Hallo Juergen,
der Unterschied ist schon vorhanden, da natuerlich Soldaten im Kriegseinsatz einem ungleich hoeheren Risiko ausgesetzt sind, da zumindest von einer Seite oftmals mit Absicht versucht werden koennte, sie zu toeten. Kriegseinsaetze koennen ziemlich schnell in Gefechte ausarten, was im Manoever nicht der Fall ist. Manoever finden oft auf Uebungsplaetzen statt. Kriegseinsaetze in Kriegsgebieten. Warum sollte man dieses erhoehte Dienstrisiko nicht auch entsprechend absichern?
Ausserdem erhalten die Hinterbliebenen von Soldaten, die im „Heimatdienst“ verstorben sind, sehrwohl eine Hinterbliebenenfuersorge, und zwar in Form von Witwen- und Halbwaisenrente. Darueber hinaus uebernimmt die Bundeswehr anteilig auch Krankenversorgungskosten fuer die Hinterbliebenen, unter bestimmten Umstaenden gar auf Lebenszeit.
Was ist der freiwillig gewählte Beruf eines Soldaten? Hart
ausgedrückt: Im Falle des Falles (den unser Parlament
definiert) unter Einsatz seines Lebens die Wünsche unseres
Volkes umzusetzen. Dass dabei ein Todesfallrisiko mit
eingeschlossen ist, ist vor Antreten dieser Arbeit klar (was
aber bei der Bundeswehr IMHO verdrängt wird) und bei Eintreten
dessen ist eine Entschädigung Hinterbliebener wünschenswert,
aber nicht verpflichtend, da es ein wissentlich eingegangenes
Berufsrisiko ist.
Da Du ja provokant sein wolltest, moechte ich dem mal gerne entsprechen. Es ist ja schon irgendwo etwas dreist, in seine Bemerkungen einfliessen zu lassen, dass sich Soldaten im Falle eines Falles freiwillig fuer den Tod entschieden haben - frei nach dem Motto: das haette er ja nicht machen brauchen, jetzt ist er selbst schuld, dass er tot ist. Meinst Du, Soldaten moechten gerne sterben? Meinst Du, man kann aus einer Verpflichtungsurkunde ableiten, dass eine Mitschuld am eigenen Tode besteht? Bestimmt nicht. Es ist die verfassungsmaessige Aufgabe des Staates, sein Territorium, sein Volk und sein Recht vor der gewaltsamen Einflussnahme von aussen zu schuetzen, weshalb er Streitkraefte aufstellt. Gaebe es nicht die Moeglichkeit einer freiwilligen Dienstverpflichtung, so koennte die Bundeswehr gar nicht existieren. Eine Armee, die nur aus Wehrpflichtigen besteht, gibt es nicht, da laengerdienende Vorgesetzte und Erfahrungstraeger fehlen wuerden. Da ich glaube, dass die Bundeswehr letztendlich nicht aus Jux und Dollerei unterhalten wird, muss es also Leute geben, die diesen Job wohl oder uebel uebernehmen. Ohne sie gaebe es keine Bundeswehr und damit auch keine hinreichende Sicherheit fuer Dein Land, da z. B. ich, als Englaender, es kein Stueck einsehen wuerde, dass mein Land Arsenale und Potentiale fuer die Sicherheit Deutschlands aufwendet, nur weil man dort der Meinung ist, man brauche keine Armee, weil das heutzutage alles unnoetiger und gefaehrlicher Quatsch sei und die Sicherheit ja allgemein schon gegeben ist und dem deutschen Volk heutzutage sowieso niemande mehr was boeses wolle. Und andere Nachbarn Deutschlands wuerden mit meiner Meinung sicherlich konform gehen. Schon wuerde Deutschland ohne jeglichen Schutz und Garantie darstehen und wuerde außenpolitisch erpressbar. Entweder, man garantiert sich gegenseitige Hilfe im Falle eines Falles, oder man laesst es halt ganz. Aber das macht auch zur Bedingung, dass es Deutschland unternimmt, sich voll und ganz (zwar nicht kritiklos, aber im Falle eines Falles mit einer Stimme) hinter seine Streikraefte zu stellen und nicht die Teilselbstschuld seiner Soldaten im Todesfalle zu klaeren versucht. Das empfinde ich naemlich schon zu einigen Teilen als unverschaemt.
Wie Du schon sagtest, der Bundeswehrsoldate steht freiwillig, ggf. mit seinem Leben, fuer die aussenpolitischen „Wuensche“ des deutschen Volkes ein. Ihm dann aber noch anzureichen, er sei ja selbst schuld, wenn er in dieser „Wunscherfuellung“ stirbt, finde ich, erlaube mir diese Anmerkung, die ich unter allem Respekt gegenueber Deiner Person von mir gebe, etwas sehr dreist.
Natuerlich hast Du recht, dass dem Soldaten das eingegangene Risiko klar sein sollte (was es vielen, wie Du richtige anmerkst, tatsaechlich nicht ist). Aber gerade das zeigt doch, dass es ein reales Gefahrenpotential gibt. Und wer wuerde schon noch gerne die aussenpolitischen „Wuensche“ seines Volkes weiter erfuellen wollen, wenn er keine Rueckendeckung und Absicherung erhaelt, sondern lediglich einen Tritt vom eigenen Verteidigungsminister, sowie eine kuehles, mitleidiges Laecheln aus dem eigenen Volke. Wer baut demnaechst noch notwendige Autobahnbruecken, wenn er als freiwilliger Selbstmordkandidat bezeichnet wird, nur weil er freiwillig seine Kroeten mit dem Klettern in grosser Hoehe verdient. Machen moechten es selbst nur wenige, den Nutzen tragen viele, aber Dank gibt es kaum, sondern dafuer eine Menge Kritik von denen, die alles besser wissen und koennen und anders machen wuerden.
Viele Gruesse
tigger