Brauche Theorie aus der Andragogik

Hilfeeeee!!!

Ich bin zur Zeit auf der Suche nach einer Theorie für mein Diplomarbeitsthema (Alter und Bildung, Lernen im Alter). Ich hab aber das Gefühl es wurde in diesem Bereich schon alles tausendfach zerkaut was es zu zerkauen gibt. Gibt es irgendeinen Spezi hier der mir helfen kann…kennt jemand neueste Studien oder interessante neue Theorien aus den Bereichen Gerontologie und Andragogik…???

LG

Hallo,

leider kann ich nicht helfen.

Schöne Grüße,
Jule

Oh, das klingt dringend- das Gefühl hat mich schon bei einer bloßen Seminararbeit zermürbt-
leider kann ich dir nicht weiterhelfen, mich würde aber „Abfallprodukte“ deiner Eingänge interessieren, die mit „Lernen im Alter“ im ZUsammenhang mit Rehabilitation zu tun haben,nach längerer Krankheit-OP’s, Infarketn…,
inwieweit ist der ältere Patient/Klienet fähig, sich neu zu orientieren. Das wär für meine kleine Abschlußarbeit schön.
Doch eins weiß ich, kennst du die schon -->
In Graz gibts die GEFAS"Gesellschaft zur Förderung der Alterswissenschaften und des Seniorenstudiums",
http://www.generationen.at/news.html
die arbeiten nicht nur lfd an spannenden Projekten in der Richtung, sie können auch sicher Tipps geben zu neuen Studien.
Dir wünsch ich DIE Hinweise, die dich in Schwung bringen, alles Gute.

Danke für den Tipp. Jeder Hinweis ist bei leerer Kopfstube hilfreich :smile:
mmh…Rehabilitation. Also was Altersbildung angeht kann ich allgemein Sylvia Kade empfehlen. Sie geht auf Neu- und Umorientierung im Alter sehr gut ein, greift auch schön in den sozialpsychologischen Wissenspool. Wenn du das mit neurobiologischen Erkenntnissen kreuzt könnte da was Schönes bei rauskommen.
LG

Danke für Hinweis, werd mich erst nach weihnachten schlau machen.
Verratest du mir, wo (Uni-Ort-Stadt-Staat, irgendwas davon)du die DA schreibst?
lg

Gerade habe in den Teil gelesen in dem auch Umorientierung nach gesundheitlichen Schäden thematisiert wurde…ab S.122 in Altern und Bildung

Ich schreibe an der WWU Münster. Wie weit bist du mit deinem Studium?
LG

Hm, ich würde dir gerne weiterhelfen, bin aber leider eher auf Demenz und Betreuungen spezialisiert. Du könntest mit der Universtät Vechta Kontakt aufnehmen. Da gibt es eine das Zentrum Altern und Gesellschaft (ZAG). Die Professoren sind sehr gut auf ihrem Gebiet und haben aktuell einige Forschungsaufträge. Ich bin mir nicht sicher, aber es kann sein, dass Frau Prof. Backens dir weiterhelfen kann, sie forscht hauptsächlich in der Soziologie. Hätte dir gerne weitergeholfen…Sry. Wenn mir noch etwas einfällt, lass ich es dich wissen! Viel Erfolg!!

FH-Studium in Graz abgebrochen,
Bin in Ausbildung für schnellen Berufseinstieg(kurz vor der Pension), möcht dann berufsbegleitenden Unilehrgang machen, sofern ich eine Stelle find, mit der das umsetztbar wird.
LG

Hallo,

danke für Deine Anfrage,

leider kann ich Dir mit neuerer Literatur nicht weiterhilfen. Im Prinzip gibt es auch nichts Neues. Vielleicht neuere Erkenntnisse der Hirnbiologie, Hirnforschung (z.B. Braintainment Bd. 1 und 2 oder so ähnlich ist ein sehr gutes Buch über die Physiologie unseres Gehirns. Das bestätigt aber auch nur, das was wir ohnehin schon wissen, dass der Mensch mit Kopf, Herz und Hand lernt, dass lernen ständig stattfindet, etc. Es ist eher eine Einstellung als Pädagog/in gefragt, die den Menschen nicht auf ein Maschinenteil reduziert, der wie ein Kippschalter funktioniert.
Ich hoffe, dies hilft weiter
Beste Grüße
K

Lieber LG
Ein interessantes Thema! Würde mich selber für Ergebnisse interessieren. Kann Dir aber keine Quellen nennen. Kannst Du mich auf dem Laufenden halten? Folgende Fragen scheinen mir klärungsbedürftig:
1.) Unterschiede im Lern und Merkverhalten zwischen Jung und Alt ( Motivation? Themenbezogenheit )
2.)Gibt es valide Erfahrungen gezielter Gruppentherapien?
3) Gibt es Beeinflussungen des Lernverhaltens durch Medikamente ( negative oder positive )
4.) gibt es Erkenntnisse über Einflüsse des Lebensstils?
Gruß Kö

Dankeschön!
Es ist gut ein schonmal ein paar Namen parat zu haben.
LG

Vielen Dank.
Die Bücher werde ich unter die Lupe nehmen.
LG
Kiki

Also was das Lernen im biologischen Sinne angeht schreibt Kade, dass zwar ab einem gewissen höheren Alter Verluste zu verzeichnen sind, diese aber kompensiert werden können durch neue Synapsen. Was Motivation angeht zeigt sich, dass sich mit dem Bewusst werden über die Endlichkeit des Lebens die Motivationsschwerpunkte verlagern. Da nennt sie Beispiele aus der Kunst und Literatur.
„Während die Jugend durch Variantenreichtum imponiert und durch besondere Details, das Bizarre und Abweichende fasziniert ist, sucht das Alter nach einer elementaren, einfachen Form. Der Verdichtung der Erfahrung liegt ein Interesse am Bauplan der Natur, Allgemeinen und Grundlegenden zugrunde. Der Alternde lernt sich im Werk auf Wesentliches zu konzentrieren, Wichtiges vom Unwichtigem angesichts der eingeschränkten Lebenszeit zu unterscheiden. Das Wesentliche ist nicht prätentiös oder raffiniert, wesentlich ist vielmehr die Einfachheit der Form, der nüchterne Ausdruck der Wirklichkeit.“ (Kade 2006, S. 80 )
Der Alternde ist dementsprechend nach Auswertungen von VHS besonders an Sinn- und Lebensfragen interessiert. Vorallem einsame Ältere nehmen an Kursen teil.
Viele Frauen sind früher als Männer alleinstehend (verwitwet) deshalb nehmen vorallem sie und eher bildungsnahe Personen,die schon immer aktiv waren Angebote in Anspruch. Am aktivsten sind die jungen Alten.Was die Interessen angeht gibt es bei Frauen und Männern auch noch größere Unterschiede.Männer bevorzugen den Sach- und Weltbezug (Bsp. Geschichte, Naturwissenschaften und Sprachen) und Frauen den Personen- und Sozialbezug in Bildung (Bsp.Psychologie)…aber mit zunehmenden Alter steigt das Interesse der Männer an den „Frauendomänen“. Der Teilnahmedrang insgesamt nimmt aber bei Hochaltrigen ab (vllt. Isolation und gesundheitliche Probleme).
Ältere bevorzugen Lernen in heterogenen Gruppen, aber was Leistungsfächer angeht (Sport, neue Sprachen etc.) bevorzugen sie es unter sich zu bleiben. Außerdem sind Ältere motivierter an einem Kurs teilzunehmen,wenn sie in der Gesellschaft auf Anerkennung stoßen (was ja genau das Problem ist. Sie verlieren ihre Kompetenzen weil sie sie nicht nutzen können und nutzen wollen sie sie eher wenn sie von anderen gebraucht werden).
Zu Gruppentherapien weiß ich nichts…was Medikamente angeht, gehe ich davon aus, dass die allgemeinen Nebenwirkungen und ihr Effekt auf Lernverhalten alterübergreifend einschränken, hinzu kommt aber die Gebrechlichkeit hochaltriger Menschen und die spezifische Verarbeitung von Medikamenten…und da Ältere oft mehrere Medikamente nehmen zählt auch noch die Interaktion…also dementsprechend tippe ich auf negative Einflüsse.
Lebensstile die weitestgehend festgefahren sind, lassen sich auch im hohen Alter nicht so einfach (sogar schwerer) ändern. Es liegt vorallem daran, dass Ältere immer mehr von dem Gewohnten und Bekannten verlieren und immer mehr dem Unbekannten und der Ungewisskeit gegenüber stehen, da halten sie sich eher an dem fest, was ihnen aus ihrere Vergangenheit geblieben ist. Es ist auch ein Akt der Identitätsarbeit. Wenn man vieles von dem verliert über das man sich definiert hat, sogar die Menschen verliert die einem die Identität bestätigen, gerät man zwangsläufig in Krisen.
Was Lernen und Lebensstil angeht: Wer schon aktiv war bleibt aktiv. Die meisten Personen die früher schon kein Engagement zeigten und keine Netzwerke haben isolieren sich zunehmend und werden viel schneller gebrechlich. In keiner anderen Lebensphase sind Netzwerke und Kommunikationsfähigkeit oder -drang wichtiger als in dieser.

hallo Kiki21
Danke für die detaillierte Antwort.
Wenn Kade unterstellt, dass kognitive Verluste im Alter durch neue Synapsen ausgeglichen werden können, dann ergibt sich die Folgerung: Unterschiede im Lernverhalten zwischen Alt und Jung sind ausschließlich durch die unterschiedliche Motivationslage bedingt.

Bezüglich der antreibenden Kräfte ( Motivationen ) sind drei Triebfedern besonders leistungsfähig:

a) der Drang nach Erfolg ( Anerkennung, persönliche Vorteile, Geld u.a.)
b) der Drang nach Selbstverwirklichung im substanziellen Sinne ( größere Einsichten, klareres Urteil, Festigung des Charakters, Überlegenheit )
c)der Drang nach „Unsterblichkeit“ (etwas Bleibendes zu schaffen, etwas, das mich überlebt )

Während beim jungen Menschen vor allem a) dominiert, sind es für den alten Menshen b) und c)
Andragogik müßte besonders um eine Belebung von b) und c) bemüht sein.

Nicht ganz einverstanden bin ich mit der einseitig lobenden Einschätzung von „Netzwerken“
Ungünstige Netzwerke können gute Motivationen sogar zerstören ( Mein Onkel sagte: Seit ich im Altenheim bin, habe ich viele Kontakte, aber ich fühle mich um zehn Jahre gealtert )
Es müssen motivierende Netzwerke sein, wenn sie denn motivieren sollen.
Wenn ich an Ihre Diplomarbeit denke, finde ich, daß ihr ein Paradigmenwechsel gut täte:

Es darf nicht heißen: Wie verhindere ich durch Lernen die sonst unausweichlichen Alterskrisen, die durch Verluste auf allen Ebenen vorgezeichnet sind.

Viel besser und attraktiver wäre dies: Wie erreiche ich durch richtiges Lernen, daß die Sehnsucht nach b) und c) befriedigt wird.

Was die Beeinflussung durch Medikamente betrifft, ist Ihre bisherige Einschätzung noch zu undifferenziert. Wohl stimmt es, daß medikamentöse Einflüsse dem Lernen häufig entgegenstehen, andererseits wird eine gute Therapie bei einschränkenden Organleiden eher lernfördernd wirken.
Lohnenswert wäre es sicher, wenn man fundierte Kenntnisse gewönne, wie bestimmte Pharmaka oder auch bestimmte Nahrungsmittel, bestimmte Trainingsarten, bestimmte Literatur oder Musik auf die kognitiven Funktionen älterer Menschen einwirken.
Für die Arbeit nützlich wäre sicher auch eine Anleihe aus Kunst und Literatur von Hochbetagten.

Wenn das Alter einen Sinn hat ( und davon bin ich überzeugt, denn die Natur schafft alles Sinnlose ab) dann muß es möglich sein auch im Alter eine Aufwärtsentwicklung zu erzielen ( durch Lernen )Künstler und Propheten, Weltweise und Sippenhäupter sind ein Beleg für diese Annahme.
Gruß Kö

Natürlich gibt es immer eine Kehrseite einer Medaille. Ob Netzwerke gut sind ist eine Frage der Perspektive und das Empfinden sich als Älterer unter Gleichaltrigen älter zu fühlen ist sehr subjektiv. Es gibt auch Personen die sich erst unter Gleichaltrigen verstanden und akzeptiert fühlen und das Empfinden von „Alt oder nicht“ spielt nicht für jeden Hochaltrigen die gleiche Rolle.
Fakt ist aber, dass Isolation als sozialer Tod dem biologischen voraus geht und dies nur durch Netzwerke verhindert werden kann. Mit Netzwerken meine ich allgemein den Kontakt nach außen, sei es zu speziellen Ärzten, den Enkeln oder dem Besuch einer Beratungsstelle oder eines VHS Kurses. Ein Mensch kann unmöglich ohne soziale Einflüsse gesund leben, daher würde ich Netzwerke in erste Linie immer beweihräuchern:smile:
Was Medikamente angeht habe ich keinerlei Informationen und habe nur Hypothesen aufgestellt…mmh, in dem Sinne Frage ich mich dann weiter ob nicht die Art der Nebenwirkung entscheidet. Natürlich kann man unter Schmerzen nicht lernen und Tabletten sind da hilfreich, aber was ist wenn die Nebenwirkung Müdigkeit oder Verwirrung ist…oder beides. Darauf kommt es doch dann an. Relevant sind doch dann nur die geistigen Fähigkeiten die im Augenblick der Informationsverarbeitung funktionstüchtig sein müssen. Nebenwirkungen sind zum Glück aber kein muss (Psychopharmaka sind da denke ich noch ein Thema für sich).

Für die Diplomarbeit habe ich natürlich vor auf die Chancen im Alter Großes zu leisten zu deuten. Ich wollte dafür auch einige biografische Arbeiten lesen z.B. „Ich bin ein Baum mit vielen Ästen“ von Rita Levi Montalcini.
„Rita Levi Montalcini war weit über siebzig, als sie mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Jetzt legt die berühmte Naturwissenschaftlerin ein Buch über die Chancen des Alters vor. Sie macht deutlich, dass Alter nicht gleichzusetzen ist mit Vergreisung und Stillstand. Am Beispiel ihrer eigenen Person erläutert sie, was man tun kann, um geistig fit zu bleiben“
oder
„Ich lebe weiter selbstbestimmt“ von Liselotte Vogel.
Mir ist es wichtig mich ein wenig in einzelne Lebensgeschichten hineinzulesen. Das finde ich viel spannender. Leider kenne ich persönlich keine Hochaltrigen.
Wie Training, Ernährung, Lyrik, Kunst und Musik auf kognitive Fähigkeiten wirken können ist auf jedenfall erfahrenswert. Während Wirkung von Lyrik,Kunst und Musik nur abhängig von der Wertlegung und Empfindung des einzelnen ist (Dem der nicht gerne liest oder Mozart hört wird die Tätigkeit nichts bringen solange er es nicht genießt) sind Training und Ernährung für die Vitalität jedes Menschen entscheidend und man sagt ja so schön in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist.Die kognitive Fähigkeit eines Menschen ist aber auch von Übung abhängig. Wer seinen Geist trainiert und seinen Körper Vital hält kann nicht verlieren.
Mich würde auch interessieren welche Vitamine und Wirkstoffe wieso förderlich auf die Gedächtnisleistung wirken können.
Hier hab ich was neueres Gefunden…Thema Hirn-Doping…
http://www.faz.net/s/Rub7F74ED2FDF2B439794CC2D664921…

Danke für die Anreize.
LG
Kiki

Leider kann ich im Bereich Gerontologie nicht weiterhelfen. Da kenne ich mich nicht aus.
LG

Liebe Kiki!
Danke für die Teilnahme an Ihren Recherchen. Nach Kenntnis der gewährten Einsichten bin ich überzeugt, daß Sie „das Kind ( Diplomarbeit ) schon schaukeln“ werden. Zumindest ist mir klar geworden, daß Ihr bisheriger Wissensstand zum Thema, meine Kenntnisse weit übersteigt. Sicher werden Sie auch die Unterschiede im geistigen Prozess zwischen Männern und Frauen berücksichtigen. ( Das Angewiesensein auf Netzwerke trifft Frauen - nach meiner Erfahrung - viel eher als Männer. Dementsprechend ist auch der Profit von Netzwerken bei Frauen stärker ausgeprägt ) Der einsame, weise alte Mann ist vorfindbar.
Viel Erfolg für Ihre Arbeit und alles Gute für die Feiertage!

Hallo Kiki,

Du suchst eine geeignete, schon vorhandene Theorie zum Thema „Lernen im Alter“?
Wie genau lautet denn Deine Forschungsfrage, worum genau geht es? Natürlich gibt es, wie immer und überall, mehrere Theorien, die gerade für die Lebensphase des Alters nur bedingt bzw. nur für einen kleinen Teil der Menschen geeignet sind. Du wirst „DIE“ Theorie nicht finden können.

Viel Erolg

Christina

Hallo Christina,
Danke für die Antwort.
Also ich dachte in die Richtung Geragogische Lernberatung. Es wäre schön wenn ich neueste Forschungen oder Studien zu diesem Thema finden könnte. Leider schaff ich das nicht alleine. Habe nichts gefunden außer Reproduktionen.Es scheint als habe sich seit Jahren nichts in dem Gebiet getan…Gibt es vielleicht neue Formen von Lerninfrastrukturen?Beratungskonzepte für Ältere?

LG
Kiki

Hallo Kiki,

da kann ich Dir leider auch nicht weiterhelfen. Sicher hast Du ja schon im Internet gesucht. Wende Dich doch mal an den Arbeitskreis Geragogik www.ak-geragogik.de, vielleicht haben die ein paar Tipps.

Viel Erfolg und liebe Grüße

Christina