Bonpflicht und Gaststättensterben

Seit 2017 gilt in Deutschland in der Gastronomie eine verschärfte Bonpflicht. Parallel dazu beobachte ich ein verstärktes Gaststättensterben. Gibt es mglw. einen Zusammenhang? Es ist ja allgemein bekannt, dass man es zumindest in der inhabergeführten Gastronomie mit dem Versteuern von Bareinnahmen nicht immer so genau genommen hat. Versuche mir vorzustellen, dass wenn nun ein(e) Gastwirt(in) noch in 2016 dem Finanzamt „niedrige“ Umsätze vorgegaukelt hat, und er/sie nun ab 2017 wegen der Bonpflicht höhere Umsätze hat, er/sie in gewisser Erklärungsnot ist.

[verschoben von allg. Rechtsfragen nach Plauderei vom www Team]

Hallo!

Das Gaststättensterben im ländlichen Raum hat eher andere Gründe, es hängt mehr mit dem Rückgang des Dorflebens zusammen. Wenn die Treffen der Vereine (Schützenverein, Gesangsverein, Freiwillige Feuerwehr etc.) fehlen, dann fehlt den Gaststätten die Grundlast.

Im städtischen Raum kann ich ein Gaststättensterben nicht beobachten. Natürlich schließt alle Nase lang eine, dafür eröffnet eine Ecke weiter die nächste, das war ja schon immer so.

Schöne Grüße!

P.S.: Die Wirte bescheissen übrigens weiterhin bei der Steuer.

Moin,

das mit der Erklärungsnot trifft sicher auch zu…
Die Frage bleibt aber: Lohnt sich er Aufwand noch?
Aussagen von Kunden von mir (entfernt Gastronomie… eben Imbiss): „ich steh’ hier auf’m Rummel von 11 Uhr bis 22 Uhr. Mit Aufbau, Einkauf, Buchhaltung komm ich auf 14 Stunden / Tag oft 7 Tage die Woche. Rechen da mal einen Stundenlohn… Ausfall, ob Wetter oder Krankheit bezahlt mir keiner. Sollen es die großen machen, alleine geht da nix mehr“
Es ist mehr der Anreiz, wirklich Geld verdienen zu können (in meinen Augen)

LG
Ce

Ich habe kürzlich zu diesem Thema einen Artikel gelesen.

Gründe waren tatsächlich eher:

  • Kundenrückgang auf dem Land
  • kein Personal

Beatrix

Hallo,

der Hauptgrund ist der Rückgang der Gäste allgemein.

Es haben immer weniger Leute sovile Geld übrig,um Abende in einem Lokal zu verbringen.
Da kauft man sihc lieber ein „Fäßchen“ für 6 € im Getränkemarkt und feiert zu Hause.

Ich fasse zusammen: Du nimmst eine Entwicklung wahr, die so nicht zwangsläufig stattgefunden hast, verbindest die mit einer weiteren Spekulation und stellst dann eine kausale Verbindung fest.

Bleiben wir mal bei den Tatsachen: die Zahl der Betriebe im Gaststättengewerbe hat sich von 2011-2017 um rd. 3.500 bzw. rd. 2% verringert. Die stärkste prozentuale Veränderung nach unten gab es bei den Diskotheken und Tanzlokalen mit -19% und den Schankwirtschaften und Kneipen mit -12%. Im Gegenzug stieg die Zahl der Bars um 40% und der Imbißbuden um 15%. Da scheint mir mehr eine gesellschaftliche Entwicklung im Gang zu sein, nämlich weg vom ganzabendlichen Beisammensein bei Speisen und Getränken in der Dorf- oder Eckkneipe hin zum schnellen Futter und anschließendem, gediegenen Besäufnis.

Neuere Zahlen gibt’s übrigens nicht. Die genannten sind erst im März 2019 veröffentlicht worden.

Gruß
C.

Hast Du dazu auch irgendeinen Beleg oder ist das so eine Spekulation, die vor allem dem eigenen Lebensgefühl und/oder Portemonnaie entspringt?

Tatsache ist jedenfalls, daß sich der Umsatz im Gaststättengewerbe 2009-2018 stetig erhöht hat. Dabei ist der Umsatz der getränkegeprägten Gastronomie relativ konstant geblieben, während der der speisengeprägten Gastronomie gestiegen ist. Gerade die letzten paar Jahre waren in dem Segment mit Umsatzanstiegen von 3-5% besonders erfolgreich.

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Ja, der Frage war ja deutlich zu entnehmen, daß es um die Wahrnehmung der Entwicklung bei inhabergeführten bzw. -betriebenen Gaststätten auf Jahrmärkten. Oder anders: was hat die bei Deinem Kunden nach Jahrzehnten endlich eingetretene Erkenntnis, daß eigene Lebenszeit auch entlohnt werden muß, mit der Fragestellung zu tun?

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drumrum gedacht und weiterentwickelt:

'ne Kneipe rechnet sich nicht, wenn „Staat“ da mitmischt.
Als Kneipier hast Du enormes Risiko, nen haufen Arbeit und null Sicherheit dazu meist noch Schulden

Ich möchte hier nicht für „Schwarzarbeit“ werben oder Steuerhinterziehung - aber(!) die Freigrenzen und Freiräume für gerade in dieser eher Niedriglohngruppe ist nicht ausreichend. Diese liegt irgendwo bei 17-18000. Wie soll da nach Altersvorsorge, KV etc noch was über bleiben?
imho müsste die Freigrenze mind. verdoppelt werden.

LG
Ce

Wie nützlich.

Ist hier gerade das Plauderbrett ausgebrochen?

Du machst ja grad eins auf

Eine Kneipe rechnet sich vor allem nicht, wenn der Wirt nicht rechnen kann. Und sie rechnet sich auch nicht, wenn nicht genug Gäste kommen, weil die Lage, der Service oder das Essen schlecht ist oder die Öffnungszeiten eine Katastrophe sind (aus meinem Fundus: eine Pizzeria, die Samstags geschlossen ist). Der Staat nimmt sich wie bei jedem anderen Gewerbe und wie bei jedem Arbeitnehmer seinen Teil. Die Steuern können nur dann ein Problem sein, wenn man jahrzehntelang ein Drittel am Fiskus vorbei abgerechnet hat (insbesondere bei nicht kettengebundenen Lieferdiensten eine übliche Größenordnung) und das auf einmal auffliegt und a) Steuern nachzuzahlen sind und b) bei gleichen Preisen alles versteuert wird.

Dafür gibt es nicht ein einziges vernünftiges Argument. Daß man auch mit Steuern und den aktuellen Freibeträgen (Freigrenze wäre übrigens totaler Nonsens; bitte selber den Unterschied nachlesen) als Kneipier Geld verdienen kann, beweisen unzählige Gastronomiebetriebe, die langjährig erfolgreich betrieben werden - zum Teil schon in der x-ten Generation.

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les’ mal selbst, was Du geschrieben hast und DENKE!

Denn: schlechte Lage (Dorf) … dann kannst nur überleben, wenn groß genug, Ausflügler oder überregional bekannt. Kleine Gaststätte -> tot… nun warum?

Tausende von kleinen Dorfgaststätten und Weinstuben, die zum Teil schon seit Jahrhunderten existieren, beweisen das Gegenteil. Klar, wenn man ein japanisches Restaurant mit 50 Sitzplätzen in einem 100 Seelen-Dorf im Fichtelgebirge aufmacht, könnt es eng werden, aber das macht ja auch keiner, der bei Verstand ist.

Das Problem liegt in diesem Segment eher in einer gesellschaftlichen Entwicklung: in den Dörfern sterben die Ureinwohner langsam aus, freiwerdende Häuser werden von Großstadtflüchtlingen bezogen, die am Dorfleben nur wenig teilhaben (wollen), weswegen die Dorfkneipe langsam an Publikum verliert. Aber das ist nichts, was sich in den letzten zwei Jahren bemerkbar gemacht haben könnte (siehe Fragestellung) - oder gar mit der Lage an sich zu tun hätte.

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Hallo,

ich halte nix von „Jubel-Statistiken“ wenn ich sie nicht selber gefälscht habe :smile:

Denn Mäcces fimiert ja Offiziell als Gastronomiebetrieb , so steht es bei den vielen Franchise-Nehmern nämlich an deren Türen zu Mäcces.
Bzw. etliche bezeichnen sich sogar als Restaurant

Ansonsten brauche ich einfach nur mit offenen Augen durch das Land gehen und was sieht bzw. besser gesagt was sieht man nicht mehr ?
Kneipen wie sie früher typisch für Deutschland und besonders den Kohlenpott waren.Auch die etwas „besseren“ Gaststätten sind kaum noch zu sehen.Bist du früher über Jugoslawische oder Griechische oder Chinesische förmlich gestolpert in den Städten, must du heute schon suchen.
Selbst Mafia-Torten -Läden werden immer seltener.
Dafür werden die freien Plätze von Handy-Shops erobert :-(((