Brauche Notlüge in der Arbeit

Hi,

ich bin seit November in der Psychiatrie wegen Depressionen und Zwangsstörungen.
Ich werde meine Arbeit voraussichtlich im Februar stückweise wieder aufnehmen.
Da ich ungern will das jmd weiß das ich in der Psychiatrie war würde ich gerne sagen das ich einen Bandscheibenvorfall hatte. Das müsste doch mit 10 Wochen in etwa hinkommen. sagen wir mal 4 Wochen Krankenhaus und Reha 6 Woche ?

Viele Grüße

Hallo,

eingangs möchte ich Dir alles Gute wünschen. Ich wünsche Dir, dass man Dir dort helfen kann.

Ich würde auf Arbeit nicht lügen. Auch keine Notlüge. Warum nicht? Eine Lüge macht viel Arbeit. Sie muss in sich schlüssig sein. Immer. Gegenüber jedem. Das ist nicht einfach durchzuhalten. Die Gefahr, sich zu verplappern und zwei Menschen zu unterschiedliche Versionen zu erzählen oder einer Person zu gleichartige Geschichten, sodass es wie ausgedacht klingt, ist zu groß.

Ja, man kann sowas durchhalten. Spione und V-Leute mit zweiter Identität kennen das. Aber es ist Arbeit und Anspannung.

Ich halte es für einfacher, zu sagen: „Ich werde nicht drüber reden.“ Das ist nur exakt eine Information. Und die ist sogar richtig. Es macht weniger Arbeit. Und das Löchern, „sag mal, wo warst Du denn?!“ wird abebben.

Aber an die Lügen musst Du dich stets erinnern, sie wie einen Urlaub parat haben und abrufen können.

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Lügen haben kurze Beine…
Nach so langer Krankheit greift wohl auch die Wiedereingliederung, so dass Du erstmal mit reduzierten Stunden wieder einsteigst.
Was nutzt es Dir, die eine Krankheit vorzuschieben um eine andere zu verdecken?
Eine Depression wird vielleicht nicht sofort auffallen, eine Zwangsstörung schon, wenn Dich jemand triggert. Und dann?
Was ist das für ein Betrieb in dem Du da arbeitest? Gibt es da keinen adäquten Ansprechpartner?

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Vielen dank das nehme ich gerne an.

Ja deswegen treibt es mich eigentlich in dieses Forum ,um es schlüssig zu machen.
Das würde heißen , falls ich in ein Gespräch verwickelt werde , das ich dann genau sagen kann welcher Wirbel was operiert wurde und was ich in der Reha gemacht habe.

hmm das könnte ich natürlich erstmal versuchen . Ich kenne aber auch neugiere Kollegen in meiner Arbeit.

Ja das wird wohl der Fall sein.

Ich arbeite in einer Unfallversicherung :slight_smile: und es arbeiten viele Physiotherapeuten dort . Gerade deswegen müsst die Lüge wirklich Wasserdicht sein.
Als Ansprechpartner fällt mir nur meine Teamleitung ein.

Ich muss zum Schluss nochmal sagen, das mir das wirklich zu intim ist die Wahrheit zu sagen…

Viele Grüße

Gerade dann würde ich gar nicht lügen.

Für mich hättest Du es nicht betonen müssen. Mir war das klar. Auch ich würde nicht mit meinen Kollegen drüber reden wollen, obwohl „peinlich“ nicht der Grund dafür wäre. Ich bestimme einfach gerne selbst, mit wem ich mich über welchen Teil meines Lebens unterhalten möchte.

Bist Du noch in der Psychiatrie? Dann könntest Du vielleicht das Problem in einem Gespräch anbringen…

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Lass das mit der Bandscheibenlüge auf jeden Fall sein. Das fliegt Dir früher oder später um die Ohren. Gerade bei einer Unfallversicherung.

Es ist übrigens oft so, dass Menschen andere Gründe für ihre „Unpässlichkeiten“ angeben, als das was wirklich los ist. Oft ist es in der Tat so, dass das Eine weniger peinlich scheint, als das Andere.
Aber warum?
Spiele mit offenen Karten, so wissen alle woran sie sind und es gibt keine wilden Spekulationen.
Dir ging es physisch und psychisch nicht gut, Du hast Maßnahmen getroffen und bist auf dem Weg der Besserung.
Mehr muss keiner wissen.
Aber ganz ehrlich? Ich bin froh, dass ich zu meinen Kollegen und meinem Chef ein so gutes Verhältnis habe…denn bei denen ist auch nicht immer alles Gold was glänzt und auch sie haben ihre Baustellen. Aber wir sprechen offen darüber und unterstützen uns.

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Wenn du was konstruierst, das nicht wasserdicht bleibt, denkt man noch, die Krankschreibung ist insgesamt nicht ganz koscher gewesen. Sag, dass du jetzt wieder gesund, im Einsatz bist und über die Krankheitsphase nicht reden willst.

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Hallo,

Diagnosen musst Du nicht offenbaren.
Allerdings ist es Deine Pflicht, krankheitsbedingte Einschränkungen - also Symptome - zu offenbaren, die sich negativ auf Deine vertraglich geschuldete Arbeitsleistung auswirken können. Und da dürfte es wenig Überschneidungen geben zwischen Psyche und Bewegungsapparat.
Für diese Beurteilung gibt es in jedem Betrieb Fachmenschen, nämlich Betriebsärzte/-ärztinnen. Diese unterliegen in Bezug auf Diagnosen ebenfalls der ärztlichen Schweigepflicht. Du hast das Recht, eine derartige betriebsärztliche/arbeitsmedizinische Untersuchung zu verlangen, bevor irgendwelche Führungskräfte in Bezug auf deine weitere Eignung losphantasieren. Eine solche Untersuchung findet idealerweise bei Deinen AU-Zeiten im Rahmen des gesetzlich vorgeschriebenen „betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM)“ gem. § 167 Abs. 2 SGB IX statt.
§ 167 SGB IX - Einzelnorm

Gibt es denn in Deiner Dienststelle Arbeitnehmervertretungen (Personalrat, Schwerbehindertenvertretung)?

&tschüß
Wolfgang

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Es gibt eine Schwerbehindertenvertretung

Viele Grüße

Servus,

da bin ich ein bissle unsicher, ob das - wenn geäußert - nicht bereits als Andeutungen zu werten ist, die eben Platz für Spekulationen lassen und fast „automatisch“ auch zu solchen führen, mit der bekannten Lawine von Unrat, die dabei dann herauskommt.

Wäre es da nicht besser, von vornherein klar und bestimmt, aber ohne jeden Schmuck anzusagen „Darüber möchte ich nicht reden und darüber werde ich auch nicht reden“?

Schöne Grüße

MM

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Auch das geht schon niemanden etwas an! Auf dem AU-Exemplar für den Arbeitgeber ist nicht umsonst nur der Zeitraum der AU angegeben und keine Diagnose.

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" Ich musste einen kleinen Eingriff vornehmen lassen". Ohne weitere Erläuterung.
Erklärt längere Abwesenheit. Könnte alles mögliche sein. Ernst oder weniger schlimm. Da hakt m E. keiner nach.

und auch mit dieser Halb-Aussage ist ein kleiner Hinweis gegeben, der sehr viel Raum für Spekulationen offen lässt und diese damit enorm anheizt.

So entstehen dann die Gerüchte „Ach, übrigens: Der Kollege Heiner hat sich jetzt ein Spinaltumor aus dem Kleinhirn entfernen lassen, hast Du schon gehört? Kein Wunder war der schon die ganze Zeit immer so seltsam!“

Es gibt meines Erachtens nur eine einzige Möglichkeit, diese widerwärtige Sumpfsuppe von Anfang an stillzulegen - das ist die einfache, klare Ansage, dass man keine Informationen an wen auch immer liefern wird, die diesen nichts angehen. Auch nicht ein wenig oder ein bisselchen oder Umschriebenes oder eine Ersatzlegende, sondern einfach nichts.

Schöne Grüße

MM

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Kommt vielleicht ein bisschen auf das Arbeitsumfeld an.

Hallo,

dann solltest Du Dich so schnell wie möglich an diese SBV wenden, um Dich zumindest beraten zu lassen in Bezug auf Anträge wegen Schwerbehinderung und ggfs. Gleichstellung.

Damit hast Du zumindest folgende rechtliche Möglichkeiten:

  1. Vorläufiger Kündigungsschutz wie ein schwerbehinderter Mensch bis zum rechtskräftigen Abschluss beider Antragsverfahren.
  2. Die Möglichkeit, zur Planung des beruflichen Wiedereinstiegs den örtlich zuständigen Integrationsfachdienst
    Integrationsfachdienst – Wikipedia hinzuzuziehen.
  3. Ab GdB 20 einen pauschalen Steuerfreibetrag gem. § 33b EStG:
    § 33b EStG - Einzelnorm

Die SBV unterliegt ebenfalls einer sehr strengen Verschwiegenheitspflicht gem. § 179 Abs. 7 Nr 1 iVm § 237b SGB IX:
§ 179 SGB IX - Einzelnorm
§ 237b SGB IX - Einzelnorm

In der Praxis ist aus meiner Erfahrung der folgende Rat

der praktikabelste. In den allermeisten Fällen, die ich kenne, hat diese Aussage die Wirkung, daß sich keinerlei Ansatzpunkte für Spekulationen bieten und somit das „betriebsöffentliche“ Interesse relativ schnell reduziert wird.

Das Anlügen des AG über Ursachen und insbesondere Auswirkungen kann in bestimmten Fallkonstellationen sogar eine fristlose Kündigung begründen.

&tschüß
Wolfgang

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Zu all dem schon Gesagten …

In so einer Therapie wird dem Patienten in der Regel nahegelegt, sich nicht so zu verstecken und seinen „Ticks“ nachzugeben, weil sowas meistens dazu beiträgt, dass es für den Patienten schlimmer wird.

Da ist es eigentlich sinnvoll, sowas offen bei seinem Vorgesetzten anzusprechen und für den Patienten kontraproduktiv, sich irgendwelchen Geschichten auszudenken. Das belastet nur mehr!

Im Anschluss einer stationären Therapie oder in einen Tagesklinik erfolgt meistens eine ambulante Therapie. Ich würde das dann beim Therapeuten ansprechen.