, vor allem, weil es zu langsam ging. Alle meine vorherigen Stunden in der Klasse bestanden aus Frontalunterricht, und trotzdem kamen die Schüler gerne in meinen unterricht und haben gute Noten bekommen. Klar haben das auch die Prüfer gesehen, welch gutes Vdrhältnis ich zu den Schülern habe, und das hat mich vor der 5 gerettet. Aber: nach deinem Massstab, leistungsbezogene Bezahlung, ist die 5 die Kündigung und die 4 Grundgehalt ohne Zuschlag.

Die Franzi

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Hallo,

Apropos Gehaltserhöhung, um die man die Lehrer ja so beneidet,
weil die eingebaut sind: für einen kinderlosen Single sind das
alle zwei Jahre netto 150 Euro, das ist nicht mal die
Inflation.

Mittlerweile übrigens nur noch alle 4 Jahre…

ja und ich habe in der vielbesungenen Industrie seit 2002 keine (Grund-)gehaltserhöhung mehr gekriegt. Prämien gab es nur nach dem Firmenerfolg, auf den eine normale Angestellte ja so ungeheuerlich viel Einfluss hat.

Also wer hat es da besser, der oder die regelmäßig einen Dienstalterzuschlag kriegen, oder die, die schon lange nicht mehr wissen, was eine Gehaltserhöhung ist?

Gruß, Karin

Hi,

ich behaupte nicht, dass es den angestellten Lehrern schlechter geht als anderen. Die Nachrichten sind ja voll von Informationen über Inflationsraten, Arbeitslosenquoten, erfolgreichen und erfolglosen Tarifverhandlungen (die neuen Tarifverträge für den öffentlichen Dienst, nach denen die angestellten Lehrer um einiges ärmer sind und u. a. auch das Urlaubsgeld und 50% des Weihnachtsgeldes loswurden, sind übrigens das Ergebnis einer erfolgreichen Tarifverhandlung, laut Gewerkschaft, die ist nämlich tierisch stolz auf das Resultat).
Ich wollte nur zeigen, dass wir nicht in Saus und Braus leben, wie es alle / viele / einige glauben. Mehr nicht. Habe übrigens Einzelhandelskauffrau Lebensmittel gelernt und weiß von daher, was andere verdienen.

Die Franzi

Moin,

Ich kann selbst in
einer kleinen Klasse (letztes jahr hatte ich einmal 18 und
einmal 19 Schüler) nicht jedem einzelnen absolut gerecht
werden (selbst wenn ich die fähigkeit hätte, für jeden
einzelnen die perfekte Stunde zu konzipieren, fehlte die Zeit,
jeden individuell zu unterrichten.

Perfekt gibt’s in der Realität ohnehin nicht. Aber besser oder schlechter. Und es gibt höchstwahrscheinlich keine Möglichkeit, Unterrichtsleistung absolut zu messen, aber relativ geht das schon. Und diese relative Leistung sollte irgendwo auch entsprechend honoriert werden.

Und einen kompletten Individualunterricht für alle Schüler wirst du wohl kaum hinkriegen, aber differenzierter Unterricht ist sehr wohl möglich - also das begabtere Schüler „Zusatzaufgaben“ kriegen und schlechtere gefördert werden. Wobei hier natürlich auch die Schulen selbst bzw. die Kultusminesterien gefragt sind, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.

Und ich darf auch schüler nicht
rausschmeißen, weil ich aus ihnen nicht mehr als ne 4 oder 5
oder 6 rauskriege und das meinen Schnitt senkt.

Brauchst du auch nicht. Andere Lehrer haben solche Schüler ja auch.

Ein Maurer kann einen Auftrag ablehnen, wenn er ihn zeitlich
nicht schafft oder wenn seine Qualifikation nicht reicht.

Nur wenn er selbständig ist. Und dann auch nur eingeschränkt, denn er muß ausreichend Aufträge annehmen, um sein Auskommen zu haben.

Ein
fertig gebautes Haus kann eine perfekte Arbeit sein und dem
Auftraggeber trotzdem nicht gefallen (kein Geld für den Maurer
bzw. Minderung).

Stimmt so nicht. Wenn der Maurer seine Arbeit ordentlich gemacht hat, muß der Auftrag auch voll bezahlt werden.

Ich kann (nach modernen pädagogischen
Ansichten) langweiligen, altmodischen Unterricht halten, und
meine Schüler kommen trotzdem voller freude in meinen
unterricht, lernen, und bekommen gute noten.

Und das ist auch in Ordnung. Es kommt nicht darauf an, dem Trend zu folgen, der gerade „in“ ist, sondern motivierte Schüler zu haben, die was lernen. Aber das müssen die Kultusminister und Schulräte leider auch noch lernen.

Ich halte nichts davon, bestimmte Unterrichtsmethoden vorzuschreiben. Hauptsache, es funktioniert.

Gruß

Kubi

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Ich kann nur sagen: dito

Es interessiert keinen, wie es einem gelingt, seine Schüler zu begeistern und intensiv zu lernen. Leistung und Begabung als Lehrer? Bitte nicht aus der Reihe tanzen, den Ball flach halten…ich musste mich oft genug rechtfertigen, wie es mir gelingen kann, Schüler so zu motivieren, dass sie sich um zwei Noten nachweislich verbessern und vor allem LRS-Kinder so gute Leistungen in Deutsch erbringen. Schnell habe ich herausgefunden, dass sich bei all meinen Erklärungen nie wirklich jemand für meine Vorgehensweise interessiert und niemand auch wirklich bereit ist/war an eigenen Vorgehensweise zu arbeiten. Leistung scheint im Beamtentum fraglich. Ich würde sehr gerne leistungsbezogen bezahlt werden und das Beamtentum aufheben, vielleicht würde sich dann endlich etwas in und an unserem Schulsystem ändern! Ich komme ursprünglich aus der Wirtschaft, kenne also beide Seiten und was in Deutschland abgeht, stimmt mich mehr als nur nachdenklich. Wohin das noch alles führen wird…und wie sehr zu Lasten unserer Kinder?

Kim

Hallo,

schlechte Lehrer gibt es zuhauf und die sind auch ohne Weiteres identifizierbar. Das selbe gilt für gute Lehrer.
Man braucht dabei nicht einmal die Leistungen der Schüler zu messen.
Es sind immer die selben Lehrer, die mit Schülern Probleme haben.

Ein aufmerksamer Schuldirektor hätte, wenn er dürfte, ziemlich schnell den Überblick und könnte entsprechend reagieren.

Gruss,
TR