Hallo!
Ich schreibe diesen Eintrag, um Ihre Meinung zu erfahren.
Ich bin Anfang 30 und lebe in einer Partnerschaft. Nun hat mein Freund einen
Freundeskreis, in dem auch eine Frau ist, die er früher sehr mochte
und mit der er das eine oder andere Mal auch etwas hatte. Sie sind
jetzt „sehr gut befreundet“. Ich komme jetzt überhaupt nicht damit
klar, dass sie sich ständig sehen, auch wenn meist nur in einer
größeren Gruppe. Diese Frau würde ich, unabhängig von der Sache,
weder als interessant noch als besonders intellektuell einstufen und
kann mir daher nicht vorstellen, warum er sie so ansprechend fand.
Besonders beunruhigt mich jetzt, warum er, nachdem er so lange auf
ihren Typ stand, mich haben möchte bzw. mit mir glücklich ist wo sie
und ich so verschieden sind. Grund zur Eifersucht gibt er mir nicht,
trotzdem denke ich an nichts anderes mehr und verzweifele langsam so
an dieser Sache, dass ich ernsthaft überlege, mich zu trennen. Das
erscheint mir die einzige Lösung. Ich verstehe nicht, wie man mit
jemandem, mit dem man nur mal so befreundet ist, einfach ins Bett
geht und danach wieder Bier trinken, als wäre nichts gewesen. Wenn
ich mit ihm und den Freunden unterwegs bin fühle ich mich, als wäre
ich jetzt die nächste in der Reihe und denke, die Frau und alle
anderen belächeln mich bestimmt deshalb. Wie gesagt, einen Anlass so
zu denken geben sie mir nicht. Mein Partner kennt das Problem und
versucht mich zu unterstützen. Was nicht hilft. Das ist alles in
meinem Kopf. Alles was ich mache oder sehe bringt mich sofort wieder
dazu, daran zu denken, dass er mit dieser Frau etwas hatte.
Beispielsweise gehe ich in ein Geschäft und sehe ein Bier, was sie
immer trinkt und schon denke ich an sie und an ihn und was er mit ihr
gemacht hat.
Mir geht es so schlecht, dass ich manchmal tagelang nur
heule und nicht schlafen kann. Es ist wie ein Kreislauf im Kopf,
immer wieder denke ich das gleiche und es wird immer schlimmer. Das
ist natürlich unheimlich belastend für unsere Beziehung. Und ich muss
mich auf meine Arbeit konzentrieren, was nicht möglich ist, weil ich
zu wenig schlafe. Ich habe einen sehr anspruchsvollen und stressigen
Beruf, wo ich gedanklich fit sein muss, damit andere nicht zu Schaden
kommen. Es belastet mich unglaublich und ich trotz aller Versuche,
mich selber davon zu überzeugen, dass es nicht sinnvoll ist, darüber
nachzudenken, komme ich einfach nicht klar.
Ich denke also darüber nach, eine Therapie zu machen, da meine
Denkweise ja offensichtlich nicht ganz normal ist bzw. ich glaube,
dass es sich um eine Form von Depression handelt. Ich habe allerdings
Bedenken, ob ich mich beim Arzt nicht lächerlich mache. Ich komme mir
vor, wie ein Teenager, der seine Eifersuchtsanfälle nicht unter
Kontrolle hat und sich zu wichtig nimmt. Es gibt schließlich Leute,
die vergewaltigt wurden oder wo beide Eltern gestorben sind und ich
komme mit sowas. Deshalb traue ich mich gar nicht zum Arzt, ich weiß
nämlich gar nicht, was ich diesem erklären soll, warum ich eine
Therapie brauche. Das alles kommt mir so unwichtig vor im Vergleich
zu wirklich schlimmen Sachen.
Ich wäre sehr dankbar für die eine oder andere Meinung.
Freundliche Grüße,
Anna