Hallo!
Ich habe seit Januar 2012 ein Kleinunternehmen angemeldet.
Ich produziere Ware, muss also Material einkaufen, verarbeite
es und verkaufe es an selbstständige Unternehmer einer
bestimmten großen Handelskette.
Vermutlich lief von Anfang an etwas schief, denn die Kleinunternehmerregelung, bei der keine Umsatzsteuer ausgewiesen und keine Vorsteuer abgezogen werden kann, ist für Leute, die Ware einkaufen und überwiegend gewerbliche Kunden haben, nachteilig. Damit verschenkt man bares Geld.
Jetzt steht die Buchführung ins Haus.
2012 gegründet und erst jetzt wird begonnen, Geschäftsvorfälle aufzuzeichnen?
Ich war bei meinem Steuerberater…
Du wirfst das Geld mit vollen Händen zum Fenster hinaus. Der Steuerberater muß bezahlt werden. Dabei kann es angesichts des bescheidenen Geschäftsumfangs durchaus passieren, daß du dein Gewerbe vorzugsweise betreibst, um den Steuerberater zu bezahlen.
und der meinte dass ich eine doppelte Buchführung machen sollte. Also mit den ganzen
konten.
Im Interesse des Überblicks ist das sehr vernünftig.
Also erstens kann ich das nicht mehr…
Man kann es lernen.
und zweitens seh ich’s nicht ein soviel Arbeit dafür zu investieren.
Du arbeitest jetzt weitgehend für umme, weil du dir mangels eigener Sachkenntnis einen Steuerberater leistest. Wenn du die Buchführung künftig nicht erst 2 Jahre im Nachhinein erledigst, sondern z. B. jede Woche ein Stündchen die angefallenen Geschäftsvorfälle buchst, kann von viel Arbeit keine Rede sein. Nachdem du dich mit der Materie etwas angefreundet hast, wirst du aus eigenem Antrieb noch viel mehr machen, z. B. aus den Zahlen der laufenden Buchführung eine Liquiditätsvorschau basteln und graphisch als Kurve über die Zeit darstellen. Sowas ist mit Geld kaum zu bezahlen, erledigt kein Steuerberater für dich und macht zudem noch Spaß.
Also: Vermutlich hat dir das Finanzamt auf die Hühneraugen getreten, daß du dich endlich bequemst, an Buchführung zu denken. Dann mußt du die Situation im Moment mit Hilfe des Steuerberaters bereinigen. Für die Zukunft lege ich dir dringend ans Herz, einen Volkshochschulkursus Buchführung zu besuchen und unmittelbar danach den Kursus Jahresabschluß.
Umsatz war 2012 ca. 3000€ und 2013 werdens ca 6500€
ist eine solche Bilanz überhaupt notwendig?
reicht nicht eine GuV ?
Soweit es um die Anforderungen des Finanzamts geht, reicht eine EÜR. Aber Himmelarschundzwirn, du arbeitest doch nicht für’s Finanzamt! Die Buchführung kommt deinem Überblick zugute. Welchen Umsatz hast du mit welchem Kunden gemacht, wo hast du was für insgesamt welche Beträge eingekauft, welche Ein- und Ausgangsrechnungen sind bezahlt, welche noch offen, was liegt an Halbzeugen und Fertigwaren am Lager - dafür reicht EÜR nicht, dafür braucht man die doppelte Buchführung, mit der man die Bewegungen von Geld, Werten, Forderungen und Verbindlichkeiten transparent macht.
Also: Raus aus der Kleinunternehmerregelung, mach’ dich umsatzsteuerpflichtig und belege die oben erwähnten VHS-Kurse! Die Maßnahmen belasten dich arbeitsmäßig kaum nennenswert, lassen dich aber Bares sparen und bringen Bares, so daß du endlich Geld verdienst! Deine Eingangsrechnungen belasten die Liquidität zwar zunächst in ursprünglicher Höhe, aber die darin enthaltene Umsatzsteuer erstattet das Finanzamt bzw. du verrechnest sie mit der eingenommenen Umsatzsteuer. Dafür schlägst du auf deine Rechnungen einfach 19% USt. oben drauf. Das juckt deine Kunden nicht, weil die nämlich auch vorsteuerabzugsberechtigt sind. Schon hast du unter dem Strich mehr Geld. Die Kurse Buchführung und Jahresabschluß kosten kleines Geld, jeweils etwa einen Hunderter, aber du sparst fortan ein Vielfaches an Honorar für den Steuerberater.
Die passende Software, Lexware o. ä., kostet natürlich ein paar Euro, wobei dich - so du vorsteuerabzugsberechtigt bist - nur der Nettopreis interessiert. Das gilt vom eingekauften Material bis zum Benzin fürs Auto. Nur rund 1,20 pro Liter ist doch 'n Wort - oder? Damit das klappt, mußt du regelmäßig deine Umsatzsteuervoranmeldungen ans FA geben, aber das ist einmal gemacht wirklich ganz, ganz simpel. Die erwähnte Software ist aber kein Ersatz für die VHS-Kurse. Dort werden Basics vermittelt, die dir unmittelbar helfen, ohne die ausnahmslos niemand kaufmännisch tätig sein sollte.
Gruß
Wolfgang