Bremen - Sekt - Rücktritt - Gloystein

Hallo,

bei der morgendlichen Lektuere der innenpolitischen Ereignisse stolpere ich ueber folgenden Artikel:

_Sekt-Skandal: Gloysteins Entschuldigung
Bremens Vize begießt Obdachlosen mit Sekt

Der Auslöser: Gloystein kippt lachend Sekt auf den Obdachlosen. (dpa)
Bild vergrößern Bremen - Der zurückgetretene Bremer Wirtschafssenator Peter Gloystein (CDU) bezeichnet seine Sektattacke auf einen Obdachlosen als „Affekthandlung“. Gloystein sagte am Freitag im Nachrichtensender N24, der Mann habe bei dem Weinfest am Mittwochabend „rumgelärmt“. Er habe ihm jedoch nichts Böses gewollt, vielmehr habe er den Mann „eher einbeziehen“ wollen, sagte der CDU-Politiker.

„Hier hast du auch was zu trinken“

Gloystein hatte dem Mann bei der Eröffnung des Weinfestes von der Bühne aus unvermittelt Sekt über den Kopf gegossen. Laut „Bild“-Zeitung soll er dabei gerufen haben: „Hier hast du auch was zu trinken.“

„Blöde Geschichte“

Gloystein räumte jetzt ein: „Das war eine blöde Geschichte“, die er sehr bedaure. Er habe sich bei dem Mann gleich entschuldigt und stehe auch noch im Kontakt mit ihm: „Wir sind einigermaßen freundlich auseinander gegangen.“

Kein Druck vom Bürgermeister

Gloystein widersprach der Darstellung, er sei nach dem Vorfall politisch unter Druck gesetzt worden mit dem Ziel, ihn zum Rücktritt zu bewegen. Tatsächlich habe er sich mit Bürgermeister Henning Scherf (SPD) beraten. Dieser sei der Meinung gewesen, dass die Affäre mit einigen Schwierigkeiten durchzustehen wäre. Er selbst sei dann aber zu der Auffassung gelangt, dass er der Koalition „diese Tortur“ nicht zumuten wollte, sagte der CDU-Politiker.

Scherf sieht die große Koalition in Bremen durch den Rücktritt nicht in einer Krise. „Da hat einer persönlich krass einen Fehler gemacht und die Konsequenzen gezogen“, sagte Scherf am Freitag in Bremen. (fw/ddp)_

Jetzt bin ich doch etwas verwirrt. Obdachlose mit Sekt zu begiessen ist ungewöhnlich. Aber ein so schneller Ruecktritt ist doch eher selten. Welche Muehen hat der Mann auf sich genommen, um an die Spitze zu kommen? Wie schnell verzichtet er auf Amt und Wuerden? Haette er die Tat nicht als gut gemeinten Naturaltransfer deklarieren koennen? Wer kennt Hintergruende oder war dabei gewesen?

Gruss,
Klaus

Nachtrag: Bild
http://members.aol.com/kmlo/gloystein.jpg

hallo Klaus,
es war so ziemlich das geschmackloseste, was sich ein Politiker leisten konnte.
Er hat richtig gehandelt und ist sofort zurückgetreten.
Das ist ungefähr das Gleiche, wie Marie Antoinette gesagt haben soll (soll aber nicht wahr sein), als man zu ihr sagte: „Madam, das Volk hungert, es hat kein Brot!“ : „warum essen sie dann keinen Kuchen?“
Grüße
Babalou

Hallo Klausi,

Welche Muehen hat der Mann auf sich
genommen, um an die Spitze zu kommen?

das letzte mal habe ich ihn getroffen, als er ganz unten war…tief unten unter der Bockenheimer Landstraße in Frankfurt und zwar in einer Tiefgarage Anfang 2000. Da wirkte er eigentlich - für seine Verhältnisse - sehr entspannt.

Lebenslauf: http://www.bremen.de/sixcms/detail.php?id=1512654

Wenn man sich überlegt, daß ein Vorstand normalerweise einen 5-Jahresvertrag hat und der - in finanzieller Hinsicht - auch erfüllt wird, wenn man ihn arbeitstechnisch nicht erfüllt, halten sich die Mühen in den Jahren 2003 und 2004 vermutlich in Grenzen.

Ist aber Tradition bei der Bank. Der ehemalige Vorstandssprecher der gleichen Bank gibt als Wohnsitz (lt. IKB Geschäftsbericht 1999/2000) Humacao/Puerto Rico an.

Ein anderer Ex-Vorstand leitet die Postbank und ein anderer hatte die Finger bei der Bankgesellschaft Berlin in unschönen Dingen:
http://www.postbank.de/pbde_ag_home/pbde_wu_wirueber…
http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828… (ganz unten)

Und dann war da noch der gute Ulli:
http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,…
http://www.emissionshaus.com/kcol/deutsch/news/press…
Reiner Zufall:
http://www.boerse-online.de/ftd/artikel.html?artikel…

Weiterführende Literatur: http://www.faz.net/s/Rub5CAECB7768E046A3976500B4D416…

Was ich damit sagen will: Wer heute in Deutschland eine gewisse Position erreicht hat, kann mit silbernen Löffeln unterm Arm und mit Schimpf und Schande aus dem Amt gejagt werden und findet nach kurzer Schamfrist trotzdem (oder gerade deshalb) ein anderes adäquates Pöstchen.

Wir erinnern uns an Herrn P., seinerzeit aus dem Vorstandssessel bei BMW gekippt, weil das mit Rover nicht so recht fluppen wollte. Was macht dieser unübertroffene Kenner der Automobilbranche, der nicht imstande war abzusehen, daß aus den Resten der mittelenglischen Industrie nichts gescheites mehr werden konnte (http://www.auto-gebrauchtwagen.de/meldung_10221.php) heute?

Da isser wieder: http://www.volkswagen-ag.de/german/docs/2a-pischetsr…

Wie schnell verzichtet
er auf Amt und Wuerden?

Gloystein hat insofern einen Vorteil: Er hat nicht nur in der Wirtschaft seine Kontakte sondern nun auch in der Politik. Spätestens Mitte 2006 taucht er wieder irgendwo auf.

Gruß,
Christian

Chrissi!

vielen Dank für den gut recherchierten Artikel. Solche Leistungen sind im Forum eher selten.

Du bestätigst damit meinen Verdacht, dass Gloystein die Gelegenheit nutzte, um sich vom öffentlichen Weinverkosten abzuseilen und wieder als Berater im Hintergrund tätig zu werden. Kontakte hat er nun auch in der Politik, sein Name ging mal durch die Presse und somit hat er seinen eigenen Verkaufswert entsprechend erhöht. Leicht angesäuselt kam ihm der Obdachlose vermutlich gerade recht und die öffentliche Entrüstung, Babalou einmal ausgenommen, wird sich in Grenzen halten.

amüsiert,
Klaus

Jetzt bin ich doch etwas verwirrt. Obdachlose mit Sekt zu
begiessen ist ungewöhnlich.

Ja, ja so ist das in Deutschland. Bald wirft man noch mit Kaviar und Trüffeln nach den Obdachlosen.

Kleiner Spaß

Mfg

schmeißt Kaviar, damit der Pöbel …
… drauf ausrutscht.

bei der morgendlichen Lektuere der innenpolitischen Ereignisse
stolpere ich ueber folgenden Artikel:

Sekt-Skandal: Gloysteins Entschuldigung
Bremens Vize begießt Obdachlosen mit Sekt

Als ich das gestern in den Nachrichten sah, dachte ich Gloystein müsste besoffen gewesen sein. Heute las ich aber etwas mehr darüber, wie die Situation zustande kam. Anscheinend hatte Gloystein auf der Bühne diese Magnum-Sektflasche in der Hand. Der Obdachlose stand unten und griff nach der Flasche und wollte etwas haben. Gloystein wollte nun übermütig dem Obdachlosen etwas Sekt in den Mund gießen, nur leider bekam der das nicht mit, drehte den Kopf und das Ergebnis kennen wir ja nun.

Also, übermütig und unbedacht, Partylaune, aber keine gewollte Erniedrigung.

Gruß,

Myriam

Mahlzeit!

Was ich an diesem Vorfall nicht verstehe: warum ist der Obdachloche ausgewichen? Ich meine, in Bremen gibt es Arbeitslose, die würden sich die Finger nach einem guten Schuß Alkoholika lecken - vorzugsweise Weizen, aber man nimmt halt, was man kriegen kann!

Gruß

Sancho

Was ich an diesem Vorfall nicht verstehe: warum ist der
Obdachloche ausgewichen? Ich meine, in Bremen gibt es
Arbeitslose, die würden sich die Finger nach einem guten Schuß
Alkoholika lecken - vorzugsweise Weizen, aber man nimmt halt,
was man kriegen kann!

Seh ich eigentlich ähnlich, Sancho. Aber der Humor scheint auch hier seine Grenzen zu haben.
Gruß,
Branden

hallo Klaus,

„Madam, das Volk hungert, es hat kein Brot!“ : „warum essen
sie dann keinen Kuchen?“

Doch, dass soll wahr sein. Wobei das was anderes ist. Die gekrönten Häupter konnten sich nicht vorstellen, dass das Volk Kuchen gar nicht kennt. Das kann man zu heute wohl kaum vergleichen.

Grüße
Sarah

Hallo,
also Obdachlose dürfen sich wirklich alles leisten, zeigen Politiker wegen Beleidigung und Körperverletzung an. Schon tritt ein Politiker zurück, während Fußballspieler sich auf Weißbier freuen. Und was ist mit Richtern, die Fehlurteile aussprechen und Existenzen zerstören, Beweise unterschlagen und Betrügern Recht geben? Warum treten die nicht zurück?

Mensch Klaus,
schneller kann man nicht arbeitslos und dafür auch noch gut bezahlt werden. Denk mal dran was der jetzt alles bekommt nur für den Rücktritt.
Kluger Mann der so schön handelt.

(etwas ironie dabei)
Gruß Steffen

Hallo,
also ich finde, dass Obdachlose zu viele Rechte und kein Pflichtgefühl haben. Humor haben sie sowieso nicht.

Seh ich eigentlich ähnlich, Sancho. Aber der Humor scheint
auch hier seine Grenzen zu haben.
Gruß,
Branden