Blutabnahme bei verstopften Venen

Wenn man mal als Notfall im Krankenhaus liegt, werden oft Verweilkatheter, sog. Braunülen, gelegt. Je nach Erfahrung und Kenntnis „Stecher“ geht es gut oder schlecht. Manchmal wird die Vene durchstochen, und die Infusion läuft im Arm neben die Vene. Der Arm wird dick und blau. Manchmal verstopft auch der sog. venöse Zugang, z.B. weil er in die Armbeuge gelegt wurde, was man vermeiden sollte, da der Arm gebeugt wird, und die Verweilkatheter knicken können und unbrauchbar werden.

Bei Drogenabhängigen sind oft die Venen „zu“, also verstopft, und aus diesem Grund kann man daraus kaum mehr Blut entnehmen. Bei Kranken im Krankenhaus verstopfen auch die Venen, wenn zu oft die Vene (unfachmännisch) punktiert wird und/oder Entzündungen darin entstehen. Anscheinend sind diese obliterierten, also verstopften Venen, z.B. in der Armbeuge, noch gut sichtbar und auch tastbar. Das ist das Trügerische. Wenn man dann mit der Nadel da hineinsticht, geht es etwas schwerer als in eine nicht verstopfte Vene. Manchmal bekommt man auch Blut aus ihr heraus für die Laboruntersuchung.

Nun meine Frage an die Fachleute: Wie ist das bei solchen obliterierten Venen?

  1. bleiben die für ewig zu?
  2. warum bleiben sie als „gute Venen“ für die Blutentnahme sichtbar?
  3. kann man daraus (manchmal) Blut entnehmen in ausreichender Menge zur Laboruntersuchung?
  4. entstehen an einer solchen Vene nach Punktion vermehrt Hämatome?
  5. wie kann man eine solche verstopfte Vene vor der Punktion erkennen?
  6. sind die Venen unterhalb, also distal der verstopften Stellen, besser zur Blutentnahme geeignet?
  7. wenn an den Armen keine Blutentnahme mehr möglich ist, sind dann die Beine geeignet?

Hallo Caesarius,

schwierige Frage…

ich bin zwar schon ein paar Jahre raus aus der Pflege, aber in 9 Jahren Pflege sind mir keine „verstopften“ Venen untergekommen.
Vereinfacht gesagt leiern Venen eher aus und werden zu Krampfadern. Ausserdem können Venen vernarben, z.B. bei Blutspendern, weil Blutspender häufig gestochen werden.
Die Vernarbung bezieht sich aber auf die Wand und führt nicht zum Verschluss. Versucht man in eine vernarbte Vene zu stechen, geht die Nadel nicht rein, sondern die Vene rollt zur Seite weg (Rollvene), weil die Narbe zu hart für die Nadel ist. Dann nimmt man entweder den anderen Arm oder den Handrücken.
Sticht man im spitzen Winkel in die Vene, kommt man evtl auch durch eine Vernarbung hindurch. Dabei geht man aber das Risiko ein, die Vene zu durchstechen. Sticht man im flachen Winkel, rollt die Vene schneller weg, aber das Risiko, dass die Vene durchstochen wird ist geringer.

Bei adipösen Menschen kann man die Vene nicht sehen, wegen dem Speck, sondern man muss sie ertasten oder erraten. Deshalb ist es gelegentlich notwendig mehrmals zu stechen. Dabei kann es auch passieren, dass die Vene durchstochen wird. Dann gibt es einen blauen Arm.

Eine Braunüle wird primer gelegt, um im Notfall schnell Medikamente in den Körper einbringen zu können. Man kann durch die Braunüle selbstverständlich auch Blut entnehmen, aber die Blutentnahme ist nicht die Indikation für eine Braunüle. Da nimmt man eher einen Butterfly. Auch bei einer Braunüle besteht die Gefahr, eine Vene zu durchstechen. Dann läuft die Infusion „para“, also ins Gewebe neben der Vene.

Grundsätzlich verstopft eine Braunüle nicht einfach so. Eine Braunüle, die nicht genutzt wird, wird verschlossen. Dabei wird in die Nadel ein Plastikfaden eingeführt, so dass die Braunüle verstopft ist. Innerhalb der Braunüle kann also erstmal kein Blut gerinnen. Beim Öffnen der Braunüle wird der Plastikfaden mit herausgezogen und die Braunüle ist wieder offen.

Allerdings kann die Braunüle „dicht“ sein. Dass passiert, wenn die Öffnung der Braunüle an der Venenwand anliegt, oder wenn die Braunüle abknickt. Das krigt die Schwester aber meistens wieder hingebogen.

Primär gibt es 2 Komplikationen, die beim piksen zum tragen kommen. Verhärtete Venen durch Narben oder Erkrankungen, oder Adipositas, wodurch die Venen schwer zu ertasten sind.

Liegt ein venöser Zugang über längere Zeit, so entsteht an der Einstichstelle eine Entzündung, Das wird dann entsprechend versorgt.

Vor großen Operationen wird evtl. ein „Zentraler Venenweg“ gelegt. Dabei wird, entweder am Ellenbogen oder am Schlüsselbein, ein Schlauch eingeführt, der kurz vor dem Herzen endet. Über den zentralen Venenweg kann man schnell viel Flüssigkeit in den Körper einbringen.

So, der Text ist erstmal lang genug. Mein Wissen ist nicht auf dem neuesten Stand und in einigen Punkten hätte ich auch noch etwas ausführlicher sein können. Aber ich denke, es sollte erstmal reichen.

Genauere Informationen oder Risiken solltest du bei deinem Arzt erfragen.

LG
Andreas

Hallo,

Wenn man mal als Notfall im Krankenhaus liegt, werden oft
Verweilkatheter, sog. Braunülen, gelegt.

Umgekehrt; Braunülen sind sog. „Venenverweilkanülen“ von der Fa. Braun…und es werden irrtümlich auch Kanülen anderer Firmen so genannt! Es gibt noch „Viggos“ etc. Alle diese sind Venenverweilkanülen.

Manchmal verstopft auch der sog. venöse Zugang, z.B. weil er in die Armbeuge gelegt wurde,

Sie verstopft nicht weil in der Armbeuge platziert, sondern indirekt, weil dort durch ständiges anwinkeln des Armes eine Knickstelle entsteht, die das Lumen sukzessiv verringert, d. h. die Knickstelle auch bei gestrecktem Arm bestehen bleibt und somit jenseits der Knickstelle leichter verstopfen kann.

Nun meine Frage an die Fachleute: Wie ist das bei solchen
obliterierten Venen?

  1. bleiben die für ewig zu?

Darüber gibt es wohl keine genauen Untersuchungen, sondern nur Erfahrungswerte und die sagen „ja“!

  1. warum bleiben sie als „gute Venen“ für die Blutentnahme
    sichtbar?

Sie sind durch ständige Entzündungen und Vernarbungen verhärtet und dadurch sogar besser zu tasten, als „normale“ Venen…

  1. kann man daraus (manchmal) Blut entnehmen in ausreichender
    Menge zur Laboruntersuchung?

Es kommt auf die benötigte Menge an. Für ein kl. BB evtl., für einen Gerinnungsstatus – weil z. B. ein Reagenz in vorgegebener Menge in der Spritze befindlich ist – nicht.

  1. entstehen an einer solchen Vene nach Punktion vermehrt
    Hämatome?

AN - also Paravenös - einer solchen Vene wie an jeder anderen auch, durch umliegende Kapillare…aus der Vene selbst wird weniger ins Gewebe einbluten, da ja verstopft.

  1. wie kann man eine solche verstopfte Vene vor der Punktion
    erkennen?

Kaum bis gar nicht. Es kommt auch darauf an, wie „prominent“ sie ist und wie das umgebende Bindegewebe beschaffen ist. Die Haut ist evtl. vernarbt. Der Pat. - so er ansprechbar ist -, wird sich sicherlich auch dazu äußern, wo er nicht – weil dann vergeblich - gestochen werden möchte!

  1. sind die Venen unterhalb, also distal der verstopften
    Stellen, besser zur Blutentnahme geeignet?

Frage: wie kann man den Venen ansehen, wo sie verstopft sind? Woher weiß ich also WO „unterhalb“ der Stenose ist? Wie oft soll ich stechen, um diese nicht stenosierte Stelle zu finden? Ergo: andere Vene versuchen.

  1. wenn an den Armen keine Blutentnahme mehr möglich ist, sind
    dann die Beine geeignet?

Ja, überall wo Venen sind, meistens am Fuß…

Gruß
rolli

Hallo,

danke für die gute Beantwortung!

Das mit dem Namen „Braunüle“ ist ist so ähnlich wie mit den „Tempo“-Taschentüchern, da fragt man auch nicht, hast du mal ein Papiertaschentuch, sondern eher: hast du mal ein Tempo, aber das nur nebenbei.

  1. warum bleiben sie als „gute Venen“ für die Blutentnahme
    sichtbar?

Sie sind durch ständige Entzündungen und Vernarbungen
verhärtet und dadurch sogar besser zu tasten, als „normale“
Venen…

Solche Erkenntnisse beruhen auf langjährigen Erfahrungen beim Blutabnehmen, jeder hat da auch seinen eigenen Erfahrungsschatz, aber ich habe bisher keine medizinischen Untersuchungen gefunden, die das, z.B. histologisch, belegen.

  1. sind die Venen unterhalb, also distal der verstopften
    Stellen, besser zur Blutentnahme geeignet?

Frage: wie kann man den Venen ansehen, wo sie verstopft sind?
Woher weiß ich also WO „unterhalb“ der Stenose ist? Wie oft
soll ich stechen, um diese nicht stenosierte Stelle zu finden?
Ergo: andere Vene versuchen.

Wenn ein Patient weiß, wo die problematische Stelle der Vene ist, dann könnte man doch die selbe Vene, eben nur weiter unten, punktieren. Nehmen wir mal an, die Vena cephalica ist in der Armbeuge zu, aber ober- und unterhalb der vernarbten Stelle ist die Vene gut mit Blut gefüllt, dann könnte man doch da das Blut abnehmen. Es ist für mich überhaupt verwunderlich, daß es da vernarbte Stellen gibt, aus denen man kaum Blut herausbekommt, obwohl die Vene in ihrem ganzen Streckenverlauf unverändert ihre Funktion erfüllt.

Gruß
Caesarius

Hallo,

Hallo,

danke für die gute Beantwortung!

Bitte…Danke!

Solche Erkenntnisse beruhen auf langjährigen Erfahrungen beim
Blutabnehmen, jeder hat da auch seinen eigenen
Erfahrungsschatz, aber ich habe bisher keine medizinischen
Untersuchungen gefunden, die das, z.B. histologisch, belegen.

Ich weiß nicht, ob es eine solche gibt…und erkenne auch keinen Nutzwert, sollte es sie geben; weder präventiv noch therapeutisch.
Der Venöse Zugang geschieht doch immer dort, wo die Venenverhältnisse ihn zu lassen (Ausnahmebeispiel: eine Mama- u. Lymphektomierte Frau), bzw. dort, wo sie praktikabel sind.

Wenn ein Patient weiß, wo die problematische Stelle der Vene
ist, dann könnte man doch die selbe Vene, eben nur weiter
unten, punktieren.

Kann man ja auch, aber warum, wenn es nicht die einzige zugängliche Vene ist? Und wenn der Versuch unterhalb auch frustran ist…?
Also, direkt an anderer Stelle punktieren.

Nehmen wir mal an, die Vena cephalica ist
in der Armbeuge zu, aber ober- und unterhalb der vernarbten
Stelle ist die Vene gut mit Blut gefüllt, dann könnte man doch
da das Blut abnehmen.

Sowohl Cephalika als auch Basilica sind oftmals nur in der Armbeuge so richtig prominent.
Also scheiden „darüber“ und „darunter“ genau so oft aus. Über der Vernarbung ja sowieso…

Es ist für mich überhaupt verwunderlich,
daß es da vernarbte Stellen gibt, aus denen man kaum Blut
herausbekommt, obwohl die Vene in ihrem ganzen Streckenverlauf
unverändert ihre Funktion erfüllt.

Die vernarbte Stelle ist zwar stenotisch aber unterbindet nicht gänzlich die Blutversorgung.
Außerdem ist sie nicht das einzige Gefäß.

Gruß
Caesarius

Gruß
rolli