Bodenqualität anhand des Bewuchses einschätzen

Hallo,

ist jetzt eher eine Landwirtschaftsfrage: welche Bodenqualität kann ich annehmen, wenn von Landwirten Getreide oder Mais angebaut wird?
Region Südbrandenburg, eher trocken.

Vielen Dank, Paran

Servus,

Mais kann bei dieser Betrachtung außer Acht gelassen werden - es gibt für alle Verwendungszwecke, für alle Bodenarten und für alle Klimaten in D geeignete Maishybridsorten. Mais kann auch auf Böden stehen, die eigentlich Grünlandböden und nicht für Ackerbau geeignet sind - mit mehr oder weniger verheerenden Auswirkungen: Das, was in dieser Hinsicht früher die Milchintervention an Zerstörungen anrichtete, machen jetzt die Biogasanlagen.

Weizen als Marktfrucht findet man kaum auf Böden unter 45 Punkten; wenn er auf Böden in der Gegend von 35 … 45 Punkten steht, ist das in der Regel Futterweizen für Huhn & Schwein.

Die wohl anspruchslosesten Getreidearten sind Winterroggen (dieser ist allerdings empfindlich auf Staunässe) und Triticale. Beide kann man bereits ab 25 Bodenpunkten finden.

Wintergerste liegt in ihren Ansprüchen zwischen Winterroggen und Winterweizen, sie ist allerdings Lehmspezialist und kommt mit ausgeprägten Sand- und Tonböden nicht zurecht. Noch stärker ist diese Vorliebe bei Sommergerste (Braugerste).

Aufsteigend Richtung Weizen liegt knapp oberhalb der Gerste der Dinkel. Dessen Spezialität ist der Wunsch nach einer guten Kalkversorgung.

Region Südbrandenburg, eher trocken.

Dort, am Rand der Reichsstreusandbüchse, weist Winterweizen auf relativ sehr gute, tiefgründige Böden mit für die Gegend ausgesprochen gutem Lehmgehalt hin. Dinkel wird man kaum finden, Roggen fände ich dort nicht weiter auffallend.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder
- aus einem früheren Leben noch den Dipl.-Agr.Ing. überm Bett hängen habend - extra für Sven Glückspilz -

Hallo Blumenpeder,

vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Schließt sich nur eine Frage an: was ist Trticale?
Komme zwar aus der Landwirtschaft, aber das ist 30 Jahre her, also knapp vor Mais und verm. auch Triticale (sofern das nicht „Dreifelderwirstschaft“ bedeutdet).

Gruß, Paran

Hallo,

Schließt sich nur eine Frage an: was ist Trticale?

Hier
http://de.wikipedia.org/wiki/Triticale
ist es erkärt.

Gruß
Jörg Zabel

Servus,

vor lauter Salbader hab ich jetzt das Wichtigste vergessen: Ein sicheres Anzeichen für sehr gute Böden (80 Punkte aufwärts) ist, wenn man in einer (deutschen) Ackerbaugegend außer Weizen sonst kein Getreide sieht. Das wird aber in der genannten Region kaum der Fall sein; auf den sehr guten Ackerböden in der Marsch und im östlichen Hügelland von Schleswig-Holstein findet man stellenweise reine Raps - Weizen - Raps - Weizen - Fruchtfolgen, auch in den Börden, wo die Spitzenböden liegen, die bei der Reichsbodenschätzung und bei der 1964er Hauptfeststellung mit der Ertragskraft 100 bewertet wurden, wird kaum ein anderes Getreide angebaut.

  • Noch ein „Zeigergetreide“ ist übrigens Hafer: Der ist zwar durchaus nicht so anspruchslos, wie man bei der spitteligen Pflanze mit eher geringen Erträgen glauben könnte, aber er kommt viel besser als die anderen Getreidearten mit Trockenheit zurecht - also ein Hinweis auf problematische Wasserversorgung des Bodens, ungünstige Verteilung der Niederschläge oder Lage im Regenschatten eines Mittelgebirges oder sonst einer Erhebung.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

vielen Dank. So gute, detaillierte Anworten hatte ich garnicht erwartet.

Gruß, Paran

Hallo,

danke für den Link.
Erstaunlich, was man alles nicht weiß und ev. trotzdem isst.

Gruß, Paran

1 Like

Hi
Danke für den Link, ich kannte das auch noch nicht.
interessant ist nur die hierin angeführte Produktionsstatistik:
da hat Österreich exakt die gleiche Menge wie Australien
da hat wohl wiedereinmal Austria mit Australia verwechselt :wink:

Gruss

M@x

In Kleinigkeiten simmer großzügig
Servus,

lustigerweise liegen die beiden trotz gewisser Abweichungen in der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der Produktion von Triticale gar nicht so weit auseinander: (2012) Österreich 220.103 t, Australien 284.614 t.

Beim Anblick solcher Zahlen hab ich übrigens immer den Eindruck, dass sie seriös auf glatte Tausender gerundet werden sollten, weil sonst eine Genauigkeit vorgespiegelt wird, die bei ihrer Erhebung nicht gegeben und wohl auch gar nicht möglich ist.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo paran,

vielleicht könnten dich auch die ökologischen Zeigerwerte für bestimmte Bodeneigenschaften nach H. Ellenberg interessieren:
http://hypersoil.uni-muenster.de/0/05/p/p18.htm
daraus u.a.:

„Standortansprüche unter anderem von Heinz Ellenberg (1979, 1986). Ellenberg ermittelte für die höheren Pflanzenarten Mitteleuropas sogenannte ökologische Zeigerwerte für bestimmte Bodeneigenschaften …“
Darin die Tabelle mit Acker-Wildpflanzen.

Gruß

Sven Glückspilz

Hallo,

vielen Dank für den Tip. Werd ich mir merken.

Gruß, Paran