Braunauer Rattengedicht

Stimmt. Und wenn man einfach behauptet, der Gute habe was ganz anderes gemeint, ist das natürlich auch sehr praktisch. Warum er halt ausgerechnet Ratten und nicht Hase, Fuchs oder Bär genommen hat, bleibt dann eben ein Rätsel.

Ich hab oben schon geschrieben, dass man es entweder so sehen kann, dass er aus der Sicht einer Ratte schreibt oder sich selbst als Ratte sieht. Und hätten wir es hier nicht mit dem 200. Einzelfall in einer Partei zu tun, die immer wieder durch rechtsextreme, antisemitische, ausländerfeindliche und islamophobe Rülpser auf sich aufmerksam macht, wäre ich vielleicht sogar geneigt deiner Sichtweise etwas abzugewinnen.

Das ist halt deine Meinung, mit der ich auch leben kann. Ich verstehe nur nicht, wieso du dich so vehement dagegen sträubst, dass ich (und noch ein paar andere) anderer Meinung sein könnten.

Hat hier oder sonst wo jemand das Gegenteil behauptet? :no_mouth:

Weil ich gerade was dazu gelesen habe:
„Rattengedicht“ erinnert Experten an „Sprache der Nazis“

„Immer, wenn man Menschen mit Tieren, mit Ungeziefer vergleicht, ist Feuer am Dach“, sagt Fritz Hausjell. „Wir haben eine Geschichte, die eng in Verbindung mit Tiervergleichen steht. Dass sich der Autor selbst als Ratte bezeichnet, ist ein billiger Trick. Auch nach 1945 gab es immer wieder derartige Rhetorik, die sprachlich sehr aggressiv ist.“

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Das ist genau der Punkt: es ist eben kein Einzelfall, sondern die FPÖ ist eine Partei mit offener Flanke ins Neonazitum. Völlig unabhängig von diesem Gedicht.
Darum nervts mich, dass nun von allen möglichen Sprechblasenautomaten des Landes ihre unreflektierten Sprechblasen abgesondert werden konnten, und dass der Balkanrouten-Kurz sich mal wieder ganz billig von der FPÖ distanzieren konnte, und dass die FPÖ mal wieder ganz billig das Stück „Wir haben einen Nazi bei uns gefunden und entfernt. Also können wir doch gar keine Nazis sein“ aufführen konnte.
Dieses Genervtsein hab ich unter deinem Posting geschrieben, aber nicht gerade dich (oder euch) gemeint damit.

  • Ausgerechnet Kurz: Die getätigte Wortwahl ist abscheulich, menschenverachtend sowie zutiefst rassistisch und hat in Oberösterreich und im ganzen Land nichts verloren"
  • Ausgerechnet Strache: „Das „Rattengedicht“ stelle ein Fehlverhalten dar, das nicht mit den Grundsätzen der FPÖ vereinbar sei“
  • aber auch Rendi-Wagners Sprechblase nervt: das Gedicht erinnere sie „fatal an einen sprachlichen Umgang mit Menschengruppen, wie er in der NS-Propaganda üblich war“.

[quote][quote=„FBH, post:19, topic:9450247“]

Wenn sich das nicht von nationalsozialistischen Hetzgedichten unterscheidet, dann weiß ich auch nicht mehr.

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Hat hier oder sonst wo jemand das Gegenteil behauptet? :no_mouth:

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Naja, siehe oben.

Gruß
F.

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Da bin ich eh bei dir, aber was schlägst du als Lösung vor? Populisten leben von der Provokation, aber wenn man gar nicht reagiert, ist damit ja auch niemandem geholfen.

Dass von Politikern aller Parteien reflexartig die gleichen Plattitüden abgegeben werden, ist auch klar. Jetzt ermittelt aber mal die Staatsanwaltschaft und vielleicht kommt ja was Handfestes raus.

Da kann ich mich an die Aussagen Frau Strobls gut anschließen.
Die Wasserzeichen-Karikatur hatte ich gar nicht wahrgenommen.

Gruß
F.

Wofür das eine Lösung ist, weiß ich nicht, aber ich schlage schon aus Prinzip ein Sprechblasenverbot vor. Ich glaube einfach, dass das den politischen Diskurs stärker kaputt macht als -zum Vergleich- so ein Gedicht.

Da bin ich gespannt.
Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass da was rauskommen soll (Verhetzung?).
Anders als Hausjell wird ein Gericht das Schriftstück nicht so mirnichtsdirnichts auf „billige Tricks“ reduzieren können, sondern wird sich mit dem Inhalt auseinandersetzen müssen.
Wir werden sehen :wink:

Gruß
F.

Ich hab’s zuerst auch nicht gesehen, weil ich eigentlich keine Bilder mit guter Qualität gefunden habe.

Du hast dich auf die etwas simpel gestrickte Argumentation des „Standard“ bezogen:

„Immer, wenn man Menschen mit Tieren, mit Ungeziefer vergleicht, ist Feuer am Dach“, sagt Fritz Hausjell. „Wir haben eine Geschichte, die eng in Verbindung mit Tiervergleichen steht. Dass sich der Autor selbst als Ratte bezeichnet, ist ein billiger Trick. Auch nach 1945 gab es immer wieder derartige Rhetorik, die sprachlich sehr aggressiv ist.“ -

Gerade weil der Dichter sich selbst als Angehöriger dieser Tierart bezeichnet, ist diese Konnotation nicht zwingend herstellbar. Das wäre bei Strauss, Stoiber viel leichter möglich, da dort die „Ratten“ klar die polit. Gegner sind.
Vielmehr wird der Gedichtschreiber aber durchaus gewusst und bezweckt haben , dass z.B. du sofort wieder darauf anspringen wird.

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Im Gegensatz zu dir ist Prof. Hausjell ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der Kommunikationsgeschichte, der sich vor allem mit dem NS auseinandergesetzt hat.
Die antisemitisch konnotierte Darstellung der Ratte auf dem Gedicht scheint dir ja keine Bemerkung wert zu sein, vermutlich weil sie deinem Narrativ des großen Missverständnisses zuwiderlaufen würde.

[Beitrag editiert vom www Team]

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Ich hatte zwar auch zuerst nicht die Zeichnung gesehen , aber was genau soll antisemitisch wirken? Bleibt doch nur der Bart,oder? Nichts deutet auf die typischen Stürmerdarstellungen hin, wie sie heute noch die Süddeutsche z.B. in Karikaturen von Netanjahu verwendet (Ohren,Nase etc.). Auch einen arabischen Semiten erkenne ich mit Bowler und Spazierstock nicht.
Ist es nicht vielmehr so, dass du etwas siehst weil du etwas sehen willst?
Gruss
rakete

Ich dachte, du hättest den Standardartikel gelesen? Oder wenigstens das Posting von @anon56793850? Nein? Also dann hier nochmals nur für dich:

Mit Monokel, Bart und Hut liegt hier eigentlich eine klassisch antisemitisch konnotierte Darstellung vor.

Aber das ist für dich vermutlich alles nur ein ganz, ganz dummer Zufall.

Die Aufregung um dieses Bild wirst du dann vermutlich auch nicht verstehen:

Hier übrigens die ganze Gedichtanalyse von Frau Strobl, die sie ursprünglich als Folge von Tweets (deshalb die vielen Abkürzungen wegen der Zeichenbegrenzung) veröffentlich hatte:
https://threadreaderapp.com/thread/1120249378437042177.html

Gruß
F.

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Danke. Die Tweets hatte ich schon gelesen, diese Zusammenstellung kannte ich aber noch nicht.

Das passt aber inhaltlich gar nicht zum Text. Da werden die neuen „Ratten“ anders beschrieben.
Aus meiner Sicht zeigt das Bild die erzählende Ratte selbst. Der will sich doch kulturell besser aufgestellt sehen. Dazu passt eine bürgerlich-vornehme Ausstattung. Von Finanzmonopol-Ratten ist nirgendwo die Rede. Die Ratte schaut auch recht freundlich drein und nicht so verschlagen wie auf dem NPD-ähnlichen Plakat, dass du vorgekramt hast, wo die Anti-Haltung doch sehr deutlich ist.
Du hast dich da in was verrannt. Nur weil linke Politologen und Sprachwissenschaftler eine „Analyse“ schreiben muss das nicht gleich richtig sein. Du bist doch -glaub ich - auch irgendwo im Unisektor tätig; da wird dir bei den Profs auch schon genug Dummheit und Verblendetheit begegnet sein.

Verstehst du denn die Aufregung um dieses Bild? Bin mal neugierig.
die-in-der-sueddeutschen-zeitung-erschienene-karikatur-kritiker-werfen-der-zeitung-antisemitismus-vor-in-dieser-hinsicht-sind-weder-zeitung-noch-karikaturist-unbeschriebene-blaetter-


Gruß
rakete

Schön für dich.

Das Plakat stammt vom RFJ, einer Vorfeldorganisation der FPÖ und war gestern Thema in den Hauptnachrichten. Es wird von IKG und IGGÖ verurteilt und und EU Spitzenkandidat Vilimsky verteidigt wird. Aber klar, zufälliger Einzelfall.

[Beitrag editiert vom www Team]

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